Samstag, 11. April 2015

Rezension: Wer den Wind sät

C.H.Beck
REZENSION


Michael Lüders

Wer den Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet.

Wer es nicht schon vorher vermutete, dem werden spätestens nach dieser Lektüre die Augen geöffnet. Michael Lüders spricht endlich aus, was Realität ist: All die Kriege im Nahen und Mittleren Osten und in afrikanischen Ländern werden von den USA und seinen Verbündeten „am Leben gehalten“, von der US-Waffenindustrie endlos fortgeführt, um von inneren Problemen und Krisen abzulenken. Die Waffenindustrie verdient nur zu gut, auch Deutschland, das zum drittgrößten Waffenexporteur aufgestiegen ist. Längst geht es nur vordergründig um den Islam, um Sunniten, Schiiten oder um die Bekämpfung des Islamischen Staats. Diese Argumente werden immer wiederholt, um den Islam als „Feindbild Nummer eins“ im Westen darzustellen. Richtig ist vielmehr, dass man mit Kriegen gutes Geld verdient, vor allem, wenn unbemannte Drohnen zum Einsatz kommen, die keine Amerikaner aber tausende Zivilpersonen zum Opfer haben.
Millionen Syrer, Iraker, Afghanen, Libyer, etc.  flüchten in die Nachbarländer, die diesem Ansturm nicht gewachsen sind und so werden neue Konflikte heraufbeschworen. Oder sie fliehen nach Europa, das amerikahörig wie es ist, den Islam ebenfalls zum Feindbild erklärt hat.

Was hat der Iraner Mossadegh mit den Atomverhandlungen von heute zu tun?
Warum darf Israel unbeschadet 2000 palästinensische Zivilisten in Gaza ermorden?
Warum sind al-Qaida und der Islamische Staat amerikanische „Produkte“?
Auf diese und andere Fragen geht der mutige Journalist Michael Lüders in seinem neuesten Buch ein.

Er beschreibt die Methoden, die die USA fast immer nach demselben Muster anwenden, um Regime zu stürzen, die ihnen nicht „passen“ oder Widerstand leisten. Zuerst wird die „ausgewählte“ Person als „unberechenbar, irre, gerissen, provokant“ dargestellt, mit Hitler verglichen, als Bedrohung für die Demokratie empfunden und als „einen der gefährlichsten Führer, mit denen wir“, d.h. die USA und seine Verbündeten „es je zu tun hatten“ betitelt. Diese Propaganda wurde angewendet, um 1953 den Oppositionsführer Mossadegh im Iran zu stürzen. Dann folgten im selben Stil Saddam Hussein, Muammar al-Ghaddafi, Bashir al-Assad.  Was nach der Zerstörung der Länder und Völker geschieht, interessiert die Amerikaner nicht. Die Aufbauarbeiten, die Not und das Leid der Bevölkerung sind ihnen egal. Für Amerika ist nur wichtig, den Gegner zu zerstören, die Erdölreserven zu sichern und als „Retter der Menschheit“ dazustehen.

Washington und Riadh als Geburtshelfer von Al-Qaida,
Die Amerikaner schaffen die Grundlage für den „Islamischen Staat“,
Wie der Westen vermeidet, aus seinen Fehlern zu lernen,
Was den IS so erfolgreich macht,
Die USA setzen auf Diktatoren und Feudalherrscher,
sind Überschriften der Kapitel, die die aktuelle Politik gerade beschäftigt und Michael Lüders blickt „hinter die Kulissen“.

Ein äußerst wichtiger Beitrag zum Verständnis der aktuellen Lage im Nahen und Mittleren Osten und eine Erhellung und Erklärung der Verwicklungen westlicher, amerikageprägter und orientalischer Politik und Ideologien, die dem Leser unbequeme Wahrheiten enthüllt.

Autor:
Michael Lüders beleuchtet als Nahostkorrespondent und Islamexperte die Entwicklungen im Iran, erklärt Hintergründe über Kriege in Afghanistan, Irak, Kuwait, Syrien, Ägypten und Israel; Länder, die er aus eigener Anschauung kennt und über die er seit langem im deutschen Fernsehen und Zeitungen berichtet und aufklärt.

Fazit
Ein fesselndes Buch, spannender als ein Roman, denn es beschreibt die leider allzu traurige Realität. Unbedingt lesenswert und allen empfohlen, die nicht dem sogenannten „Mainstream“ hinterherlaufen.