Samstag, 14. März 2015

Rezension: Worauf die Affen warten

Osburg Verlag
Rezension


Worauf die Affen warten    Yasmina Khadra   

Der Fall: Ein junges Mädchen, geschminkt wie für eine Hochzeit, wird brutal ermordet im Wald von Bainem in der Nähe von Algier aufgefunden. Nachdem eine Vermisstenanzeige bei der Polizei eingeht, stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um die Enkeltochter des Ministers Saad Hamerlaine handelt. Der betagte Minister hat keine Ahnung und sinkt schockiert auf seinen sündhaft teuren Sessel als Kommissarin Nora Bilal ihm das Bild der Leiche zeigt.
Hamerlaine glaubt Herr über Leben und Tod zu sein, dirigiert, denunziert und korrumpiert wie es ihm behagt. Er glaubt im Recht zu sein, nachdem er im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich bei der Front de Liberation (FLN) gekämpft hat und meint dadurch berechtigt zu sein, sich zu bereichern, wie so viele seiner Kollegen derselben Generation. Er ist ein Rboba, ein „Entscheider im Schatten“, der im Hintergrund die Fäden zieht.
Ed Dayem, Chef der meinungsmachenden algerischen Tageszeitung, versuchte sich nach Spanien abzusetzen, doch von dort wird er vom allmächtigen Minister zurückbeordert. „Immer, wenn er nach Algerien zurückkommt, fühlt er sich als Mörder, der an den Schauplatz seiner Verbrechen zurückkehrt.“ Auch er hat eine gewisse Macht als Eigentümer und Chefredakteur einer Zeitung, die für sich in Anspruch nimmt Ehen, Projekte, Karrieren zu fördern oder zu zerstören. So ist es ganz natürlich, dass Hamerlaine den Chefredakteur für seine Intrigen benutzt, ganz nach dem Motto: „Wahr ist, was die Leute für wahr halten. Jede noch so heilige Wahrheit, die nicht hieb- und stichfest ist, ist bloße Behauptung, und jede Ungeheuerlichkeit, die unwiderlegbar ist, ist absolute Wahrheit“.

Nach einigem Hin- und Herr kommen die Beamten der Polizei bei ihren Ermittlungen ganz gut voran. Doch dann wird ihnen plötzlich der Fall entzogen, kurz vor der Aufklärung des Mordes. Ein Blutbad in der Villa des Ministers stellt die Beamten vor neue Schwierigkeiten und Überlegungen. So schnell gibt die Kommissarin nicht auf und den Fall nicht ab, doch da passiert ein weiterer Mord….

Autor:
Yasmina Khadra ist das Pseudonym für den früheren Offizier Mohammed Moulessehoul, der 2000 aus der algerischen Armee austritt. Er zieht nach Frankreich, wo er heute das algerische Kulturinstitut leitet. Khadra schreibt seit den 1980er Jahren und ist mit der Figur des Kommissar Llob bekannt geworden. Seine Romane erscheinen auf Deutsch. In seinem letzten Buch beschreibt er sein Leben in: Der Schreiber von Koléa.

Fazit:
Yasmina Khadra kann es besser. Das Sprachniveau seiner Protagonisten ist sehr gewöhnlich. Die Abrechnung mit der korrupten „Regierungsmaschinerie“ von heute steht klar im Vordergrund, der Kriminalfall wird zur Nebensache. Nachdem alle Verdächtigen ausgeschaltet wurden, blieb nur noch der „kleine“ Inspektor übrig, um den Fall zu lösen. Ein Kriminalroman für echte Yasmina Khadra-Fans.


Der Autor besucht Deutschland im April und ist zu Gast in:

15.04.2015 Gütersloh, Buchhandlung Markus, 20 Uhr
16.04.2015 Düsseldorf, Institut Français, 19 Uhr
17.04.2015 Berlin, Kulturbrauerei, 19 Uhr