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Sahara |
RALPH A. AUSTEN
SAHARA - Tausend Jahre Austausch von Ideen und Waren
Der amerikanische Autor
Ralph A. Austen versucht den Austausch von Waren und Ideen in einem riesigen
Lebensraum, der von der Atlantikküste bis zum Nil und Roten Meer sechstausend
Kilometer und von der Mittelmeerküste bis zum Golf von Guinea rund dreitausend
Kilometer einnimmt, über einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren auf nur 220
Seiten zu beschreiben.
Inhalt:
Das Buch enthält zwei
Vorworte, da sich die Lage zwischen der ersten, 2010 erschienen amerikanischen
Ausgabe zur deutschen Übersetzung 2012, in Mali verändert hat und es einiger Erklärungen
bedurfte.
Eingeteilt ist das Buch in
sechs Kapitel.
1.Die Sahara: Von der Wüstenbarriere zur globalen
Verkehrsader
Im ersten Kapitel geht es
um die Geographie, die klimatischen Verhältnisse, die Beschaffenheit des Bodens
in der Sahara und in den angrenzenden Landschaften im Norden am Mittelmeer und
in der Sahel- und Sudanzone im Süden in Westafrika und die daraus
resultierenden Möglichkeiten zur Durchquerung der Sahara. Die ersten Bewohner
waren Jäger und Sammler.
Schon die erste Karte auf
Seite 14, auf der die Länder Nord- und Westafrikas bis etwa einer Linie Kamerun,
Zentralafrika, Kenia dargestellt sind, lässt den aufmerksamen Leser
nachdenklich werden. Die Legende schreibt: „Die Sahara und ihre Grenzgebiete in
vorislamischer Zeit“ und gibt einen
Zeitraum von 1000 vor Chr. bis 1000 nach Chr. an. Der Islam hatte sich
allerdings schon nach 800 n.Chr. in Nordafrika und in den folgenden zweihundert
Jahren nach Westafrika ausgebreitet, so dass man nicht mehr „vorislamisch“
schreiben kann. Die Darstellung wird noch verzerrter, wenn auf der Karte Orte
wie Timbuktu eingezeichnet sind, das sogar erst um 1100 nach Chr. gegründet wurde. Wichtige Orte wie der
Karawanenendpunkt Audaghost und Walata fehlen dagegen. Auch die Zeitspanne von
zweitausend Jahren ist viel zu grob eingeteilt.
2.Karawanenhandel und afrikanische Wirtschaft
Das zweite Kapitel
beschreibt nun die Wege durch die Sahara und die Güter, die auf Kamelkarawanen
transportiert wurden. In erster Linie waren dies vom Süden nach Norden Gold und
Sklaven, später Elfenbein, Straußenfedern und Ziegenleder.
Von Nord nach Süd kamen „Stoffe,
Glasgeschirr, Haushaltsgegenstände aus Keramik und Metall, Papier,
Kriegsausrüstung, Pferde“, die
islamische Religion und Kultur mit der arabischen Schrift, den arabischen
Reisenden und Gelehrten, die sich schon bald in Timbuktu niederließen und Handschriften
übersetzten und verfassten.
Erst im 20. Jahrhundert
kam es zum Niedergang des Transportes mit Kamelen, als Eisenbahn, Auto und die
ersten Flugzeuge die Kamele ablösten.
3.Der Kampf um die Herrschaft über die Sahara und ihre
„Ufer“
Verschiedene Völker im
Sahel- Sudan organisierten den Markt und wurden dadurch reicher. Namentlich am
bekanntesten waren Gana, Mali und Songhai, aber auch Kanem, Bornu und Sokoto.
Auch die Organisation des Transportes durch die Sahara wurde von verschiedenen
Gruppen beherrscht. Belege dazu lieferten die Berichte der Reisenden,
Mekkapilger und Forscher.
4.Der Islam
Dieses Kapitel beschreibt
nach einigen Erklärungen zur Religion, die Ausbreitung und den Einfluss des
Islam auf die Völker in Nordafrika, der Sahara und den südlichen Randgebieten.
Das Bild auf Seite 126
zeigt die Gebetsnische in der kleinen Moschee von Sidi Boumediène in Tlemcen
(Algerien), die besonders von Wallfahrern besucht wird und über die Grenzen
Algeriens hinaus bekannt ist. Als Bildunterschrift steht unter anderem, dass „solche
Grabstätten in jüngster Zeit von der Ansar ed-Dine“- Islamistengruppe
beschädigt oder zerstört wurden. Leider passt das Bild und diese Unterschrift
nicht zusammen, denn wie Ansar ed-Dine selbst erklärt hat, zerstörten sie in
Timbuktu Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes, um die westliche Welt zu treffen,
die sich „mehr um Bauwerke sorgt, als um Menschen“. Bauwerke wie dieses, würden
selbst sie nicht zerstören. Für eine solche Unterschrift hätte man ein Bild von
Timbuktu mit der Djingereber-Moschee oder dem Grabmal von Askia Mohammed in Gao
zeigen müssen, die tatsächlich beschädigt wurden.
5.„Islamicate“ Kultur
„Islamicate culture“
beschreibt der Autor als Bezeichnung „angelsächsischer Historiker“ von „Regionen,
die vom Islam definiert, wenn auch nicht vollständig von ihm beherrscht werden“.
Denn neben dem Islam gab und gibt es, gerade in Westafrika, immer noch eigene
Traditionen und Gebräuche, die nichts mit dem Islam oder auch der von
Missionaren mitgebrachten christlichen Religion zu tun haben.
6.Europäischer Kolonialismus: Bruch und Kontinuität
der transsaharischen Verbindungen
Dieses interessant geschriebene
Kapitel zeigt die Entwicklung und den Einfluss der Kolonialmächte Frankreich
und Großbritannien in Nord- und Westafrika und deren Folgen für die Wirtschaft,
Kultur und Religion, die bis heute nachwirken.
Autor:
Ralph A. Austen ist
emeritierter Professor für Afrikanische Geschichte an der University of Chicago
und Autor mehrerer Bücher über die Geschichte und Literatur Afrikas,
Sklavenhandel und Kolonialismus.
Wie auch oft in
amerikanischen Dokumentarfilmen über geschichtliche Themen, bleibt der Autor ziemlich oberflächlich in seiner
Betrachtung. Er selbst gibt in seiner Danksagung gleich im ersten Satz zu, dass
nur „manche Seiten dieses Buchs das Ergebnis eigener Recherchen sind“ und „im Wesentlichen
die wissenschaftlichen Leistungen anderer Autoren“ zusammenfasst, was oft in einer
trockenen Aneinanderreihung von Informationen, die in jedem Kapitel wieder bei
der „ersten Begegnung zwischen den einzelnen Völkern“ beginnt, sichtbar wird. Auch gibt er im Vorwort zur deutschen Ausgabe
zu, dass die deutschen Übersetzer und Lektoren „eine Reihe von Fehlern“
korrigiert haben.
Möge sich der Leser zu
diesen Äußerungen selbst ein Urteil bilden.
Fazit:
Für den Leser, der sich
mit der Geschichte und den Themen Sahara, Sahel, Sudan, westafrikanische
Königreiche, Karawanenhandel und Islam in Nord- und Westafrika bereits
beschäftigt hat, wird es kaum neue Erkenntnisse geben. Im letzten Kapitel werden
die Geschichte des Kolonialismus und die Folgen sehr interessant beschrieben.
Für Leser, die sich zum
ersten Mal mit dem Thema auseinandersetzen, ist das Buch eine interessante Übersicht,
einen profunden Einblick kann es nicht geben, da es zu wenig ausführlich
geschrieben ist.
Ralph A. Austen
Sahara - Tausend Jahre Austausch von Ideen und Waren
220 Seiten, Hardcover mit Leineneinband
Wagenbach Verlag