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MARKUS MARIA WEBER
EIN COFFEE TO GO IN TOGO
„Enge Büroräume, Engstirnigkeit von Vorgesetzten,
Kollegen und Kunden, eingenommen von der täglichen Routine und von mir selbst,
immer im selben Trott, im selben Rhythmus“, „Flucht aus der Zivilisation“,
nennt Markus Maria Weber sein Ausbrechen aus der Routine des Alltags.
Eine ganz simple Frage beschäftigte den Autor: „Trinkt
man in Togo Kaffee to go?“ Gibt es das überhaupt in Afrika?
Gibt es Coffee to go in Togo?
Während der alltäglichen Zugfahrt zur Arbeit, zusammen
mit Kolleginnen und Kollegen in engen Kostümen oder steifen Anzügen, im Abteil
der 1. Klasse, einen Kaffee trinkend und bereits hier die ersten Mails
checkend, begann der stressige Arbeitstag. Und auch sein Arbeitstag als
Unternehmensberater war wie jeder andere und wie der seiner Kollegen, die er
als „fremdbestimmte fleißig dienende Ameisen“ bezeichnete. Am Kaffeebecher
eines Sitznachbarn blieb sein Blick hängen und er fragte sich, ob er wohl
wüsste, wie eine Kaffeepflanze aussieht? „Hat der Coffee to go zu der
Beschleunigung beigetragen, über die in den letzten Jahren so viele klagen?“
Der Autor begann darüber nachzudenken, ob der Coffee to go vielleicht sogar aus
Togo herkommt?
Nach reiflicher Überlegung, aber vielleicht auch „naiv
und blauäugig“ setzte Markus Weber nach einer längeren Vorbereitungsreise quer
durch Europa seinen Fuß zum ersten Mal auf den afrikanischen Kontinent, mit
einem Fahrrad und Zelt. Und so begann die abenteuerliche Reise in das
westafrikanische Togo.
Der Donauradweg zum
Trainieren
„Mit einem Fahrrad ist man schnell genug, um fremde
Länder zu erkunden, und doch langsam genug, um Menschen und Natur zu erleben.“ hatte
der Autor in einem Forum gelesen und den Satz für sich zum Anlass genommen,
auch so einfach wie möglich zu reisen, ganz im Gegensatz zu seiner gewohnten
Fortbewegung im Zug, 1. Klasse oder Taxi.
Einen Monat vor der Abreise war die Ausrüstung
eingekauft, die Landkarten und Reiseführer eingepackt. Doch wie repariert man
die Fahrradkette? Entsetzt bemerkt Markus Weber, dass er nicht wusste, wie er
seine neuen Geräte, Kocher, Wasserfilter, Reparaturset, etc. benutzen sollte,
dass er überhaupt nicht vorbereitet war für das Abenteuer Afrika. So brachte
ihn ein Dokumentarfilm auf die Idee, zum „Trainieren“ den Donauradweg von der
Quelle bis zur Mündung im Schwarzen Meer entlang zu radeln, und dies schildert
er im ersten Teil des Buches. Die ersten Abenteuer begannen bereits einige
Kilometer hinter seinem Heimatort, wo er sich verfuhr. Und so vergingen die
ersten Monate am Donauradweg entlang bis Rumänien und weiter nach Istanbul mit
Höhen und Tiefen, nicht nur geographisch, auch die Laune stieg und sank wie die
Sonne.
Über Griechenland,
Italien und Spanien nach Marokko
Der Autor machte viele Erfahrungen mit freundlichen
Menschen und weniger freundlichen Hunden, am schlimmsten waren die in Rumänien.
In der Türkei hat er Frauen mit offenen wehenden Haaren und T-Shirts und junge
Männer mit Turnschuhen und bedruckten modernen Hemden gesehen, dem Muezzinruf
folgten nur ein paar Männer in die Moschee, die Caféhaus- und Ladenbesitzer
gingen ihrer gewohnten Arbeit nach und ließen nicht alles liegen und stehen, um zum Gebet zu laufen. Diesen
lockeren Umgang mit dem Islam hat Markus Weber nicht erwartet.
In Griechenland haben ihn der Raki und dazu noch ein
bissiger Hund niedergestreckt, bevor er nach Italien übersetzte, wo ihm
Touristen und schmuddeliges Herbstwetter erwarteten. Eine unfreundliche
Begegnung mit deutschen Landsleuten auf einem Campingplatz befeuerte die
Vorfreude auf Spanien, wo er mit einer Industriefähre in Barcelona landete.
Afrikas Abenteuer kamen näher.
Doch zuvor musste Markus Weber einen französischen Landstreicher,
künstliche Touristenorte, riesige Plastikfolienfelder unter denen Tomaten für
den europäischen Markt mit reichlich Insektiziden behandelt werden und viel
Regen ertragen.
Nach 6 Monaten erreicht er im Dezember 2012 Tanger in
Marokko und traf auf Landsmann Rudi, mit dem er in Marrakech Weihnachten
feierte. Drei Begleiter aus Friesland brachten ihn und Rudi in Bus und LKW
durch die Westsahara und Mauretanien, vor unliebsamen Überraschungen verschont,
in den Senegal. In St. Louis verabschiedeten sie sich und der Autor setzte
seinen Weg mit Rudi fort. Durch Gambia, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone,
Liberia, Côte d’Ivoire, Ghana bis Togo führte die Strecke meist an der Küste
entlang.
Viele weitere Abenteuer erwarten Markus Weber und seine
zeitweiligen Mitfahrer in Westafrika.
Doch dies sollten Sie selbst lesen und entdecken. Viel Vergnügen.
Fazit:
Ein lebendig, in der Ich-Form geschriebenes Buch, so das
man glaubt mit dem Autor mitzureisen und zu leiden. Fröhliche Momente wechseln
mit tristen ab. Die Kapitel sind nicht zu lang und obwohl der Abenteurer fast
jeden Tag Fahrrad fährt, sich in Cafés stärkt, eine Pension oder einen
Campingplatz sucht, gibt es kaum langweilige Wiederholungen im Text.
Die Begegnungen mit den Einheimischen in den
verschiedenen Ländern sind mehrheitlich lustig, manchmal lästig, manchmal
gefährlich und bedrohlich. Auch mit den mitreisenden Radfahrern hat er Glück
und freundet sich mit etlichen an. Und natürlich gibt es ein „Happy End“ in
Togo mit einem Coffee to go.
Eine schöne Leseempfehlung für alle, die es Markus Weber
gleich tun möchten, mit vielen Hinweisen, vor allem sehr empfehlenswert für
aufgeschlossene und neugierige Leser , die ein abwechslungsreicher Lesegenuss
erwartet. Sehr gut.