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Sonntag, 15. November 2020

Mit offenem Blick, Begegnung mit fremden Kulturen

Klett-Cotta
GERHARD  SCHWEIZER 

MIT  OFFENEM  BLICK
Begegnung mit fremden Kulturen

In der Fremde lernen wir nicht nur unbekannte Kulturen kennen, sondern auch unsere eigene.

Gerhard Schweizer hat Europa und den Westen immer wieder hinter sich gelassen. Er ist nach Nordafrika, in die Arabische Welt und nach Asien aufgebrochen, um unbekannte Welten zu erkunden. Eindrucksvoll schildert er Länder, Menschen und Abenteuer, die sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt haben.

Durch die weltweite Globalisierung und Vernetzung sind die Menschen immer näher zusammengerückt. Aber gleichzeitig fehlen uns ein tieferes Verständnis und die Akzeptanz für andere Kulturen. Nationalismus, Populismus und Rassismus sind auf dem Vormarsch. Und Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit sind in vielen Ländern Fremdwörter geblieben. 

Um die gegenwärtigen Entwicklungen, Veränderungen und Konflikte zu verstehen, brauchen wir eine breitere Kenntnis unseres eigenen und der fremden Kulturräume. Schlüsselbegriffe wie Individuum, Familie, Gesellschaft, Staat, Glaube und Freiheit haben von Land zu Land völlig andere Bedeutungen. Oft endet die Verständigung an deren Grenzen. 

Gerhard Schweizer plädiert für einen offenen Blick gegenüber dem Fremden, aber auch für eine reflektierte Wertschätzung der eigenen Kultur. Dies ist der Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander in den kommenden Jahrzehnten.

Autor:
Gerhard Schweizer, 1940 in Stuttgart geboren, promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft.
Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien, wenn er nicht gerade auf Reisen recherchiert und Material für neue Reportagen und Bücher sammelt.
Er ist einer der führenden Experten für die Analyse der Kulturkonflikte zwischen Abendland und Orient und gilt als ausgewiesener Kenner der islamischen Welt. Gerhard Schweizer hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten. Einem breiten Publikum wurde er vor allem durch seine Bücher über den asiatischen und arabischen Raum bekannt.

Gerhard Schweizer
Mit offenem Blick
gebunden mit Schutzumschlag
319 Seiten
1. Auflage 2020
Euro 22,00 inkl. MwSt.   jetzt kaufen

Freitag, 18. September 2020

Rezension Couscous mit Zimt

Couscous mit Zimt                       

Elsa Koester

Hauptsächlich dreht sich der Roman um Mamie Lucile, der Großmutter, von Marie, ihrer Tochter und von Lisa, der Tochter von Marie und Enkelin von Mamie Lucile. Ihre Leben werden aus der jeweiligen Sicht und Situation erzählt. Außerdem gehören noch Solange, die Schwester von Marie und ihre Tochter Charlotte zur Familie von Mamie Lucile. Die Männer spielen eher eine untergeordnete Rolle.

Großmutter „Mamie“ Lucile wurde fast Einhunderteins Jahre alt und besaß eine Wohnung in Paris, in der heutigen Avenue de Flandre. Nach ihrem Tod erbte zuerst Marie die Wohnung und Solange wurde ausbezahlt. Weil Marie kurz nach Lucile starb, erbte Lisa die Wohnung und nun steht ihr der Verkauf bevor, da Lisa in Berlin lebt. Im Moment hat sie die Wohnung an Larissa vermietet, einer Studentin, die ebenfalls aus Berlin stammt, aber in Paris studiert.

Lisa fährt nach Paris, um einige Möbel und andere Erinnerungsstücke nach Berlin zu schicken und besucht ihre Tante Solange und ihre Cousine Charlotte. Von ihnen erfährt Lisa ganz neue Versionen der Lebensgeschichte ihrer Verwandten und darum geht es in diesem Roman.

Jedes Kapitel trägt die Überschrift derjenigen Frau, die das Kapitel erzählt, meist wechseln sich Marie und Lisa ab.

Marie „erinnert“ sich an ihre Kindheit in Tunesien, wo sie als Tochter französischer Einwanderereltern, sogenannten Pieds-noirs, in einem kleinen Ort geboren wurde und ihre ersten Jahre verbrachte, vor allem mit Aisha, ihrer tunesischen Freundin. Auch ihre Schwester Solange wurde in Tunesien geboren. Ihr Vater kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Später zog die Familie nach Tunis, dann musste sie nach Frankreich übersiedeln. In Frankreich wuchsen Marie und Solange zu Jugendlichen heran und Marie ging nach Paris, um dort zu studieren und erlebte dort die „wilde Zeit“ der Hippies in den 1968er Jahren. Im Laufe ihres bewegten Lebens lernte Marie natürlich Männer kennen, darunter den deutschen Vater von Lisa.

Lisa erzählt von der heutigen Situation, sie gerät in die Proteste der Pariser Bevölkerung und lernt die Kommilitonen von Larissa kennen, die die Streiks begeistert mitmachen. In der Wohnung findet sie Erinnerungen an ihre Großmutter, Briefe, Bilder und lässt sich in die Vergangenheit ihrer Mutter fallen. Sie erfährt, dass ihre Großmutter natürlich ihre Töchter liebte, aber auch sehr hart sein konnte, von Maries Alkoholproblemen und ihren Folgen, Versionen, die sie noch nicht kannte.

Lisas Abstand von ihren Verwandten, die in Frankreich leben, macht sie neugierig, denn sie kennt nur die Geschichten ihrer Mutter, aber nun erfährt sie auch etwas von ihren Onkeln Antoine und Maurice, die Söhne aus der erste Ehe ihrer Großmutter und ihr Leben in Tunesien, als die Franzosen als Kolonialisten in Algerien und Tunesien lebten. Sie hatten Angst, als die Algerier ihre Unabhängigkeit nach über Einhundert Jahren Kolonialismus und Erniedrigung einforderten, dass die Tunesier ebenfalls die Kolonialisten hinauswerfen. Und Lisa hört, wie die kleine Familie in Frankreich lebten und ihre Mutter Marie die Familie verlässt und dabei über Umwege nach Berlin kommt.

Autorin:

Elsa Koester wurde 1984 als Tochter einer französischen Pied-noir mit tunesischer Kolonialgeschichte und eines norddeutschen Friesen mit US-amerikanischer Auswanderungsgeschichte in Berlin geboren, wo sie heute lebt. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaft sowie Soziologie und engagierte sich über 15 Jahre in sozialen Bewegungen. Heute arbeitet sie als politische Redakteurin bei der Wochenzeitung »Der Freitag«. Die neu entflammte Debatte über Identität und Heimat inspirierte sie zu ihrem Romandebüt »Couscous mit Zimt«, in das ihre Erfahrungen aus einer diversen kulturellen Identität, als Journalistin und Aktivistin mit einfließen.

Fazit:

Es ist ein amüsanter Frauenroman, in dem auch Männer vorkommen. Lisa, Charlotte und Larissa sind die „Gegenwart“, alle anderen Figuren erzählen von früher. Wie in jeder Familie empfinden und sehen die Mitglieder die jeweilige Situation anders, aus ihrer Sicht. Es wird gestritten und sich versöhnt. Die Autorin beobachtet sehr genau und schildert Alltagssituationen detailliert. Ihr Stil ist leicht und das Buch gut zu lesen.

zum Angebot


Freitag, 28. August 2020

Couscous mit Zimt

FVA

ELSA  KOESTER

COUSCOUS  MIT  ZIMT
Debütroman

Zigaretten, Cognac und Bücher – ihre letzten Jahre verbringt die über hundertjährige Lucile am liebsten lesend im Bett ihrer Pariser Wohnung. Als kurz nach Luciles Tod auch ihre Tochter Marie stirbt, erbt Lisa das Appartement in der Avenue de Flandre. Ihr bleiben nur noch die Erinnerungen an die zwei eigenständigen, vom Leben gezeichneten Frauen der Familie. Das Verhältnis von Mutter und Großmutter war explosiv. Die starke, aber auch selbstbezogene Französin Lucile musste nach der Unabhängigkeit Tunesiens mit ihren Töchtern überstürzt nach Frankreich fliehen, ein Heimatverlust, den die in Tunesien geborene, temperamentvolle Marie nie verwunden hat. »Fische haben empfindliche Füße«, pflegte Marie zu sagen, die immer wieder ins Straucheln geriet bei dem Versuch, im neuen Land Fuß zu fassen. Der schmerzhafte Abschied von Tunesien, die erste dramatische Liebe im Pariser Mai 1968, die Flucht vor den Übergriffen Luciles nach Berlin, wo Lisa Jahre später zur Welt kam – von all dem hat Marie ihrer Tochter erzählt. Doch kann Lisa den Erzählungen ihrer Mutter trauen?

Elsa Koester porträtiert drei charakterstarke Frauen, deren Schicksale von gesellschaftlichen Umbrüchen und Krisen gezeichnet sind. Die hinreißende Leichtigkeit, mit der sie die Perspektiven von drei Generationen verwebt, die gewinnende Eigenwilligkeit ihrer Figuren und der gesellschaftlich-scharfsichtige Blick der Autorin machen »Couscous mit Zimt« zu einer mitreißenden Lektüre, ein Familienroman voller emotionaler Wärme, Empathie und einer sprühenden Lust am Erzählen.

Autorin
Elsa Koester wurde 1984 als Tochter einer französischen Pied-noir mit tunesischer Kolonialgeschichte und eines norddeutschen Friesen mit US-amerikanischer Auswanderungsgeschichte in Berlin geboren, wo sie heute lebt. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaft sowie Soziologie und engagierte sich über 15 Jahre in sozialen Bewegungen. Heute arbeitet sie als politische Redakteurin bei der Wochenzeitung »Der Freitag«. Die neu entflammte Debatte über Identität und Heimat inspirierte sie zu ihrem Romandebüt »Couscous mit Zimt«, in das ihre Erfahrungen aus einer diversen kulturellen Identität, als Journalistin und Aktivistin mit einfließen.

Elsa Koester
Couscous mit Zimt
Hardcover
448 Seiten
Neuerscheinung August 2020
Euro 24,- inkl. MwSt.   jetzt kaufen


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Samstag, 7. März 2020

Rezension: Antiker Berberschmuck aus Südmarokko und Südtunesien

LIT Verlag
Rezension
HANS  und  WALTRAUT  SCHEUTZ


ANTIKER  BERBERSCHMUCK  AUS  SÜDMAROKKO  UND  SÜDTUNESIEN
Der Glanz des Mondes - Schatz und Wertanlage

Dieses Buch trägt auf der Vorder- und auf der Rückseite einen Titel. Der Glanz des Mondes beschreibt die Kapitel über Berberschmuck aus Südmarokko mit der Abbildung von zwei Fibeln und Schutz und Wertanlage die Kapitel über Berberschmuck aus Südtunesien mit einem goldfarbenen Collier. Das Buch ist zweisprachig in Deutsch und Englisch verfasst.

Schlägt man die ersten Seiten auf, ist  Der Glanz des Mondes der 1. Teil mit Schmuck von Berberfrauen aus dem Sousstal in Südmarokko. Die folgenden Seiten sind Schwarz mit weißer Schrift und enthalten bis zur Seite 39 nur Text, erst ab Seite 40 werden Abbildungen und einleitende Worte zu den verschiedenen Schmuckstücken geschrieben, beginnend mit überwiegend Fibeln, dann werden Stirnbänder, Halsketten, Schmuck mit Münzen, Perlen aus Bernstein, Armreifen und Ringe gezeigt, leider ohne Bildunterschrift.

Auf Seite 150 steht ein Nachwort und dann muss man das Buch umdrehen. Es folgt derselbe Aufbau mit 97 Seiten, der 2. Teil, Schutz und Wertanlage -  mit Berberschmuck aus Südtunesien und Djerba mit 31 Seiten Text. Davon wiederholen sich die Kapitel Islam und Silberschmuck und Die Bedeutung des Silbers Wort für Wort und im Kapitel über Hochzeitsschmuck wird nur das Wort Marokko durch Tunesien ersetzt.
Meinen die Autoren der Leser hat ein „Kurzzeitgedächtnis“ und wieder vergessen, was er ein paar Seiten zuvor schon gelesen hat?

Obwohl immer vom Silberschmuck geschrieben wird, zeigen die Abbildungen des Schmucks aus Südtunesien mehr goldfarbene Stücke. Auch in diesem Teil werden Frauen, die ihren Schmuck tragen und Bilder von Anhängern, Armreifen, Fibeln, Colliers und Ohrgehänge gezeigt, auch hier leider ohne Bildunterschriften und die einleitenden Beschreibungen zu den Schmuckstücken fehlen hier ganz.

Interessant sind die Fotos der Frauen. Hier zeigt ein Vergleich, dass die marokkanischen Frauen sehr viel Schmuck tragen und zum Teil der ganze Oberkörper mit Bernsteinkugeln und Fibeln bedeckt ist, während der Schmuck auf den Bildern der tunesischen Frauen sehr viel schlichter ist.
Die farbigen Schmuck-Abbildungen sind sehr schön dargestellt, meist ein größeres Bild auf der linken und drei auf der rechten Buchseite. Auffällig sind die vielen Davidsterne und Handsymbole der tunesischen Schmuckstücke, die die Arbeit der jüdischen Handwerker noch deutlicher belegen als bei den südmarokkanischen Stücken. Sie stammen hauptsächlich von den eingewanderten Juden aus dem 8. Jahrhundert und nach Tunesien im 15. Jahrhundert.

Kapitel über die Geographie und Geschichte der Länder werden zur Einführung beschrieben und sind interessant. In den weiteren Kapiteln wird ein sehr starker Bezug zu jüdischen Silberschmieden und deren Einflüssen auf die Bearbeitung des Silbers hergestellt. Im 15. Jahrhundert wanderten viele jüdische Handwerker aus Andalusien auch nach Marokko ein und sie erreichten natürlich auch den Süden sowie Tunesien.

Hans Scheutz konnte sich bei seinen Aufenthalten in Marokko für den Silberschmuck der Berber aus der Region Souss-Massa-Drâa begeistern. Dank der „fachkundigen Informationen“ und Hilfe der Mitarbeiter des Amazigh-Heritage-Museums in Agadir, die die Schwarz-Weiß Bilder und Leihgaben zur Verfügung stellten, entstand der erste Teil. Informationen hierzu über Tunesien gibt es nicht.

Autoren:
Dr. Dipl-Ing. Hans Scheutz ist ehemaliger Universitätslektor an der Kunstuniversität in Linz, Österreich. Er ist ein allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Kunst.

Mag. jur. Waltraut Scheutz , Studium der Rechtswissenschaft; Anwaltstätigkeit,
Vorstand der GALERIE - halle Linz.
Kunstsammlungen zu den Themen: Moderne Kunst ab 1945, Ideenskizzen zeitgenössischer Architekten, Lithographien, Schmuck alter Völker, etc. organisiert.  Anfang 2020 wurden in der Ausstellung mit Schmuckstücken aus Westafrika und dem Maghreb der „Silberschmuck der Berber aus Südtunesien und Djerba“ gezeigt.

Fazit
Die Idee ein Buch über Berberschmuck zu veröffentlichen finde ich wichtig, damit die Erinnerung daran nicht verloren geht. Oft wird die Bedeutung der Schmuckstücke vergessen oder nur noch der materielle Wert gesehen. Ist die Besitzerin in Not, verkauft sie ihren Schmuck und die neuen Trägerinnen wissen nichts mehr über die wahre Bedeutung der einzelnen Ornamente, Formen, etc.


Antiker Berberschmuck aus Süd-Marokko und Süd-Tunesien

LIT Verlag

HANS  und  WALTRAUT  SCHEUTZ

ANTIKER  BERBERSCHMUCK  AUS  SÜDMAROKKO  UND  SÜDTUNESIEN
Der Glanz des Mondes - Schatz und Wertanlage

Silber gilt im Islam als ein segensreiches Material, das durch seinen schimmernden Glanz die magischen Kräfte des Mondes in sich trägt. Man glaubt, das Metall wende durch seine starke Reflexion den "bösen Blick" ab.

Der Silberschmuck der Berberfrauen in Südmarokko und  Südtunesien zeichnet sich durch eigene Stilformen aus, welche die Heimatregionen der Frauen erkennen lassen. Ab dem 8. Jahrhundert in Marokko bzw. ab dem 15. Jahrhundert in Tunesien übernahmen eingewanderte Juden die Silberschmiedekunst und verliehen den Schmuckstücken ihre typische traditionelle Form, die damals wie heute unverkennbar und faszinierend ist. (Verlagstext)

Autoren:
Dr. DI Hans Scheutz, ehemaliger Universitätslektor an der Kunstuniversität Linz; Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Kunst

Mag. jur. Waltraut Scheutz, Studium der Rechtswissenschaft; Anwaltstätigkeit, Vorstand der GALERIE - halle Linz

Hans Scheutz, Waltraut Scheutz
Antiker Berberschmuck aus Südmarokko und Südtunesien. 
Reihe: Afrika visuell, Band 5
Hardcover mit Schwarz-Weiß und Farbabbildungen
252 Seiten
Deutsch/Englisch
Euro 39,90 inkl. MwSt.  Buch kaufen



Montag, 12. August 2019

NEU: Maghreb, Migration und MIttelmeer

NZZ Libro
Neuerscheinung

BEAT  STAUFFER

MAGHREB,  MIGRATION  und  MITTELMEER


EINE SCHICKSALSFRAGE FÜR EUROPA UND NORDAFRIKA
Lösungsansätze zur Steuerung der Migration aus dem Maghreb

Die fünf Maghrebstaaten bilden eine Art doppelten Schutzwall für Europa: in der Sahara und an der Küste des Mittelmeers. Sie verhindern zum einen die massenhafte Auswanderung ihrer eigenen Bürger nach Europa, zum anderen blockieren sie die Migration aus südlicher gelegenen Ländern. In seinem Buch analysiert der Maghreb-Kenner Beat Stauffer das komplexe Phänomen der irregulären Migration aus dem und via den Maghreb. Er gibt Menschen auf der Flucht eine Stimme und stellt in Reportagen die Schauplätze der irregulären Migration vor.

«Der Rumpf des alten Fischerboots ächzte, die Seitenwand barst und ein Wasserschwall drang ein. Aziz erinnert sich an die Schreie der Mitreisenden, die ins Meer geschleudert wurden und innerhalb von kürzester Zeit ertranken. Keiner trug eine Schwimmweste, kaum einer konnte schwimmen.» Mohammed Aziz Khlifi überlebte als einer von Wenigen einen Zusammenstoß mit einer Fregatte der tunesischen Küstenwache. Nach der Kollision drehte das Schiff ohne Hilfe zu leisten ab. «Erst mehrere Stunden später, so erzählt Aziz, kehrte die Fregatte an den Ort zurück und den Schiffbrüchigen wurden Rettungsringe zugeworfen.»
Mohammed Aziz Khlifi ist einer von rund einem Dutzend Migranten, die im Buch von Beat Stauffer eine Stimme erhalten. Einigen ist es gelungen, europäischen Boden zu erreichen, andere sind gescheitert und wieder andere möchten in naher Zukunft aufbrechen.

Nach gescheiterter Arabellion: In den Dschihad oder nach Europa?
Beat Stauffer stellt das komplexe Thema in einen größeren Zusammenhang und blickt zu Beginn seines Buchs auf die letzten sechs Jahrzehnte zurück: «Während die europäische Wirtschaft noch bis in die 1980er-Jahre Arbeitskräfte aus dem Maghreb aktiv rekrutierte, wurde die legale Emigration spätestens seit der Unterzeichnung des Schengener Abkommens Anfang der 1990er-Jahre unmöglich gemacht. In der Folge emigrierten Hunderttausende junger Maghrebiner auf irreguläre Weise nach Europa.»

Für kurze Zeit ließ die ‹Arabellion› die Hoffnung auf bessere Verhältnisse in den Maghrebstaaten aufkeimen. Doch die demokratische Erneuerung blieb aus und der Druck nahm noch mehr zu. «Dass ein Teil der klandestinen Migranten aus Tunesien bis vor Kurzem nur noch die Wahl zwischen zwei Optionen zu erkennen vermochte, nämlich zwischen der Ausreise in den Dschihad oder der irregulären Emigration nach Europa, macht die Lage für die europäischen Länder deutlich schwieriger.» Wenn sich junge Maghrebiner desillusioniert von Europa ab- und sich autoritär regierten Staaten zuwenden, werden sie nicht mit Sehnsucht auf das liberale Europa blicken, sondern mit tiefer Abneigung.

Im Dilemma zwischen Mitleidskultur und Verantwortungsethik
Europa sollte den jungen Menschen in den Maghrebstaaten deshalb «neue Fenster öffnen und legale Formen der Migration zulassen.» Stauffer meint damit beispielsweise Visa für Studienzwecke oder Kontingente für Arbeitsmigranten. Er fordert zudem, «Formen der zirkulären Migration voranzutreiben, bei der die Betroffenen ein paar Jahre in Europa verbringen können, dann aber in ihre Herkunftsländer zurückkehren müssen.» Ein wichtiger Faktor ist Stauffers Auffassung nach ein stärkeres wirtschaftliches Engagement im Maghreb. Europa sollte ein vitales Interesse an guten Beziehungen zu den Maghrebstaaten haben, den «direkten Nachbarn im Süden».

Beat Stauffer stellt in seinem Buch individuelle menschliche Aspekte anhand der eingangs erwähnten Porträts und in Reportagen von mehreren «Schauplätzen der irregulären Emigration dar; Orte, die der Autor alle persönlich und zum Teil mehrfach besucht hat.» Stauffer hat den Ehrgeiz, «nahe an das Thema heranzugehen und auch die Schwierigkeiten und Dilemmata, denen sich ein europäischer Autor dabei aussetzt, zu thematisieren», schreibt er im einleitenden Kapitel Aktualität und Brisanz des Themas. Rudolf Strahm präzisiert im Vorwort: «Viele Zeitgenossen sind angesichts der Asylströme hin- und hergerissen zwischen Humanität und Realität. Sie stecken unerlöst im Dilemma zwischen gelebter Mitleidskultur (Gesinnungsethik) und der Einsicht in die langfristigen Folgewirkungen für die Gesellschaft (Verantwortungsethik).»

Lösungsansätze zur Regulierung der Migration aus dem Maghreb
Die Migration aus Nordafrika stellt Europa und die Maghrebstaaten vor riesige Herausforderungen. «Dieses Buch möchte auch Lösungsansätze präsentieren», schreibt Stauffer und räumt ein, dass er sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt hat. Seiner Ansicht nach ist es «offensichtlich, dass die bisherige Migrations- und Asylpolitik dem Maghreb gegenüber in eine Sackgasse geraten ist. Neue Ansätze müssen her, die sowohl die Bedürfnisse und Interessen Europas als auch diejenigen des Maghreb berücksichtigen. Es braucht, mit einem Schlagwort, Migrationspartnerschaften, die diesen Namen verdienen.»
Sollte es Europa nicht schaffen, ein neues Verhältnis zu seinen Nachbarn am Südrand des Mittelmeers zu finden, befürchtet Stauffer lang anhaltende Konflikte. «In diesem Sinn ist die Regelung der Migrationsbewegungen im Mittelmeerraum eine Schicksalsfrage für Europa.»

Der Autor
Beat Stauffer (*1953) arbeitet seit 1988 als freischaffender Journalist für verschiedene Medien (u.a. NZZ, Radio SRF), als Buchautor sowie als Referent und Leiter von Kursen und von Studienreisen in den Maghreb. Er schrieb ein Buch über Tunesien, lebte ein Jahr in Marokko und bereiste seit 1983 regelmässig alle Länder Nordafrikas. Für Radio SRF berichtet Stauffer seit mehr als 20 Jahren über den Maghreb und 2011-2015 auch über die arabischen Aufstände. Islamistische Bewegungen im Maghreb und in Europa, Jihadismus und interkulturelle Konfliktfelder sind seine Spezialgebiete.

Rudolf H. Strahm (*1943), ehemaliger Nationalrat der sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP), war Mitte der 1970er-Jahre der erste Sekretär der entwicklungspolitischen Organisation «Erklärung von Bern» (Heute: «Public Eye»). 2016 forderte er ein Jobprogramm für alle Flüchtlinge und Migranten. Strahm hat sich auch als Bildungspolitiker, als Autor zahlreicher Bücher und als Kolumnist einen Namen gemacht.
(Verlagstext)



Beat Stauffer
Maghreb, Migration und Mittelmeer
Klappenbroschur
320 Seiten
56 Abbildungen
Format 15 x 22 cm
1.Auflage  07.08.2019
Preis: Euro 38,-



Freitag, 30. März 2018

Rezension: Wenn das Volk sich erhebt

Kiepenheuer & Witsch
REZENSION   

Gero von Randow

Wenn das Volk sich erhebt     
Schönheit und Schrecken der Revolution

Gero von Randow geht den Revolutionen auf den Grund. Er fragt zu Beginn des Buches „...was ist eine Revolution?“ und stellt fest, dass Revolution ein Begriff ist, „dessen Ränder nicht begrenzt sind, sondern verlaufen.“ Und „Revolution heißt Umwälzung“.
In 15 Kapiteln wird der Begriff „Revolution“ definiert, erklärt und über die Formen und Arten von Revolutionen analysiert.

Das Buch befasst sich vor allem mit Revolutionen, bei denen sich Menschen erheben  und „Geschichte machen“ und weniger mit Umwälzungen der Industrie, Mode, Technik, Sexualität. Feminismus stellt eher eine Revolution dar, bei der das Patriarchat, die Männerherrschaft, erschüttert wird und gerade bei der französischen Revolution von 1789 spielten Frauen eine entscheidende Rolle, ebenso beim algerischen Unabhängigkeitskrieg (1954-1962) oder bei der Jasmin-Revolution in Tunesien und in Ägypten 2011. Leider haben die Frauen nach allen Revolutionen nicht langfristig ihre Rechte durchsetzen können und kämpfen bis heute um ihre Gleichberechtigung, überall auf der Welt.

Kernpunkt dieses Buches ist die „Veränderung der Staatsmacht“, „die eine veränderte Gesellschaft hinterlässt“. Ein gutes Beispiel dafür ist die Jasmin-Revolution in Tunesien, bei der die Bevölkerung das diktatorische Regime von Ben Ali hinweggefegt hat und nun eine Demokratie mit neuer Verfassung aufbaut. Und Revolutionen lassen sich nicht mehr rückgängig machen, auch wenn sie scheitern.

Wer macht Revolution? Das Volk. Es begehrt auf, lange ist es geduldig, nimmt Einschränkungen, Repressionen hin, aber dann, eines Tages ist es soweit, ein Funke (Selbstverbrennung in Tunesien) reicht und das „Fass ist übergelaufen“. Revolutionen haben den Lauf der Geschichte geändert, das war ihr „Job“, steht fast am Ende des Buches auf Seite 259.

Im dritten und vierten Kapitel werden die „Helden der Revolution“ beschrieben, Frauen und Männer, die eine Revolution in Gang brachten. Bewundernswert ist die Zielstrebigkeit der jungen Frau aus Tunis, Olfa Riahi, der Afghane Ajmal oder die Russin Nadja Tolokonnikowa in der heutigen Zeit, der Belgier Victor Serge, die Französin Louise Michel oder der Deutsche Erich Mühsam im 19. Jahrhundert.

Titel wie „Annäherung, Die Revolution spricht, Detonation, Dramaturgie, Konterrevolution, Weltrevolution“ hinterfragen die Anfänge, Bedeutung und Ziele von Revolutionen. Doch wie heißt es im 13. Kapitel: „war es das wert?“, das ist der Oberbegriff für die Frage nach dem „Ergebnis einer Revolution.“

Eigene Erlebnisse des Autors fließen in die Beschreibungen ein und machen das Buch noch authentischer.

Literaturhinweise und ein Register ergänzen das Geschriebene.

Autor:
Gero von Randow, geb. 1953, ist als Journalist und Buchautor mehrfach ausgezeichnet worden. 1992 wurde er Wissenschaftsredakteur der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT. Beim Aufbau der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wirkte er von 2001 bis 2003 mit, bevor er als politischer Redakteur zur ZEIT zurückkehrte. Von 2005 bis 2008 war er Chefredakteur von ZEIT ONLINE, bis 2013 als Korrespondent der ZEIT in Paris und arbeitet seither als ZEIT-Redakteur im Ressort Politik.


Fazit:
Wer etwas über die Hintergründe der aktuellen Weltlage erfahren will, sollte zu diesem aufschlussreichen Titel greifen. Revolutionen in der Geschichte werden genauso interessant dargestellt, wie die neuesten Revolutionen sachlich erläutert.
Aus Begegnungen in Tunesien oder Afghanistan oder der eigenen Teilnahme an den Ereignissen der 1968er Jahre ist ein persönliches, anschauliches Dokument entstanden.
Sehr gut geschrieben und deshalb empfehlenswert.


zum Angebot


Dienstag, 27. März 2018

Rezension: Die Flügel meines schweren Herzens

Manesse
Rezension

Die Flügel meines schweren Herzens     

Khalid al-Maaly


Schon der Untertitel lässt aufhorchen: Lyrik arabischer Dichterinnen. Natürlich dichten Frauen in Arabien, allerdings finden nur wenige Bücher geschweigen denn Gedichtbände den Weg in unsere Buchhandlungen. Dies ändert sich nun mit der Anthologie von Khalid al Maaly. Die ausgewählten Gedichte geben „einen … Einblick in das Selbstverständnis und die Interessen, in die Lebenssituation und gesellschaftliche Stellung arabischer Frauen“ vom 5. Jahrhundert bis heute.

Man staunt über die Freiheiten der arabischen Frau, die sich u.a. ihren Ehemann selbst aussuchen und ihn verstoßen konnte, wenn sie wollte. Viele Gedichte sind in der vorislamischen Zeit entstanden und einige davon recht „freizügig“ formuliert.

Niedergeschrieben wurden die mündlich weitergegebenen Gedichte erst ab Mitte des 9. Jahrhunderts. Zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert, während der Abbasidenherrschaft, „traten Sklavinnen vermehrt als Verfasserinnen ... hervor“. Araber hielten sich schwarze und weiße Sklaven, besonders Könige und Adelige legten Wert auf eine große Anzahl. Weiße, Frauen und junge Sklaven wurden bevorzugt und sie wurden unterrichtet, um später einen guten Preis auf dem Markt zu erzielen. Dichtkunst war neben „Gesang, Tanz, Schach, etc.“ und sexuellen Qualitäten ein wichtiger Punkt der Ausbildung.

Themen der gesammelten Lyrik sind neben der Liebe viele Gedanken zum Tod und Trauer, Verlust bei kriegerischen Auseinandersetzungen, „Ansporn und Aufstachelung zum militärischen Kampf“, Gedichte zum Gefallen der Herrscher oder „Spott- und Schmähgedichte gegen den Mann“, aber auch Lyrik über die soziale Stellung der Frau, beispielsweise während der kulturellen Blütezeiten in der abbasidischen Epoche ab dem 8. Jahrhundert oder später in Andalusien, in denen die Frauen einen größeren Anteil am kulturellen, künstlerischen und gesellschaftlichen Leben mit mehr Freiheiten hatten.

Gedicht von Bassma Shaikho aus Syrien (Auszug):

Was tu‘ ich noch hier?
Allein in dieser Stadt
Ich läute sonntags die Glocken ihrer Kirchen
Und rufe von jedem Minarett herab zum Gebet
Ich rufe nach den Verschollenen
Und Bete für alle, die fortgegangen sind
Ich gehe auf den Märkten umher
Käufer und Verkäufer bin ich
Ich schließe um acht
Die Schlüssel der sieben Tore hab‘ ich in der Hand
Ich schließe sie
Und gehe schlafen
Oder um zu sterben
Mir ist das einerlei
Denn ich bin die letzte Bewohnerin von Damaskus …

Die Dichterinnen stammen aus dem Jemen, heutigem Irak, der arabischen Halbinsel, Andalusien, Algerien, Ägypten, Marokko, Libyen, Äthiopien, Libanon, Kuwait, Damaskus, Bagdad, etc.
Es empfiehlt sich zuerst die kurze Vorstellung der 59 Frauen und das Nachwort zu lesen, um die Verschiedenheit der Gedichte und Hintergründe besser zu verstehen.

Der Herausgeber Khalid al-Maaly hat zusammen mit Heribert Becker die Gedichte auch übersetzt. Auf der linken Seite steht das Original auf Arabisch, auf der rechten Seite die deutsche Übersetzung. Es wurde bewusst auf einen Reim im Deutschen verzichtet.

Fazit:
Ein beeindruckendes Buch mit Gedichten, die man so nicht erwartet und auch nicht kennt. Die Frauen beweisen sehr viel Mut und bringen die Dinge auf den Punkt.


Herausgeber:
Khalid al Maaly, geb. 1956 im Irak. Er floh 1979 aus politischen Gründen nach Frankreich, später nach Deutschland. In Köln lebte er ab 1980  als Schriftsteller und übersetzte unter anderem arabische Lyrik. Seit 2008 führt er in Beirut/Libanon seinen eigenen Verlag.

zum Angebot


Dienstag, 20. Februar 2018

Wenn das Volk sich erhebt

Kiepenheuer & Witsch
GERO  VON  RANDOW

WENN  DAS  VOLK  SICH   ERHEBT
Schönheit und Schrecken der Revolution - Die Zeit der Revolutionen ist nicht vorbei

Warum ist es so ein besonderer, geradezu erhabener Moment, wenn das Volk sich erhebt, auf dem Tahrir-Platz in Kairo oder auf dem Maidan in Kiew? Warum begeistern wir uns für Revolutionen, auch wenn wir wissen, dass sie ihre eigentlichen Ziele nicht erreichen, niedergeschlagen oder verraten werden – meist von den Revolutionären selbst? In seinem packend geschriebenen, sehr persönlichen Buch schildert von Randow sein Erleben von Revolutionen und geht der Frage nach, ob sie noch ein Zukunftsmodell sind. Seine Antworten sind hochaktuell und überraschend.

Vor 100 Jahren siegte die russische Oktoberrevolution. Und vor 50 Jahren glaubte eine ganze Generation junger Leute, es sei wieder die Zeit der Revolutionen gekommen. Was blieb davon? Nur Resignation? Und was ist das überhaupt – eine Revolution?

Dem Autor wurde im Jahr 2011 Anschauungsunterricht erteilt, als er Augenzeuge der tunesischen Revolution wurde. Seine These: Revolutionen kommen unversehens. Und doch lassen sich Muster erkennen.

Der Blick des Autors richtet sich auf den amerikanischen Kontinent, auf West- und Osteuropa, Afrika und Asien. Er durchstreift die Jahrhunderte, von den aufständischen Sklaven des Altertums über die Revolutionäre von 1789 und die kommunistische Weltbewegung bis zu den Rebellen der Gegenwart, immer auf der Suche nach Tatsachen und Ideen, die das ungewöhnlichste, facettenreichste Phänomen der Geschichte erhellen können, die Revolution. (Verlagstext)


Autor:
Gero von Randow ist ein mehrfach preisgekrönter Journalist und Buchautor, geb. 1953  Er wurde 1992 Wissenschaftsredakteur der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT. Von 2001 bis 2003 wirkte er am Aufbau der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung als Chef des Wissenschaftsressorts mit und kehrte dann zur ZEIT als politischer Redakteur zurück. Von 2005 bis 2008 war er Chefredakteur von ZEIT ONLINE, 2008 bis 2013 Korrespondent der ZEIT in Paris, seither arbeitet er als ZEIT-Redakteur im Ressort Politik.    (Verlagstext)


Gero von Randow
Wenn das Volk sich erhebt
320 Seiten, Pappband
1.Auflage 2017
Euro 22,-  inkl. MwSt.   hier kaufen

Sonntag, 5. März 2017

Psychoanalyse des Islam

matthes seitz
FETHI  BENSLAMA

PSYCHOANALYSE  DES  ISLAM

Ob als Alltagsphänomen wie der verordneten Verschleierung oder in der gewalttätigen Form des Terrorismus - fundamentalistische Strömungen im Islam sind auf dem Vormarsch. Doch wie lässt sich die weltweite Konjunktur des islamischen Extremismus jenseits kulturkämpferischer und relativistischer Muster erklären?

In seiner bahnbrechenden Studie, die im englisch- und französischsprachigen Raum längst zum Standardwerk avanciert ist, interpretiert Fethi Benslama den Islamismus als Zeichen der Krise des Islam in Konfrontation mit der sündhaften Moderne: Der Leidensdruck durch Verbot von Lust führt zur Aggression gegenüber Ambivalenzen - bis hin zum Terror.

Fethi Benslama füllt eine Lücke in Sigmund Freuds Werk: Er erklärt das Unbehagen in der muslimischen Kultur, analysiert die Gründungsmythen und die Glaubenspraktiken des Islam und weist auf die kritische Stellung der Frau als Quelle der Angst vor Veränderung und Begehren hin.

Eine monumentale Studie und ein unentbehrlicher Beitrag in der Auseinandersetzung mit dem Islamismus sowie ein erster Schritt in Richtung seiner Therapierung.

Autor:
Fethi Benslama, geboren 1961 in Tunis, ist Psychoanalytiker und Professor für Psychoanalyse an der Diderot Universität in Paris. Er gilt als einer der wichtigsten französischsprachigen Forscher des Islamismus und ist Mitglied der tunesischen Akademie der Wissenschaften sowie Autor zahlreicher Bücher über Psychoanalyse und den Islam. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien zuletzt »Psychoanalyse des Islam«.

Übersetzung: Monika Mager, Michael Schmid

Fethi Benslama
Psychoanalyse des Islam
Hardcover bedruckter Schutzumschlag
350 Seiten
Neuerscheinung: ab 06.04.2017
1.Auflage 2017

Preis: Euro 30,00   jetzt bestellen

Der Übermuslim

matthes seitz
Neuerscheinung

FETHI  BENSLAMA

DER  ÜBERMUSLIM
Was junge Menschen zur Radikalisierung treibt

Warum radikalisieren sich Jugendliche, die weder aus besonders schwierigen Verhältnissen stammen, noch als ungewöhnlich religiös bekannt waren, innerhalb kürzester Zeit zu gewaltbereiten Islamisten und wollen fortan in Syrien oder hierzulande in den Dschihad ziehen? Warum gelingt es islamischen Fundamentalisten weltweit so leicht, moderate Muslime unter Druck zu setzen, weil sie nicht islamisch genug seien? Fethi Benslama, der 15 Jahre in der Pariser Vorstadt mit radikalisierten Jugendlichen gearbeitet hat, zeigt in seinem wegweisenden Essay, dass weder theologische noch soziologische Erklärungsansätze ausreichen, sondern psychologisch gefragt werden muss, welchen seelischen Gewinn die Einzelnen aus der islamistischen Radikalisierung ziehen: Nur wenn wir begreifen, welcher bis zur Tötung von anderen und sich selbst treibende Genuss die Täter motiviert, lassen sich Gegenmittel finden. Benslama demonstriert eindrucksvoll die Aufklärungskraft der Psychoanalyse und zeigt, wie sich in den muslimischen Gemeinschaften das Ideal des Übermuslims etablieren konnte, dem man bis zur völligen Aufopferung nacheifern muss. Er zeigt aber auch, warum die bloße Deradikalisierung die zugrunde liegenden Probleme nicht beseitigen wird, und schlägt andere Lösungsansätze zur Überwindung des Übermuslims vor. Überraschenderweise gibt ihm dafür gerade der Blick auf den von vielen als gescheitert betrachteten ›Arabischen Frühling‹ Anlass zu einer optimistischen Perspektive.

Autor:
Fethi Benslama, geboren 1961 in Tunis, ist Psychoanalytiker und Professor für Psychoanalyse an der Diderot Universität in Paris. Er gilt als einer der wichtigsten französischsprachigen Forscher des Islamismus und ist Mitglied der tunesischen Akademie der Wissenschaften sowie Autor zahlreicher Bücher über Psychoanalyse und den Islam. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien zuletzt »Psychoanalyse des Islam«.

Übersetzung: Monika Mager, Michael Schmid

Fethi Benslama
Der Übermuslim
Hardcover bedruckter Schutzumschlag
144 Seiten
Neuerscheinung: ab 20.03.2017
1.Auflage 2017

Preis: Euro 18,00   jetzt bestellen

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Scheidung auf islamisch..

wagenbach

AMARA  LAKHOUS

SCHEIDUNG  AUF  ISLAMISCH  IN  DER  VIA  MARCONI

Christian alias Issa soll eine terroristische Zelle aufdecken und gerät dabei in erhebliche Kalamitäten. Wie soll er der drohenden Gefahr auf die Spur kommen, wenn er Safia vor rassistischen Pöbeleien und seinen marokkanischen Mitbewohner Mohamed vor der Polizei schützen muss?

Der italienische Geheimdienst erfährt von einer Gruppe muslimischer Einwanderer, die sich in Rom in der Gegend um die Via Marconi trifft und einen größeren terroristischen Anschlag plant. Als verdeckter Ermittler kommt Christian Mazzari ins Spiel, ein Sizilianer, der dann als vermeintlicher tunesischer Immigrant Issa in die Via Marconi zieht. Im Internetcafé Little Cairo begegnet er den jungen Männern des Viertels – und Safia, einer zarten Ägypterin, die ihn die islamische Kultur mit den Augen einer jungen Frau sehen lässt. Issa und Safia erzählen abwechselnd aus ihrem Leben und von der geheimen Sympathie, die sie verbindet.

Wieder durchleuchtet Amara Lakhous die italienische Gesellschaft – ursprüngliche und zugezogene Einwohner – mit feiner Ironie und unbestechlichem Blick für die alltäglichen Missverständnisse. Währenddessen gehen Issas Ermittlungen voran, und auch die Anzeichen drohender Gefahr verdichten sich, bis zu einem überraschenden Ende, nach dem der Leser den Fall garantiert noch einmal von vorne aufrollt.

Autor:
Amara Lakhous, 1970 in Algier geboren, lebt seit 1995 als Autor in Rom. Er studierte Philosophie in Algier und Kulturanthropologie in Rom, wo er mit einer Dissertation über die erste muslimische Einwanderergeneration in Italien promoviert wurde.

Aus dem Italienischen von Michaela Mersetzky

Amara Lakhous
Scheidung auf islamisch in der Via Marconi
256 Seiten. Broschiert
1.Auflage 2012
Euro 11,90 inkl. MwSt.    Buch kaufen


Donnerstag, 8. September 2016

Reiseführer Tunesien

Tunesien
TUNESIEN   Reiseführer
POLYGLOTT on tour

Ganz entspannt reisen mit dem POLYGLOTT on tour Tunesien, der mit 14 TOUREN, einer FALTKARTE und 80 STICKERN für die individuelle Planung jede Menge authentische Entdeckungen bietet. Den Herzschlag Tunesiens spüren Sie mit den vielfältigen Tipps des TYPISCH Kapitel, z.B. mit 50 DINGE, die Sie erleben, probieren, bestaunen und bleiben lassen sollten. Dazu gibt es Informationen von 
A-Z, die Top-Sehenswürdigkeiten und ausgewählte Adressen zu Unterkunft, Kunst, Kultur, Shopping, Essen und Trinken. PLUS: Eine individuelle App macht Ihren Urlaub unvergesslich.

Friedrich Köthe, Daniela Schetar
Tunesien
160 Seiten
1.Auflage Juli 2015
Euro 12,99 inkl. MwSt.    Buch kaufen


Mittwoch, 3. Februar 2016

NEU: Tunesien: In einem Land, das neu beginnt

Dumont

 NEU  
GERALD  DRIßNER

IN  EINEM  LAND,  DAS  NEU  BEGINNT   
Eine Reise durch Tunesien, nach der Revolution

In Tunesien begann Ende 2010 der Arabische Frühling, und trotz Anschlägen auf Bardo-Museum und Strandgäste in Sousse hat er nirgendwo in der Region so viel zum Guten gewendet wie hier. Tunesien zeigt eine Alternative auf zu den im Krieg versinkenden Ländern drumherum. Es gibt neue Freiräume, gerade auch für Frauen. Aber der bitter notwendige wirtschaftliche Aufschwung lässt auf sich warten. Von seiner kleinen Mietwohnung in Tunis, wo er zwischen Automechanikern, Tischlern und Kioskbesitzern lebt, tourt Gerald Drißner bis in die hintersten Winkel des Landes, in Berbersiedlungen und Bergdörfer, in die Wüste und in Küstenorte, in denen Schlepper den Menschen einen lebensgefährlichen Weg nach Europa verkaufen. Die intensiven und spannenden Begegnungen mit Schmugglern, Bauern oder Revolutionären und die Gespräche in den Kaffeehäusern lassen den Leser den tunesischen Alltag hautnah erleben.

Gerald Drißner
In einem Land, das neu beginnt
344 Seiten,  Paperback
1.Auflage
nur Euro  14,99 inkl. MwSt.   Buch kaufen


Montag, 27. Juli 2015

NEUERSCHEINUNG: Arabische Medien

Arabische Medien
CAROLA  RICHTER
ASIEM  EL  DIFRAOUI 

ARABISCHE  MEDIEN

Facebook-Revolution, Twitter-Jihad und Al-Jazeera-Effekt – diese leeren Schlagwörter tauchen häufig in westlichen Medien und in Forschungspublikationen auf. Aber welche Rolle spielen arabische Medien wirklich? Das erste Standardwerk in deutscher Sprache bietet einen grundlegenden Überblick über aktuelle Medienentwicklungen in arabischen Ländern und eine fundierte Einführung in deren Mediensysteme. Das Buch hilft, die Rolle der Medien innerhalb der dynamischen und zum Teil dramatischen Entwicklungen von Gesellschaft und Politik in der arabischen Welt besser einordnen und verstehen zu können.

Im Fokus des ersten Teils stehen transnationale Phänomene wie die Bedeutung des Satellitenfernsehens und der Sozialen Medien sowie die Rolle von Minderheiten, Gender und Islamisten in den Medien. Diese Beiträge geben den aktuellen Stand der Forschung wieder und reflektieren diesen.
Im zweiten Teil des Buches werden in 18 Länderstudien – von Marokko bis zum Irak – die nationalen Besonderheiten der Medien betrachtet, die aus unterschiedlichen politischen Systemen, rechtlichen Beschränkungen, ökonomischen Voraussetzungen und der jeweiligen Soziodemographie resultieren. Durch ihre Analyse wird zu einem tieferen Verständnis der Medien der einzelnen Länder beigetragen.

Zielgruppe des Bandes sind Akademiker und Studierende von Kommunikations-, Islam- und Politikwissenschaft sowie Journalisten, in der Entwicklungszusammenarbeit Tätige und alle, die sich für die arabische Welt interessieren.


Herausgeber:
Dr. Carola Richter ist Juniorprofessorin für Internationale Kommunikation an der Freien Universität Berlin. Sie forscht zu Mediensystemen und Protestbewegungen in der arabischen Welt, Auslandsberichterstattung und Public Diplomacy.

Dr. Asiem El Difraoui ist Politologe und preisgekrönter Dokumentarfilm-Autor. Er arbeitet als Senior Fellow am Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin und hat ausgiebig über Medien als politische Infrastruktur in der arabischen Welt sowie islamistische Medien geforscht und publiziert.

(Verlagstext)

Carola Richter, Asiem el-Difraoui
Arabische Medien
Paperback
344 Seiten
1. Auflage Juli 2015
Euro 44,00 inkl. MwSt.   Buch kaufen


Donnerstag, 7. Mai 2015

NEUERSCHEINUNG Augustinus

Zabern

Neuerscheinung

KLAUS  ROSEN

AUGUSTINUS -  Genie und Heiliger

Augustinus (354–430) ist nicht nur einer der vier spätantiken Kirchenlehrer, sondern auch einer der bedeutendsten Philosophen an der Schwelle zwischen Antike und Mittelalter.

Seine von der Platonischen Philosophie beeinflussten Werke sind noch immer umstritten und gleichzeitig hoch aktuell. Kein geringerer als der emeritierte Papst Benedikt XVI. nutzt Augustinus' Ideenwelt als Inspiration für seine eigenen Werke. In dieser Biographie stellt Klaus Rosen Augustinus jedoch erstmals als historische und nicht als theologische oder philosophische Persönlichkeit in den Vordergrund. Er stellt anschaulich dar, welche historischen Begebenheiten das Handeln und Denken des Augustinus prägten. Indem er den Einfluss der antiken Gesellschaft, der Religionsgesetzte, Augustinus’ Auseinandersetzung mit dem Arianismus oder die Auswirkungen der Eroberung seines Bischofssitzes durch die Vandalen zeigt, fügt Rosen unserem Augustinus-Bild zahlreiche neue Aspekte hinzu. (Verlagstext)

Autor
Klaus Rosen, 1937 geboren,  war bis zu seiner Emeritierung Professor für Alte Geschichte an der Universität Bonn.

Klaus Rosen
Augustinus - Genie und Heiliger
Gebunden mit Schutzumschlag
240 Seiten und 10 schwarz-weiß-Abbildungen
Format 14,5 x 22 cm
1.Auflage 2015
Euro 29,95   Buch kaufen

Donnerstag, 5. März 2015

Tunesisch Häkeln


CENDRINE  ARMANI
TUNESISCHES  HÄKELN neu entdeckt

Ideen für Dekorationen und Accessoires

Lernen Sie die spezielle tunesische Häkeltechnik kennen. Sie ist alt, aber ganz und gar nicht aus der Mode gekommen. Einfache Technik, wundervolle Ergebnisse. Schals, Taschen, Hausschuhe, uvm. 

Anhand vieler Fotos und genauer Anleitungen zeigt Ihnen Cendrine Armani in ihrem neuen Werk fantasievolle Muster des Tunesischen Häkelns. Lassen Sie sich von 30 originellen Ideen für Dekorationen und modische Accessoires überraschen und lernen Sie die Vielfalt dieser traditionellen Häkeltechnik kennen. Dank ausführlicher Anleitungen und vieler Arbeitsschrittfotos lässt sich alles gut nacharbeiten.

Cendrine Armani
Tunesisches Häkeln neu entdeckt
64 Seiten, 22 x 29 cm, Hardcover
Euro 14,99  Buch kaufen


Freitag, 19. Juli 2013

Habibi, ich kann jetzt tunesisch kochen

Tunesisch kochen
JACEY  DEROUICH

HABIBI,  ICH  KANN  JETZT  TUNESISCH  KOCHEN (3)

Eine kulinarische Reise durch Tunesien.


Jacey Derouich
Habibi, ich kann jetzt tunesisch kochen (3)
104 Seiten, Format 17 x 22 cm
1.Auflage 2013
Preis: Euro 16,50   Buch kaufen

In diesem Teil geht es schwerpunktmäßig um Köstlichkeiten aus dem Meer und scharfe Harissagerichte. Aber neben frischen Fischen und...

Aufgetaucht - Zum Paradies via Lampedusa

Zum Paradies via Lampedusa
AMOR  BEN HAMIDA

AUFGETAUCHT - Zum Paradies via Lampedusa



Amor Ben Hamida
Aufgetaucht
122 Seiten, Format 19 x 12 cm
1.Auflage 2013
Preis: Euro 12,50   Buch kaufen

„Harragas“ nennt man sie. Sie steigen in ein Boot und versuchen, Lampedusa, den von Tunesien aus nächsten europäischen Ort, zu erreichen. Die Harragas in Marokko versuchen, Spanien zu erreichen. Von Algerien aus steuern sie Frankreich an.

Das Wort Harrag kommt vom arabischen «brennen». Man bezeichnete so jemanden, der ein Visum für Europa bekam, zum Studium oder für einen Besuch, der aber nach Ablauf des Visums nicht nach Hause ging, sondern untertauchte. Er «verbrannte» sein Visum, sagt man in Nordafrika. Heute meint man damit fast ausschließlich die jungen Leute, die vor, während und nach der Revolution in Nordafrika mit Booten Europa zu erreichen versuchen. Viele Tausende haben es geschafft. Einige Hundert sind ertrunken....

Chronik einer Revolution

Chronik einer Revolution
AMOR  BEN HAMIDA

CHRONIK  EINER  REVOLUTION - 
Wie ein Gemüsehändler einen Präsidenten stürzt


Amor Ben Hamida
Chronik einer Revolution
64 Seiten, Format 19 x 12 cm
1.Auflage 2011
Preis: Euro 7,50   Buch kaufen

Vom 12. bis 19. Januar weilte ich ferienhalber in Südtunesien. Ich durfte dabei die Ereignisse hautnah mitverfolgen, die aus Tunesien einen freien und demokratischen Staat machen werden.
Dabei habe ich Tagebuch geführt. Aus meinen Beobachtungen, Erlebnissen und vielen Gesprächen während der Tage andauernden Ausgangssperre stelle ich nun ein kleines Büchlein zusammen, das lesenswerte Details beinhaltet, die in den Nachrichten, die Europa erreicht haben, keinen Platz fanden.
Der Mut, die Entschlossenheit und der Zusammenhalt der Bevölkerung, aber auch die Rolle der Armee und die Einhaltung der Verfassung gaben diesen Ereignissen eine grosse Bedeutung in der arabischen Geschichte!