Freitag, 4. Dezember 2020

Rezension: Die Geschichte einer afrikanischen Farm, Olive Schreiner

Manesse
Rezension
Die Geschichte einer afrikanischen Farm         

Olive Schreiner

Eine Farm in der südafrikanischen Karoo. In der Zeit, in der dieser Roman spielt, leben die Menschen noch nicht so eng beieinander wie heute. Die Farm auf der Kopje wird von Tant’Sannie, der Burenfrau mit ihren afrikanischen Dienstboten bewirtschaftet. Außerdem helfen der deutsche Aufseher Otto und sein Sohn Waldo bei der Schafzucht  mit. Die beiden Kusinen Em und Lyndall sind noch minderjährig und Em wird die Farm erben, wenn sie volljährig ist.

Die Natur mit stürmischen Unwettern, die strahlende und brennende Sonne, der weite Himmel, die klaren Sternennächte werden immer wieder beschrieben, auch um die Stimmung und Gedanken der Menschen zu verdeutlichen.

Alle Bewohner sind gottesfürchtige und abergläubische Menschen, dieser Faden zieht sich durch das ganze Buch. Diese Gottergebenheit geht sogar so weit, dass Tant’Sannie klagt: „…Ich weiß wirklich nicht, weshalb man neuerdings Soda in den Topf tun soll. Wenn unser himmlischer Vater gewollt hätte, dass wir Soda unter die Seife mischen, hätte er doch keine Milchbüsche erschaffen und sie so fett wie Lämmer zur Lammungszeit überall auf dem Veld verteilt!“

In den folgenden Jahren findet sich Em mit ihrem Leben auf der Farm ab, die ihr bald gehört. Lyndall reicht das nicht. Sie ist rebellisch und geht fort, zuerst in ein Internat, später in andere Städte. Sie trifft einen Mann, den sie zwar nicht heiratet, aber ein Kind von ihm erwartet, was zu dieser Zeit natürlich eine Schande ist.

Auch Waldo verlässt die Farm, um später zurückzukehren. Sie Vater ist inzwischen gestorben, in den Tod getrieben von einem Hochstapler, der sich Bonaparte nennt und Tant’Sannie gegen den Deutschen aufhetzt. Allerdings wird auch Bonaparte die Farm nicht bekommen.

Waldo mag Em, aber er bewundert Lyndall, die so ganz anders ist als er. In Waldo findet Lyndall einen geduldigen Zuhörer ihrer Pläne und modernen emanzipatorischen Ansichten. Die Figur der Lyndall spiegelt auch die realen Gedanken der Autorin wieder, die sich in Südafrika für Gleichberechtigung einsetzt.

Als der Engländer Gregory Rose Em einen Antrag macht, zögert sie, denn sie ahnt, was kommen wird…

Fazit:
Olive Schreiner beschreibt die typische Landschaft der steppenartigen, weitläufigen Karoo und die Stimmungen der Bewohner, ihre Konflikte und ihren Alltag auf einer afrikansichen Farm im späten 19. Jahrhundert eindrucksvoll. 
Doris Lessing, eine ebenso bekannte Schriftstellerin, schildert das Leben von Olive Schreiner, der frühen Feministin und Menschenrechtlerin im Nachwort zu einer Neuauflage von 1968.

Zum 100. Todestag der Autorin am 11. Dezember 2020 wurde der Roman vom Manesse Verlag (Manesse Bibliothek) neu aufgelegt.

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