Arabische Medien |
Asiem el-Difraoui, Carola Richter
ARABISCHE MEDIEN
Dieses Buch gibt einen interessanten Einblick in die
Medienlandschaft der unterschiedlichsten arabischen und maghrebinischen Länder.
In Nordafrika und im Nahen Osten leben über 300 Millionen Menschen, damit eine
vergleichbare Zahl möglicher Zeitungsleser, Fernsehzuschauer oder
Internetnutzer wie in Europa, allerdings mit ungleich schwierigeren
Nutzungsbedingungen.
Zum ersten Mal werden die Mediensysteme insgesamt
betrachtet und „in Zusammenhang mit historischen, politischen, wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Entwicklungen gebracht und inner-regional verglichen“.
In der Einführung wird erklärt, wie das Fachbuch
aufgebaut ist. Im ersten Teil werden transnationale Themen betrachtet. Dabei wird
zuerst auf die Geschichte der arabischen Massenmedien von 1860 bis 1950 eingegangen.
Danach setzt die Unabhängigkeit für die meisten Länder ein.
Transnationales Satellitenfernsehen wie al-Jazeera sendete
Bilder, Nachrichten und Diskussionen in die ganze arabische und
nordafrikanische Welt und vom Nahen Osten in europäische Haushalte. Zum ersten
Mal in der arabischen Geschichte konnten Meinungen und Begebenheiten in
Jordanien auch in Marokko gesehen werden.
Auswirkungen und Möglichkeiten zur Nutzung sozialer
Netzwerke, sowie der politischen Rolle von Facebook oder Twitter wird ein
Kapitel gewidmet. Wie sich die Mediatisierung in der arabischen Welt auf den
Alltag auswirkt zeigen Beispiele, wie Facebook oder Twitter im Privaten, z.B.
in Marokko zwischen Familien, die teilweise in Frankreich leben, genutzt werden.
Ein weiteres Kapitel setzt sich mit der „Darstellung von
Geschlecht“ und die „Teilhabe der Geschlechter an der Medienproduktion“
auseinander. Frauen haben seit Beginn der Mediengeschichte aktiv daran
teilgenommen. Es entstanden Frauenzeitschriften, die nicht nur die Mode oder
Haushaltsführung zum Thema hatten, sondern auch Reiseberichte, Biographien,
Nachrichten und philosophische Artikel. Später kamen Debatten über Frauenrechte
und allgemeine Gesellschaftsthemen dazu. Heute sitzen Frauen und Männer
gemeinsam im Studio und übermitteln, z.B. bei al-Jazeera die Nachrichten und
Interviews zu aktuellen Themen. Dabei werden sie angehalten, konforme Kleidung
zu tragen, das sich wiederum auf die Kleidung der Zuschauenden auswirken soll.
Im Kapitel Medien und Minderheiten werden drei Länder,
die für weitere stehen, als Beispiele herausgestellt. Dabei wird die Nutzung
der Medien von Kopten in Ägypten, Imazighen in Marokko und Kurden im Irak betrachtet
und welche Ziele sie verfolgen, bereits erreicht haben und auf welche
Schwierigkeiten sie stoßen.
Wie das Internet heute durch islamistische Medien
missbraucht wird, zeigt das überaus aktuelle Thema „Vom Wahhabismus über die
Muslimbrüder zum Cyber-Dschihad“.
Alle Kapitel enthalten ein zusammenfassendes Fazit und
eine Literaturliste.
Im zweiten Teil werden 18 Länder im Einzelnen und ihre
Besonderheiten in der Medienlandschaft vorgestellt, darunter die 6 Länder Nordafrikas
(Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Sudan, Tunesien) und 12 Länder im Nahen
Osten (Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien, Kuwait, Libanon, Oman, Palästina,
Qatar, Saudi-Arabien, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate).
Allen Ländern wird ein historischer Rückblick
vorangestellt, um dann die „Gesellschaftlichen Verhältnisse“, die „politischen
und rechtlichen Rahmenbedingungen“, „Ökonomischer Kontext“ und „Technologische
Infrastruktur“ zu beschreiben. Ein Ausblick und Literaturhinweise stehen am
Ende jeden Kapitels.
Am Ende werden alle Autoren und ihre Tätigkeiten vorgestellt.
Autoren:
Mitherausgeber Asiem el-Difraoui ist den deutschen
Fernsehzuschauern als klarer Analytiker der politischen Vorkommnisse im Nahen
Osten ein Begriff. Er und 21 Kollegen, darunter Daniel Gerlach, Herausgeber der
Zeitschrift Zenith und Journalisten aus Jemen und Libanon, haben
Politikwissenschaften, Arabistik, Orientalistik, Islamwissenschaften,
Ethnologie, Soziologie, Psychologie und Medienwissenschaften studiert und sind in
der Forschung tätig.
Fazit:
Dieses sehr interessante Buch empfiehlt sich für alle,
die sich über die Medien in arabischen und nordafrikanischen Ländern informieren
wollen, Studenten wie Journalisten. Gerade der zweite Teil gibt gute Einblicke in
die Medien der einzelnen Länder und diese tragen zum Verständnis über die
politische Rolle der Zeitungen oder Fernsehsendungen bei. Durch das
Satellitenfernsehen haben die Menschen in Nordafrika und im Nahen Osten die
Möglichkeit sich auch europäische oder amerikanische Sender anzusehen und
können sich ihre eigene Meinung über die Informationen bilden oder vice versa,
wenn sich Europäer al-Djaziera o.ä. andere ansehen, zumal die europäischen
Medien zunehmend einseitiger berichten. Für weiterführende Arbeiten können die,
in den Kapiteln angegebenen Zeitungen, von den Interessenten über Internet
aufgerufen werden und oft gibt es französische oder englische Ausgaben von Internetzeitungen.
Das Buch zeigt auf diese Weise die heutige Vernetzung der
Welt über die Medien, wie sie genutzt und missbraucht wird. Man tut gut daran,
sich vielfältig zu informieren und mit Hilfe der Zeitungstitel oder Namen der
Fernsehsender in diesem Buch gelingt dies leichter. Man kann sich für die
sicher nicht immer einfache Recherchetätigkeit bei den Autoren vielmals bedanken.