Zum Paradies via Lampedusa |
AMOR BEN HAMIDA
AUFGETAUCHT - Zum
Paradies via Lampedusa
Amor Ben Hamida
Aufgetaucht
122 Seiten, Format 19 x 12 cm
1.Auflage 2013
„Harragas“ nennt man sie. Sie steigen in ein Boot und
versuchen, Lampedusa, den von Tunesien aus nächsten europäischen Ort, zu
erreichen. Die Harragas in Marokko versuchen, Spanien zu erreichen. Von
Algerien aus steuern sie Frankreich an.
Das Wort Harrag kommt vom arabischen «brennen». Man
bezeichnete so jemanden, der ein Visum für Europa bekam, zum Studium oder für
einen Besuch, der aber nach Ablauf des Visums nicht nach Hause ging, sondern
untertauchte. Er «verbrannte» sein Visum, sagt man in Nordafrika. Heute meint
man damit fast ausschließlich die jungen Leute, die vor, während und nach der
Revolution in Nordafrika mit Booten Europa zu erreichen versuchen. Viele
Tausende haben es geschafft. Einige Hundert sind ertrunken....
Amor Ben Hamida beschreibt in seinem neuesten Werk die
Motive, Erwartungen, Hoffnungen und Schicksale der jungen Tunesier, die
unmittelbar nach der tunesischen Revolution beschlossen haben, das Land zu
verlassen: sie nahmen ein Boot und fuhren nach Lampedusa… Von dort aus wollten
sie ins vermeintliche Paradies, das die Namen trug wie France, Allemagne, Suède
oder Suisse.
Nicht alle kamen an! Ali beispielsweise spricht von den
Tiefen des Mittelmeeres zu seinen Freunden und versucht, ihnen die Ausreise
auszureden, indem er ihnen von seinem Schicksal erzählt. Doch Mokhtar schafft
es über Lampedusa nach Zürich zu gelangen, aber was ihn hier erwartet,
enttäuscht und demütigt ihn zutiefst. Auch ihn erwartet eine Katastrophe…
Amor Ben Hamida zeigt in diesem ersten deutschsprachigen
Roman über die illegalen Migranten in
der Schweiz die Einstellungen, Vorurteile und gefassten
Meinungen beider Seiten: so lässt er
einerseits Kathrin zu Wort kommen, die aufgeschlossen ist
und mit allen Mitteln versucht, Mokhtar, den sie über Facebook kennen gelernt hat, eine
Zukunft in der Schweiz zu verschaffen; es kommt aber auch Ulrich, Kathrins
Vater zu Wort, der konservativ, ängstlich, aber keineswegs rassistisch ist.
Er will, dass alle illegalen Migranten
ausgeschafft werden und mobilisiert seine Gemeinde für seine
Ideen.
Ein kurzer, heftiger Roman voller Träume und Tragödien.
Gleichzeitig wird die Entstehung der
tunesischen Revolte mit der Selbstverbrennung des
Mohammed Bouazizi aus der Sicht junger
arbeitsloser Männer beschrieben, die nur darauf gewartet
haben, dass die Sicherheit im Land
nachlässt, um zu „desertieren“…
Autor:
Amor Ben Hamida, geboren 1958
in Medenine (Süd-Tunesien), lebt und arbeitet in Zürich. Nach dem Tod seines
Vaters kam er als zehnjähriger über Umwege in die Schweiz und wuchs im
Kinderdorf Pestalozzi, in Trogen, auf, wo er mit Kindern aus verschiedenen
Nationen, Religionen und Sprachen zusammengelebt und schöne
Kindheitserinnerungen behalten hat. Sein Leben wurde durch die Erfahrung von
Toleranz und multikultureller Umgebung geprägt.
2001 erschien sein erstes Buch
über transkulturelle Beziehungen „Tunesier
sucht Europäerin – zwecks Heirat“. Trotz des provokativen Titels geht es
darin um die Zerrissenheit, die Zweifel und Hoffnungen eines jungen Tunesiers,
der in Europa das gelobte Land sieht, bis er in Zürich landet und die Realität
entdeckt... Amor Ben Hamida gibt seine Erfahrungen mit Integration in
Büchern, Referaten und Lesungen weiter.
Amor Ben Hamida
Aufgetaucht
122 Seiten, Format 19 x 12 cm
1.Auflage 2013
Preis: Euro 12,50
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