Freitag, 18. September 2020

Rezension Couscous mit Zimt

Couscous mit Zimt                       

Elsa Koester

Hauptsächlich dreht sich der Roman um Mamie Lucile, der Großmutter, von Marie, ihrer Tochter und von Lisa, der Tochter von Marie und Enkelin von Mamie Lucile. Ihre Leben werden aus der jeweiligen Sicht und Situation erzählt. Außerdem gehören noch Solange, die Schwester von Marie und ihre Tochter Charlotte zur Familie von Mamie Lucile. Die Männer spielen eher eine untergeordnete Rolle.

Großmutter „Mamie“ Lucile wurde fast Einhunderteins Jahre alt und besaß eine Wohnung in Paris, in der heutigen Avenue de Flandre. Nach ihrem Tod erbte zuerst Marie die Wohnung und Solange wurde ausbezahlt. Weil Marie kurz nach Lucile starb, erbte Lisa die Wohnung und nun steht ihr der Verkauf bevor, da Lisa in Berlin lebt. Im Moment hat sie die Wohnung an Larissa vermietet, einer Studentin, die ebenfalls aus Berlin stammt, aber in Paris studiert.

Lisa fährt nach Paris, um einige Möbel und andere Erinnerungsstücke nach Berlin zu schicken und besucht ihre Tante Solange und ihre Cousine Charlotte. Von ihnen erfährt Lisa ganz neue Versionen der Lebensgeschichte ihrer Verwandten und darum geht es in diesem Roman.

Jedes Kapitel trägt die Überschrift derjenigen Frau, die das Kapitel erzählt, meist wechseln sich Marie und Lisa ab.

Marie „erinnert“ sich an ihre Kindheit in Tunesien, wo sie als Tochter französischer Einwanderereltern, sogenannten Pieds-noirs, in einem kleinen Ort geboren wurde und ihre ersten Jahre verbrachte, vor allem mit Aisha, ihrer tunesischen Freundin. Auch ihre Schwester Solange wurde in Tunesien geboren. Ihr Vater kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Später zog die Familie nach Tunis, dann musste sie nach Frankreich übersiedeln. In Frankreich wuchsen Marie und Solange zu Jugendlichen heran und Marie ging nach Paris, um dort zu studieren und erlebte dort die „wilde Zeit“ der Hippies in den 1968er Jahren. Im Laufe ihres bewegten Lebens lernte Marie natürlich Männer kennen, darunter den deutschen Vater von Lisa.

Lisa erzählt von der heutigen Situation, sie gerät in die Proteste der Pariser Bevölkerung und lernt die Kommilitonen von Larissa kennen, die die Streiks begeistert mitmachen. In der Wohnung findet sie Erinnerungen an ihre Großmutter, Briefe, Bilder und lässt sich in die Vergangenheit ihrer Mutter fallen. Sie erfährt, dass ihre Großmutter natürlich ihre Töchter liebte, aber auch sehr hart sein konnte, von Maries Alkoholproblemen und ihren Folgen, Versionen, die sie noch nicht kannte.

Lisas Abstand von ihren Verwandten, die in Frankreich leben, macht sie neugierig, denn sie kennt nur die Geschichten ihrer Mutter, aber nun erfährt sie auch etwas von ihren Onkeln Antoine und Maurice, die Söhne aus der erste Ehe ihrer Großmutter und ihr Leben in Tunesien, als die Franzosen als Kolonialisten in Algerien und Tunesien lebten. Sie hatten Angst, als die Algerier ihre Unabhängigkeit nach über Einhundert Jahren Kolonialismus und Erniedrigung einforderten, dass die Tunesier ebenfalls die Kolonialisten hinauswerfen. Und Lisa hört, wie die kleine Familie in Frankreich lebten und ihre Mutter Marie die Familie verlässt und dabei über Umwege nach Berlin kommt.

Autorin:

Elsa Koester wurde 1984 als Tochter einer französischen Pied-noir mit tunesischer Kolonialgeschichte und eines norddeutschen Friesen mit US-amerikanischer Auswanderungsgeschichte in Berlin geboren, wo sie heute lebt. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaft sowie Soziologie und engagierte sich über 15 Jahre in sozialen Bewegungen. Heute arbeitet sie als politische Redakteurin bei der Wochenzeitung »Der Freitag«. Die neu entflammte Debatte über Identität und Heimat inspirierte sie zu ihrem Romandebüt »Couscous mit Zimt«, in das ihre Erfahrungen aus einer diversen kulturellen Identität, als Journalistin und Aktivistin mit einfließen.

Fazit:

Es ist ein amüsanter Frauenroman, in dem auch Männer vorkommen. Lisa, Charlotte und Larissa sind die „Gegenwart“, alle anderen Figuren erzählen von früher. Wie in jeder Familie empfinden und sehen die Mitglieder die jeweilige Situation anders, aus ihrer Sicht. Es wird gestritten und sich versöhnt. Die Autorin beobachtet sehr genau und schildert Alltagssituationen detailliert. Ihr Stil ist leicht und das Buch gut zu lesen.

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