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Cluse Krings
Der vierte Spiegel
Der letzte Emir der Omayyaden, Abderrahmane ist nach
einer abenteuerlichen Flucht aus Damaskus, die im ersten Band ausführlich
beschrieben wird, in Ifriqiya (dem heutigen Tunesien) angekommen.
Die Familie seiner Mutter, die als Sklavin nach Syrien an
den Hof gebracht wurde, hat ihn und seine Begleiter aufgenommen. Nun lebt er
mit ihnen einige Jahre und lernt die Sitten und Gebräuche der Nafsa-Berber
kennen.
In Syrien hatten die Abbasiden die Omayyaden vom
Kalifenamt und der Macht vertrieben, in dem sie alle Mitglieder der Familie
ermordeten, außer Abderrahmane und zwei Brüder, die nicht an dem letzten
Bankett teilnahmen, bei dem das Gemetzel stattfand.
Nun erfährt Abderrahmane, dass der Führer der Abbasiden
nicht mehr lebt. Er muss sich nicht mehr verstecken. Mit den Amazigh seiner Familie
kann er sich nicht recht anfreunden, zu fremd ist ihm die Kultur der Berber in
der Nordsahara. Er sendet seinen Diener in das heutige Andalusien, wo dieser
die Ankunft des letzten Omayyaden-Emirs vorbereitet.
In Andalusien haben sich schon früher einige Omayyaden
niedergelassen und Abderrahmane hofft auf deren Unterstützung bei seiner
Ankunft. Die Situation vor Ort ist verwirrend, denn die vielen Gruppen - Goten,
Amazigh, Araber, Juden, Christen und Muslime, Sunniten, Schiiten - wollen sich
nicht einigen.
Abderrahmane wird von seinem Diener als künftiger Emir
von Al Andalus, Befehlshaber der Gläubigen von Al Andalus angekündigt, aber
seine Ankunft auf der iberischen Halbinsel verläuft eher ruhig als mit Prunk.
Nachts landet das Schiff an der Küste, mit dem er das Mittelmeer überquert und
die kleine Karawane mit den Neuankömmlingen und Begleitern macht sich eher
heimlich und vorsichtig auf den Weg in das Landesinnere.
Zu verworren ist die Lage und ob alle Gruppen sich zu Abderrahmane
hinwenden ist fraglich. Er muss sich auf viele neue Ratgeber verlassen, aber
ist sich nicht sicher, ob er auch allen vertrauen kann.
Zwischen dem aktuellen Herrscher Jusuf und seinem General
al-Sumail herrschen Spannungen und jeder will regieren. Da kommt Abderrahmane
gerade recht, aber dieser hält zunächst nicht viel von Schlachten, sondern
bemüht sich mit Verhandlungen die uneinigen Gruppen hinter sich zu sammeln. So
werden seine Anhänger auf dem Weg nach Cordoba immer zahlreicher. Seine Begleiter
allerdings nutzen die Ankunft des letzten Omayyaden zur Vorbereitung auf eine
große Schlacht und mit List wird das Heer von Jusuf geschlagen.
Nach und nach einigt Abderrahmane das Land und verteidigt
es gegen erneute Angriffe der Abbasiden, Karolinger und rachsüchtigen Gegnern
im eigenen Land.
Nach über 20 Jahren an der Macht zieht Abderrahmane ein
gemischtes Resümee. Sein Sohn Hischam I. wird 788 Nachfolger sein auf dem
Thron.
Am Ende seiner Regierungszeit lässt er die heute berühmte
Moschee von Cordoba bauen, dessen Fertigstellung er nicht mehr erlebt.
Autor:
Cluse Krings,
geboren 1959 in Aachen, lebt und arbeitet in Berlin, München und Almeria. Er
ist ein deutscher Autor, Theatermann, Ethnologe und Journalist. 2008
veröffentlichte Cluse Krings den ersten Band einer Roman-Biographie über Abd
ar-Rahman I., den ersten Emir von Córdoba, unter dem Titel Die vier Spiegel des
Emirs von Córdoba. Zwischen 2011 und 2013 erarbeitete er den Soundtrack für das
Hörbuch Der Emir von Córdoba mit Musikern aus Berlin, Kairo und Andalusien.
2014 erschienen zeitgleich das Hörbuch und ein Album mit einer Musikauskopplung
des Hörbuchs unter dem Titel New Andalusian Music. Seit Mitte der 2010er Jahre
nutzte Cluse Krings seine Erfahrungen aus mehr als 20-jähriger Forschung zum
aufgeklärten Islam Andalusiens für die Arbeit mit jungen Flüchtlingen. Er hält
Vorträge über den Umgang von Therapeuten und Ärzten mit Menschen aus fremden Kulturen.
Politisch vertritt er die These, dass die zunehmend ablehnende Haltung
gegenüber Flüchtlingen in Teilen der Bevölkerung von Politik und Medien
systematisch erzeugt wurde. (Quelle: Wikipedia)
Fazit:
Dass das zweite Buch die Fortsetzung des ersten Bandes
ist, erkennt man bereits an der Seitennummerierung, die fortlaufend ist und
nach 1158 Seiten endet die Geschichte. Ebenso interessant ist auch die Entstehung,
die Cluse Krings im Anhang unter dem Titel „Dichtung und Wahrheit“ auf über 40
Seiten detailliert erläutert. Nach 20jähriger Arbeit liegt nun ein sehr
ausführliches Buch vor, das das Leben des letzten Omayyaden-Emirs Abderrahmane
I. (ca. 730 - 788) nachzeichnet, von dem man kaum mehr wussste, als das er vor
den Abbasiden nach Spanien geflohen war. Und doch fand der Autor bei seinen
Recherchen viele historische Quellen und die meisten Personen, die im Buch eine
größere Rolle spielen, sind historisch belegt.
Der Autor stellt den Beginn des Mittelalters durch die
Beschreibung der Gegebenheiten im 8. Jahrhundert wie Sitten und Gebräuche der
Einheimischen, Klima, Vegetation und Landschaft bildhaft vor. Die über
Jahrhunderte mündlichen Überlieferungen finden sich, zusammen mit Erkenntnissen
durch Ausgrabungen und Forschungen aus neuerer Zeit im Text wieder.
Das ausführliche Glossar und die Literaturhinweise komplettieren
die interessante und spannende Biographie.
Das Buch ist eher ein romanhaftes Sachbuch als ein Historienroman,
manchmal etwas langatmig, aber durchaus flüssig zu lesen, lehrreich und
empfehlenswert.