Freitag, 11. November 2016

Buchempfehlung: Anazarah Abenteuer in der Wüste Jugendbuch

horlemann
Buchbesprechung

Anazahra  - Abenteuer in der Wüste      

Andreas Kirchgäßner

Sarah fährt mit ihrer Mutter und Thomas, deren neuen Freund nach Marokko. Thomas kennt sich aus und möchte den beiden Frauen die Oasen und die Wüste zeigen.
Am Anfang ist Sarah weniger interessiert, aber je näher der Reisetermin rückt und weil sie sich von ihrem Freund Tim getrennt hat, umso gespannter ist sie nun.

Sandsturm und Regen in der Sahara
Die drei Abenteurer sind schon einige Tage mit einem Geländewagen unterwegs, als plötzlich ein Sandsturm aufkommt und die Zelte arg durcheinanderwirft. Nicht genug damit regnet es in der Nacht und Sarah, auf der Such nach ihrem Hund Basti, wird weggeschwemmt und von ihrer Mutter und Thomas getrennt.

Rettung
Von dem Hassaniya-Jungen Abderrahmane wird sie gerettet. Die Hassaniya sind arabische Nomaden im Süden Marokkos, vereinzelt wandern sie an die Grenze Algeriens.
Der Vater von Abderrahmane mag keine Hunde und schießt auf Basti, der sich daraufhin aus dem Staub macht. Sarah wird von Abderrahmanes Mutter aufgehalten und zuerst weiß Sarah nicht, warum. Außerdem gibt es Verständigungsschwierigkeiten. Doch Sarah entkommt dem Zelt und läuft in die Wüste hinaus - doch wohin ? Und wo ist Basti ?
Die findet eine Spur von Bluttropfen, aber dann ist die Hitze zu stark für Sarah. Da kommt ihr Abderrahmane zu Hilfe. Mit zwei Kamelen, etwas zu essen, Wasser und Tee wandern die beiden einem ungewissen Ziel entgegen. Oder weiß Abderrahmane wohin es geht ?

Angst und Ungewissheit
Zu Anfang hat Sarah Angst vor der neuen Umgebung, vor den fremden Menschen, vor der Sprache und der übermächtigen Natur. Da ihr nichts anderes übrig bleibt, fasst sie Vertrauen und freundet sich mit Abderrahmane an, der sie sicher durch die Ebenen und Steinwüste führt. Doch dann wird Abderrahmane unruhig und Sarah kommt ihrem neuen Freund zu Hilfe als sich dieser seinem Vater, der die beiden verfolgt hat, entgegenstellt. Sie können entkommen.

Hubschrauber und Schüsse
Plötzlich werden sie von Hubschraubern und Wagenkolonnen angegriffen. Hat der Vater das organisiert ? Sind das Schmuggler, was wollen sie von den Kindern ? Sie trennen sich, da hört Sarah Schüsse. Sie versteckt sich. Wohin ist Abderrahmane gelaufen ? Wird sie ihn wiederfinden ? Sarah hat schon viel von Abderrahmane gelernt und bleibt in ihrem Versteck, bis die Autos verschwunden sind.

Abderrahmane ist weg
Sie kommt heraus und findet nur noch ihr Kamel in einer Höhle, in die sie zuvor auch ihre Sachen gelegt hatten. Abderrahmane ist verschwunden, doch er hat ihr den Weg mit Essenstückchen angezeigt. Als sie ihn wieder sieht, vergisst Sarah alle Vorsicht und ruft ihm zu. Doch da tauchten wieder Hubschrauber vor Abderrahmane auf. Die Männer darin erschießen Abderrahmanes Lieblingskamel und nehmen ihn mit. Vergeblich schreit Sarah nach ihm, doch sie merkt dass sie sich verstecken muss.
Inzwischen hat Sara so viel von Abderrahmane gelernt, dass sie sich in der Fremde zurechtfindet. Wenig später erreicht sie eine Asphaltstraße Wohin führt sie ?


Autor:
Andreas Kirchgäßner, 1957 in Freiburg im Breisgau geboren, lebt in Merdingen. Landwirtschaftslehre nach dem Abitur. Arbeitete als Maschinenschlosser, LKW-Fahrer und Lagerarbeiter. Nach ausgedehnten Afrikareisen entschloss er sich, ganz vom und fürs Schreiben zu leben. Er verfasste zahlreiche Erstlesebücher, Jugendromane, Hörspiele und Features.

Fazit:
Ein wunderbares Buch über die Erkenntnis, dass der Fremde zum Freund wird, wenn man sich gegenseitig vertraut.
Die anfängliche Angst und das Misstrauen weichen von Sarah als sie merkt, dass sie auf die Hilfe von Abderrahmane angewiesen ist und er ihr keinen Grund gibt, misstrauisch zu sein, obwohl die Sprachbarriere und der Vater von Abderrahmane die Situation verkompliziert.

Das Buch ist für Jugendliche geschrieben und eine schöne Empfehlung, auch als Weihnachtsgeschenk.

Samstag, 5. November 2016

Rezension: Köstlicher Orient

wagenbach
Buchempfehlung

PETER  HEINE

KÖSTLICHER  ORIENT 
Eine Geschichte der Esskultur     

Freunde der nordafrikanischen und orientalischen Länder und deren Küche können sich und ihren Bekannten zu Weihnachten ein schönes Geschenk bereiten.
Der Islamwissenschaftler und Kenner der orientalischen Küche Peter Heine ist der Autor dieses interessanten Bandes rund um die Esskultur in Nordafrika und im Orient bis nach Indien.

Ein schönes Buch
Das Buch beeindruckt schon von außen. Der blaue Leineneinband mit orientalischem Mosaik aus Usbekistan lässt auf einen „erlesenen“ Inhalt hoffen. Dass dies kein „normales“ Kochbuch ist, bemerkt man schon beim Öffnen des Bandes. Bordeaux-Rote Vorsatzseiten und eine blaue Schrift mit bordeaux-farbenen Überschriften und Seitenzahlen machen auf den Inhalt neugierig. Die Rezepte stehen in hellblau hinterlegten Infokästen und sind mit einer roten Leiste und einer Zeichnung verziert.

Geschichte der orientalischen Kochkunst
Hier geht es mehr um die Geschichte der orientalischen Kochkunst, um die Kultur, um die Gewürze, um den Umgang mit Kochgeschirr und Rezepte für Diabetiker und andere Einschränkungen aus alten arabischen Kochbüchern und um den Verlauf des Kochens als Kunst in den Epochen vom frühen Mittelalter über die Kolonialzeit bis zur Moderne als um präzise Vorgaben, die bei einigen Rezepten fehlen.

Von der Gastfreundschaft zum Hummus-Streit
Die Beiträge in den acht Kapiteln sind vielfältig und unterhaltsam. Von der Gastfreundschaft in der arabischen Welt bis zu Döner-Buden und Halal-Industrie reichen die Themen. Man erfährt, dass in Marokko in der Profi-Küche mehr Frauen als Männer Chefköche sind, dass trotz der Gebote im Koran doch ganz gern Wein und Bier getrunken werden, aber Schweinefleisch tatsächlich fast überall in der arabischen Welt nicht gegessen wird.

Es gab und gibt so viele Kochbücher wie Länder oder frühere Dynastien. Wie waren die Essgewohnheiten der Omayyaden oder Abbasiden, konnte es eine einheitliche Küche im Osmanischen Reich geben?
Auch das Kapitel über die Gewürze, die vom östlichen Orient in den Nahen Osten und weiter nach Europa wanderten und welche Gemüse vom Westen in den Osten wanderten wird sehr interessant geschildert. Angereichert sind die Themen mit Anekdoten, Beschreibungen der im Koran stehenden Gebote über das Essen und Trinken und über das Teilen der Speisen mit den armen Leuten. Im Ramadan werden spezielle Suppen wie Harira oder Süßspeisen zubereitet und gerade in dieser Zeit denkt man besonders an Bedürftige und teilt das Essen miteinander. Politische Parteien und Institutionen laden zum Fastenbrechen ein.

Ein sehr interessantes Kapitel dreht sich um Politik und Wirtschaft in den Speisen. Hierin streiten sich Israelis mit ihren Nachbarn um Falafel und Hummus. Ist Dolma das Nationalgericht des Irak oder kommen die gefüllten Weinblätter doch aus Armenien? Auch die Verarbeitung und Herstellung von Halal-Gerichten ist ein neueres Thema, nicht nur in Europa, auch in China, wo 27 Millionen Muslime leben.

Erste Eindrücke
Die erste Dynastie nach dem Propheten Muhammed und den ersten vier Kalifen waren die Omayyaden. Bei ihnen spielte die Quantität eine größere Rolle als die Qualität. Auf dem Speiseplan standen Lamm, Schaf und Datteln in einfacher Zubereitung. Schon die Abbasiden erweiterten ihre Rezepte mit antiken griechisch-römischen und iranischen Speisen, die durch den Handel in die Hauptstadt Bagdad gelangten und durch die Übersetzung früherer Kochbücher. Nach den Abbasiden erlebte besonders Nordafrika eine kulinarische Blütezeit. Zu den eigenen Köstlichkeiten brachten die zurückkehrenden Andalusier nach 1492 viele Feinheiten von der spanischen Halbinsel mit.
In der iranischen Küche sind Reisgerichte und Sorbets ein Leckerbissen, die während der Safawiden-Dynastie (1501 - 1722) besonders erweitert wurden.

Im Anhang findet sich ein alphabetisches Verzeichnis der 70 Rezepte bzw. mehr als hundert, wenn man die arabische Übersetzung mitzählt. Zur Vertiefung in das Thema wurde eine Liste der verwendeten Literatur beigefügt, sowie eine Zeittafel und eine Zutatenliste mit Hinweisen, wo diese erhältlich sind.  

Fazit:
Der Autor gibt einen tiefen Einblick in die kulinarische Kultur Nordafrikas und des Orients, die noch vielseitiger ist, als man ohnehin schon weiß. Ergänzende Abbildungen von den Gerichten fehlen leider. Doch die Geschichte um die Esskultur des Orients ist vielfältig und interessant erzählt, so dass dieses Buch auf jeden Fall eine Bereicherung für den interessierten Leser ist, eine gute Empfehlung.

Donnerstag, 3. November 2016

Buchempfehlung: Coffee to go in Togo

conbook
Buchempfehlung

MARKUS  MARIA  WEBER

EIN  COFFEE  TO  GO  IN  TOGO


„Enge Büroräume, Engstirnigkeit von Vorgesetzten, Kollegen und Kunden, eingenommen von der täglichen Routine und von mir selbst, immer im selben Trott, im selben Rhythmus“, „Flucht aus der Zivilisation“, nennt Markus Maria Weber sein Ausbrechen aus der Routine des Alltags.
Eine ganz simple Frage beschäftigte den Autor: „Trinkt man in Togo Kaffee to go?“ Gibt es das überhaupt in Afrika?

Gibt es Coffee to go in Togo?
Während der alltäglichen Zugfahrt zur Arbeit, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in engen Kostümen oder steifen Anzügen, im Abteil der 1. Klasse, einen Kaffee trinkend und bereits hier die ersten Mails checkend, begann der stressige Arbeitstag. Und auch sein Arbeitstag als Unternehmensberater war wie jeder andere und wie der seiner Kollegen, die er als „fremdbestimmte fleißig dienende Ameisen“ bezeichnete. Am Kaffeebecher eines Sitznachbarn blieb sein Blick hängen und er fragte sich, ob er wohl wüsste, wie eine Kaffeepflanze aussieht? „Hat der Coffee to go zu der Beschleunigung beigetragen, über die in den letzten Jahren so viele klagen?“ Der Autor begann darüber nachzudenken, ob der Coffee to go vielleicht sogar aus Togo herkommt?

Nach reiflicher Überlegung, aber vielleicht auch „naiv und blauäugig“ setzte Markus Weber nach einer längeren Vorbereitungsreise quer durch Europa seinen Fuß zum ersten Mal auf den afrikanischen Kontinent, mit einem Fahrrad und Zelt. Und so begann die abenteuerliche Reise in das westafrikanische Togo.

Der Donauradweg zum Trainieren
„Mit einem Fahrrad ist man schnell genug, um fremde Länder zu erkunden, und doch langsam genug, um Menschen und Natur zu erleben.“ hatte der Autor in einem Forum gelesen und den Satz für sich zum Anlass genommen, auch so einfach wie möglich zu reisen, ganz im Gegensatz zu seiner gewohnten Fortbewegung im Zug, 1. Klasse oder Taxi.

Einen Monat vor der Abreise war die Ausrüstung eingekauft, die Landkarten und Reiseführer eingepackt. Doch wie repariert man die Fahrradkette? Entsetzt bemerkt Markus Weber, dass er nicht wusste, wie er seine neuen Geräte, Kocher, Wasserfilter, Reparaturset, etc. benutzen sollte, dass er überhaupt nicht vorbereitet war für das Abenteuer Afrika. So brachte ihn ein Dokumentarfilm auf die Idee, zum „Trainieren“ den Donauradweg von der Quelle bis zur Mündung im Schwarzen Meer entlang zu radeln, und dies schildert er im ersten Teil des Buches. Die ersten Abenteuer begannen bereits einige Kilometer hinter seinem Heimatort, wo er sich verfuhr. Und so vergingen die ersten Monate am Donauradweg entlang bis Rumänien und weiter nach Istanbul mit Höhen und Tiefen, nicht nur geographisch, auch die Laune stieg und sank wie die Sonne. 

Über Griechenland, Italien und Spanien nach Marokko
Der Autor machte viele Erfahrungen mit freundlichen Menschen und weniger freundlichen Hunden, am schlimmsten waren die in Rumänien. In der Türkei hat er Frauen mit offenen wehenden Haaren und T-Shirts und junge Männer mit Turnschuhen und bedruckten modernen Hemden gesehen, dem Muezzinruf folgten nur ein paar Männer in die Moschee, die Caféhaus- und Ladenbesitzer gingen ihrer gewohnten Arbeit nach und ließen nicht alles liegen  und stehen, um zum Gebet zu laufen. Diesen lockeren Umgang mit dem Islam hat Markus Weber nicht erwartet.

In Griechenland haben ihn der Raki und dazu noch ein bissiger Hund niedergestreckt, bevor er nach Italien übersetzte, wo ihm Touristen und schmuddeliges Herbstwetter erwarteten. Eine unfreundliche Begegnung mit deutschen Landsleuten auf einem Campingplatz befeuerte die Vorfreude auf Spanien, wo er mit einer Industriefähre in Barcelona landete. Afrikas Abenteuer kamen näher.
Doch zuvor musste Markus Weber einen französischen Landstreicher, künstliche Touristenorte, riesige Plastikfolienfelder unter denen Tomaten für den europäischen Markt mit reichlich Insektiziden behandelt werden und viel Regen ertragen.

Nach 6 Monaten erreicht er im Dezember 2012 Tanger in Marokko und traf auf Landsmann Rudi, mit dem er in Marrakech Weihnachten feierte. Drei Begleiter aus Friesland brachten ihn und Rudi in Bus und LKW durch die Westsahara und Mauretanien, vor unliebsamen Überraschungen verschont, in den Senegal. In St. Louis verabschiedeten sie sich und der Autor setzte seinen Weg mit Rudi fort. Durch Gambia, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone, Liberia, Côte d’Ivoire, Ghana bis Togo führte die Strecke meist an der Küste entlang.
Viele weitere Abenteuer erwarten Markus Weber und seine zeitweiligen Mitfahrer in Westafrika.  Doch dies sollten Sie selbst lesen und entdecken. Viel Vergnügen.

Fazit:
Ein lebendig, in der Ich-Form geschriebenes Buch, so das man glaubt mit dem Autor mitzureisen und zu leiden. Fröhliche Momente wechseln mit tristen ab. Die Kapitel sind nicht zu lang und obwohl der Abenteurer fast jeden Tag Fahrrad fährt, sich in Cafés stärkt, eine Pension oder einen Campingplatz sucht, gibt es kaum langweilige Wiederholungen im Text.
Die Begegnungen mit den Einheimischen in den verschiedenen Ländern sind mehrheitlich lustig, manchmal lästig, manchmal gefährlich und bedrohlich. Auch mit den mitreisenden Radfahrern hat er Glück und freundet sich mit etlichen an. Und natürlich gibt es ein „Happy End“ in Togo mit einem Coffee to go.
Eine schöne Leseempfehlung für alle, die es Markus Weber gleich tun möchten, mit vielen Hinweisen, vor allem sehr empfehlenswert für aufgeschlossene und neugierige Leser , die ein abwechslungsreicher Lesegenuss erwartet. Sehr gut.