Am gestrigen Freitag, 6. Februar 2015 starb Assia Djebar in Paris. Sie gehörte zu den renommiertesten Schriftstellerinnen Algeriens. Als Fatma-Zohra Imalayèn wurde sie am 30. Juni 1936 in der algerischen Hafenstadt Cherchell geboren. Ihre Mutter entstammte einer Berberfamilie. Sie besuchte die Koranschule sowie die französische Grundschule, an der ihr Vater unterrichtete. Nach dem Abitur begann Assia Djebar 1955, als erste algerische Studentin in Paris, das Studium der Geschichte an der École Normale Supérieure de Sèvres, einer französischen Eliteuniversität.
Aus Fatma-Zohra Imalayèn wird Assia Djebar
1956 beteiligte sie sich am Streik algerischer Studenten in Paris aus Solidarität mit dem 1954 begonnenen Freiheitskampf ihrer Heimat. Während dieser Zeit arbeitete sie bereits am Manuskript ihres ersten Buches ›La Soif‹ (Durst), das sie unter dem Pseudonym Assia Djebar veröffentlichte, um ihrer Familie nicht zu schaden. 1958 ging sie mit ihrem ersten Mann, der im Widerstand kämpfte, nach Tunis und schrieb für eine politische Zeitung. Nach der Unabhängigkeit kehrte sie nach Algier zurück und trat eine Lehrtätigkeit für nordafrikanische Geschichte an der Universität an. Sie heiratete 1980 den Schriftstellerkollegen Malek Alloula, mit dem sie nach Paris übersiedelte. Während des „schwarzen Jahrzehnts“ in den 1990er Jahren kehrten sie aus politischen Gründen nicht nach Algerien zurück.
Als erste Frau aus dem Maghreb in die Academie française aufgenommen
Assia Djebar erhielt 2000 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für ihr Gesamtwerk und wurde 2005 als erste Persönlichkeit Nordafrikas in die ›Academie française‹ gewählt. Im selben Jahr wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück für Sprach- und Literaturwissenschaft verliehen. Assia Djebar lebte und lehrte in Paris und New York. Neben der schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete die Historikerin auch als Hochschullehrerin und Regisseurin. Ihre, auf Französisch geschriebenen Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt.
Schicksale von Frauen sind Hauptthemen ihrer Werke
In ihren Romanen beschäftigte sich Assia Djebar mit der algerisch-französischen Geschichte, mit Tradition und Moderne während der französischen Kolonialzeit, vor allem aber mit den Gefühlen, Wünschen und Schicksalen von algerischen Frauen und ihrem Streben nach Freiheit, Emanzipation, Widerstand gegen die patriarchalische Tradition, die sich oft nicht selbst Gehör verschaffen können.
Sie schrieb auf Französisch, bis algerische Kritiker ihr vorwarfen in der „Sprache des Feindes“ zu schreiben und sie sich in den 1970er Jahren dazu entschloss Hocharabisch zu studieren. Zunehmend beschäftigte sie sich, auch in ihren Dokumentarfilmen, mit dem Leben algerisch-berberischer Frauen.
Assia Djebars Bücher sind in Deutschland bekannt
Durch die Übersetzung ihrer Bücher wie „Weißes Algerien“, „Die Frauen von Algier“, „Weit ist mein Gefängnis“ und vielen mehr, die hauptsächlich im Unionsverlag erschienen, wurde sie in Deutschland bekannt. Ihr letztes Werk "Nirgendwo im Haus meines Vaters" (S.Fischer-Verlag) beschreibt ihre Kindheit und Jugend in Nordalgerien, wurde 2007 in Frankreich und 2009 in Deutschland veröffentlicht. Sie starb am 06. Februar 2015 in Paris, ihr Grab wird in Cherchell, ihrem Heimatort an der algerischen Mittelmeerküste, sein.