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BERND DÖRRIES
DER LACHENDE KONTINENT
Der Journalist Bernd Dörries arbeitet für die Süddeutsche Zeitung von Kapstadt aus. Er
berichtet seit drei Jahren über Länder südlich der Sahara und erzählt in diesem
Buch über seine Reisen in 34 Länder Afrikas südlich der Sahara. Das bedeutet,
dass seine Beiträge aktuell sind und die Ereignisse in der jetzigen Zeit
stattfinden. Eine Portion Humor fehlt nicht in diesem persönlichen Rahmen der
Berichterstattung. Und, was ganz wichtig ist, das Geschriebene hebt sich
erfrischend von den vielen anderen Büchern über Afrika ab, in denen es nur um
die Darstellung von negativen Schlagwörtern geht, die ständig wiederholt
werden.
Der Inhalt ist nicht chronologisch gegliedert sondern die
Berichte richten sich nach dem Länder-Alphabet, beginnend mit Angola und endend
mit Uganda. Die Beträge sind unterschiedlich lang. Für eine bessere Übersicht
ist jedem Kapitel eine Afrikakarte mit der Lage des jeweiligen Landes
vorangestellt.
Auf der ersten Seite eines Kapitels steht neben dem
Kartenausschnitt eine kurze Übersicht des Landes, was dem Autor wichtig ist,
wie zum Beispiel die Anzahl der chinesischen Restaurants, die für ihn die
Aktivität Chinas „in dem jeweiligen Staat“ aufzeigt. Das sind unter anderem 1 chinesisches
Restaurant in Eritrea (39 Millionen Einwohner), 3 in Äquatorialguinea (1 Mio.
Einw.) (und wer kennt schon Äquatorialguinea in Deutschland), mehr als 20 in
Uganda (39 Mio. Einw.), 130 auf Mauritius (1 Mio. Einw.), mehrere Hundert in
Südafrika (58 Mio. Einw.) „zu viele, um sie zu zählen“ in Nigeria (194 Mio.
Einw.) und „ein ganzes chinesisches Viertel in dem chinesische Arbeiter wohnen“
im Sudan (42 Mio. Einw.) und das genau in den Ländern, die sehr viele
Bodenschätze und andere Reichtümer besitzen und die chinesischen Begehrlichkeiten
und Interessen widerspiegeln.
Interessant für Bernd Dörries sind auch die köstlichen
Nationalgerichte und „was man gesehen haben sollte“.
Ein besonders spannender Punkt ist der, „worüber das Land
gerade redet“, also was den Bewohnern wichtig ist: Das wäre zum Beispiel in
Botswana die Frage, ob bald wieder Elefanten gejagt werden dürfen, ob der „neue
Präsident in der DR Kongo, Felix Tshisehedi auch einen Wandel bringt“, ob in Gabun der Präsident Ali Bongo
noch lebt oder durch einen Doppelgänger ersetzt wurde, Uganda überlegt, ob der
nächste Präsident der bekannte Rapper Bobiwine wird und Sambia fragt sich, ob
es bald von China regiert wird. In Namibia fragen sich die Herero und Nama,
wann „sich Deutschland offiziell für die Verbrechen der Vergangenheit
entschuldigt.“
In Mali reden die Leute über die Islamisten, die sie „loswerden
wollen“, The Gambia, die Republik Kongo und Mosambik hoffen auf neue Brücken.
Togo, Kenia und Ghana reden über Fußball, Liberia und die Elfenbeinküste
rätseln, ob Fußballer Präsidenten werden können und in Eritrea fragt man sich,
wann es endlich schnelleres Internet gibt, also viele Fragen, die sich auch
Deutsche stellen.
In Benin trifft Bernd Dörries seinen afrikanischen Freund
aus der gemeinsamen Zeit im Kindergarten wieder. In Ghana besucht er Sammy
Kuffour, der lange bei Bayern München gespielt hat und nach Accra zurückgekehrt
ist. So ganz glücklich scheint er nicht zu sein. In Malawi ruft ihm ein Mann „Bielefeld,
Bielefeld“ zu, auf die Frage wohin die Zierfische des Malawi-Sees exportiert
werden. Und auch in Malawi stehen die Leute freiwillig Schlange für eine Masern-Impfung
und lachen laut, als der Autor von impfmüden Deutschen erzählt. Malawi hat 2010
genügend traurige Erfahrung machen müssen, als fast Übernacht 120.000 Menschen
an Masern erkrankten und 300 Tote zu beklagen waren.
In Botswana ist die Krankenversicherung gratis, Simbabwe
hat Afrikas beste Wasserballmannschaften und Nigeria die weltbesten
Scrabble-Spieler. So erfahren wir viel Neues, Alltägliches und erkennen, dass
Afrikaner gar nicht so anders sind als wir und dass sie gern lachen. Allerdings
bemerkt der Autor erst spät, dass die Äthiopier ihn auslachen, als er über die
alte „Pferderennbahn“ schleicht, weil ihm bei 2700 Höhenmeter die Luft
schneller ausgeht als den Äthiopiern, die trainieren und sich durch das Laufen
ein besseres Leben erhoffen.
Und es gibt noch mehr Bemerkenswertes zu entdecken…
Fazit
Bernd Dörries schildert seine Erfahrungen und Erlebnisse
als Journalist, der von Südafrika aus in weitere afrikanische Länder reist. Die
Beiträge sind Momentaufnahmen, Begegnungen und Ereignisse, die passiert sind,
als er in diesem Augenblick vor Ort war. In den meisten Berichten werden
aktuelle, politische und geschichtliche Ereignisse nebeneinander beschrieben.
Man sollte seine Berichte nicht verallgemeinern. Einige
Tage später könnten andere Situationen andere Berichte hervorbringen. Zum
Verständnis dieses Buches ist dies wichtig zu wissen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, spannend mit Gefühl und
Humor aus der persönlichen Sicht geschrieben, lehrreich, aktuell und
informativ. Unbedingt lesenswert!