WIR GOTTESKINDER
NANA OFORIATTA AYIM
Roman
Maya
wünscht sich das Glück, „die Wahrheit durch Worte auf einer Buchseite zu
finden“. Sie fragt sich, „warum wir an der Vergangenheit festhalten, warum wir
Museen bauen, Bücher schreiben und konservieren?“
Maya wächst
in Deutschland und England auf. Ihre Mutter ist Prinzessin Yaa des ghanaischen
Königshauses, ihr Vater ist Arzt. In Deutschland geht Maya in den Kindergarten,
in England zur Schule und wenn sie ungezogen
ist, droht ihr Vater sie nach Ghana zu schicken, in das Dorf aus dem die
Eltern weggegangen sind. Sehnsüchtig warten sie auf eine politische Wendung
nach dem Abzug der Kolonialherren.
Die Elterngeneration
wurde nach Europa oder Amerika geschickt, um zu studieren und um dann das Land
neu aufzubauen, aber der Vater hatte seine Zweifel und so blieb die Familie in
Europa.
Eines
Tages kommt Mayas Cousin Kojo aus Ghana in die Familie und er geht mit Maya zur
Schule. Gleich am ersten Tag gibt er
einem Mitschüler eine Ohrfeige und wehrt sich gegen den „allgemeinen“
Rassismus, während Maya ihn eher hinunterschluckt. Kojo erzählt Maya allerlei
Geschichten über ihr Heimatland, das sie kaum kennt und die beiden Kinder
treiben einigen Schabernack.
Nach einem
heftigen Streit zieht Mayas Vater aus und Kojo, Maya und ihre Mutter gehen nach
England. Die Mutter arbeitet in einem Labor, die Jugendlichen gehen in ein
Internat. Als die Mutter eine neue Aufgabe übernimmt, reist sie nach Ghana ab.
Kojo und Maya kehren nach Deutschland zurück zu Mayas Vater.
Während
all dieser Jahre beschäftigen sich Maya und Kojo mit einem „Buch der
Geschichten“ ihrer Vorfahren und des Landes. Sie wollen die Geschichte
korrigieren und weiterschreiben. Dazu wollen sie in England herausfinden, wie
die Engländer es schafften, Ghana als Kolonialisten zu beherrschen, damit die
neue Generation junger, gut ausgebildeter bzw. studierter Ghanaer nicht die
Fehler ihrer Großväter, Väter und Mütter wiederholen. Kojo bittet Maya die
wahre Geschichte weiterzuschreiben, denn sie ist die „Auserwählte“, die Wissen
hat von früheren Epochen und „sieht, was andere nicht sehen“. Sie ist das
Gotteskind.
Die jungen
Ghanaer, die Eltern von Maya und deren Freunde und Verwandte leben in Bonn und
London und so pendelt die Familie hin- und her, bis Mayas Mutter endgültig nach
Accra zurückkehrt. Kojo folgt bald und Maya beginnt ein Studium.
Das Buch-Projekt
nimmt Gestalt an, allerdings als „mythische Geschichte von einem Königreich,
einer Nation, die sich reibungslos bildete trotz aller Widerstände, und der
eine glorreiche und weltbeherrschende Zukunft vorausgesagt wurde“.
Maya beschreibt u.a. die wichtigen königlichen Objekte, die „geraubt, verkauft oder
verschwunden“ waren, für die nun ein Museum gebaut wird. Zu dem
Eröffnungsfestival, werden „alle Führer der Welt“ eingeladen und auch die
nächste Wahl steht bevor, bei der Kojo kandidiert.
Maya fliegt
nach Accra mit einem Weihnachtsbaum für ihre Mutter im Gepäck. Während eines
Festes trifft Maya viele Mitglieder ihrer königlichen Familie, die sie nur als
Kind gesehen hat. Kojo kümmert sich um
das entstehende Museum und um die Objekte, deren Geschichte Maya aufschreibt.
Nach einem Streit mit Gideon, einem falschen Freund, über den sich Kojo
furchtbar aufregt, kommt es zu einem schrecklichen Unglück...
Fazit:
Schon als
Kind erfährt die Autorin Ablehnung durch eine Mitschülerin, weil sie erzählt,
dass sie die Enkelin des Königs ist und diese ihr nicht glauben will. Eine
schwarze Prinzessin, das gibt es doch gar nicht, in Kinderaugen.
Ihre
Mutter will den täglichen Rassismus nicht sehen und übergeht ihn durch lautes
Auftreten und offensichtlichem Herrschaftsanspruch, in dem sie ihre Einkäufe
übertrieben opulent betreibt und den Verkäufern direkt ins Gesicht sagt, dass
sie eine Königstochter aus Ghana ist und damit die Verkäufer zu „Boten“
degradiert.
Immer
wieder, allerdings mehr zum Ende des Buches, nimmt die Autorin indirekt ein
ganz aktuelles Thema auf, die Rückgabe von Museumsstücken, die in ein neu
gebautes Museum nach Accra zurückgeführt werden sollen. Auch als sie eine
Ausstellung in London vorbereitet, fällt sie dem Rassismus zum Opfer, fast so
wie ihr Cousin, denn derselbe, der sich in Ghana eingemischt hat, nimmt ihr nun
rücksichtslos die Organisation der Ausstellung aus der Hand mit der Begründung,
dass sie dadurch mehr Zeit zum Schreiben hat.
Nana
Oforiatta Ayim verpackt den Roman in eine temperamentvolle Schreibweise, die
manchmal ein zweites Lesen erfordert. Doch das Buch ist gut zu lesen und zu
verstehen. Der Inhalt ist sehr interessant und aktuell.
Ein
lesenswertes Buch und sehr zu empfehlen. Es zeigt, wie Weiße bis heute
versuchen (Kolonial)-Geschichte nur nach ihrer Vorstellung zu akzeptieren und
selbst die Organisation einer Ausstellung kann man Schwarzen nicht überlassen.
Sie könnten ja die Wahrheit über die Kolonialmächte zeigen oder ein anderes
Bild der ghanaischen Gesellschaft !!!