Osburg Verlag |
Worauf die Affen
warten Yasmina Khadra
Der Fall: Ein junges Mädchen, geschminkt wie für eine
Hochzeit, wird brutal ermordet im Wald von Bainem in der Nähe von Algier aufgefunden.
Nachdem eine Vermisstenanzeige bei der Polizei eingeht, stellt sich heraus,
dass es sich bei der Toten um die Enkeltochter des Ministers Saad Hamerlaine
handelt. Der betagte Minister hat keine Ahnung und sinkt schockiert auf seinen
sündhaft teuren Sessel als Kommissarin Nora Bilal ihm das Bild der Leiche
zeigt.
Hamerlaine glaubt Herr über Leben und Tod zu sein,
dirigiert, denunziert und korrumpiert wie es ihm behagt. Er glaubt im Recht zu
sein, nachdem er im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich bei der Front de
Liberation (FLN) gekämpft hat und meint dadurch berechtigt zu sein, sich zu
bereichern, wie so viele seiner Kollegen derselben Generation. Er ist ein
Rboba, ein „Entscheider im Schatten“, der im Hintergrund die Fäden zieht.
Ed Dayem, Chef der meinungsmachenden algerischen Tageszeitung,
versuchte sich nach Spanien abzusetzen, doch von dort wird er vom allmächtigen
Minister zurückbeordert. „Immer, wenn er nach Algerien zurückkommt, fühlt er
sich als Mörder, der an den Schauplatz seiner Verbrechen zurückkehrt.“ Auch er
hat eine gewisse Macht als Eigentümer und Chefredakteur einer Zeitung, die für
sich in Anspruch nimmt Ehen, Projekte, Karrieren zu fördern oder zu zerstören.
So ist es ganz natürlich, dass Hamerlaine den Chefredakteur für seine Intrigen
benutzt, ganz nach dem Motto: „Wahr ist, was die Leute für wahr halten. Jede
noch so heilige Wahrheit, die nicht hieb- und stichfest ist, ist bloße
Behauptung, und jede Ungeheuerlichkeit, die unwiderlegbar ist, ist absolute
Wahrheit“.
Nach einigem Hin- und Herr kommen die Beamten der Polizei
bei ihren Ermittlungen ganz gut voran. Doch dann wird ihnen plötzlich der Fall
entzogen, kurz vor der Aufklärung des Mordes. Ein Blutbad in der Villa des
Ministers stellt die Beamten vor neue Schwierigkeiten und Überlegungen. So
schnell gibt die Kommissarin nicht auf und den Fall nicht ab, doch da passiert
ein weiterer Mord….
Autor:
Yasmina Khadra ist das Pseudonym für den früheren
Offizier Mohammed Moulessehoul, der 2000 aus der algerischen Armee austritt. Er
zieht nach Frankreich, wo er heute das algerische Kulturinstitut leitet. Khadra
schreibt seit den 1980er Jahren und ist mit der Figur des Kommissar Llob
bekannt geworden. Seine Romane erscheinen auf Deutsch. In seinem letzten Buch
beschreibt er sein Leben in: Der Schreiber von Koléa.
Fazit:
Yasmina Khadra kann es besser. Das Sprachniveau seiner Protagonisten
ist sehr gewöhnlich. Die Abrechnung mit der korrupten „Regierungsmaschinerie“
von heute steht klar im Vordergrund, der Kriminalfall wird zur Nebensache. Nachdem
alle Verdächtigen ausgeschaltet wurden, blieb nur noch der „kleine“ Inspektor
übrig, um den Fall zu lösen. Ein Kriminalroman für echte Yasmina Khadra-Fans.
Der Autor besucht Deutschland im April und ist zu Gast in:
15.04.2015 Gütersloh, Buchhandlung Markus, 20 Uhr
16.04.2015 Düsseldorf, Institut Français, 19 Uhr
17.04.2015 Berlin, Kulturbrauerei, 19 Uhr