Dienstag, 30. Oktober 2012

Rezension: Die Seele der Wüste - Roman

Seele der Wüste
Taschenbuch
JANE  JOHNSON

DIE  SEELE  DER  WÜSTE

Taschenbuch
Broschur
512 Seiten
Euro 8,99    Buch kaufen


REZENSION
Dieser Roman von Jane Johnson spielt in Marokko und in der zentralen Sahara. Es ist eine Geschichte über ein Tuaregamulett, das neben den Hauptfiguren Isabelle und Mariata eine wichtige Rolle spielt.


Geheimnisvolle Andeutungen machen Isabelle neugierig
Die erfolgreiche Steuerberaterin Isabelle erhält vom Notar einen Brief ihres verstorbenen Vaters. Sie erbt das Elternhaus und eine geheimnisvolle Kiste. In der Kiste befindet sich, neben Aufzeichnungen ihres Vaters und anderen vergilbten Papieren, ein besonders geformtes Schmuckstück, ein Amulett....

Isabelle ist die Tochter einer französischen Mutter und eines englischen Vaters, beide Archäologen. Als sie siebzehn Jahre alt wird, trennt sich die Mutter von der Familie und kehrt nach Frankreich zurück, der Vater wird ein bekannter Archäologe, der im Fernsehen in vielen wissenschaftlichen Sendungen zu sehen ist. Isabelle geht bald ihre eigenen Wege.

Im Brief entschuldigt sich der Vater für sein Verhalten und hinterläßt Isabelle geheimnisvolle Andeutungen. Er empfiehlt ihr das Haus zu verkaufen und die Hinweise in der Kiste zu vergessen oder ihnen nachzuforschen, wenn sie die Wahrheit erfahren will.
Natürlich ist Isabelle neugierig geworden und begibt sich mit ihrer Freundin Eve auf Spurensuche, die sie zunächst nach Marokko führt.

Die Liebe überdauert das Schicksal
Etwa fünfzig Jahre vorher beginnt Mariatas Leben. Sie ist eine junge Targia aus dem Ahaggar – Gebirge in Südalgerien. Sie glaubt, dass ihre Wurzeln bis zu Tin Hinan, nach den Vorstellungen der adeligen Tuareg ihrer Ahnherrin, zurückreichen. Sie lebt bei ihrer Tante Dassine im nigrischen Air-Gebirge, während ihr Vater und ihre Brüder sich einer Handelskarawane anschließen. Eines Tages wird Mariata von Rahma abgeholt und beide Frauen wandern durch die Tamesna – Ebene nach Norden Richtung Tamanrasset. Dem Sohn Rahmas, Amastan ag Moussa, geht es sehr schlecht. Nach schlimmen Erlebnissen lebt er völlig in sich gekehrt und zurückgezogen. Er läßt niemanden an sich heran. Die Schmiedin Tana hat neben handwerklichen Geschick auch seherische Fähigkeiten. Sie empfiehlt Rahma nach Mariata zu suchen, denn nach ihrer Erkenntnis kann nur Mariata Amastan helfen wieder in die Realität zurückzukehren.

Mariata hilft Amastan tatsächlich und sie hört seine erschütternden Erlebnisse. Das neue gemeinsame Leben soll durch eine Hochzeit besiegelt werden. Doch das Schicksal hält für beide schlimme Überraschungen bereit und sie werden bald wieder getrennt. So kommt Mariata eines Tages nach Marokko. Aber auch hier hat sie andere Vorstellungen vom weiteren Verlauf ihres Lebens als ihr Vater und sie begibt sich allein auf eine gefährliche Wanderung durch die Sahara in ihre Heimatregion.

Ein Unfall und Wege in die Sahara
Inzwischen weiß Isabelle, dass das Amulett von einem Tuargschmied hergestellt wurde. Sie fühlt, dass davon eine seltsame Wirkung ausgeht.

Tafraout im Tal der Ammeln in Südwestmarokko ist der Ausgangspunkt für Klettertouren im nahen Gebirge. Isabelle und Eve freuen sich auf einen aufregenden Urlaub und hoffen auf erlebnisreiche Klettertage. Am Flughafen lernen sie zwei junge Männer kennen, mit denen sie die Berge erklimmen wollen. Leider verletzt sich Isabelle bereits am zweiten Tag so schwer, dass sie einige Zeit pausieren muß. Das Amulett der Tuareg rettet sie vor dem Schlimmsten. Sie lernt Taib kennen, einen Antiquitätenhändler, der das Amulett interessiert betrachtet und kaufen möchte.

Isabelle muß sich schonen und erholt sich im Hotel. Aber sie ist nicht der Typ, der lange herumsitzen kann und so nimmt sie die Einladung Taibs an, der ihr vielleicht helfen kann, Näheres über das Amulett und die Inschriften zu erfahren. Dabei lernt Isabelle mehr von der Kultur der Marokkaner um Tafraout kennen.

Eines Tages bittet Taib Isabelle um Begleitung einer alten Dame auf dem Weg in die Wüste. Hier wendet sich das Schicksal erneut.
Im weiteren Verlauf erhält Isabelle neue Eindrücke und sie beginnt über sich und ihr Leben nachzudenken. Viel Zeit hat sie nicht, denn durch Zufälle kommt sie dem Geheimnis des Amuletts der Tuareg auf die Spur, hört aber durch die Erzählungen viel Erschütterndes und Rätselhaftes über die Kultur dieses Wüstenvolkes, das bis heute Gültigkeit hat.

Fazit
Abwechselnd werden die Geschichten der beiden Romanheldinnen wie in Zeitsprüngen aufgezeichnet, mal die moderne Isabelle, mal die Nomadin Mariata. Die Kapitel ändern sich oft abrupt und man muß sich immer wieder durch die ersten Zeilen mühen, um nicht ganz den Faden zu verlieren.

Die Autorin hat geschichtliche Hintergründe und Tatsachen und genaue Orts- und Namens angaben einfügt. Sie sollte sich an die korrekte Schreibweise halten (Bagzan -Berge, nicht Bazgan, Moussa ag Amastan (war ein berühmter Amenokal der Ahaggar – Tuareg) und nicht Amastan ag Moussa, was etwas einfallslos wirkt, und auch die Stammesbeziehungen richtig recherchieren oder, was besser gewesen wäre, ihrer Fantasie freien Lauf lassen und neue, weniger eindeutige Namen erfinden.
Die Autorin verarbeitet alle Klischees, die es über die Tuareg gibt, zum Ende zu übertreibt sie damit und vergaloppiert sich in Entführungsgeschichten und seltsame Zufälle.

Für jemanden, der bisher noch nichts über die Tuareg gelesen hat, mag dieser Roman interessant sein, für den Kenner der wirklichen Tuareghistorie wirkt diese romantische Geschichte zu klischeehaft.

Autorin
Die Engländerin Jane Johnson stammt aus Cornwall, einer ländlichen Gegend an der Südwestküste. Sie arbeitete als Buchhändlerin und Autorin von Jugendliteratur und Fantasy. Für die Recherchen zu diesem Roman flog sie nach Marokko. Dort lernte sie einen einheimischen Restaurantbesitzer kennen, mit dem sie inzwischen verheiratet ist. Die Autorin hat bereits einen ähnlichen Roman, „Die zehnte Gabe“ geschrieben.

In den Anmerkungen schreibt Jane Johnson, dass sie durch zwei Geschichten zum Schreiben dieses Romans inspiriert wurde. Das bleibt immer deutlich, denn man könnte die Kapitel über Isabelle und Mariata unabhängig voneinandner lesen, bis sich die Geschichten am Ende im 34. Kapitel vereinen.

In diesem Buch schreibt Jane Johnson neben der Romanhandlung auch über die geschichtliche und die gegenwärtige Situation der Tuareg in der Sahara. Dafür hat sie die einschlägige Literatur herangezogen. Auch im Anhang als Literaturhinweise erwähnt sie die Titel der entsprechenden Sachbücher, von denen sie die Tatsachen entnommen hat.

Birgit Agada

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