Donnerstag, 3. November 2016

Buchempfehlung: Coffee to go in Togo

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Buchempfehlung

MARKUS  MARIA  WEBER

EIN  COFFEE  TO  GO  IN  TOGO


„Enge Büroräume, Engstirnigkeit von Vorgesetzten, Kollegen und Kunden, eingenommen von der täglichen Routine und von mir selbst, immer im selben Trott, im selben Rhythmus“, „Flucht aus der Zivilisation“, nennt Markus Maria Weber sein Ausbrechen aus der Routine des Alltags.
Eine ganz simple Frage beschäftigte den Autor: „Trinkt man in Togo Kaffee to go?“ Gibt es das überhaupt in Afrika?

Gibt es Coffee to go in Togo?
Während der alltäglichen Zugfahrt zur Arbeit, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in engen Kostümen oder steifen Anzügen, im Abteil der 1. Klasse, einen Kaffee trinkend und bereits hier die ersten Mails checkend, begann der stressige Arbeitstag. Und auch sein Arbeitstag als Unternehmensberater war wie jeder andere und wie der seiner Kollegen, die er als „fremdbestimmte fleißig dienende Ameisen“ bezeichnete. Am Kaffeebecher eines Sitznachbarn blieb sein Blick hängen und er fragte sich, ob er wohl wüsste, wie eine Kaffeepflanze aussieht? „Hat der Coffee to go zu der Beschleunigung beigetragen, über die in den letzten Jahren so viele klagen?“ Der Autor begann darüber nachzudenken, ob der Coffee to go vielleicht sogar aus Togo herkommt?

Nach reiflicher Überlegung, aber vielleicht auch „naiv und blauäugig“ setzte Markus Weber nach einer längeren Vorbereitungsreise quer durch Europa seinen Fuß zum ersten Mal auf den afrikanischen Kontinent, mit einem Fahrrad und Zelt. Und so begann die abenteuerliche Reise in das westafrikanische Togo.

Der Donauradweg zum Trainieren
„Mit einem Fahrrad ist man schnell genug, um fremde Länder zu erkunden, und doch langsam genug, um Menschen und Natur zu erleben.“ hatte der Autor in einem Forum gelesen und den Satz für sich zum Anlass genommen, auch so einfach wie möglich zu reisen, ganz im Gegensatz zu seiner gewohnten Fortbewegung im Zug, 1. Klasse oder Taxi.

Einen Monat vor der Abreise war die Ausrüstung eingekauft, die Landkarten und Reiseführer eingepackt. Doch wie repariert man die Fahrradkette? Entsetzt bemerkt Markus Weber, dass er nicht wusste, wie er seine neuen Geräte, Kocher, Wasserfilter, Reparaturset, etc. benutzen sollte, dass er überhaupt nicht vorbereitet war für das Abenteuer Afrika. So brachte ihn ein Dokumentarfilm auf die Idee, zum „Trainieren“ den Donauradweg von der Quelle bis zur Mündung im Schwarzen Meer entlang zu radeln, und dies schildert er im ersten Teil des Buches. Die ersten Abenteuer begannen bereits einige Kilometer hinter seinem Heimatort, wo er sich verfuhr. Und so vergingen die ersten Monate am Donauradweg entlang bis Rumänien und weiter nach Istanbul mit Höhen und Tiefen, nicht nur geographisch, auch die Laune stieg und sank wie die Sonne. 

Über Griechenland, Italien und Spanien nach Marokko
Der Autor machte viele Erfahrungen mit freundlichen Menschen und weniger freundlichen Hunden, am schlimmsten waren die in Rumänien. In der Türkei hat er Frauen mit offenen wehenden Haaren und T-Shirts und junge Männer mit Turnschuhen und bedruckten modernen Hemden gesehen, dem Muezzinruf folgten nur ein paar Männer in die Moschee, die Caféhaus- und Ladenbesitzer gingen ihrer gewohnten Arbeit nach und ließen nicht alles liegen  und stehen, um zum Gebet zu laufen. Diesen lockeren Umgang mit dem Islam hat Markus Weber nicht erwartet.

In Griechenland haben ihn der Raki und dazu noch ein bissiger Hund niedergestreckt, bevor er nach Italien übersetzte, wo ihm Touristen und schmuddeliges Herbstwetter erwarteten. Eine unfreundliche Begegnung mit deutschen Landsleuten auf einem Campingplatz befeuerte die Vorfreude auf Spanien, wo er mit einer Industriefähre in Barcelona landete. Afrikas Abenteuer kamen näher.
Doch zuvor musste Markus Weber einen französischen Landstreicher, künstliche Touristenorte, riesige Plastikfolienfelder unter denen Tomaten für den europäischen Markt mit reichlich Insektiziden behandelt werden und viel Regen ertragen.

Nach 6 Monaten erreicht er im Dezember 2012 Tanger in Marokko und traf auf Landsmann Rudi, mit dem er in Marrakech Weihnachten feierte. Drei Begleiter aus Friesland brachten ihn und Rudi in Bus und LKW durch die Westsahara und Mauretanien, vor unliebsamen Überraschungen verschont, in den Senegal. In St. Louis verabschiedeten sie sich und der Autor setzte seinen Weg mit Rudi fort. Durch Gambia, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone, Liberia, Côte d’Ivoire, Ghana bis Togo führte die Strecke meist an der Küste entlang.
Viele weitere Abenteuer erwarten Markus Weber und seine zeitweiligen Mitfahrer in Westafrika.  Doch dies sollten Sie selbst lesen und entdecken. Viel Vergnügen.

Fazit:
Ein lebendig, in der Ich-Form geschriebenes Buch, so das man glaubt mit dem Autor mitzureisen und zu leiden. Fröhliche Momente wechseln mit tristen ab. Die Kapitel sind nicht zu lang und obwohl der Abenteurer fast jeden Tag Fahrrad fährt, sich in Cafés stärkt, eine Pension oder einen Campingplatz sucht, gibt es kaum langweilige Wiederholungen im Text.
Die Begegnungen mit den Einheimischen in den verschiedenen Ländern sind mehrheitlich lustig, manchmal lästig, manchmal gefährlich und bedrohlich. Auch mit den mitreisenden Radfahrern hat er Glück und freundet sich mit etlichen an. Und natürlich gibt es ein „Happy End“ in Togo mit einem Coffee to go.
Eine schöne Leseempfehlung für alle, die es Markus Weber gleich tun möchten, mit vielen Hinweisen, vor allem sehr empfehlenswert für aufgeschlossene und neugierige Leser , die ein abwechslungsreicher Lesegenuss erwartet. Sehr gut.