Freitag, 30. März 2018

Rezension: Wenn das Volk sich erhebt

Kiepenheuer & Witsch
REZENSION   

Gero von Randow

Wenn das Volk sich erhebt     
Schönheit und Schrecken der Revolution

Gero von Randow geht den Revolutionen auf den Grund. Er fragt zu Beginn des Buches „...was ist eine Revolution?“ und stellt fest, dass Revolution ein Begriff ist, „dessen Ränder nicht begrenzt sind, sondern verlaufen.“ Und „Revolution heißt Umwälzung“.
In 15 Kapiteln wird der Begriff „Revolution“ definiert, erklärt und über die Formen und Arten von Revolutionen analysiert.

Das Buch befasst sich vor allem mit Revolutionen, bei denen sich Menschen erheben  und „Geschichte machen“ und weniger mit Umwälzungen der Industrie, Mode, Technik, Sexualität. Feminismus stellt eher eine Revolution dar, bei der das Patriarchat, die Männerherrschaft, erschüttert wird und gerade bei der französischen Revolution von 1789 spielten Frauen eine entscheidende Rolle, ebenso beim algerischen Unabhängigkeitskrieg (1954-1962) oder bei der Jasmin-Revolution in Tunesien und in Ägypten 2011. Leider haben die Frauen nach allen Revolutionen nicht langfristig ihre Rechte durchsetzen können und kämpfen bis heute um ihre Gleichberechtigung, überall auf der Welt.

Kernpunkt dieses Buches ist die „Veränderung der Staatsmacht“, „die eine veränderte Gesellschaft hinterlässt“. Ein gutes Beispiel dafür ist die Jasmin-Revolution in Tunesien, bei der die Bevölkerung das diktatorische Regime von Ben Ali hinweggefegt hat und nun eine Demokratie mit neuer Verfassung aufbaut. Und Revolutionen lassen sich nicht mehr rückgängig machen, auch wenn sie scheitern.

Wer macht Revolution? Das Volk. Es begehrt auf, lange ist es geduldig, nimmt Einschränkungen, Repressionen hin, aber dann, eines Tages ist es soweit, ein Funke (Selbstverbrennung in Tunesien) reicht und das „Fass ist übergelaufen“. Revolutionen haben den Lauf der Geschichte geändert, das war ihr „Job“, steht fast am Ende des Buches auf Seite 259.

Im dritten und vierten Kapitel werden die „Helden der Revolution“ beschrieben, Frauen und Männer, die eine Revolution in Gang brachten. Bewundernswert ist die Zielstrebigkeit der jungen Frau aus Tunis, Olfa Riahi, der Afghane Ajmal oder die Russin Nadja Tolokonnikowa in der heutigen Zeit, der Belgier Victor Serge, die Französin Louise Michel oder der Deutsche Erich Mühsam im 19. Jahrhundert.

Titel wie „Annäherung, Die Revolution spricht, Detonation, Dramaturgie, Konterrevolution, Weltrevolution“ hinterfragen die Anfänge, Bedeutung und Ziele von Revolutionen. Doch wie heißt es im 13. Kapitel: „war es das wert?“, das ist der Oberbegriff für die Frage nach dem „Ergebnis einer Revolution.“

Eigene Erlebnisse des Autors fließen in die Beschreibungen ein und machen das Buch noch authentischer.

Literaturhinweise und ein Register ergänzen das Geschriebene.

Autor:
Gero von Randow, geb. 1953, ist als Journalist und Buchautor mehrfach ausgezeichnet worden. 1992 wurde er Wissenschaftsredakteur der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT. Beim Aufbau der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wirkte er von 2001 bis 2003 mit, bevor er als politischer Redakteur zur ZEIT zurückkehrte. Von 2005 bis 2008 war er Chefredakteur von ZEIT ONLINE, bis 2013 als Korrespondent der ZEIT in Paris und arbeitet seither als ZEIT-Redakteur im Ressort Politik.


Fazit:
Wer etwas über die Hintergründe der aktuellen Weltlage erfahren will, sollte zu diesem aufschlussreichen Titel greifen. Revolutionen in der Geschichte werden genauso interessant dargestellt, wie die neuesten Revolutionen sachlich erläutert.
Aus Begegnungen in Tunesien oder Afghanistan oder der eigenen Teilnahme an den Ereignissen der 1968er Jahre ist ein persönliches, anschauliches Dokument entstanden.
Sehr gut geschrieben und deshalb empfehlenswert.


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Dienstag, 27. März 2018

Rezension: Die Flügel meines schweren Herzens

Manesse
Rezension

Die Flügel meines schweren Herzens     

Khalid al-Maaly


Schon der Untertitel lässt aufhorchen: Lyrik arabischer Dichterinnen. Natürlich dichten Frauen in Arabien, allerdings finden nur wenige Bücher geschweigen denn Gedichtbände den Weg in unsere Buchhandlungen. Dies ändert sich nun mit der Anthologie von Khalid al Maaly. Die ausgewählten Gedichte geben „einen … Einblick in das Selbstverständnis und die Interessen, in die Lebenssituation und gesellschaftliche Stellung arabischer Frauen“ vom 5. Jahrhundert bis heute.

Man staunt über die Freiheiten der arabischen Frau, die sich u.a. ihren Ehemann selbst aussuchen und ihn verstoßen konnte, wenn sie wollte. Viele Gedichte sind in der vorislamischen Zeit entstanden und einige davon recht „freizügig“ formuliert.

Niedergeschrieben wurden die mündlich weitergegebenen Gedichte erst ab Mitte des 9. Jahrhunderts. Zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert, während der Abbasidenherrschaft, „traten Sklavinnen vermehrt als Verfasserinnen ... hervor“. Araber hielten sich schwarze und weiße Sklaven, besonders Könige und Adelige legten Wert auf eine große Anzahl. Weiße, Frauen und junge Sklaven wurden bevorzugt und sie wurden unterrichtet, um später einen guten Preis auf dem Markt zu erzielen. Dichtkunst war neben „Gesang, Tanz, Schach, etc.“ und sexuellen Qualitäten ein wichtiger Punkt der Ausbildung.

Themen der gesammelten Lyrik sind neben der Liebe viele Gedanken zum Tod und Trauer, Verlust bei kriegerischen Auseinandersetzungen, „Ansporn und Aufstachelung zum militärischen Kampf“, Gedichte zum Gefallen der Herrscher oder „Spott- und Schmähgedichte gegen den Mann“, aber auch Lyrik über die soziale Stellung der Frau, beispielsweise während der kulturellen Blütezeiten in der abbasidischen Epoche ab dem 8. Jahrhundert oder später in Andalusien, in denen die Frauen einen größeren Anteil am kulturellen, künstlerischen und gesellschaftlichen Leben mit mehr Freiheiten hatten.

Gedicht von Bassma Shaikho aus Syrien (Auszug):

Was tu‘ ich noch hier?
Allein in dieser Stadt
Ich läute sonntags die Glocken ihrer Kirchen
Und rufe von jedem Minarett herab zum Gebet
Ich rufe nach den Verschollenen
Und Bete für alle, die fortgegangen sind
Ich gehe auf den Märkten umher
Käufer und Verkäufer bin ich
Ich schließe um acht
Die Schlüssel der sieben Tore hab‘ ich in der Hand
Ich schließe sie
Und gehe schlafen
Oder um zu sterben
Mir ist das einerlei
Denn ich bin die letzte Bewohnerin von Damaskus …

Die Dichterinnen stammen aus dem Jemen, heutigem Irak, der arabischen Halbinsel, Andalusien, Algerien, Ägypten, Marokko, Libyen, Äthiopien, Libanon, Kuwait, Damaskus, Bagdad, etc.
Es empfiehlt sich zuerst die kurze Vorstellung der 59 Frauen und das Nachwort zu lesen, um die Verschiedenheit der Gedichte und Hintergründe besser zu verstehen.

Der Herausgeber Khalid al-Maaly hat zusammen mit Heribert Becker die Gedichte auch übersetzt. Auf der linken Seite steht das Original auf Arabisch, auf der rechten Seite die deutsche Übersetzung. Es wurde bewusst auf einen Reim im Deutschen verzichtet.

Fazit:
Ein beeindruckendes Buch mit Gedichten, die man so nicht erwartet und auch nicht kennt. Die Frauen beweisen sehr viel Mut und bringen die Dinge auf den Punkt.


Herausgeber:
Khalid al Maaly, geb. 1956 im Irak. Er floh 1979 aus politischen Gründen nach Frankreich, später nach Deutschland. In Köln lebte er ab 1980  als Schriftsteller und übersetzte unter anderem arabische Lyrik. Seit 2008 führt er in Beirut/Libanon seinen eigenen Verlag.

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Freitag, 23. März 2018

Rezension Reiselust und Gartenträume

DVA
Rezension
Heidi Howcroft


Reiselust und Gartenträume      

Mit den „Gartenzwergen“ unterwegs
 Schon der Schutzumschlag macht auf den Inhalt neugierig. Die Palme auf einem Boot, die zwischen den Mauern eines weißgetünchten Palais in den Himmel wächst vor einer Bergkulisse ist ein Gemälde der Künstlerin Binette Schröder.

„Reiselust & Gartenträume“ - welch wundervolle Zusammenstellung und dies in Verbindung mit einer Kreuzfahrt - besser kann eine Reise für Gartenliebhaber kaum sein. Und wenn eine Landschaftsarchitektin und Engländerin wie Heidi Howcroft die Ausflüge zu den Gartenparadiesen begleitet und fachkundig erläutert, ist der Urlaub perfekt.

Mit dem Kreuzfahrtschiff zu den Gärten in Europa, Afrika, Karibik und Asien

Von Reisen mit der MS Deutschland und Sea Cloud II, die zwischen 2006 und 2014 durchgeführt wurden, erzählt die Autorin ihre amüsanten Geschichten zu fernen Gärten und Parks. Beginnend im Westen Europas mit Irland, Schottland und den Orkney-Inseln, Madeira und den Azoren geht es über Italien, Sizilien und Marokko weiter in die Karibik und endet in Hongkong, Taiwan und Shanghai.

An Bord durch Vorträge vorbereitet, entdecken die „Gartenzwerge“, so der Name der vielen Teilnehmer, die die Ausflüge gebucht haben, die botanischen Paradiese mit Hilfe der ortskundigen Busfahrer, die manchen Geheimtipp beisteuern, Stadtführern, die eigene Rezepte für Spezialitäten weitergeben und weiteren Helfern, die die Erzählungen der Autorin bereichern.

Versteckte Gartenparadiese

Oft überraschen nicht die großen Parks sondern eher die versteckten Privatgärten mit üppiger Blütenpracht in schwierigsten Bedingungen, wie zum Beispiel auf den Orkney-Inseln, wo der Wind so kräftig weht, dass die Bäume nicht höher als eine Mauer wachsen können, bevor sie „zerfetzt“ werden. Durch den Golfstrom herrschen milde Temperaturen und zwischen Mitternachtssonne und dunklen Wintermonaten blühen hier alle Blumen kurz und gleichzeitig, besonders gut gedeihen Stauden.

In Marokko wird auf den Besuch des andalusischen Gartens in Chefchaouen verzichtet, dafür ist der Spaziergang durch die „blaue“ Medina umso aufregender. Doch ein Spaziergang durch den Jardin Majorelle in Marrakech sollte natürlich nicht ausgelassen werden.

Humorvoll, mit spannenden historischen und gärtnerischen Fakten zu den Gartenbesitzern und Parks reist der Leser von einem Gartenparadies zum nächsten und erfährt ebenfalls etwas über die Kreuzfahrterlebnisse der Autorin. Durch die detaillierte Beschreibung kann man sich als Leser die Anlagen und Anordnung der Pflanzen, Töpfe und Dekorationen im Garten gut vorstellen.

Autorin:
Heidi Howcroft ist eine bekannte Landschaftsarchitektin, Autorin und Gartenjournalistin. Die deutschsprachige Britin hat bereits 30 Bücher veröffentlicht, sie schreibt eine regelmäßige Kolumne für das Magazin Ratgeber Lust auf Natur und ist Gartenexpertin bei NZZ Bellevue, dem Online Lifestyle-Portal der Neuen Zürcher Zeitung, wo sie ihr Garten-Know-how vermittelt.
Wenn Heidi Howcroft nicht auf Reisen ist, arbeitet sie in ihrem Schreibatelier mit Blick auf den Cottage-Garten in einem kleinen Dorf in Somerset, England.

Fazit:
Ein unterhaltsam geschriebenes Buch, abwechslungsreich und spannend. Man spürt die Liebe der Autorin zu ihrer Tätigkeit.
Besonders hilfreich für Interessierte sind die Internetadressen der Gärten und Hotels, die das Geschriebene noch unterstreichen. Am besten legt man sich beim Lesen ein Tablet oder Handy daneben, um gleichzeitig die Bilder der Gärten und Pflanzen betrachten zu können, denn im Buch gibt es leider keine Bilder. So wirkt der Einblick noch intensiver und wenn eine Reise geplant wird, sind die Öffnungszeiten und Informationen zu Spaziergängen oder Blütezeiten eine gute Unterstützung.
Sehr empfehlenswert.

Zurecht erhielt dieses Buch den 2. Preis in der Kategorie „Bester Garten-Reiseführer 2018“ des Deutschen Gartenbuchpreises und European Garden Book Award auf Schloss Dennenlohe.

Weitere Informationen zur Autorin unter: www.heidi-howcroft.de

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HEIDI  HOWCROFT
REISELUST & GARTENTRÄUME
Geschichten über Reisen  zu fernen Gartenparadiesen
Gebunden mit Schutzumschlag
248 Seiten
1.Auflage 2017
Euro 14,95 inkl. MwSt.   hier kaufen



NEU: Die Islamische Aufklärung

S.Fischer

NEUERSCHEINUNG

CHRISTOPHER  DE  BELLAIGUE

DIE  ISLAMISCHE  AUFKLÄRUNG
Der Konflikt zwischen Glaube und Vernunft

Die islamische Aufklärung hat längst stattgefunden. In einer fulminanten Erzählung demontiert Christopher de Bellaigue die oft selbstgefällige westliche Sicht auf die arabische Welt. Auch in Ägypten, im Iran und der Türkei gab es nach 1800 eine breite Bewegung für Freiheit, Gleichheit und Demokratie und für einen weltlichen Staat, für Frauenrechte und Gewerkschaften, freie Presse und die Abschaffung der Sklaverei. In atemberaubender Geschwindigkeit modernisierten sich die arabischen Gesellschaften. Doch die Gegenaufklärung folgte auf dem Fuß, mit autokratischen Regimen und fundamentalistischem Terror. De Bellaigue schildert den Kampf zwischen Glaube und Vernunft und um eine neue muslimische Identität. Eine reiche, überraschende Geschichte, eine radikal neue Sicht auf den modernen Islam.

»Christopher de Bellaigue gehört seit Langem schon zu den einfallsreichsten und anregendsten Interpreten einiger von Angst und Vorurteil verstellter Realitäten. In ›Die islamische Aufklärung‹ seziert er den selbstgefälligen Gegensatz zwischen Islam und Moderne und enthüllt dabei eine faszinierende Welt: eine Welt, in der Menschen sich unter dem Druck der Geschichte ständig verändern, improvisieren und sich anpassen. Es ist genau das richtige Buch für unsere in Unordnung geratene Welt: aktuell und erhellend.«
Pankaj Mishra

»Eine ausgesprochen originelle und informative Studie über die Zusammenstöße zwischen dem Islam und der Moderne in Istanbul, Kairo und Teheran während der letzten zweihundert Jahre.« Orhan Pamuk

»Erhellend, großartig geschrieben, ein Buch, das uns hilft, das Verhältnis zwischen islamischer Welt und Moderne zu verstehen.«  Yuval Noah Harari, Autor von »Eine kurze Geschichte der Menschheit«

»Zur rechten Zeit, tiefsinnig und provokativ.« Peter Frankopan   (Verlagstext)

Autor:
Christopher de Bellaigue, geboren 1971, studierte an der Cambridge University und war Fellow an der Harvard University und der University of Oxford. Er lebte über fünf Jahre in Teheran und bereiste als Journalist Südasien und den Mittleren Osten. Er schreibt für Economist, Guardian und die New York Review of Books und lebt in London. Für sein Buch »Die islamische Aufklärung. Der Konflikt zwischen Glaube und Vernunft« wurde Christopher de Bellaigue für den renommierten Baillie Gifford Prize 2017 nominiert. (Verlagstext)

Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Michael Bischoff

Christopher de Bellaigue
Die islamische Aufklärung
Hardcover          
544 Seiten
1.Auflage 2018
Euro 25,- inkl. MwSt.   hier kaufen

Dienstag, 20. März 2018

Reform des Islam

Claudius

ABDEL-HAKIM  OURGHI

REFORM  DES  ISLAM  - 40 THESEN

Eine Debatte polarisiert noch immer das Land: Gehört der Islam zu Deutschland oder nicht? Der in Algerien geborene und in Freiburg lehrende Religionswissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi bezieht klare Position. Ein Islam der Unterwerfung, der fehlenden Kritikfähigkeit gehört weder zu Deutschland noch zu Europa. Deshalb braucht es eine Reformation des Islam. Deshalb dürfen muslimische Kinder in Deutschland nicht durch den Koranunterricht aus ihrer westlichen Lebenswelt herausgerissen werden. Deshalb muss der politische Einfluss muslimischer Dachverbände und radikaler Imame eingedämmt werden.

Es ist höchste Zeit, die kanonischen Quellen des Islam – den Koran und das Leben des Propheten – reflektiert zu verstehen und zeitgemäß zu interpretieren. Im westlichen Kontext meint dies: die islamische Identität anhand der Vernunft kritisch infrage zu stellen und so den Rahmen für eine grundlegende Islam-Reform abzustecken. In seinem ersten, mit Spannung erwarteten Sachbuch benennt Ourghi Missstände, Chancen und Rezepte für einen weltoffenen und verfassungsloyalen Islam in Deutschland.

„Der Islam der Unterwerfung, der fehlenden Kritikfähigkeit gehört weder zu Deutschland noch zu Europa. Immanuel Kant hat vor mehr als 200 Jahren dazu aufgefordert, den eigenen Verstand ohne fremde Anleitung zu benützen. Genau dies sollten wir Muslime auch in Bezug auf den Islam tun.“
Abdel-Hakim Ourghi

„Ein wichtiger und mutiger Beitrag zur Debatte. Der Islamwissenschaftler Ourghi benennt die wirklichen Krankheiten im islamischen Denken, die eine Reform verhindern.“ Hamed Abdel-Samad
(Verlagstext)

Autor:
Abdel-Hakim Ourghi wurde 1968 in Algerien geboren. Er studierte in Oran und Freiburg i. Br. Philosophie und Islamwissenschaft. Seit 2011 leitet er den Fachbereich Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Er ist Initiator der viel beachteten "Freiburger Deklaration" für einen reformierten, säkularen Islam.


Abdel-Hakim Ourghi
Reform des Islam - 40 Thesen
Klappenbroschur
Format 14 x 21,5 cm
240 Seiten
1. Auflage Oktober 2017
Nur Euro 18,- inkl. MwSt.  jetzt kaufen

Montag, 19. März 2018

NEU: Kulturschock Islam

Reise Know How

SUSANNE  THIEL

KulturSchock ISLAM

Besucher islamischer Länder bewegen sich teilweise in modernen und weltoffenen Gesellschaften, treffen aber auch auf rigide Moralvorstellungen und für Fremde geschlossene Systeme. Erfolgreichen Geschäftsfrauen und Politikerinnen können in Ganzkörperschleier gehüllte Frauen gegenüberstehen, die ohne männliche Beschützer Haus und Hof nicht verlassen dürfen. Tolerante Religionsausübung befindet sich in einem Spannungsverhältnis mit fundamentalistischen Glaubensvorstellungen.

Dieser KulturSchock-Band beleuchtet, welche kulturellen und religiösen Werte viele der islamischen Gesellschaften kennzeichnen, beschreibt aktuelle Tendenzen des Islam in einer globalisierten Welt, eine Jugendkultur zwischen Tradition und Smartphone und setzt sich mit der Faszination extremistischer Bündnisse auseinander.

Mit zahlreichen Hintergrundinformationen zeigt die Autorin, wie ein verständnisvolles Miteinander sowohl in den bereisten Ländern als auch in Deutschland gelingen kann. Dabei hilft ein radikaler Perspektivenwechsel: KulturSchock Deutschland – Wie sehen uns Flüchtlinge aus islamischen Kulturen und wie kann man Missverständnisse und kulturelle Stolpersteine beseitigen?

Dazu: Verhaltenstipps A-Z mit vielen Hinweisen für angemessenes Verhalten, Verweise auf ergänzende und unterhaltsame Multimedia-Quellen im Internet, Literaturempfehlungen zur Vertiefung … (Verlagstext)

Aus dem Inhalt:
 Verhaltenstipps von A bis Z: Hinweise zum Umgang mit Muslimen auf Reisen und in Deutschland
 Kernelemente des Islam: der Koran, die fünf Säulen, die Scharia
 Weltoffener Islam versus Fundamentalismus?
 Was verbindet und trennt Sunniten und Schiiten?
 Die Familie: Loyalität und Versorgung
 Zahlreiche Nachkommen: ein Segen für die Gesellschaft
 Öffentlichkeit und Privatsphäre
 Rollen und Rechte von Männern und Frauen
 Der Streit um Schleier und Kopftuch
 Ehre und Ansehen
 Jugendkultur: zwischen Tradition und Smartphone
 Junge Muslime in der globalisierten Welt
 Die Faszination extremistischer Bündnisse
 Flucht vor Terror, Krieg und Unsicherheit
 Auf der Suche nach einem neuen Leben im Westen
 Kulturschock Deutschland: Wie sehen uns islamische Flüchtlinge und wie kann man Missverständnisse und kulturelle Stolpersteine beseitigen?

Autorin:

Susanne Thiel ist zurzeit als freie Gutachterin für Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit tätig (mit Schwerpunkt Süd- und Südostasien) und unterrichtet als Tutorin im Bereich „Landeskunde Afghanistans“ für InWent. Sie ist Autorin diverser Publikationen über Kultur und Gesellschaft Pakistans und Afghanistans. Die Autorin beschäftigte sich schon während ihres Ethnologiestudiums in Bonn und Köln mit der Region Südasien und spezialisierte sich in den 1980er Jahren auf Afghanistan und Pakistan. Viele Reisen und die Arbeit in unterschiedlichen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit führten sie immer wieder in beide Länder. Von 2002 bis 2004 arbeitete sie für die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) in Afghanistan in Projekten, die für den Wiederaufbau Afghanistans relevant sind. (Verlagstext)



Susanne Thiel
KulturSchock Islam
durchgehend farbig illustriert, strapazierfähige Bindung
264 Seiten
Auflage: 1. Auflage   2018
Euro 14,90 inkl. MwSt.       

Extrainfos über das Buch hinaus
Um die anschaulichen Beschreibungen in den Titeln der Reihe Kulturschock noch lebendiger werden zu lassen, wird an passender Stelle auf ergänzende Medien verwiesen. Die Sounds, Videos und anderen Medien können einfach über die folgende Internet-Seite durch Auswahl der jeweiligen Extrainfo-Nummer aufgerufen werden: https://www.reise-know-how.de/kulturschock/islam18  
(Verlagstext)

Sonntag, 18. März 2018

Rezension: Und von Tanger fahren die Boote nach irgendwo

Bebra
REZENSION

JALID  SEHOULI

Und von Tanger fahren die Boote nach irgendwo

Die Eltern des Autors verlassen ihre Heimatstadt Tanger um über Umwege in Berlin zu landen. Hier wird Jalid Sehouli geboren und aufwachsen. Er hat eine Schwester und einen Bruder. In den Sommerferien fährt die Familie im Auto nach Marokko.

Seine Erlebnisse in Tanger und dem Heimatort seiner Mutter im Rifgebirge, seine Begegnungen mit der Stadt und den dort lebenden Menschen verarbeitet Sehouli im vorliegenden Buch. Wichtig sind ihm vor allem Menschen und ihre Schicksale.
Heute sind Tausende auf der Flucht. Auch Tanger ist eine Stadt, die Flüchtlinge aufnimmt, früher und heute. Früher flohen Menschen, viele Glücksritter, Schmuggler und Gesetzesbrecher nach Tanger, heute fliehen sie aus der Stadt nach Europa, Menschen, die voller Hoffnung auf die andere Seite des Mittelmeers schauen, doch leider oft enttäuscht werden.

Sehoulis Eltern hatten Glück und konnten ihren Kindern in Berlin eine gute Ausbildung ermöglichen. Heute ist der Autor ein anerkannter Krebsspezialist an der Charité.
Und nun reist Sehouli als Erwachsener in das Land seiner Eltern, um Tanger erneut zu erleben und zu entdecken, ebenso wie nach Marrakech, dessen sehr emotionales Porträt in einem anderen Buch 2017 veröffentlicht wurde.

Der Autor beschreibt in kurzen Abschnitten, die manchmal nur eine halbe Seite lang sind und in längeren Kapiteln die „weiße Perle Marokkos“, mal die Geschichte, dann die Geschichten anderer Menschen, die ihr Schicksal mit Tanger verbinden, wie Schauspieler, Romanschreiber, Modemacher. Er beschreibt die Gerüche, Farben, Plätze, Straßen, Entdeckungen mit offenen Augen und offenem Herzen.

Vor allem ist es ein Buch der Begegnungen. Jalid Sehouli trifft Menschen, die wie er nach Tanger reisen und ihm ihre Geschichten anvertrauen, Menschen aus Berlin, die ihm die Erlebnisse in Tanger erzählen und Begegnungen, die er mit den Menschen in Tanger hat oder auch Reisende, Schriftsteller, Historiker vor ihm.
Er wird sogar vom König eingeladen und das Fest der Thronbesteigung wird ausgerechnet in jenem Jahr in Tanger zelebriert.

Ein wichtiges und bewegend geschriebenes Kapitel ist der Abschied von der Mutter, das einen großen Raum im Buch einnimmt. In Berlin gestorben, war es ihr Wunsch in Tanger beerdigt zu werden und so fliegt die Familie nach Marokko.
Leider nimmt auch ein sehr unschönes Geschehen mehrere Kapitel ein - der Überfall zweier Männer, die den Arzt und seinen Mitarbeiter sehr schwer verletzen - wahrscheinlich aus Rache. Es dauert eine gewisse Zeit, bis er die Arbeit wieder aufnehmen kann, die Angst bleibt vorerst. Doch die Reisen nach Tanger helfen, das Geschehene zu verarbeiten.

17 Rezepte der Familie werden hier zum Nachkochen preisgegeben, von Harira über Pastilla bis Tajine. Anschließend schreibt Jalid Sehouli in seinem „kleinen Dossier über mich“, warum sein Vorname mit J beginnt, über seine Eltern, seine Lieblingsgerichte. Eine kurze Literaturliste beschließt das Buch.

Autor:
Jalid Sehouli wird 1968 in Berlin geboren, seine Eltern stammen auch Nordmarokko. Er studiert Humanmedizin an der Freien Universität Berlin und ist heute Ordinarius an der Charité. Sehouli gehört zu den führenden Krebsspezialisten der Welt. 2012 erschien sein Buch „Marrakesch“.

Fazit:
Auch dieses Buch von Jalid Sehouli ist eine sehr persönliche Begegnung mit der Stadt Tanger, an der der Leser teilnimmt. Interessant ist die Geschichte des Artisten Hassan, der als Akrobat in einer Zirkus-Gruppe in Europa unterwegs ist. Immer wieder fließen auch Patientengeschichten in das Buch ein, die den Autor sehr bewegen. Sehr schön ist das Treffen mit den Verwandten der Mutter beschrieben.
Ein interessantes Buch mit vielen Facetten, wie das Leben selbst.


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Rezension: Marrakesch

Bebra
REZENSION

JALID  SEHOULI


MARRAKESCH           

Für die Gründer, die Al Murabitun, war Marrakech schlicht „die Stadt“ - so der Name in ihrer Berbersprache „Tamazirt“. 1070 wurde sie zuerst als Zeltlager von Abu Bakr ibn Umar und seinem Vetter Yusuf ibn Taschfin gegründet, die aus dem Süden heraufzogen. Für den Arzt Jalid Sehouli ist die Begegnung mit der Stadt ein ganz besonderes Erlebnis. Er ist zwar Marokkaner, aber in Berlin geboren  und aufgewachsen. Nur während der Ferien fuhr die Familie mit dem Auto nach Marokko, aber nach Tanger, der Stadt des Vaters. Erst als Erwachsener besucht er auch Marrakech.

Wer sich vorab über den Jalid Sehouli informieren möchte, kann das Buch mit dem Lesen des Porträts am Ende beginnen, das den Lebensweg des Professors beschreibt, der in der Charité arbeitet. Der Titel „Weiterlaufen, wenn es weh tut“ ist auch sein Motto.

Es ist ein sehr persönliches Buch des Autors, der seine Gefühle beschreibt, gegenüber anderen Menschen und der Stadt Marrakech, in die er mehrmals gereist ist. Er schreibt: „Dieses Buch über Marrakech half mir, meiner inneren Stimme einen, meinen Charakter zu geben. Durch dieses Buch, durch mein Schreiben, werden meine stummen Worte sichtbar gemacht, wird den Worten die Kraft gegeben, mit anderen Menschen in Dialog zu treten.“

Abwechselnd werden Kapitel über seine Begegnungen mit anderen Marokkanern in Deutschland und Menschen in Marrakech notiert, so dass sich „viele Geschichten in einer Geschichte“ ergeben und  „eine Geschichte über die Stadt Marrakech, eine Geschichte über die Beziehung zu Menschen und eine Geschichte über mich und mein Herz und meine Seele“ entstehen. Oder auch die Suche nach der besonderen Geschichte der Pastilla, eines der Nationalgerichte Marokkos, das ein befreundeter Koch in Berlin oder einer in Hamburg ganz anders zubereitet als die Restaurants in Marokko selbst. Die Rezepte stehen am Ende des Buches.

Mal reist der Autor allein oder mit seiner Freundin, mal mit seinen Kindern und Brüdern. Immer sind die Eindrücke anders, einmal sind Gefühle eher romantisch, dann wieder steht die Sicherheit (der Kinder) im Vordergrund, und immer wieder zieht es den Arzt zum Djemaa el Fna, dem Versammlungsort der Toten.

Manche Kapitel sind nur eine Seite kurz, ein Gedanke nur. Zitate anderer Besucher über die Stadt fließen ebenso in den Text ein wie Gedichte. Es werden Orte in der Stadt beschrieben, wie der Garten Majorelle, die Koutoubiya-Moschee, der Djemaa el Fna oder die Souks, andere Kapitel beschreiben die Geschichte oder wie man sich am besten beim Handeln verhält.

Im Vordergrund stehen die Gefühle, die Jalid Sehouli zur Stadt entwickelt, wie Sehnsucht, später Liebe. Viele Ratschläge fließen in den Text mit ein, wie zum Beispiel „Schöne Dinge sollten schönen Dingen folgen. Fühlt man eine Sehnsucht, fühlt man einen Wunsch, sollte man diesem folgen und ihn nicht bei dem ersten Hindernis, der ersten Hürde, egal wie unüberwindbar sie zunächst erscheint, loslassen.“ Und diese Sehnsucht ist stark in ihm und er wird immer wieder in die „Perle des Südens“ reisen. Für den Arzt ist dieses Buch eine Herzensangelegenheit und seine Liebeserklärung an Marrakech.

Autor:
Jalid Sehouli wird 1968 in Berlin geboren, seine Eltern stammen auch Nordmarokko. Er studiert Humanmedizin an der Freien Universität Berlin und ist heute Ordinarius an der Charité. Sehouli gehört zu den führenden Krebsspezialisten der Welt. 2016 erschien sein Buch „Und von Tanger fahren die Schiffe nach irgendwo“.

Fazit:
Sein Liebesbekenntnis zur Stadt können wahrscheinlich nur die Leser nachempfinden, denen es genauso geht, vielleicht ist es auch eine andere Stadt, zu der sich der Leser hingezogen fühlt, aber die beschriebenen Gefühle können dieselben sein.
Der Autor fühlt sich so sehr angezogen, dass er sich schon mit ihr identifiziert, „Ich bin Marrakesch“ (S. 107)
Man kann das Buch auch als Ratgeber für Gefühle verstehen. Ob man dafür nach Marrakech fahren muss, bleibt dem Leser überlassen. Es ist auf jeden Fall kein Reiseführer oder Städteführer, obwohl auch die besuchten Riads oder das Hotel Mamounia beschrieben werden. Hier geht es mehr um die Herzenswünsche und Herzenswärme, die die Besucher von den Besuchten zurückerhalten oder beim Besuch empfinden.
Ein Buch für wahre Fans des Autors und der Stadt Marrakech.


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Montag, 5. März 2018

Die Wunden unserer Brüder

Hanser Verlag

JOSEPH  ANDRAS

DIE  WUNDEN  UNSERER  BRÜDER
Roman

Die wahre Geschichte des einzigen Europäers, der 1957 im algerischen Unabhängigkeitskrieg hingerichtet wurde – ein preisgekröntes, poetisches Debüt.

Fernand Iveton ist dreißig, als er im November 1956 für die algerische Unabhängigkeitsbewegung in einem verlassenen Gebäude eine Bombe legt. Der Algerienfranzose will ein Zeichen setzen, ohne Opfer zu riskieren. Doch Iveton wird verraten und noch vor der Detonation verhaftet. Nach tagelanger Folter verurteilt ein Militärgericht in Algier ihn zum Tode, und unter Mitterrand, dem damaligen Justizminister Frankreichs, wird er am 11. Februar 1957 hingerichtet. Ein Franzose auf Seiten der Algerier ist nicht tragbar. Joseph Andras erzählt diese wahre, ungeheuerliche Geschichte in all ihrer Aktualität. Sein gefeiertes Debüt ist ein literarisches Kunststück, „kurz und dicht birgt es eine unerhörte Kraft.“ (Le Monde) (Verlagstext)

Autor:
Joseph Andras wurde 1984 geboren. Er lebt in der Normandie. Für sein Debüt „Die Wunden unserer Brüder“ wurde er mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, den er jedoch abgelehnt hat. (Verlagstext)

Aus dem Französischen von Claudia Hamm.


Joseph Andras
Die Wunden unserer Brüder
Fester Einband
160 Seiten
1.Auflage 2017
nur Euro 18,- inkl. MwSt.   jetzt kaufen

Eine sehr gute Rezension lesen Sie hier


Donnerstag, 1. März 2018

Marrakesch von Jalid Sehouli, NEU

be.bra
NEUERSCHEINUNG

JALID  SEHOULI

MARRAKESCH

Marrakesch ist einer der geheimnisvollsten und faszinierendsten Orte der Welt. Der Djemaa el Fna, der »Platz der Gehängten«, mit seinen Markt ständen, Gauklern und Schlangenbeschwörern, die engen Gassen, die Basare und die in Innenhöfen verborgenen Gärten haben die »rote Stadt« zu einem Inbegriff orientalischen Lebens werden lassen.
Jalid Sehouli widmet Marrakesch ein vielschichtiges Porträt, in dem sich Farben, Gerüche, Schicksale und Geschichten auf magische Weise miteinander verbinden.

»Sehouli traut seinen Augen und Ohren. Er verbirgt kein Gefühl und entdeckt in den kleinen Geschichten die große Geschichte.« Wolfgang Kohlhaase (Verlagsinformationen)



Autor:
Jalid Sehouli, geboren 1968 in Berlin, ist das Kind marokkanischer Eltern. Er studierte Humanmedizin an der Freien Universität und ist heute Ordinarius an der Charité. Sehouli gehört zu den führenden Krebsspezialisten der Welt.  (Verlagsinformationen)


Jalid Sehouli
Marrakesch
Gebunden mit Schutzumschlag
19 kleine Schwarz-weiß Fotografien
Format 14 x 22 cm
176 Seiten
1.Auflage Februar 2018
nur Euro 20,- inkl. MwSt.   jetzt bestellen