Freitag, 11. Dezember 2015

Buchempfehlung: Fes - Stadt des Islam, Rezension

Titus Burckhardt, Fes
Rezension und Empfehlung


TITUS  BURCKHARDT

FES  -  STADT  DES  ISLAM

Ein bemerkenswertes und eindrucksvolles Buch über die Stadt Fes ist vor kurzem erschienen.
Fes, eine der Königsstädte im nördlichen Marokko, wurde von dem Kunsthistoriker und Orientalisten Titus Burckhardt beschrieben. Er lebte in den 1930er Jahren für eine längere Zeit in Fes und kehrte nach der Unabhängigkeit Marokkos von Frankreich (1956) zurück. Aus dieser Zeit stammt das vorliegende Buch, das kein gewöhnlicher Stadtführer, eher ein „Verführer“ ist. Der Autor fragt sich, ob er „die herbe und würzige, äußerlich arme, aber innerlich reiche Welt des Mittelalters“ noch vorfindet. 1972 besuchte Titus Burckhardt nochmals im Auftrag der UNESCO die Königsstadt, um ein Konzept für den Erhalt der Altstadt und des traditionellen Handwerks zu erarbeiten.

Der Leser wandert nun mit dem Autor von außen durch die Stadttore immer weiter hinein, bis er im mystischen Raum, im Zentrum des Denkens, ankommt.
Nicht nur physisch sondern auch geistig erfasst Titus Burckhardt die Stadt und die Menschen von Fes, die Gebäude, ihre Struktur und Dekoration, sowie die Handwerker und Gelehrten, die Fes bis heute prägen. Dabei lernt der Leser etwas über die Architektur der Königsstadt, Moscheen und Medressen, Bäder, Märkte und Herbergen, Dekoration der Innenräume, über die Menschen, Nomaden und Sesshafte, Berber und arabische Einwanderer, die in Fes lebten und leben und den maghrebinischen Islam mit seinen Rechtsgelehrten und Mystikern kennen. Er zitiert andere Reisende wie Pierre Loti, der 1889 in seinem Tagebuch eine Begegnung mit Sultan Mulay al-Hassen festhält oder Leo Africanus.

Auf den Bildern sieht man Männer, eingehüllt in Burnus oder Djellaba, die mit Eseln durch die verwinkelten Gassen der Altstadt zu ihren Häusern gehen. Die Frau als Herrin des Hauses wandelt über die offenen Dächer mit freiem Blick. Der Autor gibt einen Einblick in das Haus. Das bekannte marokkanische Mosaik beschreibt er als geometrische Rose oder als vielstrahlige Sterne, die ein „schimmerndes Planetarium“ ergeben. Auffällig in der Architektur sind die maurischen Bögen, über die Titus Burckhardt schreibt: „Die islamische Kunst ist für den Adel eines Bogens überaus empfindlich.“ Der einzige Schmuck mancher Gebäude besteht nur aus diesen Bögen. Vom Haus geht er über zu den Frauen, der Ehe und den Sklaven.

Man wird immer weiter hineingezogen in das Wesen der Stadt, die sich seit ihrer Gründung durch Moulay Idris II. im 8. Jahrhundert gegen viele Umbrüche behauptet hat und ihr Wissen der islamischen Wissenschaften bewahrt. Noch heute sind die Qarawin-Moschee und -Hochschule Orte des Studierens. Titus Burckhardt lässt den Leser teilhaben an seiner Begegnung mit dem Gelehrten Mulay Ali, der ihn „in die Grundlagen des arabischen Wissens einführte“. Somit erfahren wir etwas über die arabische Sprache, die Gottes- und Rechtslehre, den Koran, die sufische Weisheit und die Mystiker wie Abu Madyan, Ibn Arabi, Al-Djazuli, At-Tidjani und anderen, die gerade im Maghreb eine große Bedeutung haben.  

Die neue Moderne bleibt draußen in den Neustädten und Vierteln, die während der französischen Kolonialzeit gebaut wurden. Und auch hiervon weiß Titus Burckhardt zu berichten.

Autor:
Titus Burckhardt lebte von 1908 bis 1984. Er wurde in Florenz geboren, sein Vater war Bildhauer und so studierte er Kunstgeschichte, dann Orientalistik. Vor allem lebte Burckhardt von seinen Tätigkeiten als Übersetzer, Zeichner, Verleger und Publizist. Neben „Fes - Stadt des Islam“ zählen „Die maurische Kultur in Spanien“ und „Art of Islam“ zu seinen Meisterwerken.  

Das Vor- und Nachwort schrieb Navid Kermani, der 2015 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Im C.H.Beck Verlag sind mehrere seiner Bücher erschienen.

Fazit:
Wieder einmal ist im C.H.Beck-Verlag ein gelungenes Buch in der Reihe „Neue Orientalische Bibliothek“ erschienen.
Der sehr schön gestaltete Titel Fes ist mit 47 schwarz-weiß Bildern der Stadt, 25 Zeichnungen des Verfassers versehen. Darstellungen von maghrebinischen Koranseiten und arabischen Schriftzeichen wechseln ab mit Gedichten oder Versen aus dem Koran und Zitaten der Mystiker.
Titus Burckhardt lässt Historiker wie Ibn Chaldun zu Wort kommen und zitiert Mystiker, die seine Erkenntnisse unterstreichen.
Navid Kermani hat das Vorwort geschrieben und einen Eindruck seines Besuches vom heutigen Fes im Nachwort gegeben.

Eine wunderbare Empfehlung für alle Besucher der Stadt Fes und Marokkos, zur Vorbereitung ebenso wie zum Nachlesen nach einer Reise.

nur Euro 26,95  Buch kaufen


Mittwoch, 9. Dezember 2015

NEU: Risiko

Klett-cotta

STEFFEN  KOPETZKY

RISIKO

Roman

Steffen Kopetzky hat einen funkelnden Abenteuerroman geschrieben, der auf historischen Fakten beruht. Er folgt einer legendären Afghanistan-Expedition auf der 5000 Kilometer langen Reise und begegnet historischen Personen wie Lucien Camus, dem Vater von Albert, oder Alois Musil, auch genannt Musil von Arabien.

Geheimexpedition des Deutschen Reichs an den Hindukusch: Nach einem Plan des Orientkenners Freiherr Max von Oppenheim ziehen sechzig Mann mit der Bagdadbahn, zu Pferd und auf Kamelen durch Wüsten und Gebirge. Das Ziel: den Emir von Afghanistan und die Stämme der Paschtunen im Namen des Islam zum Angriff auf Britisch-Indien zu bewegen.

Der junge Marinefunker Sebastian Stichnote liegt mit seinem Schiff vor der Küste Albaniens. Aus der Enge der Giesinger Gerberei seiner Brüder hat ihn das Fernweh hinaus auf See und zur vielstimmigen Funktechnik gezogen. Diese gibt ihm das Gefühl, mit dem ganzen Kosmos in Kontakt zu stehen. Als der Erste Weltkrieg beginnt, muss die unterlegene deutsche Flotte durchs Mittelmeer nach Konstantinopel fliehen. Stichnote hat es nach den ersten Seegefechten eilig, sein Schiff so schnell wie möglich zu verlassen und schließt sich als Funkoffizier einer geheimen Expedition nach Kabul an. Ihre Reise führt sie nach Syrien, Bagdad, Teheran, Isfahan und schließlich durch die persische Wüste. Am Ende hängt der Erfolg der Expedition von Stichnote ab, der mit allem brechen muss, was ihm einst heilig war.  (Verlagstext)

Autor:
Steffen Kopetzky, geboren 1971, ist Verfasser zahlreicher preisgekrönter Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Von 2002 bis 2008 war er künstlerischer Leiter der Theater-Biennale Bonn. Er lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm.

Steffen Kopetzky
Risiko
Gebunden mit Schutzumschlag
ca. 731 Seiten
1.Auflage 2015
Euro 24,95    Buch kaufen


NEU: Syrien verstehen

Klett-Cotta

GERHARD  SCHWEIZER

SYRIEN  VERSTEHEN - Geschichte, Gesellschaft und Religion

Wer Syrien verstehen will, muss jenes Syrien kennen lernen, als es noch nicht zerstört war: Seine Geschichte, seine Politik, seine Religion. Dann wird deutlich, wie sehr der gesamte Nahe Osten von der Lage in Syrien abhängt. Die syrische Katastrophe droht zum Unheil für den nervösesten Unruheherd unserer Welt zu werden.

Syrien – seit drei Jahrtausenden Schmelztiegel östlicher und westlicher Kulturen, einst Hochburg des Christentums, dann ein Kernland des Islam, Schauplatz der Kreuzzüge, deren verhängnisvolle Nachwirkungen bis heute zu spüren sind, Brennpunkt der Religionsspaltung in Sunniten und Schiiten, unseliger Hort der Muslimbrüder, Kampfgebiet der Rebellen, des Islamischen Staates. Syrien wurde im 20. Jahrhundert zu einer Keimzelle des arabischen Nationalismus wie des islamischen Fundamentalismus. Die westliche Berichterstattung reduzierte den Nahostkonflikt lange Zeit auf die Krisenherde Israel und Palästina. Syrien ist unter der Diktatur der Assads zur Geisel der Gewalt geworden, geht in einem Bürgerkrieg unter – und die Welt schaut zu. Das Syrien der Assads versuchte sich schon lang, den Libanon als »Provinz« einzuverleiben. Auf jeden Fall will auch Baschar al-Assad als entscheidender politischer »player« wahr- und ernstgenommen. Dass der großsyrische Nationalismus zu lange unterschätzt wurde, führte zu der jetzigen Katastrophe, die den Nahen Osten, Europa und die Welt noch lange Zeit in Atem halten wird. (Verlagstext)

Autor:
Gerhard Schweizer, 1940 in Stuttgart geboren, promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft. Er ist einer der führenden Experten für die Analyse der Kulturkonflikte zwischen Abendland und Orient. Er gilt als ausgewiesener Kenner der islamischen Welt und hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten. Einem breiten Publikum wurde er vor allem durch seine Bücher über den asiatischen und arabischen Raum bekannt. Gerhard Schweizer lebt als freier Schriftsteller in Wien, wenn er nicht gerade auf Reisen recherchiert und Material für neue Reportagen und Bücher sammelt.

Gerhard Schweizer
Syrien verstehen
Broschur
500 Seiten, 2 Karten
1.Auflage 2015
nur Euro 9,95    Buch kaufen