Donnerstag, 19. März 2015

NEUERSCHEINUNG: Wer den Wind sät

C.H.Beck
 NEUERSCHEINUNG

MICHAEL  LÜDERS

WER  DEN  WIND  SÄT
Was westliche Politik im Orient anrichtet

Wer den Wind sät, wird Sturm ernten – Michael Lüders beschreibt die westlichen Interventionen im Nahen und Mittleren Osten seit der Kolonialzeit und erklärt, was sie mit der aktuellen politischen Situation zu tun haben. Sein neues Buch liest sich wie ein Polit-Thriller – nur leider beschreibt es die Realität. Eine Geschichte erscheint in unterschiedlichem Licht, je nachdem, wo man beginnt sie zu erzählen. Und wir sind vergesslich. Das iranische Verhältnis zum Westen versteht nur, wer den von CIA und MI6 eingefädelten Sturz des demokratischen Ministerpräsidenten Mossadegh im Jahr 1953 berücksichtigt. Ohne den Irakkrieg von 2003 und die westliche Politik gegenüber Assad in Syrien lässt sich der Erfolg des „Islamischen Staates“ nicht begreifen. Wer wissen will, wie in der Region alles mit allem zusammenhängt, der greife zu diesem Schwarzbuch der westlichen Politik im Orient.

Aus dem Inhalt:
- Wind säen, Stürme ernten: Zur Einführung
- Putsch in Teheran: Der Sündenfall
- Endspiel am Hindukusch: Washington und Riad als Geburtshelfer von Al- Qaida
- «Mission accomplished»: Die Amerikaner schaffen die Grundlage  für den «Islamischen Staat»
- «Gute» und «böse» Dschihadisten: Wie der Westen vermeidet, aus seinen Fehlern zu lernen
- Im Herzen der Finsternis: Was den «Islamischen Staat» so erfolgreich macht
- «Heilige Allianz»: Die USA setzen auf Diktatoren und Feudalherrscher
- Freibrief für Israel? Der Gazakrieg 2014
- Die neue Weltunordnung: Ein Ausblick

Autor:
Michael Lüders war lange Jahre Nahost-Korrespondent der Hamburger Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und kennt alle Länder der Region aus eigener Anschauung. Als Nahostexperte ist er häufiger Gast in Hörfunk und Fernsehen. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: Tage des Zorns (2011) über die arabische Revolution und Iran – der falsche Krieg (2012).
(Verlagstext)

Michael Lüders
Wer den Wind sät
Klappenbroschur
175 Seiten mit 1 Karte
1.Auflage 10.03.2015
Euro 14,95   Buch kaufen



Mittwoch, 18. März 2015

Rezension: Karten!

Theiss, Karten!

Rezension

SIMON  GARFIELD

KARTEN!

Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen  und Berge, die es nie gab  

Wer Karten liebt, wird dieses Buch nicht so schnell aus der Hand legen und es geradezu verschlingen. Der britische Journalist Simon Garfield zeichnet den Weg der ersten Landkarten,  Stadtpläne über Reiseführer bis zu GPS und Karten im Internet nach. In 22 Kapiteln beschreibt der Autor die Geschichte der Landkarten und ihrer Kartografen. Kartenausschnitte und Karten bereichern die unterhaltsamen Texte.

On the map

Im Vorwort schreibt Dava Sobel, dass der Originaltitel „On the map“ im Englischen zwei Bedeutungen hat: erstens „sich mit der Entwicklung der Kartografie im Laufe der Geschichte und innerhalb unterschiedlicher Kulturen zu beschäftigen“ und zweitens „bekannt und etabliert zu sein“.

In der Einleitung geht es um eine Karte, die gar nicht von Kartografen gezeichnet wurde, sondern „die sich selbst erschuf“. Wie soll man sich dies vorstellen? Es ist eine Karte aus dem Jahr 2010, die etwa 500 Millionen Facebook-Nutzer auf der ganzen Welt zeigt, die gleichzeitig online waren und ihre Standorte zeichneten die Kontinente nach.

Spannende Geschichten um die Entstehung von Karten

Anaximander von Milet entwarf im 6. Jahrhundert vor Christus eine Karte auf der oben Europa zu sehen ist und darunter teilen sich Libya (Afrika) und Asia die Landmasse. Pythagoras stellte bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. fest, dass die Erde eine Kugel sein müsse. Eratosthenes zeichnete 194 v. Chr. eine Karte, die bereits die Vorläufer der Längen- und Breitengrade enthielt und durch Beobachtung und Berechnung konnte er ziemlich genau den Erdumfang von 40000 km angeben. Eine immense Leistung zu dieser Zeit ! Der „erste moderne Kartograf“ war Claudius Ptolemäus, der um 140 n. Chr. einen „beschreibenden Atlas“ schuf, mit dem später Christopher Columbus 1492 in See stach.
Seit 1595 kennen wir dank Gerardus Mercator das Wort Atlas für eine Kartensammlung in Buchform und seine berühmte Weltkarte entstand 1569, die wir noch heute benutzen, obwohl sie die Kontinente verzerrt und Teile zu groß andere zu klein darstellt.
Dann gab es Zeiten, in denen Karten oben nach Osten zeigten, anstatt nach Norden - daher der Name Orientierung - wie die um 1290 entstandene „Mappa mundi“, die beinahe verkauft wurde, um das Dach einer renovierungsbedürftigen Kathedrale in Hereford in England zu finanzieren.

Gefälschte Karten 

Eine, eigentlich simpel gezeichnete Karte mit Umrissen der Erdteile Europa, Afrika und Asien erregte in Amerika Aufsehen. Ist die Karte echt oder eine gekonnte Fälschung ? Wurde Vinland nachträglich eingezeichnet ? Simon Garfield lüftet das Geheimnis. Hartnäckig hielt sich die Behauptung, dass in Westafrika die Kong-Berge unüberwindbar seien, aber in Wirklichkeit gibt es sie gar nicht.

Schatzkarten, Landkarten, Spielkarten & Co.

„Karten faszinieren uns, weil sie Geschichten erzählen“ von Reisenden, Entdeckern, Händlern, Dieben und Betrügern. Die unterschiedlichsten Karten finden in diesem Buch Erwähnung - Schatzkarten, Stadtpläne, U-Bahnpläne, Karten in Reiseführern, Karten als Spiele und Karten im Internet. Diese Karten stehen für ein Kapitel oder eine Geschichte zu Menschen, die mit Karten etwas zu tun haben.

Kennen Sie die berühmteste Karte der Welt ? Sie wurde von Henry Beck gezeichnet. Ohne ihn wäre U-Bahn fahren nicht so einfach. Er zeichnete den ersten U-Bahn-Plan von London, der wohl Vorbild für die meisten U-Bahnpläne in der Welt ist, denn er vereinfachte die Kartendarstellung.

Einen „Baedeker“ kennt wohl jeder Reisende, der eine Studienreise plant. Auch ihm und seinem Kollegen Murray widmet der Autor ein interessantes Kapitel, nämlich die „Geschichte des Reiseführers“, natürlich mit Karten.

Auch in Kinofilmen werden immer wieder Karten gezeigt, zum Beispiel im Filmklassiker „Casablanca“ mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann zu Beginn eine Karte von Afrika, den Abenteuerfilmen von Indiana Jones oder bei den Harry-Potter-Filmen die „Karte des Rumtreibers“.
Stimmt es wirklich, dass Frauen keine Karten lesen können ? Auch auf diese Frage gibt es eine Antwort im Buch.

Autor:
Simon Garfield ist Journalist und Autor zahlreicher Sachbücher. Er schreibt u.a. für die BBC, The Independent und The Observer. Seine Wohnorte sind London oder Cornwall.

Fazit:
Ein ansprechendes Buch, nicht nur für Kartenliebhaber. Die Geschichten, die zur Entstehung einer Karte führten, sind ebenso fesselnd zu lesen. Abwechslungsreich führt der Autor durch die Geschichte der unterschiedlichsten Kartendarstellungen.
Die Sprache ist spannend und humorvoll, die Texte sind gut zu lesen. Rundherum ein gelungenes Werk und sehr empfehlenswert.



Simon Garfield
Karten!
Gebunden mit Schutzumschlag
Format 14,5 x 21,7 cm
520 Seiten mit rund 130 schwarz/weiß-Abbildungen
1. Auflage 2014
Euro 29,95   Buch bestellen


Samstag, 14. März 2015

Rezension: Die Stunde der Kurden

Styria Premiuim
Rezension

HANS  JOACHIM  LÖWER


DIE  STUNDE  DER  KURDEN  Wie sie den Nahen Osten verändern                    

 Die Stunde der Kurden, endlich ist sie gekommen. Nach einhundert Jahren Kampf und Unterdrückung haben die Kurden nun die Chance einen neuen Staat Kurdistan aufzubauen und sie tun alles dafür. Der Autor, Hans-Joachim Löwer, bereiste die autonome Region Kurdistan und sein Bericht beeindruckt. In 20 Kapiteln lässt er Frauen und Männer zu Wort kommen, die an einen unabhängigen Staat Kurdistan glauben und den Worten Taten folgen lassen.

Traum vieler Kurden

In der Geschichte von Türken, Persern und Arabern unterdrückt, flohen die Kurden in ihre Bergregionen, wo sie bedroht, vertrieben und vergast wurden. Ihre Region wurde von Großbritannien in der Türkei, Iran und Irak aufgeteilt,  ohne Rücksicht auf die Unabhängigkeitsforderungen der Kurden. Nun, nach fast 100 Jahren des Kampfes, gibt es gute Chancen für einen demokratischen Staat Kurdistan, in dem Kurden, Araber und Turkomanen ungehindert zusammen leben können. Das ist der Traum vieler, der wohl wahr werden kann. Diesen Eindruck vermittelt der Autor in seinem Buch mit Beschreibungen der Städte Erbil, Sulaimania, Halabdscha, den Bergregionen der Peschmerga und Interviews mit den Einwohnern.

Mutige Kurden

Darunter ist ein Mann, der Minen entschärft. Er hat fast 2,4 Millionen Minen ausgegraben und bei Unfällen beide Beine verloren, trotzdem macht er unverdrossen weiter.
Eine Spionin fing Gespräche des Sicherheitsdienstes und Verteidigungsministeriums ab und versorgte die Leute vom Widerstand gegen den Irak Sadam Husseins mit Medikamenten für Kranke und Verletzte. Heute ist sie Beauftragte für Frauenfragen, lokale Parteivorsitzende, Bürgermeisterin von Koya und seit 2010 Generaldirektorin einer Abteilung im Innenministerium, die sich mit Gewalt gegen Frauen, wie Misshandlungen, Ehrenmorde, Selbstverbrennungen befasst.
Peschmerga verteidigen ihr Land gegen die Terroristen des Islamischen Staates IS.
Islamische Theologen diskutieren während ihrer Ausbildung zu Imamen. Der Autor staunt über Sätze wie: „Man darf den Glauben eines anderen nicht mit Gewalt ändern….“. “Das kommt…von Unwissen und einem schmutzigen Milieu.“ Und „Wir haben halt das Pech, das wir Muslime geworden sind“, begleitet von einem kräftigen Lachen (S. 108)

Im Gefängnis wird gearbeitet

Peschmerga-Truppen verteidigen Berge, Ölfelder, Grenzen und vor allem ihr Land gegen den IS. Der Irak zerfällt in Regionen mit Kurden, Sunniten, Schiiten und Minderheiten wie Jesiden und Christen. Die Kurden haben ihre Chance auf einen eigenen Staat vor 20 Jahren ergriffen und bauen Schulen, Universitäten, Ölpipelines und Hotels.  Sogar das Gefängnis von Fort Suseh trägt zum Aufbau bei, denn die Häftlinge - Räuber, Mörder, Kidnapper, Bombenleger, Terroristen und ehemalige irakische Minister - arbeiten als Schweißer, Elektriker, Schreiner, Gärtner sogar als Imker. Dem Autor kommt der Besuch im Gefängnis wie eine Show vor, aber es ist Realität, denn bewaffnete Wachleute begleiten ihn und „haben ihre Augen überall.“ Freigelassene arbeiten als Friseure oder Restaurantbesitzer.

Giftgas sollte Kurden vernichten

Während seiner einmonatigen Reise beschreibt Hans-Joachim Löwer das Land wie es kaum in den Medien Erwähnung findet, nämlich positiv, mit Menschen, die ehrlich an ein Kurdistan glauben, das seit mehr als 20 Jahren eine autonome Region ist. 1991 ließen die USA eine Flugverbotszone einrichten, „um die Kurden vor Angriffen der Streitkräfte des Diktators Sadam Hussein zu schützen“, der Giftgas einsetzte, um die Kurden zu vernichten.

„Wir sind auf dem richtigen Weg“

Doch sie sind noch da und entschlossener als je zuvor, was Zitate, wie diese unterstreichen: „Unser Nationalismus war immer defensiv.“ (S. 15) „Wir haben nie andere Völker angegriffen, sondern immer nur uns selbst verteidigt. Aber wir lassen nicht zu, dass man uns unsere Rechte nimmt.“ „Wir sind anders als Araber…“ (S. 23) „Die Freiheit hat ihren Preis“ (S. 47) „Wir werden eine offene Gesellschaft… Wir sind auf dem richtigen Weg.“ (S.73) „In Kurdistan ist jeder willkommen, nur die nicht, die Gewalt predigen“ (S. 121).

Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass die Kurden in ihrem berechtigten Bestreben Unterstützung auch aus dem Westen erhalten. Sie selbst überwinden ihre Differenzen nun in einem Parlament und nicht mehr auf dem Schlachtfeld.


Autor:
Hans-Joachim Löwer, geb. 1948, ist Autor zahlreicher Bücher. Er war 16 Jahre Auslandsreporter des Stern und ein Jahr Redakteur für die deutschsprachige Ausgabe des National Geographic Magazins. Seine Reisen führten ihn in den Nahen Osten, nach Asien, Afrika und Lateinamerika, wo er in den 1990er Jahren Selbsthilfegruppen leitete. Rucksacktouren führten ihn 2003 nach Israel und Palästina.

Fazit:
Dieses Buch überrascht und beeindruckt. Es ist sehr gut geschrieben. Unterschiedlichste Menschen kommen zu Wort, Bilder bereichern die Berichte. Neue und unbekannte Informationen aus dem Nahen Osten, der in den Medien nur als Kriegsschauplatz dargestellt wird.
„Kurdistan ist anders“, hört der Autor immer wieder und sein Buch vermittelt ein positives Bild von einer Region, deren Menschen so viel Leid ertragen mussten.
Unbedingt lesenswert und allen empfohlen, die sich für mehr als nur Schlagzeilen interessieren.
Kompliment an Hans-Joachim Löwer für diesen couragierten Bericht.  


Hans-Joachim Löwer
Die Stunde der Kurden
Hardcover mit Schutzumschlag
Format 13,5 x 21,5 cm
208 Seiten
1.Auflage Februar 2015
Euro 24,99  Buch kaufen



Rezension: Orientbilder - Fotografien 1850 - 1910

Rezension


Orientbilder - Fotografien 1850 - 1910       

Noch bis zum 22. März 2015 werden im BildungsTURM in Konstanz Photographien von Orientbildern gezeigt, die zwischen 1850 und 1910 entstanden. In dieser Zeit begannen nicht nur die Reisenden den Orient zu entdecken sondern auch die Photographie. Waren es zuvor Maler, die Landschaften abbildeten und ihre Phantasien vom Orient auf Leinwand verewigten, so kam Mitte des 19. Jh. die Photographie als neues Instrument hinzu.

Die Ausstellung ist das Resultat einer Projektarbeit von Studenten der Universität Konstanz unter der Leitung von Bernd Stiegler und Felix Thürlemann während der Semester 2014/2015. In diesem Seminar wurde auch der informative Katalog mit aufschlussreichen Beiträgen zusammengestellt.

215 Bilder aus Ägypten, Nordafrika, Palästina und der Türkei zeigen Pyramiden, Obelisken, Landschaften, Menschen mit ihren Berufen und kunstvoll in Szene gesetzte Frauen und Männer in orientalischen Kostümen. Bilder, die der Photograph im Kopf hatte, wurden arrangiert, damit er sie zu Hause besser verkaufen konnte. Im Lauf der Zeit wurde die Phantasie ausschweifender und die Bilder freizügiger.

Bei den Photographien zeigt sich besonders deutlich, welches Bild sich der Photograph vom Orient macht und welche Szenen den Betrachter in Europa interessieren könnten. Der Photograph hat einen unmittelbaren Einfluss auf das Orientbild, den er ausnutzt. Ob dieses Bild realistisch ist oder nicht, steht weniger im Vordergrund als das Schöne, Fremdartige, Andere. Der Gegensatz vom prüden Abendland zum phantasievollen Morgenland, vom überlegenen Kolonialisten zum armen Eseltreiber oder zur exotischen Haremsdame ist gewollt und wird bewusst abgebildet. Nicht wenige Aufnahmen von Personen entstehen denn auch in Ateliers vor einem gemalten Hintergrund mit Minaretten oder Palmen und nicht als „Straßenszenen“. Die Photographen haben sich in den Ländern niedergelassen, um so „ihren“ Orient zu produzieren. Damit trugen sie wesentlich zum Klischee und der Vorstellung bei, die sich der europäische „Daheimgebliebene“ vom Orient machte.

Die Photographien von Städten zeigen ab 1875 bereits Panoramaansichten von Kairo, dem Bosporus und Istanbul.

Nach der Kolonisation der Maghrebländer Algerien, Tunesien und Marokko durch Frankreich wurde das inszenierte Orientbild auch nach Nordafrika getragen. Doch hier entstanden nicht gestellte ethnographische Bilder der unterschiedlichen Volksgruppen, die Landschaftsaufnahmen zeigen römische Aquädukte oder die riesigen Kalkablagerungen des Hammam Meskoutine mit seinen heißen Quellen, was so gar nicht an den Orient erinnert.

Nach 1900, der Tourismus und die Amateurphotographie hat bereits eingesetzt, sehen sich die Professionellen nach neuen Motiven um. Sie sehen sich nun als Künstler und schaffen ein vollends losgelöstes und imaginäres Bild vom Orient, das die Touristen während ihres kurzen Aufenthalts gar nicht zu Gesicht bekommen. Der Künstler kann zwar immer noch nicht in den Harem hineingehen, aber in den Studios entstehen nun Bilder von Akten, Odalisken vor „orientalischem“ Hintergrund mit Kamel, Wüste und Palmen, Haremsszenen, die überall entstanden sein könnten. Die Qualität der Aufnahmen wird besser, aber die Motive werden freizügig bis sexistisch, mit der Wirklichkeit im Orient haben sie nichts mehr zu tun.

Eine Ausstellung, die sich lohnt besucht zu werden. Wenn dies nicht möglich ist, zeigt der interessante Ausstellungskatalog die Aufnahmen in einer guten Zusammenstellung mit begleitendem Text, der zum Nachdenken über die Klischeevorstellungen vom Orient anregt. Ein empfehlenswertes Buch mit ergänzenden Informationen zu den Photographen.

Ausstellung in Konstanz vom 20.02. - 22.03.2015.
Danach wird sie der Kunstsammlung Jena vom 10. Dezember 2016 bis 05. März 2017 gezeigt.

BildungsTURM Konstanz
Kulturzentrum am Münster
Wessenbergstr. 43
Tel. 07531 900-907

Öffnungszeiten
Dienstag - Freitag 10 - 18 Uhr
Samstag - Sonntag 10 - 17 Uhr
Jeden Sonntag 15 Uhr Führung

10.12.2016 - 05.03.2017:
Kunstsammlung Jena
Markt 7
07743 Jena
Museen.Jena.de


Rezension: Worauf die Affen warten

Osburg Verlag
Rezension


Worauf die Affen warten    Yasmina Khadra   

Der Fall: Ein junges Mädchen, geschminkt wie für eine Hochzeit, wird brutal ermordet im Wald von Bainem in der Nähe von Algier aufgefunden. Nachdem eine Vermisstenanzeige bei der Polizei eingeht, stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um die Enkeltochter des Ministers Saad Hamerlaine handelt. Der betagte Minister hat keine Ahnung und sinkt schockiert auf seinen sündhaft teuren Sessel als Kommissarin Nora Bilal ihm das Bild der Leiche zeigt.
Hamerlaine glaubt Herr über Leben und Tod zu sein, dirigiert, denunziert und korrumpiert wie es ihm behagt. Er glaubt im Recht zu sein, nachdem er im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich bei der Front de Liberation (FLN) gekämpft hat und meint dadurch berechtigt zu sein, sich zu bereichern, wie so viele seiner Kollegen derselben Generation. Er ist ein Rboba, ein „Entscheider im Schatten“, der im Hintergrund die Fäden zieht.
Ed Dayem, Chef der meinungsmachenden algerischen Tageszeitung, versuchte sich nach Spanien abzusetzen, doch von dort wird er vom allmächtigen Minister zurückbeordert. „Immer, wenn er nach Algerien zurückkommt, fühlt er sich als Mörder, der an den Schauplatz seiner Verbrechen zurückkehrt.“ Auch er hat eine gewisse Macht als Eigentümer und Chefredakteur einer Zeitung, die für sich in Anspruch nimmt Ehen, Projekte, Karrieren zu fördern oder zu zerstören. So ist es ganz natürlich, dass Hamerlaine den Chefredakteur für seine Intrigen benutzt, ganz nach dem Motto: „Wahr ist, was die Leute für wahr halten. Jede noch so heilige Wahrheit, die nicht hieb- und stichfest ist, ist bloße Behauptung, und jede Ungeheuerlichkeit, die unwiderlegbar ist, ist absolute Wahrheit“.

Nach einigem Hin- und Herr kommen die Beamten der Polizei bei ihren Ermittlungen ganz gut voran. Doch dann wird ihnen plötzlich der Fall entzogen, kurz vor der Aufklärung des Mordes. Ein Blutbad in der Villa des Ministers stellt die Beamten vor neue Schwierigkeiten und Überlegungen. So schnell gibt die Kommissarin nicht auf und den Fall nicht ab, doch da passiert ein weiterer Mord….

Autor:
Yasmina Khadra ist das Pseudonym für den früheren Offizier Mohammed Moulessehoul, der 2000 aus der algerischen Armee austritt. Er zieht nach Frankreich, wo er heute das algerische Kulturinstitut leitet. Khadra schreibt seit den 1980er Jahren und ist mit der Figur des Kommissar Llob bekannt geworden. Seine Romane erscheinen auf Deutsch. In seinem letzten Buch beschreibt er sein Leben in: Der Schreiber von Koléa.

Fazit:
Yasmina Khadra kann es besser. Das Sprachniveau seiner Protagonisten ist sehr gewöhnlich. Die Abrechnung mit der korrupten „Regierungsmaschinerie“ von heute steht klar im Vordergrund, der Kriminalfall wird zur Nebensache. Nachdem alle Verdächtigen ausgeschaltet wurden, blieb nur noch der „kleine“ Inspektor übrig, um den Fall zu lösen. Ein Kriminalroman für echte Yasmina Khadra-Fans.


Der Autor besucht Deutschland im April und ist zu Gast in:

15.04.2015 Gütersloh, Buchhandlung Markus, 20 Uhr
16.04.2015 Düsseldorf, Institut Français, 19 Uhr
17.04.2015 Berlin, Kulturbrauerei, 19 Uhr


Mittwoch, 11. März 2015

Der Kampf ums Paradies

Zabern
Der Kampf ums Paradies

PAUL  M.  COBB

DER  KAMPF  UMS  PARADIES
Eine islamische Geschichte der Kreuzzüge

Die Geschichte der Kreuzzüge ist eine durch die christliche Brille bzw. Chronistik gefärbte Geschichte. Der renommierte Historiker Paul M. Cobb unternimmt in diesem Buch einen spannenden Perspektivwechsel.

Er schreibt diese Geschichte erstmals aus muslimischer Sicht und auf Basis arabischer Quellen. Dies ist nicht nur eine Geschichte von Kriegern und Königen und ihren Kämpfen im Heiligen Land. Sie erzählt auch von Grenzgängern und Wendehälsen, Botschaftern und Händlern, Gelehrten und Spionen. Aus der Perspektive mittelalterlicher Muslime zeigen sich die Kreuzzüge als höchst verzwicktes diplomatisches Schachspiel, als kommerzielle Chance und als Zusammenprall der Kulturen, der die muslimische Haltung gegenüber Europa und den Europäern bis zum Ausgang des Mittelalters und darüber hinaus prägte. (Verlagstext)

Übersetzt aus dem Englischen von Michael Sailer.

Autor:
Paul M. Cobb ist Professor für islamische Geschichte an der University of Pennsylvania. Islamische Sozial- und Kulturgeschichte des Mittelalters, islamische Literatur, die Beziehungen zwischen der islamischen Welt und dem Westen im Mittelalter sowie insbesondere die Geschichte der Kreuzzüge zählen zu seinen besonderen Forschungsinteressen.


Paul M. Cobb
Der Kampf ums Paradies
Hardcover mit Schutzumschlag
Format 15,5 x 23 cm
432 Seiten,  15 schwarz/weiß-Abbildungen und 10 Karten
1.Auflage 2015

Euro 29,95   Buch kaufen


Montag, 9. März 2015

30 Jahre Afrika

30 Jahre Afrika
Cargo Verlag

EDGAR  SOMMER


30  JAHRE  AFRIKA

Der "Grenzgänger" Edgar Sommer hat häufig auf Reisen und im Leben eigene Grenzen überschritten. Davon erzählt er in diesem Buch. Afrika ist immer ein völlig unberechenbarer Kontinent, der von ihm im wahrsten Sinne des Wortes erfahren wird. Er erzählt auch von den Projekten mit den Tuareg, über seine Begegnungen, von denen er meisterhafte Fotos machte. Ein tolles Buch über ein verwegenes Leben.


Edgar Sommer
30 Jahre Afrika
Format 21,6 x 21,4 cm
Hardcover gebunden
262 Seiten
Euro 26,80   Buch kaufen


Sonntag, 8. März 2015

Worauf die Affen warten

Worauf die Affen warten
Verlag Osburg 
Vorschau

YASMINA  KHADRA

WORAUF  DIE  AFFEN  WARTEN
Kriminalroman

Originaltitel:  Qu'attendent les singes

Der neue Khadra: schonungslos, abgründig, intelligent

Auf einer idyllischen Waldlichtung nahe Algier liegt verführerisch und auffällig geschminkt eine attraktive junge Frau. Brutal ermordet! Der kriminalistische Suchtrupp um Kommissarin Nora Bilal tappt lange im Dunkeln. Die Recherche, die in bewährter Khadra-Manier quer durch alle Schichten der algerischen Gesellschaft führt, von den Villen der Mächtigen, den Privatclubs und Edelrestaurants der Schickeria bis in die Elendsquartiere, ist reich an unerwarteten Wendungen. Bis zuletzt hält der Autor den Leser in Atem: rasante Schnitte, schnelle Szenenwechsel, pralle Schilderungen, zynische Kommentare, flotte Dialoge. Man sieht förmlich einen Film vor sich.

Zur großen Freude seiner Leser ist Khadra mit seinem neuesten Buch zu dem Genre zurückgekehrt, das ihn weltberühmt gemacht hat: dem politischen Krimi. Ein Buch von ungeheurer Spannung.
"Ihre Natur ist die Lüge, die Betrügerei ihr Prinzip, anderen zu schaden ihre Berufung. Und dieser Roman ihre Geschichte." (Yasmina Khadra über die Mächtigen Algeriens)  Verlagstext

Autor:
Yasmina Khadra ist der Künstlername des 1955 in Kenadsa (Algerien) geborenen Autors Mohammed Moulessehoul. 1964 tritt er in eine Kadettenschule ein und 1975 dem Vater zuliebe in die Militärakademie. 1992 wird er Kommandochef der Anti-Terror-Einheiten in der Provinz des Oranais. 2000 nimmt er seinen Abschied von der Armee und siedelt nach Frankreich über. Sein umfassendes schriftstellerisches Werk reicht bis in die Mitte der 80er Jahre zurück. Zuletzt erschienen auf Deutsch Die Landkarte der Finsternis und Die Schuld des Tages an die Nacht. Der Schreiber von Koléa erschien unter dem Titel L’écrivain erstmals 2001.Yasmina Khadra lebt heute in Paris, wo er seit November 2007 Direktor des algerischen Kulturzentrums ist.

Übersetzerin:
Regine Keil-Sagawe übersetzt aus dem Französischen. Sie studierte Romanistik und Germanistik in Bonn und Paris. Sie lebt als Kulturjournalistin und literarische Übersetzerin seit 1984 in Heidelberg, wo sie Impulse für den Kulturdialog mit dem Maghreb setzt.

Yasmina Khadra
Worauf die Affen warten
Hardcover mit Schutzumschlag
341 Seiten
1. Auflage 2015  
Euro 20,-   Buch kaufen 


Donnerstag, 5. März 2015

Tunesisch Häkeln


CENDRINE  ARMANI
TUNESISCHES  HÄKELN neu entdeckt

Ideen für Dekorationen und Accessoires

Lernen Sie die spezielle tunesische Häkeltechnik kennen. Sie ist alt, aber ganz und gar nicht aus der Mode gekommen. Einfache Technik, wundervolle Ergebnisse. Schals, Taschen, Hausschuhe, uvm. 

Anhand vieler Fotos und genauer Anleitungen zeigt Ihnen Cendrine Armani in ihrem neuen Werk fantasievolle Muster des Tunesischen Häkelns. Lassen Sie sich von 30 originellen Ideen für Dekorationen und modische Accessoires überraschen und lernen Sie die Vielfalt dieser traditionellen Häkeltechnik kennen. Dank ausführlicher Anleitungen und vieler Arbeitsschrittfotos lässt sich alles gut nacharbeiten.

Cendrine Armani
Tunesisches Häkeln neu entdeckt
64 Seiten, 22 x 29 cm, Hardcover
Euro 14,99  Buch kaufen