Samstag, 24. September 2016

NEU. Die Leiden des letzten Sijilmassi

Merlin

FOUAD  LAROUI

DIE  LEIDEN  DES  LETZTEN  SIJILMASSI
Roman

Was Kulturen und Menschen verbindet ...
Ingenieur Adam Sijilmassi hat erreicht, was sich sein Großvater Hadj Maati nie hätte träumen lassen: International diplomiert ist sein Weg an die Spitze eines marokkanischen Industriekonzernes vorgezeichnet. Doch auf einer Geschäftsreise überkommt es ihn hinterrücks: Was um Himmels Willen macht er 30.000 Fuß über der Andamanen-See in einer umweltverpestenden Blechbüchse? Und warum nur diese Eile?

Als Adam beschließt, sein Leben grundlegend zu ändern und sich im Riad der Vorfahren auf die Suche nach seinen kulturellen Wurzeln zu machen, nimmt die Geschichte einen dramatischen Verlauf. Denn ehe er sich versieht, steht Adam im Fokus politisch-religiöser Machenschaften ...

„Die Leiden des letzten Sijilmassi“ erzählt vom Konflikt einer ganzen Generation von Menschen, deren kulturelle Wurzeln in der muslimischen Welt liegen und die zugleich durch einen Bildungs- und Berufsweg in der westlich aufgeklärten Welt sozialisiert sind. Während sie für sich selbst noch versuchen, einen versöhnlichen Weg des Kompromisses vermeintlich gegensätzlicher Kulturen zu finden, sind sie längst zum Spielball zwischen den Fronten geworden.

Autor:
Fouad Laroui (geb. 1958 in Oujda, Marokko) ist Ingenieur und Wirtschaftswissenschaftler. Heute lebt er in Amsterdam, wo er an der Universität französische Literatur und Philosophie unterrichtet. Fouad Laroui hat bislang acht Romane veröffentlicht und viele Essais und Erzählungen. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem prix Albert Camus, dem prix du meilleur roman francophone und dem prix Goncourt de la nouvelle. Larouis jüngster Roman "Les tribulations du dernier Sijilmassi" stand auf der Auswahlliste für den prix Goncourt 2014.

Roman aus dem Französischen von Christiane Kayser.

Fouad Laroui
Die Leiden des letzten Sijilmassi
fadengeheftetes Hardcover mit Schutzumschlag
288 Seiten
Euro 24,- inkl. MwSt.  Buch kaufen


Die alte Dame in Marrakech

Merlin

FOUAD  LAROUI

DIE  ALTE  DAME  IN  MARRAKESCH
Roman

François und Cécile sind ein glückliches Paar, sie lieben sich und führen ein komfortables, sorgenfreies Leben in Paris. Und doch fehlt etwas, denn François langweilt sich. Und während er vor seinem Fernseher sitzt, träumt er von der Ferne: Wie wäre es wenn wir einen Riad in Marrakesch kauften? Alle Welt in Paris hat einen Riad in Marrakesch, warum nicht wir? Um endlich Ruhe zu haben von ihrem Mann, den sie in der Midlifecrisis wähnt, gibt sich Cécile geschlagen und willigt ein. Zu ihrer eigenen Überraschung sind die Eheleute binnen kurzem stolze Besitzer eines alten Hauses im Herzen der Altstadt von Marrakesch. Ist nun alles gut? Nicht ganz, – vorher gilt es, die alte Dame umzusiedeln, die in der Zwischenzeit beschlossen hat, von nun an bei ihnen zu wohnen ...

Was als unterhaltsame Satire über die selbstgefällige europäische Mittelschicht beginnt, entwickelt sich zu einem in seiner Dichte beklemmenden und anrührenden Drama vor der Kulisse der jüngeren marokkanisch-europäischen Geschichte.

Ein großartiger, ebenso spannender wie unterhaltsamer Roman über Versöhnung und Verantwortung.

Autor:
Fouad Laroui (geb. 1958 in Oujda, Marokko) ist Ingenieur und Wirtschaftswissenschaftler. Heute lebt er in Amsterdam, wo er an der Universität französische Literatur und Philosophie unterrichtet. Fouad Laroui hat bislang acht Romane veröffentlicht und viele Essais und Erzählungen. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem prix Albert Camus, dem prix du meilleur roman francophone und dem prix Goncourt de la nouvelle. Larouis jüngster Roman "Les tribulations du dernier Sijilmassi" stand auf der Auswahlliste für den prix Goncourt 2014.

Der Roman wurde aus dem Französischen übersetzt von Christiane Kayser.

Die Übersetzung ins Deutsche wurde mit Mitteln des Auswärtigen Amtes durch litprom gefördert. www.litprom.de

Fouad Laroui
Die alte Dame in Marrakesch
fadengeheftetes Hardcover mit Schutzumschlag.
200 Seiten
Euro 22,-  inkl. MwSt.    Buch kaufen




NEU: Roman von Boualem Sansal 2084 - Das Ende der Welt

Boualem Sansal 2084
NEU

BOUALEM  SANSAL

2084 - Das Ende der Welt    Roman

Einvernehmlich und im guten Glauben ...
In Abistan, Reich der fernen Zukunft, bestimmen die Verehrung eines einzigen Gottes und das Leugnen der Vergangenheit das Herrschaftssystem. Individuelles Denken ist abgeschafft: eine allgegenwärtige Elite unter Führung von Abi dem Entsandten steuert die Ideen und verhindert abweichendes Handeln.
Offiziell heißt es, die Bevölkerung lebt einvernehmlich und im guten Glauben.
Doch Ati, der Protagonist dieses Romans, der ausdrücklich anknüpft an Orwells Klassiker „1984“, hinterfragt die vorgegebenen Direktiven: Er macht sich auf die Suche nach einem Volk von Abtrünnigen, das in einem Ghetto lebt, ohne in der Religion Halt zu suchen ...

In seinem Roman entwirft Boualem Sansal ein Regime, das auf der religiösen Überhöhung einer Ideologie beruht und sich die Suche des Individuums nach persönlichem Glück auf erschreckende Weise zunutze macht: Das vom System auferlegte Streben nach spiritueller Erleuchtung diktiert das Leben eines jeden Bürgers und wird zum Motor der Gemeinschaft.

Sansals Vision ist zugleich faszinierend und beunruhigend – in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche mahnt sie zu gelebter Brüderlichkeit, toleranter Demokratie und einsichtiger Freiheit.

Aus dem Französischen von Vincent von Wroblewsky

Boualem Sansal
2084 - Das Ende der Welt
fadengeheftetes Hardcover mit Schutzumschlag     
288 Seiten
1.Auflage 2016 
Euro 24,- inkl. MwSt.   Buch kaufen


Samstag, 17. September 2016

NEU: Der Islam in Deutschland

Beck, Islam in Deutschland
MATHIAS  ROHE

DER  ISLAM  IN  DEUTSCHLAND
Eine Bestandsaufnahme

Seit Jahrzehnten leben Muslime in Deutschland, und doch werden sie von vielen als fremd, ja als Bedrohung empfunden. Mathias Rohe leistet mit seiner fundierten Bestandsaufnahme zum Islam in Deutschland einen Beitrag zur Versachlichung.

Das Buch beschreibt die Geschichte des Islams in Deutschland und die Vielfalt muslimischen Lebens in der Gegenwart. Es schildert die Bedeutung unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Kulturen und durchleuchtet die Vielzahl an muslimischen Organisationen, Initiativen und Positionen.

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich muslimisches Leben im Alltag entfalten kann:

Welche Hürden gibt es für Moscheen, Minarette, Gebetsrufe oder religiöse Kleiderordnungen?
Wie lassen sich im deutschen Alltag die Ritualvorschriften– etwa Fasten, Beschneidung, Schächten – beachten?
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Staat und muslimischen Organisationen?
Sind islamische Normen mit deutschem Recht vereinbar?
Abschließend fragt Mathias Rohe nach Perspektiven des Zusammenlebens in Zeiten von Flüchtlingen, muslimisch-religiösem Extremismus und Islamfeindlichkeit.

Eine unentbehrliche Grundlage für alle, die jenseits von Illusionen und Ängsten profund über den Islam in Deutschland mitreden wollen.  

Autor:
Mathias Rohe, Jurist und Islamwissenschaftler, ist Professor für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Erlangen-Nürnberg sowie Gründungsdirektor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa.

Mathias Rohe
Der Islam in Deutschland
Broschiert mit 16 Abbildungen
416 Seiten
1.Auflage 19. September 2016
nur Euro  16,95 inkl. MwSt.    Buch kaufen


Mittwoch, 14. September 2016

Erfolgreiches 36. Erlanger Poetenfest 2016

Claudia Ott, Ashraf Kateb und Salaheddin Maraqa
Photo: B.Agada

Über 12.000 Besucherinnen und Besucher ließen sich von tropischen Temperaturen während des 36. Erlanger Poetenfests nicht abschrecken 

Mit einem Porträt des griechisch-österreichisch-schwedischen Romanciers, Publizisten und Literaturwissenschaftlers Aris Fioretos fand das 36. Erlanger Poetenfest am Abend des 28. Augusts im Erlanger Markgrafentheater einen passenden Abschluss. In Person und Werk vereint Aris Fioretos prägende Themen der diesjährigen Poetenfest-Ausgabe, die wieder über 12.000 Besucherinnen und Besucher nach Erlangen lockte: Migration, kulturelle Vielfalt und die Zukunft Europas. Parallel zu den Lesungen im Erlanger Schlossgarten hatte kurz zuvor eine engagiert für Offenheit und Anerkennung kultureller Unterschiede plädierende Herta Müller über ihre eigenen Flucht- und Exilerfahrungen berichtet und mit Wilfried F. Schoeller diskutiert, welche Lehren daraus für die aktuelle Debatte um die Integration geflüchteter Menschen gezogen werden können.

Flucht und Exil war ein Themenkomplex, der sich wie ein roter Faden durch das Programm des diesjährigen Poetenfests zog, von den Lesungen im Schlossgarten bis zu den abendlichen Autorenporträts: Im überaus unterhaltsamen Gespräch mit Andreas Platthaus machte Ilija Trojanow deutlich, wie sehr seine weltläufige Biografie durch die Flucht als Kind aus Bulgarien geprägt ist. Nur wenige Kilometer von Erlangen entfernt, war die Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf damals seine erste Station. Trojanow plädierte dafür, die derzeitigen Herausforderungen im historischen Kontext immer wieder auftretender Flüchtlingswellen zu sehen und – als Kenner Afrikas und langjähriger Verleger afrikanischer Literatur – die historische Verantwortung Europas für die Probleme in vielen Ländern Afrikas stärker wahrzunehmen.

Im Zentrum des Erlanger Poetenfests standen auch in diesem Jahr die langen Lesenachmittagen mit zahlreichen Buchpremieren im Erlanger Schlossgarten. Die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Sharon Douda Otoo mit ihrem Klagenfurt-Text, Shida Bazyar, die aus ihrem druckfrischen Roman „Nachts ist es leise in Teheran“ las, die mit „Drehtür“ für den deutschen Buchpreis nominierte Katja Lange-Müller, Katharina Winkler und Abbas Khider, die aus ihren Frühjahrserscheinungen „Blauschmuck“ und „Ohrfeige“ lasen und die niederländische Bestseller-Autorin Connie Palmen, die ihren neuen Roman über Sylvia Plath und Ted Hughes vorstellte, zählten zu den Höhepunkten. Auch Emma Braslavsky, Mara-Daria Cojocaru, Kurt Drawert, Gerhard Falkner, Joshua Groß, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Isabelle Lehn, José F. A. Oliver, Teresa Präauer, Tilman Rammstedt, Eberhard Rathgeb, Ulrike Almut Sandig, Silke Scheuermann und Arnold Stadler faszinierten das Publikum bei den Freiluft-Lesungen im Park. Ihre Kinder- und Jugendbücher präsentierten Norbert Bohnsack, Andreas Collin, Mario Fesler, Antje Herden, Anja Hilling mit Simona Sabato, Bob Konrad, Ute Krause und Valija Zinck.

Zum Auftakt des 36. Erlanger Poetenfests übertrug Bayern 2 am Abend des 25. Augusts die „Nacht der Poesie“ aus dem Markgrafentheater, am 27. August wurde auch das Büchermagazin „Diwan“ live vom Poetenfest gesendet. Als ein großer Erfolg erwies sich die Buchpremiere von Raoul Schrotts Ende September im Handel erscheinenden Epos‘ „Erste Erde“ in Form einer „Langen Nacht der Ersten Erde“, in der zunächst Raoul Schrott von Michael Krüger befragt wurde. Im weiteren Verlauf interviewte Raoul Schrott dann die Naturwissenschaftler William F. Martin, Klaus Mecke, Axel Munnecke und Ralph Neuhäuser zur Entstehung des Universums, der Sterne, der Erde und des Lebens. Zu Gast in der Dreizehnten Erlanger Übersetzerwerkstatt waren Sharon Dodua Otoo, Terézia Mora, José F. A. Oliver, Klaus-Jürgen Liedtke, Iain Galbraith, Brigitte Döbert, Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel sowie – anlässlich des 150. Todestags von Friedrich Rückert – die Orientalistinnen Claudia Ott und Wiebke Walther. Dem Dichter, Übersetzer und frühen Vermittler fremder Literaturen war in Zusammenarbeit mit dem Erlanger Stadtmuseum ein vielbeachteter Programmschwerpunkt gewidmet, der mit der spontan angesetzten Zusatzvorstellung von Claudia Otts Lesekonzert altarabischer Lyrik einen abschließenden Höhepunkt fand.

Deborah Feldman erzählte von ihren Erfahrungen mit religiösem Fanatismus. Beim Aktuellen Podium „Die Türkei zwischen den Extremen“ diskutierten Autoren und Journalisten die gegenwärtige Lage. „Europa erzählen“ lautete der Titel der traditionellen Sonntagsmatinee mit Dieter Bachmann, Aris Fioretos, Wilfried F. Schoeller und Ilija Trojanow in der Moderation von Alexander Kissler. „Mobbing in Literatur und Leben“ war Gegenstand eines bewegenden Gesprächs mit Astrid Frank, Brigitte Hamacher und Wolfgang Kindler. Eine Werkstattschau beschäftigte sich mit drei neuen Biografien von Peter-André Alt, Simon Elson und Deborah Vietor-Engländer über Sigmund Freud, Max J. Friedländer und Alfred Kerr. Birgit Weyhe präsentierte ihren mit dem Max und Moritz-Preis 2016 ausgezeichneten Comic „Madgermanes“ und Hans Hillmans „Fliegenpapier“ nach Dashiell Hammett verwandelte sich unter der künstlerischen Leitung des israelischen Komponisten und Pianisten Itay Dvori in ein multimediales Comic-Konzert. Auf Einladung der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur entwickelte Gunter Gebauer im Gespräch mit Helmut Böttiger eine „Philosophie des Fußballs“. Einen künstlerischen Beitrag zur Flüchtlingsdebatte lieferte das Künstler-Kollektiv Rimini Protokoll mit „Evros Walk Water“, einer Performance, die die Erlebnisse jugendlicher Flüchtlinge erlebbar macht. Auf einem eigenen Podium lasen in Erlangen lebende Geflüchtete Lyrik aus ihrer Heimat auf Arabisch, Kurdisch, Farsi und Ukrainisch. Ausstellungen und Filme rundeten das Programm des 36. Erlanger Poetenfests ab.

Das 37. Erlanger Poetenfest wird vom 24. bis 27. August 2017 stattfinden.


Veranstalter
Kulturamt der Stadt Erlangen
Abteilung Festivals und Programme


Freitag, 9. September 2016

Buchbesprechung: Bilqiss

Bilqiss
Rezension

SAPHIA  AZZEDDINE

BILQISS   Roman


Man stelle sich folgende Situation vor: Ein Muezzin, der betrunken und unfähig ist, die Gläubigen zum Gebet zu rufen! Was macht seine Frau? Sie bittet ihre Nachbarin um Hilfe. Da es schnell gehen muss und die nächste Moschee weit entfernt ist, nimmt sich die Nachbarin die Freiheit und steigt selbst auf das Minarett und ruft zum Morgengebet. Eine verrückte Idee. Nicht nur, dass sie als Frau dieses Amt in diesem Moment übernimmt, sie erlaubt sich auch gleich den Bäcker, Gemüsebauern, Gärtner, die die Gemeinde ernähren und den Lehrer für Geschichte und Geographie, die sie vom Minarett aus sieht, im Namen Allahs für ihre vollbrachten und guten Taten zu loben. Welche Ungeheuerlichkeit in einem streng islamischen Land, in dem Frauen die Burka tragen müssen und auch sonst nichts zu sagen haben.

Es war einmal in einem islamischen Land
Das Land selbst wird nicht genannt. Man kann sich einige Länder vorstellen, in denen die Handlung spielen könnte. Einige amerikanische Soldaten sind in dem Ort stationiert, der nicht näher benannt wird.  
Nach dem sich die Leute den Schlaf aus den Augen gerieben haben und von der ersten Überraschung schockiert aufgeschreckt sind, wurde Bilqiss, so der Name der Nachbarin, verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Dieser Name wurde von der Autorin nicht grundlos ausgewählt. Bilqîs, Bilkis oder Balkis ist der Name der sagenhaften, klugen und schönen Königin, der Herrscherin von Saba, die nach Jerusalem zu König Salomon, im Islam unter König Suleyman bekannt, reiste.

Aubergine als Phallus-Symbol
Nach der Durchsuchung ihres Hauses kommen weitere „Todsünden“ zum Vorschein: Damenunterwäsche, Seidenstrümpfe, Make-up, Stöckelschuhe, Musikkassetten, Zeitungen, persische Gedichtsammlungen, also „alles, was Männer in Versuchung führen könnte“. Den Computer, das „Tor zur freien Meinungsbildung“ haben sie nicht gefunden. Sogar die Aubergine und Zucchini aus dem Kühlschrank werden beschlagnahmt! Sie dürfen nur in Stücke geschnitten auf dem Markt an Frauen verkauft werden, denn die Form könnte Frauen an einen Phallus erinnern und erregen, ereifert sich Herr Karzi, der Hauptankläger. Das Urteil kann also nur Tod durch Steinigung lauten. Für die Männer im Dorf gibt es keinen Zweifel.

Bilqiss und der Richter
Um vor tätlichen Angriffen geschützt zu sein, muss Bilqissin einem Käfig die Gerichtsverhandlungen überstehen. Der Richter zögert das Urteil vollstrecken zu lassen. Im Gegenteil, er geht zu Bilqiss ins Gefängnis. Was will er dort?  Nacht für Nacht diskutieren Bilqiss und der Richter, dem allmählich Zweifel an dem Urteil kommen. Wenn sie sich doch nur entschuldigen würde, dann könnte er Bilqiss retten…

Selbst ist die Frau
Aber Bilqiss denkt nicht daran, denn sie hat nichts Unrechtes getan. Bilqiss, die auch noch Witwe ist,  hat nichts zu verlieren. Sie wurde bereits verurteilt. Frei und selbstischer verteidigt sie sich und wehrt alle Anschuldigungen ab, im Gegenteil, sie führt dem Richter und auch den Zuhörern die absurden Gedanken der „Sittenwächter“ vor Augen und widerlegt mit Hilfe ihres gesunden Menschenverstands und des Korans, den sie nach ihrem Empfinden interpretiert, die Vorwürfe. Was hat sie getan? Sie rief die Gläubigen zum Gebet und fügte einige Sätze hinzu. Sollte das schon ausreichen, um sie zu steinigen? Islamische Rechtsgelehrte diskutieren um ein „juristisches Exempel zu statuieren“. Aber wie sollte die Strafe ausfallen?

Gotteslästerung oder Wahnsinn ?
„Handelte es sich um Gotteslästerung oder war es eine Ausgeburt des Wahnsinns? Darum drehten sich die Betrachtungen der Muslime von heute, während woanders Leute zum Mond flogen. … Seit sieben Jahrhunderten… zahlte die muslimische Welt einen hohen Preis dafür, dass sie ihrer weiblichen Hälfte Maulkörbe anlegte….Weit zurück lag die Zeit, als der geistige Wert eines Muslims sich nach der Anzahl der Bücher in seinem Besitz richtete, als Bibliotheken… aus dem Boden schossen und Moscheen nicht nur Gebetshäuser waren, sondern das Wissen verkörperten an dem Männer und Frauen unterschiedslos teilhaben konnten...“ klagen Bilqss und die Autorin zu Recht an.

Der Fall wird international
Inzwischen hat jemand die Gerichtsverhandlungen gefilmt und im Internet verbreitet. Dies sieht eine amerikanische Journalistin, die sich auf den Weg macht, um Bilqiss zu interviewen. Kann sie Bilqiss retten oder kommt sie zu spät?


Autorin:
Saphia Azzeddine wurde 1979 in Agadir/Marokko geboren. Als 9jährige zog sie nach Frankreich. Nach dem Soziologiestudium verbrachte sie ein Jahr in Houston, arbeitete als Diamantschleiferin in Genf  und etablierte sich dann als Journalistin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin.
Im Wagenbach-Verlag erschienen außerdem ihr Roman Zorngebete (Buchbesprechung hier) und Mein Vater ist Putzfrau.


Fazit:
Saphia Azzeddine beschreibt mutig und selbstbewusst die arrogante Sichtweise vieler Männer (nicht nur) in der islamischen Welt. Höhepunkt deren Genugtuung ist die Steinigung, die Vernichtung des Weiblichen, das sie reizt und von der religiösen Bigotterie ablenken könnte. Welche Absurditäten und Auswüchse dieses krude „Männerdenken“ zu Tage fördert, belegt die Autorin mit zahlreichen und auf den Punkt formulierten Beispielen. Sind die Szenen vielleicht übertrieben dargestellt ? Das mag der Leser selbst beurteilen, die Autorin stellt nur fest, sie verurteilt nicht.

Die Amerikaner, die „hilfreichen Soldaten“ und die „mitfühlende Journalistin“ werden vorgeführt und mit ihren eigenen „Waffen“ (Arroganz und Sensationslust) geschlagen.
Nur weil sich der Richter in Bilqiss verliebt, zögert er die Verhandlung in die Länge, das heißt auch er denkt vorrangig an sich und seine Phantasien…

Ein genial geschriebenes Buch, nicht nur über „muslimische“ Männerphantasien, das man gelesen haben sollte, eingebettet in einen Rahmen, der an die Geschichten aus 1001 Nacht erinnert. Gleichzeitig eine Anklage an die Rückständigkeit der islamischen Obrigkeit, während die Menschen schon viel weiter sind. Eine echte Bereicherung, sehr gut.



Veranstaltungstermine
Mittwoch, 19. Oktober 2016
Stuttgart Stadtbibliothek

Donnerstag, 20. Oktober 2016
Karlsruhe, Centre Culturel Franco-Allemand

Montag, 28. November 2016
Berlin, Heimathafen Neukölln



Donnerstag, 8. September 2016

Reiseführer Tunesien

Tunesien
TUNESIEN   Reiseführer
POLYGLOTT on tour

Ganz entspannt reisen mit dem POLYGLOTT on tour Tunesien, der mit 14 TOUREN, einer FALTKARTE und 80 STICKERN für die individuelle Planung jede Menge authentische Entdeckungen bietet. Den Herzschlag Tunesiens spüren Sie mit den vielfältigen Tipps des TYPISCH Kapitel, z.B. mit 50 DINGE, die Sie erleben, probieren, bestaunen und bleiben lassen sollten. Dazu gibt es Informationen von 
A-Z, die Top-Sehenswürdigkeiten und ausgewählte Adressen zu Unterkunft, Kunst, Kultur, Shopping, Essen und Trinken. PLUS: Eine individuelle App macht Ihren Urlaub unvergesslich.

Friedrich Köthe, Daniela Schetar
Tunesien
160 Seiten
1.Auflage Juli 2015
Euro 12,99 inkl. MwSt.    Buch kaufen


NEU: Reiseabenteuer Wie ich die Prinzessin von Sansibar suchte....


Prinzessin von Sansibar
WOLF  ULRICH   CROPP

WIE  ICH  DIE  PRINZESSIN VON  SANSIBAR  SUCHTE....

Reihe  Reiseabenteuer

Das Abenteuer Sansibar beginnt auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Auf einem Gedenkstein entdeckt Wolf-Ulrich Cropp den Hinweis auf Emily Ruete, geborene Salme, Prinzessin von Sansibar. Neugierde und Entdeckerdrang wecken in Cropp den Wunsch, die ferne Inselwelt der Prinzessin zu erkunden.
Der Weg nach Sansibar führt ihn zunächst zum Fuß des Kilimandscharos, der höchsten Erhebung Afrikas und Lebensraum der Massai. Weiter geht es mit dem Überlandbus an die ostafrikanische Küste, entlang der alten Karawanen-, Sklaven- und Elfenbeinroute, nach Dar es Salaam und Bagamoyo. Auf abenteuerlichen Wegen erreicht Cropp schließlich mit einer schiffbrüchigen Dhau Sansibar, die afroarabische Welt aus Tausendundeiner Nacht. Er erkundet das Inselkleinod im Indischen Ozean, die Tour nach Stone Town wird zu einer Zeitreise zurück in die Welt der Sultane und Kalifen. Schließlich kommt es zu einer unerwarteten Begegnung: An den Palastruinen von il Mtoni erscheint eine geheimnisvolle Frau und berichtet dem Autor aus dem spannenden Leben der Prinzessin Salme ...
Autor
Wolf-Ulrich Cropp aus Hamburg lernte schon als Manager von Unternehmen im In- und Ausland alle Kontinente kennen. Nebenher schrieb er Bücher und zahlreiche fachkundliche Abhandlungen. Seit 1997 widmet er sich ganz dem Reisen und Schreiben. Seine Erfahrungen und Erlebnisse verarbeitete er in zweiundzwanzig Büchern, darunter Bestsellern, sowie in Artikeln, Essays und Kurzgeschichten. Cropp ist Vorstandsmitglied der Hamburger Autorenvereinigung e. V. und Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller.


Wolf-Ulrich Cropp
Wie ich die Prinzessin von Sansibar suchte und dabei mal: kurz am Kilimandscharo vorbeikam
Format 13 x 19,7 cm
360 Seiten
1.Auflage Juli 2016
nur Euro 14,99 inkl. MwSt.  Buch kaufen


Montag, 5. September 2016

Rezension: Wir da draußen

duMont
Empfehlung

FIKRY  el AZZOUZI

WIR  DA  DRAUSSEN   Roman

Der Autor Fikry el Azzouzi beschreibt die Lage von jungen Männern, die in einem kleinen Ort in Belgien leben. 

Familienprobleme

Marokkanischer Herkunft ihrer Eltern, sind sie längst Flamen geworden, außer Kevin, ein echter Belgier, der mit seiner alkoholsüchtigen Mutter ohne Vater lebt, und sich Karim nennt, um den Marokkanern zu gefallen und der immer wieder „Anwandlungen eines Salafisten“ zeigt. „Karim ist bei uns eine Minderheit, und deshalb übernimmt er die meisten Angewohnheiten der Mehrheit. Das nennt man Integration. Sagen wir, Kevin ist ein Konvertit….Karims Problem ist, dass er sich ständig beweisen muss. Er will noch dunkelhäutiger und gläubiger sein als wir.“ So schreibt Ayoub, der Marokkaner, mal wieder in sein Notizbuch. Karim, Fouad und Maurice, seine anderen Freunde, zwicken Ayoub deshalb auf, aber er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und schreibt weiter.  

Gesellschaftsprobleme

Ayoub und seine Freunde fühlen sich ausgeschlossen aus der Familie und aus der Gesellschaft. Der Vater lebt sein Ego aus, schlägt die Söhne und die Mutter traut sich nicht, sie zu verteidigen, obwohl sie sich Vorwürfe macht. So leben Ayoub und seine Freunde auf der Straße und schlüpfen nur nach Hause, wenn der Vater schläft oder nicht da ist und die Mutter die Tür einen Spalt weit offen lässt. Die Jugendlichen versuchen ihr Leben „auf der Straße“ so angenehm wie möglich zu gestalten. Ayoub will Schriftsteller werden, natürlich ein erfolgreicher. Fouad sieht sich als Bodybilder und Frauenschwarm. Eines Tages stellt Fouad Ayoub seinen neuen Freund vor, Jean-Pierre, der ein Künstler werden möchte und sich an Fouads „tollem Körper“ ergötzt, den dieser gern zur Schau stellt. Mit Drogen und Aufputschmittel vollgepumpt, hält Fouad dem Druck nicht stand….. Ayoub macht sich große Vorwürfe.

Drogenprobleme

Maurice wohnt zur Untermiete bei einem älteren Marokkaner. Die Freunde freuten sich und dachten zuerst, sie könnten gleich mit einziehen, damit sie nicht mehr auf der Straße sein mussten. Doch Mo, der Marokkaner, wollte zunächst keine Besucher akzeptieren. Maurice hat eine flämische Mutter und einen Vater aus der Elfenbeinküste, die Eltern sind geschieden. Maurice versteht sich nicht sehr mit seinem Stiefvater. Da sind ihm seine Freunde näher. Eines Tages fällt Mo durch zu starken Drogenkonsum ins Koma…

Glaubensprobleme 

Plötzlich erscheint Karim/Kevin in einer Djalabiya (langes Gewand) bei Ayoub und Maurice und nennt sich Abu Karim. Er versucht beide davon zu überzeugen, dass ihr bisheriges Leben nichts gebracht hat und dass es nur im Glauben eine Erfüllung gibt.
Zur großen Überraschung der beiden erklärt Karim kurz darauf auch noch, dass er verheiratet ist. „Bruder“ Ayoub und „Bruder“ Maurice können es kaum glauben, bis sie der Frau und Witwe gegenübersitzen, die auch noch 3 Kinder hat, die Abu Bakr, Omar und Othman heißen, nach den ersten drei Kalifen im Islam. Natürlich soll der Sohn von Karim Ali heißen.
Die dreifache Witwe hat ihre Männer alle als Märtyrer verloren, in Afghanistan, Irak und Somalia. Nun soll Abu Karim seine Freunde davon überzeugen, mit ihm in Syrien zu kämpfen. Wird er Erfolg haben ?

Autor:
Fikry el Azzouzi, wurde 1978 in Temse (Belgien) geboren und ist ein flämischer Autor marokkanischer Herkunft. Einen Namen machte er sich als Kolumnist und Dramatiker. Er wurde u.a. 2013mit dem Autorenpreis für Theaterkunst  ausgezeichnet. 2010 erschien sein Debütroman „Het Schapenfeest“, 2014 folge die Novelle „De handen van Fatma“. „Wir da draußen“ ist das erste Buch von el Azzozi, das auf Deutsch erscheint. Der Autor lebt in Antwerpen.

Fazit:
Mit der Umgangssprache der jungen Leute von heute hat der Autor die Gedankenwelt der Jugendlichen 16-18jährigen treffend beschrieben. Ein wenig derb, mit dunklem Humor ausgestattete Protagonisten, die im Geiste alles kurz und klein hauen, jeden erschlagen, der sich ihnen in den Weg stellt, trifft er die Reden der sich ständig provoziert Fühlenden genau. Er hat zwar auch die Klischees nicht ganz ausgelassen, aber dennoch ein zum Nachdenken anregendes Buch geschrieben.
Ein amüsanter Roman aus einem Milieu, das es zur Zeit überall in Europa geben dürfte. Ein Buch für Eltern, die Veränderungen ihrer Kinder beachten sollten.  

Ein Roman, der den Leser in die Handlung einbezieht, denn Ayoub, der Schriftsteller spricht Sie als Leser direkt an. Dies ist ein geschickter Zug, der Autor erreicht damit, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will.