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JALID SEHOULI
MARRAKESCH
Für die Gründer, die Al Murabitun, war Marrakech schlicht
„die Stadt“ - so der Name in ihrer Berbersprache „Tamazirt“. 1070 wurde sie
zuerst als Zeltlager von Abu Bakr ibn Umar und seinem Vetter Yusuf ibn Taschfin
gegründet, die aus dem Süden heraufzogen. Für den Arzt Jalid Sehouli ist die
Begegnung mit der Stadt ein ganz besonderes Erlebnis. Er ist zwar Marokkaner,
aber in Berlin geboren und aufgewachsen.
Nur während der Ferien fuhr die Familie mit dem Auto nach Marokko, aber nach
Tanger, der Stadt des Vaters. Erst als Erwachsener besucht er auch Marrakech.
Wer sich vorab über den Jalid Sehouli informieren möchte,
kann das Buch mit dem Lesen des Porträts am Ende beginnen, das den Lebensweg
des Professors beschreibt, der in der Charité arbeitet. Der Titel „Weiterlaufen,
wenn es weh tut“ ist auch sein Motto.
Es ist ein sehr persönliches Buch des Autors, der seine
Gefühle beschreibt, gegenüber anderen Menschen und der Stadt Marrakech, in die
er mehrmals gereist ist. Er schreibt: „Dieses Buch über Marrakech half mir,
meiner inneren Stimme einen, meinen Charakter zu geben. Durch dieses Buch,
durch mein Schreiben, werden meine stummen Worte sichtbar gemacht, wird den
Worten die Kraft gegeben, mit anderen Menschen in Dialog zu treten.“
Abwechselnd werden Kapitel über seine Begegnungen mit
anderen Marokkanern in Deutschland und Menschen in Marrakech notiert, so dass
sich „viele Geschichten in einer Geschichte“ ergeben und „eine Geschichte über die Stadt Marrakech,
eine Geschichte über die Beziehung zu Menschen und eine Geschichte über mich
und mein Herz und meine Seele“ entstehen. Oder auch die Suche nach der
besonderen Geschichte der Pastilla, eines der Nationalgerichte Marokkos, das
ein befreundeter Koch in Berlin oder einer in Hamburg ganz anders zubereitet
als die Restaurants in Marokko selbst. Die Rezepte stehen am Ende des Buches.
Mal reist der Autor allein oder mit seiner Freundin, mal
mit seinen Kindern und Brüdern. Immer sind die Eindrücke anders, einmal sind
Gefühle eher romantisch, dann wieder steht die Sicherheit (der Kinder) im
Vordergrund, und immer wieder zieht es den Arzt zum Djemaa el Fna, dem
Versammlungsort der Toten.
Manche Kapitel sind nur eine Seite kurz, ein Gedanke nur.
Zitate anderer Besucher über die Stadt fließen ebenso in den Text ein wie
Gedichte. Es werden Orte in der Stadt beschrieben, wie der Garten Majorelle,
die Koutoubiya-Moschee, der Djemaa el Fna oder die Souks, andere Kapitel
beschreiben die Geschichte oder wie man sich am besten beim Handeln verhält.
Im Vordergrund stehen die Gefühle, die Jalid Sehouli zur
Stadt entwickelt, wie Sehnsucht, später Liebe. Viele Ratschläge fließen in den
Text mit ein, wie zum Beispiel „Schöne Dinge sollten schönen Dingen folgen.
Fühlt man eine Sehnsucht, fühlt man einen Wunsch, sollte man diesem folgen und
ihn nicht bei dem ersten Hindernis, der ersten Hürde, egal wie unüberwindbar sie
zunächst erscheint, loslassen.“ Und diese Sehnsucht ist stark in ihm und er
wird immer wieder in die „Perle des Südens“ reisen. Für den Arzt ist dieses
Buch eine Herzensangelegenheit und seine Liebeserklärung an Marrakech.
Autor:
Jalid Sehouli wird 1968 in Berlin geboren, seine Eltern
stammen auch Nordmarokko. Er studiert Humanmedizin an der Freien Universität
Berlin und ist heute Ordinarius an der Charité. Sehouli gehört zu den führenden
Krebsspezialisten der Welt. 2016 erschien sein Buch „Und von Tanger fahren die
Schiffe nach irgendwo“.
Fazit:
Sein Liebesbekenntnis zur Stadt können wahrscheinlich nur
die Leser nachempfinden, denen es genauso geht, vielleicht ist es auch eine
andere Stadt, zu der sich der Leser hingezogen fühlt, aber die beschriebenen
Gefühle können dieselben sein.
Der Autor fühlt sich so sehr angezogen, dass er sich
schon mit ihr identifiziert, „Ich bin Marrakesch“ (S. 107)
Man kann das Buch auch als Ratgeber für Gefühle
verstehen. Ob man dafür nach Marrakech fahren muss, bleibt dem Leser
überlassen. Es ist auf jeden Fall kein Reiseführer oder Städteführer, obwohl
auch die besuchten Riads oder das Hotel Mamounia beschrieben werden. Hier geht
es mehr um die Herzenswünsche und Herzenswärme, die die Besucher von den
Besuchten zurückerhalten oder beim Besuch empfinden.
Ein Buch für wahre Fans des Autors und der Stadt Marrakech.
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