Elster |
DAS GEBOT
DER GEWALT
In glühenden Farben erzählt der Roman die Geschichte des
imaginären west-afrikanischen Reiches Nakem und der Dynastie der Saïfs, die
sich mit Gewalt, schwarzer Magie und diplomatischer List an der Macht hält: Die
Saïfs profitieren von der versklavten schwarzen Bevölkerung, behaupten sich
gegen die christliche Kirche und die französischen Kolonisatoren. Das dichte
Fresko reicht vom 13. Jahrhundert bis ins Jahr 1947, an die Schwelle zur
Unabhängigkeit. Hier weitet sich die Szenerie nach Frankreich aus, wohin
Raymond-Spartacus Kassoumi, Sohn eines Leibeigenen, zum Studium geschickt wird
…
Ouologuem beschreibt scharfsinnig und unerschrocken, wie
Fremdherrschaft, Dislokation und Versklavung in Afrika bereits vor der Ankunft
der Kolonisatoren gegenwärtig waren und hinterfragt so den von seinen
Zeitgenossen geprägten Diskurs der Négritude. Auch 50 Jahre nach Erscheinen ist
der Roman in Zeiten von Boko Haram und IS und der Debatte um die Rückgabe
afrikanischer Kunstgegenstände verstörend aktuell.
Das frühe Hauptwerk der postkolonialen Literatur – zum
50-jährigen Jubiläum der deutschen Erstausgabe 1969 neu zu entdecken
Radikal realistische Schilderungen brutaler Handlungen
und ungezügelter Erotik stehen Szenen von kühner Schönheit gegenüber, hymnische
Oden wechseln mit beißender Ironie – eine literarische Erschütterung!
Ein mutiges, aufklärerisches Panorama von 800 Jahren
afrikanischer Geschichte, das ohne Mystifizierung von Fremdherrschaft,
Dislokation, Gewalt und Versklavung erzählt.
Als »Das Gebot der Gewalt« 1968 in Frankreich erscheint,
wird der Roman sofort als literarisches Meisterwerk erkannt und der brillante
junge Autor aus Mali als erster Afrikaner mit dem renommierten Prix Renaudot
ausgezeichnet. Das Buch ist auch bei den Lesern ein Erfolg, avanciert rasch zum
Kultbuch und wird in zehn Sprachen übersetzt. (Verlagstext)
Autor:
Yambo Ouologuem,
1940 als Sohn eines Großgrundbesitzers in Bandiagara, in der Region Dogon
(damals Französisch-Sudan, heute Mali) geboren, genoss er eine gute
Schulbildung, ging 1960 nach Paris und studierte Soziologie, Philosophie und
Englisch. Er löste später eine akademische Kontroverse aufgrund von
Plagiatsbeschuldigungen aus. Nach weiteren Veröffentlichungen (»Lettre à la
France nègre«, »Les mille et une bibles du sexe«) kehrte er in den 1970er
Jahren in seine Heimat zurück, wo er zuletzt sehr zurückgezogen lebte und 2017
verstarb.
Aus dem Französischen von Eva Rapsilber
Mit einem Nachwort von Dirk Naguschewski
Yambo Ouologuem
Das Gebot der Gewalt
Gebunden
276 Seiten
Format 15.5 x 22.3 cm
1.Auflage 2019