DR. ALFRED
SCHLICHT
Es ist schwierig 3000 Jahre Geschichte in einem Buch auf rund 360 Seiten zusammenzufassen. Dr. Alfred Schlicht, Orientalist und auf den Nahen Osten spezialisiert, hat es geschafft, die „Geschichte der arabischen Welt“ möglichst objektiv zu beschreiben. Selbst die jüngsten Ereignisse des sogenannten „arabischen Frühlings“ haben Eingang in dieses interessante Buch gefunden.
Auf neun Kapiteln vom vorislamischen Arabien, über die
Anfänge des Islam mit der Berufung Mohammeds zum Propheten, der Ausbreitung des
Islams bis nach Andalusien, das Osmanische Reich, die Islamische Welt und den
europäischen Imperialismus bis zum arabischen Nationalismus und der arabischen
Welt von heute mit einem Ausblick in die Zukunft spannt der Autor den Bogen von
der arabischen Halbinsel nach Asien bis über das andalusische Spanien hinaus
und mit Columbus bis nach Amerika.
Der Autor betont gleich im Umschlagtext, dass es ihm um
die Beschreibung der säkularen Geschichte geht und er das Buch nicht als
„religiöse Heilsgeschichte“ sieht.
„Die arabische Geschichte ist nicht identisch mit der
Geschichte des Islam“ und sie beginnt lange vor der Geburt des Propheten
Mohammed um 570 nach Chr.. Zum ersten Mal ...
werden „arabische Kameltreiber“ 853 vor Christus auf einer Inschrift des Assyrerkönigs Salmanassar III. erwähnt, die an einer Schlacht zwischen Assyrern und Syrern teilnehmen. Sie leben, aufgegliedert in vielen Stämmen, zwischen zwei großen Kulturräumen, dem Niltal und dem Zweistromland (Mesopotamien), auf der, nach ihnen benannten, arabischen Halbinsel. Erst einhundert Jahre später beginnt die Geschichte des römischen Imperiums.
werden „arabische Kameltreiber“ 853 vor Christus auf einer Inschrift des Assyrerkönigs Salmanassar III. erwähnt, die an einer Schlacht zwischen Assyrern und Syrern teilnehmen. Sie leben, aufgegliedert in vielen Stämmen, zwischen zwei großen Kulturräumen, dem Niltal und dem Zweistromland (Mesopotamien), auf der, nach ihnen benannten, arabischen Halbinsel. Erst einhundert Jahre später beginnt die Geschichte des römischen Imperiums.
Schon kurz nach dem Tod des Propheten gelingt die
Einigung der meisten arabischen Stämme, was vorher fast unmöglich schien, und
ab 633 breiten sie sich nach Asien und rund um die südliche Küste des
Mittelmeeres sowie bis in den Balkan aus. Die rasante Ausdehnung kommt für die
damaligen „Großmächte“ Byzanz (Ostrom) und Persien überraschend. Sie waren zwar
vereinzelte Überfälle gewohnt, die sie abwehren konnten, aber nach zwei großen
Schlachten wird klar, dass die Araber vereint als große Gruppe kriegserfahrener
Kämpfer eine neue Herausforderung darstellen.
Mit der Abbasiden-Dynastie ab 750 verlagert sich das
Machtzentrum für die nächsten Fünfhundert Jahre von Damaskus und dem Mittelmeer
nach Bagdad in den Osten. Unter ihnen erreicht die islamisch-arabische Welt die
größte Ausdehnung bis nach Indien und Malaysia. Überall hinterlässt auch der
Islam seine Spuren. In diese Epoche fällt die Blütezeit der islamischen Kultur,
die auch im mittelalterlichen Europa immer mehr Anhänger gewinnt.
Die Ausbreitung des Islam als Religion geschieht in
Etappen, je weiter er sich ausbreitet umso mehr vermischt er sich im Laufe der Jahrhunderte
mit den alten Traditionen der Völker, auf die er trifft.
Zuerst verlief die Ausbreitung eher friedlich durch
Verträge mit der lokalen Bevölkerung über die Zahlung von Steuern, vorhandene
staatliche Strukturen wurden übernommen, jeder durfte seine Religion weiter
ausüben.
Erst nach und nach nehmen die Völker die arabische
Sprache an und allmählich setzt sich das Arabische als Verwaltungssprache
durch, aber bis heute gibt es zum Beispiel unter den Berbern in Nordafrika
welche, die nicht arabisch sprechen (wollen oder können).
Mit den Kreuzzügen ab 1096 in die Levante und der
Reconquista in Spanien beendeten die Europäer die arabisch-islamische
Ausbreitung. Was der Djihad für die Muslime, sind die Kreuzzüge für die
Christen. Mit Gewalt will jede Seite ihre Religion durchsetzen. Doch im
Schatten der Attacken, entwickelt sich der Handel mit den Luxuswaren aus dem
Orient.
Mitte des 13. Jahrhunderts drängt eine neue Großmacht in
den ostarabischen Raum ein - die Mongolen. Sie ermorden den letzten
Abbasidenkalifen und besetzen Bagdad. Auch die Osmanen und Turkvölker, die sich
ab 1453 mit der Eroberung von Byzanz für die nächsten 400 Jahre in der
arabischen Welt ausbreiten, sind nicht mehr direkt mit der Linie Mohammeds
verwandt.
Im letzten Kapitel „Die
arabische Welt heute“ werden die neuesten Entwicklungen beschrieben, inklusive
dem sogenannten arabischen Frühling.
Fazit:
Die Analysen und Einschätzungen der politischen und
geschichtlichen Zusammenhänge machen das neue Buch lesenswert und informativ,
trotz der teilweise sehr verschachtelten Sätze. Jedem Kapitel ist eine
übersichtliche Zeittafel vorangestellt, die die wichtigsten Ereignisse chronologisch
auflistet, es folgen der geschichtliche Ablauf und die Erläuterungen. Am Ende
des Buches werden die verschiedenen Epochen auf Karten dargestellt. Es folgen
Literatur- und Quellenhinweise und ein Register.
Der Autor hat bereits 2008 einen Teilbereich durch sein
Buch, „Die Araber und Europa“ herausgegriffen, welches ebenfalls sehr
interessant zu lesen ist.
Verwirrend ist ein wenig der Titel „Geschichte der
arabischen Welt“, da er sich mit dem Standardwerk von Ulrich Haarmann deckt.
Autor:
Dr. Alfred Schlicht ist Orientalist und Vortragender Legationsrat
im Auswärtigen Amt. Wissenschaftliche Tätigkeiten an Forschungsinstituten und
Universitäten in Deutschland und im Nahen Osten. Seit 1986 ist er im
diplomatischen Dienst tätig. Er ist
Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Geschichte und Gegenwart des Nahen
Ostens.