Freitag, 11. Dezember 2015

Buchempfehlung: Fes - Stadt des Islam, Rezension

Titus Burckhardt, Fes
Rezension und Empfehlung


TITUS  BURCKHARDT

FES  -  STADT  DES  ISLAM

Ein bemerkenswertes und eindrucksvolles Buch über die Stadt Fes ist vor kurzem erschienen.
Fes, eine der Königsstädte im nördlichen Marokko, wurde von dem Kunsthistoriker und Orientalisten Titus Burckhardt beschrieben. Er lebte in den 1930er Jahren für eine längere Zeit in Fes und kehrte nach der Unabhängigkeit Marokkos von Frankreich (1956) zurück. Aus dieser Zeit stammt das vorliegende Buch, das kein gewöhnlicher Stadtführer, eher ein „Verführer“ ist. Der Autor fragt sich, ob er „die herbe und würzige, äußerlich arme, aber innerlich reiche Welt des Mittelalters“ noch vorfindet. 1972 besuchte Titus Burckhardt nochmals im Auftrag der UNESCO die Königsstadt, um ein Konzept für den Erhalt der Altstadt und des traditionellen Handwerks zu erarbeiten.

Der Leser wandert nun mit dem Autor von außen durch die Stadttore immer weiter hinein, bis er im mystischen Raum, im Zentrum des Denkens, ankommt.
Nicht nur physisch sondern auch geistig erfasst Titus Burckhardt die Stadt und die Menschen von Fes, die Gebäude, ihre Struktur und Dekoration, sowie die Handwerker und Gelehrten, die Fes bis heute prägen. Dabei lernt der Leser etwas über die Architektur der Königsstadt, Moscheen und Medressen, Bäder, Märkte und Herbergen, Dekoration der Innenräume, über die Menschen, Nomaden und Sesshafte, Berber und arabische Einwanderer, die in Fes lebten und leben und den maghrebinischen Islam mit seinen Rechtsgelehrten und Mystikern kennen. Er zitiert andere Reisende wie Pierre Loti, der 1889 in seinem Tagebuch eine Begegnung mit Sultan Mulay al-Hassen festhält oder Leo Africanus.

Auf den Bildern sieht man Männer, eingehüllt in Burnus oder Djellaba, die mit Eseln durch die verwinkelten Gassen der Altstadt zu ihren Häusern gehen. Die Frau als Herrin des Hauses wandelt über die offenen Dächer mit freiem Blick. Der Autor gibt einen Einblick in das Haus. Das bekannte marokkanische Mosaik beschreibt er als geometrische Rose oder als vielstrahlige Sterne, die ein „schimmerndes Planetarium“ ergeben. Auffällig in der Architektur sind die maurischen Bögen, über die Titus Burckhardt schreibt: „Die islamische Kunst ist für den Adel eines Bogens überaus empfindlich.“ Der einzige Schmuck mancher Gebäude besteht nur aus diesen Bögen. Vom Haus geht er über zu den Frauen, der Ehe und den Sklaven.

Man wird immer weiter hineingezogen in das Wesen der Stadt, die sich seit ihrer Gründung durch Moulay Idris II. im 8. Jahrhundert gegen viele Umbrüche behauptet hat und ihr Wissen der islamischen Wissenschaften bewahrt. Noch heute sind die Qarawin-Moschee und -Hochschule Orte des Studierens. Titus Burckhardt lässt den Leser teilhaben an seiner Begegnung mit dem Gelehrten Mulay Ali, der ihn „in die Grundlagen des arabischen Wissens einführte“. Somit erfahren wir etwas über die arabische Sprache, die Gottes- und Rechtslehre, den Koran, die sufische Weisheit und die Mystiker wie Abu Madyan, Ibn Arabi, Al-Djazuli, At-Tidjani und anderen, die gerade im Maghreb eine große Bedeutung haben.  

Die neue Moderne bleibt draußen in den Neustädten und Vierteln, die während der französischen Kolonialzeit gebaut wurden. Und auch hiervon weiß Titus Burckhardt zu berichten.

Autor:
Titus Burckhardt lebte von 1908 bis 1984. Er wurde in Florenz geboren, sein Vater war Bildhauer und so studierte er Kunstgeschichte, dann Orientalistik. Vor allem lebte Burckhardt von seinen Tätigkeiten als Übersetzer, Zeichner, Verleger und Publizist. Neben „Fes - Stadt des Islam“ zählen „Die maurische Kultur in Spanien“ und „Art of Islam“ zu seinen Meisterwerken.  

Das Vor- und Nachwort schrieb Navid Kermani, der 2015 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Im C.H.Beck Verlag sind mehrere seiner Bücher erschienen.

Fazit:
Wieder einmal ist im C.H.Beck-Verlag ein gelungenes Buch in der Reihe „Neue Orientalische Bibliothek“ erschienen.
Der sehr schön gestaltete Titel Fes ist mit 47 schwarz-weiß Bildern der Stadt, 25 Zeichnungen des Verfassers versehen. Darstellungen von maghrebinischen Koranseiten und arabischen Schriftzeichen wechseln ab mit Gedichten oder Versen aus dem Koran und Zitaten der Mystiker.
Titus Burckhardt lässt Historiker wie Ibn Chaldun zu Wort kommen und zitiert Mystiker, die seine Erkenntnisse unterstreichen.
Navid Kermani hat das Vorwort geschrieben und einen Eindruck seines Besuches vom heutigen Fes im Nachwort gegeben.

Eine wunderbare Empfehlung für alle Besucher der Stadt Fes und Marokkos, zur Vorbereitung ebenso wie zum Nachlesen nach einer Reise.

nur Euro 26,95  Buch kaufen


Mittwoch, 9. Dezember 2015

NEU: Risiko

Klett-cotta

STEFFEN  KOPETZKY

RISIKO

Roman

Steffen Kopetzky hat einen funkelnden Abenteuerroman geschrieben, der auf historischen Fakten beruht. Er folgt einer legendären Afghanistan-Expedition auf der 5000 Kilometer langen Reise und begegnet historischen Personen wie Lucien Camus, dem Vater von Albert, oder Alois Musil, auch genannt Musil von Arabien.

Geheimexpedition des Deutschen Reichs an den Hindukusch: Nach einem Plan des Orientkenners Freiherr Max von Oppenheim ziehen sechzig Mann mit der Bagdadbahn, zu Pferd und auf Kamelen durch Wüsten und Gebirge. Das Ziel: den Emir von Afghanistan und die Stämme der Paschtunen im Namen des Islam zum Angriff auf Britisch-Indien zu bewegen.

Der junge Marinefunker Sebastian Stichnote liegt mit seinem Schiff vor der Küste Albaniens. Aus der Enge der Giesinger Gerberei seiner Brüder hat ihn das Fernweh hinaus auf See und zur vielstimmigen Funktechnik gezogen. Diese gibt ihm das Gefühl, mit dem ganzen Kosmos in Kontakt zu stehen. Als der Erste Weltkrieg beginnt, muss die unterlegene deutsche Flotte durchs Mittelmeer nach Konstantinopel fliehen. Stichnote hat es nach den ersten Seegefechten eilig, sein Schiff so schnell wie möglich zu verlassen und schließt sich als Funkoffizier einer geheimen Expedition nach Kabul an. Ihre Reise führt sie nach Syrien, Bagdad, Teheran, Isfahan und schließlich durch die persische Wüste. Am Ende hängt der Erfolg der Expedition von Stichnote ab, der mit allem brechen muss, was ihm einst heilig war.  (Verlagstext)

Autor:
Steffen Kopetzky, geboren 1971, ist Verfasser zahlreicher preisgekrönter Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Von 2002 bis 2008 war er künstlerischer Leiter der Theater-Biennale Bonn. Er lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm.

Steffen Kopetzky
Risiko
Gebunden mit Schutzumschlag
ca. 731 Seiten
1.Auflage 2015
Euro 24,95    Buch kaufen


NEU: Syrien verstehen

Klett-Cotta

GERHARD  SCHWEIZER

SYRIEN  VERSTEHEN - Geschichte, Gesellschaft und Religion

Wer Syrien verstehen will, muss jenes Syrien kennen lernen, als es noch nicht zerstört war: Seine Geschichte, seine Politik, seine Religion. Dann wird deutlich, wie sehr der gesamte Nahe Osten von der Lage in Syrien abhängt. Die syrische Katastrophe droht zum Unheil für den nervösesten Unruheherd unserer Welt zu werden.

Syrien – seit drei Jahrtausenden Schmelztiegel östlicher und westlicher Kulturen, einst Hochburg des Christentums, dann ein Kernland des Islam, Schauplatz der Kreuzzüge, deren verhängnisvolle Nachwirkungen bis heute zu spüren sind, Brennpunkt der Religionsspaltung in Sunniten und Schiiten, unseliger Hort der Muslimbrüder, Kampfgebiet der Rebellen, des Islamischen Staates. Syrien wurde im 20. Jahrhundert zu einer Keimzelle des arabischen Nationalismus wie des islamischen Fundamentalismus. Die westliche Berichterstattung reduzierte den Nahostkonflikt lange Zeit auf die Krisenherde Israel und Palästina. Syrien ist unter der Diktatur der Assads zur Geisel der Gewalt geworden, geht in einem Bürgerkrieg unter – und die Welt schaut zu. Das Syrien der Assads versuchte sich schon lang, den Libanon als »Provinz« einzuverleiben. Auf jeden Fall will auch Baschar al-Assad als entscheidender politischer »player« wahr- und ernstgenommen. Dass der großsyrische Nationalismus zu lange unterschätzt wurde, führte zu der jetzigen Katastrophe, die den Nahen Osten, Europa und die Welt noch lange Zeit in Atem halten wird. (Verlagstext)

Autor:
Gerhard Schweizer, 1940 in Stuttgart geboren, promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft. Er ist einer der führenden Experten für die Analyse der Kulturkonflikte zwischen Abendland und Orient. Er gilt als ausgewiesener Kenner der islamischen Welt und hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten. Einem breiten Publikum wurde er vor allem durch seine Bücher über den asiatischen und arabischen Raum bekannt. Gerhard Schweizer lebt als freier Schriftsteller in Wien, wenn er nicht gerade auf Reisen recherchiert und Material für neue Reportagen und Bücher sammelt.

Gerhard Schweizer
Syrien verstehen
Broschur
500 Seiten, 2 Karten
1.Auflage 2015
nur Euro 9,95    Buch kaufen


Mittwoch, 14. Oktober 2015

NEU: Algerien - Ein Land holt auf!

Donata Kinzelbach
 DONATA  KINZELBACH

ALGERIEN  -  EIN  LAND  HOLT  AUF!

Algerien ist das flächenmäßig größte Land Afrikas, es ist der wichtigste Energielieferant Südeuropas und es liegt nur wenige Flugstunden von uns entfernt - und dennoch bleibt dieses Land von der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland - und in Europa insgesamt - weitgehend ausgeklammert.
Wenn überhaupt über Algerien berichtet wird, dann vielfach verzerrt: 132 Jahre französische Kolonialherrschaft hinterlassen Spuren …

Die Autorin möchte mit Vorurteilen auf beiden Seiten aufräumen und für ein wunderschönes Land werben, in dem der Massentourismus noch nicht Einzug gehalten hat.



Donata Kinzelbach
Algerien - Ein Land holt auf!
110 Seiten
Euro 17,-   Buch kaufen

Donnerstag, 10. September 2015

NEU: Frühgeschichte der Mittelmeerkulturen

J.B.Metzler

Neuerscheinung

ANNE - MARIA  WITTKE  (Hrsg.)

FRÜHGESCHICHTE  DER  MITTELMEERKULTUREN

Historisch-archäologisches Handbuch
Regionen, Kulturen, Kulturkontakte

Aus der Enzyklopädie der Antike „Der Neue Pauly“ ist dieses Handbuch soeben neu erschienen. Es beinhaltet Beiträge zu übergreifenden Sachthemen wie Herrschaft, Krieg, Religion, Schrift und Wirtschaft und beschreibt die mediterranen Kulturen vom 12. bis 6. Jahrhundert vor Christus.

Reihe: Der Neue Pauly - Supplemente, 2. Staffel, Band 10



Anne-Maria Wittke
Frühgeschichte der Mittelmeerkulturen
45 s/w-Abbildungen und Karten
Gebunden mit Schutzumschlag im Schuber
656 Seiten
1.Auflage, 07.September 2015
Euro 199,95 inkl. MwSt   Buch kaufen

Freitag, 4. September 2015

Rezension. AFRIKA - Geschichte eines bunten Kontinents

Peter Hammer

Rezension

Lutz van Dijk

AFRIKA - Geschichte eines bunten Kontinents   

Dieses Buch regt zum Nachdenken an. Ein Sprichwort aus Westafrika trifft es genau: „Wenn Du das erste Mal hierher kommst, dann mach‘ die Augen auf und nicht den Mund.“

Wir sind alle Afrikaner
Afrika ist der älteste Kontinent, die Landmasse, die als erste erkaltete und auf der sich Leben entwickelte. Alle Menschen auf allen Kontinenten sind im Grunde genommen Afrikaner, denn nur dort haben die Menschen die größte genetische Vielfalt, die sie an alle Nachkommen verteilt haben, die die Welt heute bevölkern, wie erst vor kurzem bewiesen wurde.

Die wesentlichen Erbinformationen wurden von weiblichen Vorfahren weitergegeben, wonach der erste Mensch nur eine Frau sein konnte! Afrikaner, wie der Zulu Credo Mutwa aus Natal in Südafrika schreibt in einer der ersten Darstellungen afrikanischer Geschichte überhaupt: „Es wird gesagt, dass der Große Geist das Universum … geschaffen hat … und dazu ein Wesen brauchte, das … die Erste Göttin genannt wird…“ Andere Entstehungsmythen berufen sich auf Frauen, auf die Mutter Erde oder auf ein (Ehe-)Paar. Auch in der Sprache kann man vermuten, dass es eine gemeinsame Muttersprache gab, denn es ist auffällig, dass sich das Wort „Mama“ in fast allen Sprachen so oder ähnlich erhalten hat, „auch wenn diese sonst wenig gemein haben.“ Erste Felsgravuren und Felsmalereien von Tieren, Menschen und Pflanzen sind Vorläufer der Schrift und mehr als 12000 Jahre alt. Sie sind in Namibia, Südafrika und in der Sahara zu bewundern.

Afrikanische Geschichte ohne Europäer
Für viele Leute ist es schwer sich vorzustellen, dass vor mehr als 6000 Jahren Menschen in Afrika ganz ohne störende Einflüsse von anderen Kontinenten zusammen lebten. Es kam hin und wieder zu inneren Konflikten und Afrikaner aus Zentralafrika wanderten in den Süden oder Ostafrikaner in den Norden, doch auch Klimaänderungen und die Ausbreitung der Sahara trugen zu den Wanderungen bei.

Es gab bereits die mündliche Überlieferung der Geschichte in allen Teilen Afrikas als in Ägypten und Nubien die Hieroglyphen entstanden und es wird leider zu selten erwähnt, dass die Pharaonen schwarz waren.

Sehr interessant ist der Beitrag über die ältesten Völker der Erde, der San und Khoikhoi im südlichen Afrika, der Hazda in Tanzania und der kleinen Menschen in den Wäldern Zentralafrikas oder Kameruns. Sie sehen keinen Vorteil für sich, den Wald zu verlassen.

Afrika ohne Religionskriege
Ganz aktuell ist wieder einmal die Diskussion über Religionen. Seltsam, dass es in der langen Geschichte Afrikas keine Religionskriege gab und deshalb sollte das Kapitel: „Bei den Geistern der Vorfahren - Glaube in Afrika“  unbedingt gelesen werden, ebenso der Abschnitt über die Importreligionen Judentum, Urchristentum und Islam in Nordafrika.

Aus dem Beitrag: „Südlich der Sahara - Gana, Mali und Songhai“ stehen folgende Zitate für die Zeit um 1070 und 1325: „Der König von Gana legte eine wohlwollende Toleranz gegenüber Anhängern des Islam an den Tag….“ und „Die Menschen in Mali sind selten ungerecht und haben eine große Abneigung gegen Ungerechtigkeit wie alle anderen Völker…“.
Im Süden Afrikas entstand um diese Zeit das Großreich Zimbabwe der Shona.

500 Jahre europäische Unterdrückung und Ausbeutung  
Nach 1500 begann die Unterdrückung und Ausbeutung durch die Europäer. Die ersten Ankömmlinge waren Portugiesen, Sklaven jagten alle, auch Araber, 1884/85 wurde Afrika unter Europäern aufgeteilt, ohne je einen Afrikaner gefragt zu haben. Deutsche verübten einen Genozid an den namibischen Herero, nur kurz war der Sieg der Zulus über die Briten. Auch an den Weltkriegen mussten Afrikaner teilnehmen, als Kanonenfutter für die Europäer.
Zögerlich ab 1946, dann ab 1960 befreiten sich die afrikanischen Länder von ihren europäischen Kolonialisten, doch mit China tritt ein neuer Fremdkörper auf afrikanischen Boden...  

Eine ausführliche Zeittafel am Ende des Buches trägt die wichtigen Ereignisse bis 2015 zusammen und die Literatur- und Quellenliste enthält weiterführende Werke.

Autor:
Lutz van Dijk, 1955 in Berlin geboren, war Lehrer in Hamburg, bevor er Mitarbeiter am Anne Frank Haus in Amsterdam wurde. Er promovierte über „Oppositionelles Lehrerverhalten 1933-1945“ und hatte eine tragende Rolle in der pädagogischen Friedensarbeit der 80er Jahre. Seit 2001 lebt er in Kapstadt. Er ist Herausgeber des Jugendbuchs „African Kids - eine südafrikanische Township-Tour“ und Autor des Romans für Jugendliche „Romeo und Jabulile“.  

Fazit:
Wie der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu eingangs richtig schreibt, kann man kein Geschichtsbuch über Afrika auf knapp 350 Seiten verfassen, das vollständig ist. Doch die Auswahl der Länder, Themen und vor allem und am wichtigsten der Stimmen Afrikas sind mehr als beeindruckend und macht dieses Buch sehr lesenswert. Vor allem nicht nur für Jugendliche, wie vom Verlag empfohlen (ab 12 Jahre), sondern für alle Menschen.
Es regt zu weiteren Fragen, Diskussionen und zum Nachdenken über die angesprochenen Themen an. Natürlich fehlen viele Länder und Themen, wie die noch immer nicht abgeschaffte Sklaverei in Mauretanien oder der vergessene Unabhängigkeitskampf der Menschen in der Westsahara, dennoch wurden wichtige Geschehnisse aus allen Teilen Afrikas bis in die heutige Zeit beschrieben und vor allem kamen Afrikaner selbst zu Wort, die in ihren eigenen Ländern Jahrzehnte bis Jahrhunderte lang unterdrückt wurden und schweigen mussten.

Dieses wichtige Buch sollten sich alle Schulen anschaffen, vor allem Haupt- und Mittelschulen, damit nicht nur die Schüler sondern auch die Lehrer ihr Wissensdefizit über Afrika minimieren, denn im Moment fehlt dieses Wissen in den Schulen in Deutschland.

B.Agada



Mittwoch, 2. September 2015

Simbabwe - Agonie oder Aufbruch

Brandes Apsel

ANDREA  JESKA

SIMBABWE  -  AGONIE  ODER  AUFBRUCH

Wie konnte es soweit kommen, dass Simbabwe nach der kolonialen Befreiung zu einem unfreien Staat mit einer kleptokratischen Nomenklatura wurde? Die Journalistin Andrea Jeska kennt das Land gut, sie lässt Farmer und Politiker, Anwälte, Frauenrechtlerinnen und Priester zu Wort kommen. Simbabwe ist nicht Mugabe, und seine Macht ist brüchig. Hinter den Kulissen findet längst eine Entwicklung ohne ihn statt.
Seit mehr als 20 Jahren liegt Simbabwe in zivilisatorischen Trümmern. Die einstige Kornkammer des südlichen Afrikas ist ein Armenhaus, Menschenrechte werden missachtet, Lebenserwartung und Alphabetisierungsrate sind geschrumpft, die Wirtschaftskraft ist flügellahm. Aufstieg und Untergang des Landes hängen am Staatspräsidenten Robert Mugabe. Einst Befreier von weißer Herrschaft, ist er längst der Unterdrücker seines Volkes. Doch auch in diesen Zeiten der kollektiven Angst beweisen die Menschen Courage und Fantasie.
Simbabwe liegt geostrategisch im Zentrum internationalen Begehrens. Ausländische Investoren stehen bereit, angelockt von Gold und Diamanten, Platin und Kupfer. Unter einer neuen Regierung könnte Simbabwe ein Modellland für gerechte Landaufteilung werden. Von der gegenwärtigen Umverteilung der Ackerflächen profitieren die Kleinbauern.

Autorin:
Andrea Jeska, Jahrgang 1964, arbeitet seit 1999 als freiberufliche Journalistin und veröffentlicht ihre Reportagen und Auslandsberichte u. a. in DIE ZEIT, FAZ, FAS, Brigitte, African Times, Chrismon, Lettre International, Manager Magazin. 2005 entstanden Dokumentarfilme für die ARD, es folgten Buchpublikationen. Sie wurde 2009 für den Egon-Erwin-Kisch-Preis nominiert. Im September 2013 erhielt sie den Theodor-Wolff-Preis, den Journalistenpreis der deutschen Zeitungen, in der Kategorie »Reportage/Essay/Analyse« und im Dezember 2013 den Deutschen Reporterpreis 2013 als "Bester freier Reporter".
(Verlagstext)

 Andrea Jeska
Simbabwe - Agonie oder Aufbruch
Format 20,7 x 14,5 cm 
164 Seiten   
1. Auflage 2013
Euro 19,90 inkl. MwSt.  Buch kaufen

Kochen und Essen wie in Afrika, Rezepte von Marokko bis Südafrika

Brandes Apsel

GHIRMAY  HABTON und HOLGER HENTSCHEL

KOCHEN  und  ESSEN  WIE  IN  AFRIKA
Rezepte der Einwanderer von Marokko bis Südafrika
  
Die afrikanische Küche hat viele Köstlichkeiten zu bieten und ist doch bei uns wenig bekannt. Kochen und Essen wie in Afrika lädt ein, die kulinarische Vielfalt Afrikas kennenzulernen.
Gekocht haben Einwanderer von Marokko bis Südafrika, vom Senegal bis Eritrea. Entstanden ist ein afrikanisches Kochbuch, wie es bisher auf dem deutschsprachigen Buchmarkt nicht zu finden ist.
Kochen und Essen wie in Afrika versammelt nicht nur Gerichte afrikanischen Ursprungs. Es lässt auch die Migrationserfahrungen der Köchinnen und Köche lebendig werden und versteht sich als Beitrag zur Weiterentwicklung einer multikulturellen Gesellschaft.
Die Realisierung eines derartigen Vorhabens war ein langwieriger und aufwändiger Prozess. Ziel war es, unterschiedlichste Menschen aktiv in die Arbeit an dem Buch einzubeziehen. Entstanden ist ein Werk, das neugierig macht auf den Reichtum der afrikanischen Küche.
Detailliert wird über Zutaten und Zubereitung informiert. Es erzählt von afrikanischen Koch- und Essgewohnheiten und gewährt Einblicke in afrikanisches Leben in Mitteleuropa.
Herausgegeben von Ghirmay Habton und notiert und fotografiert von Holger Hentschel

Autoren:
Ghirmay Habton, geboren 1958 in Asmara, Eritrea. Er floh 1980 nach Deutschland und lebte zunächst in Göttingen, ab 1991 in Frankfurt am Main. Er gründete dort 1998 mit seiner Frau Yordanos das afrikanische Restaurant und Kulturzentrum »Savanne«, das die beiden seit 2006 im mittelhessischen Lich betreiben.
  
Holger Hentschel, geboren 1959 in Altenburg/Thüringen; Elektronikstudium in Görlitz; 1989 Umzug nach Frankfurt am Main, arbeitet als Planungsingenieur für Automatisierungstechnik. Seit Mitte der 1990er Jahre Interesse an Afrika, verschiedene Afrikareisen und Lichtbildvorträge über die Reisen. Lernte Ghirmay Habton in der »Savanne« kennen und wurde von ihm zur Mitarbeit an dem Buch Kochen und Essen wie in Afrika gewonnen.
(Verlagstext)


Ghirmay Habton
Kochen und Essen wie in Afrika
Format 24 x 16,5 cm, durchgängig vierfarbig illustriert
168 Seiten   
1. Auflage 2014
Euro 19,90 inkl. MwSt.  Buch kaufen

Moyo! Der Morgen bricht an - Stimmen aus dem Kongo

Brandes Apsel

MUEPU  MUAMBA (Hrsg.)

MOYO!  DER  MORGEN BRICHT  AN
Stimmen aus dem Kongo

Der Kongo wird im Ausland meist als unregierbares Bürgerkriegsland wahrgenommen. Das Buch ist eine Einladung, den anderen, »unbekannten« Kongo kennenzulernen und sich von der Vitalität und Kreativität kongolesischer Künstler und Denker inspirieren zu lassen.
Mit Moyo grüßen sich Menschen in Teilen des Kongo, etwa im Sinne von: Dein Herz soll leben! Unter dem programmatischen Titel versammeln sich in diesem Buch rund 30 kongolesische Autorinnen und Autoren mit teilweise erstmals veröffentlichten Texten.
Ihre Texte streifen die Bereiche Politik und Gesellschaft, Literatur, Kunst und Kultur. In ihrer Vielschichtigkeit und Vielseitigkeit spiegeln sie Geschichte und Alltag sowie die Identitätserfahrungen von Intellektuellen im Kongo und in der Diaspora.
Die DR Kongo wird im Ausland meist als unregierbares Bürgerkriegsland wahrgenommen. Moyo! Der Morgen bricht an lädt ein, den anderen, »unbekannten« Kongo kennenzulernen und sich von der Vitalität und Kreativität kongolesischer Künstler und Denker inspirieren zu lassen.

Mit Beiträgen von Patrice Lumumba, Gérald-Félix Tchicaya-Utam’Si, Muepu Muamba, Mukala Kadima-Nzuji, Matala Mukadi Tshiakatumba, Elikia M’Bokolo, Antoine Tshitungu Kongolo, Charles Djungu-Simba, Jules Elongo Lomomba, Py-Nene Mayuma, José Tshisunguwa Tshisungu, Marie-Louise Bibish Mumbu, Bapuwa Mwamba, Georges Ngal Mbwil a Mpaang, Balufu Bakupa-Kanyinda, In Koli Jean Bofane, André Lye Mudaba Yoka, Cikuru Batumike, Clémentine Madiya Faïk-Nzuji,Toma Muteba Luntumbue, Iseewanga Indongo-Imbanda, Pius Ngandu Nkashama, Boniface Mabanza Bambu, Fiston Nasser Mwanza Mujia, Désiré Bolya Baenga, Elisabeth Françoise Mweya Tol’Ande, Vumbi Yoka Mudimbe, Kä Mana, Marc-Antoine Vumilia Muhindo

Autor:
Muepu Muamba ist Schriftsteller und Journalist. Er stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. Vor Jahrzehnten floh er vor der Mobutu-Diktatur aus seiner Heimat, suchte zunächst vergeblich in mehreren afrikanischen Ländern Zuflucht. Schließlich fand er in Frankreich politisches Asyl. Heute lebt und arbeitet er im deutschen Exil. Muepu Muamba ist Vorsitzender von Dialog International e.V.
(Verlagstext)

Muepu Muamba
Moyo! Der Morgen bricht an
Format 20,7 x 14,5 cm, Paperback
300 Seiten   
1. Auflage 2012
Euro 29,90 inkl. MwSt.  Buch kaufen

NEU: Kongo - Die Hoffnung kehrt zurück

Brandes Apsel

BIRGER  THURESON

DIE  HOFFNUNG  KEHRT  ZURÜCK
Der Arzt Denis Mukwege und sein Kampf gegen sexuelle Gewalt im Kongo
Deutschen Institut für Ärztliche Mission e. V., Difäm (Hrsg.)

Übersetzung aus dem Schwedischen von Michael Josupeit

Denis Mukwege, Gründer und Leiter des Panzi-Krankenhauses in Bukavu, ist weltweit zu einer Stimme der traumatisierten Frauen im Kongo geworden. Seit Jahren prangert der Arzt öffentlich die Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft an: Tausende von Frauen und Kindern wurden in den Kongo-Kriegen die Opfer brutaler Vergewaltigungen, und ihre Peiniger werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Im Oktober 2012 entkam Denis Mukwege nur knapp einem Attentat; er ging ins Ausland und kehrte Anfang 2013 nach Bukavu zurückt, um seine Arbeit fortzusetzen.
Der schwedische Journalist Birger Thureson hat Denis Mukwege und seine Patientinnen in Bukavu getroffen und ihre Geschichten aufgezeichnet. Ihre Berichte sind schmerzliche Zeugnisse erlittener Gewalt; sie sprechen aber auch von Lebenswillen und Lebensmut.
Ein ausführliches Portrait über Denis Mukwege, der für sein Engagement mehrfach international ausgezeichnet wurde, und eine Analyse über die Hintergründe der Kongo-Kriege ergänzen das Buch.

Alternativer Nobelpreis 2013 und Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments 2014 an Denis Mukwege für sein Engagement für vergewaltigte Frauen in der Demokratischen Republik Kongo.

Autor:
Birger Thureson, geboren 1942. Schwedischer Journalist und Schriftsteller. Tätigkeit als Pastor und in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der PMU InterLife. Thureson ist verheiratet und hat zwei Kinder.
(Verlagstext)

Birger Thureson
Die Hoffnung kehrt zurück
Format 20,7 x 14,5 cm, Paperback
160 Seiten   
1. Auflage 2015
Euro 14,90 inkl. MwSt.  Buch kaufen

NEU Tansania, Reportagen und Reiseberichte aus dem Herzen Ostafrikas

Brandes Apsel

THILO  THIELKE

TANSANIA - Reportagen und Reiseberichte aus dem Herzen Ostafrikas

Thilo Thielke bietet spannende Reportagen und historische Exkursionen zu einem Land mit einer bewegten Vergangenheit. Denn in Tansania trieben sowohl deutsche Kolonialisten als auch brutale Sklavenhändler ihr Unwesen. Doch mit seinen Rohstoffen und einer beeindruckenden Natur birgt Tansania viele Schätze. So ist es Objekt unterschiedlichster Interessen und heute das beliebteste Reiseziel Ostafrikas.

In Tansania gibt es gewaltige Gold- und Erdgasvorkommen, in Tansania liegen der Kilimandscharo, die Serengeti und der Ngorongoro-Krater. Das Land hat Zugang zu allen drei großen afrikanischen Seen: Tanganyika-, Malawi- und Victoriasee. Hinzu kommt eine endlose Küste am Indischen Ozean mit dem wichtigen Hafen Dar es Salaam. Tansania hat also beste Voraussetzungen für eine Erfolgsgeschichte.

Dennoch lähmen eine ausufernde Korruption und die sozialistische Vergangenheit mit den Volkserziehungsexperimenten des Unabhängigkeitspräsidenten Julius Nyerere das Land. Ausländische Investoren werden von Bürokraten verschreckt, die Wilderei wird exzessiv betrieben – hauptsächlich weil Beamte so tief in das schmutzige Geschäft verstrickt sind. All dies vermittelt uns Thielke auf spannende Weise als Kenner dieses interessanten Landes.

Autor:
Thilo Thielke, geb. 1968, arbeitete 1985-1990 für die Neue Presse, Hannover, danach beim SPIEGEL in Hamburg; dort 1990-1997 Redakteur bei SPIEGEL TV; beim SPIEGEL 1997-2000 Deutschlandressort, 2001 Sportressort, 2002 Auslandsressort; 2003-2008 SPIEGEL-Korrespondent in Nairobi, 2009-2012 in Bangkok; seit 2013 freier Journalist für Ostafrika und Besitzer einer Lodge am Kilimandscharo. Zahlreiche Buchpublikationen, u.a. Kenia – Reportagen aus dem Inneren eines zerrissenen Landes (2008); Philippinen. Unterwegs im Land der 7000 Inseln (2011).
(Verlagstext)

Thilo Thielke
Tansania - Reportagen und Reiseberichte
Format 23,5 x 15,5 cm
184 Seiten   
1. Auflage 2015
Euro 19,90 inkl. MwSt.  Buch kaufen

NEU Geschichte Namibias

Brandes-Apsel
NEUERSCHEINUNG

MARION  WALLACE, JOHN KINAHAN

GESCHICHTE  NAMIBIAS 
Von den Anfängen bis 1990

1990 erlangte Namibia, das ehemalige Deutsch-Südwestafrika, als letzte afrikanische Kolonie die Unabhängigkeit. Mit diesem Buch liegt erstmals eine umfassende Einführung in die Geschichte dieses faszinierenden Vielvölkerstaates in deutscher Sprache vor.
Die Historikerin Marion Wallace (London) und der Archäologe John Kinahan (Windhoek) bieten einen fundierten Überblick über die historischen Epochen und gesellschaftlichen Entwicklungen seit den ersten Niederlassungen von Menschen in den Savannen und Wüsten des südwestlichen Afrikas.
Die vielschichtige Darstellung der deutschen und der von Apartheitspolitik und Befreiungskampf geprägten südafrikanischen Kolonial­zeit schließt mit einer Einschätzung von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft des unabhängigen Namibias.

Autorin:
Marion Wallace ist Afrika-Kuratorin der British Library und Historikerin Namibias.

Marion Wallace und John Kinahan
Geschichte Namibias
Format 21,5 x 13,7 cm
562 Seiten
1. Auflage 2015
Euro 29,90 inkl. MwSt.   Buch kaufen 

Sichtbar anders - aus dem Leben afrodeutscher Kinder und Jugendlicher

Brandes-Apsel
Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e. V. (Hrsg.)

SICHTBAR  ANDERS – aus dem Leben afrodeutscher Kinder und Jugendlicher

Verfasst von Eva Massingue

Wie ist das, wenn man keinen passenden Abdeckstift für die Pickel findet oder beim Friseur nur in ratlose Gesichter blickt? Wenn man als Kind »Braunie« genannt wird und als Jugendlicher hört: »Du sprichst aber gut Deutsch!« ? Wie geht es Afrodeutschen in einer Gesellschaft, in der die Mehrheit selbstverständlich davon ausgeht, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe »Ausländer« sind?
Ausführlich werden die Initiativen, Vereine und Selbsthilfegruppen gewürdigt, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. »Sichtbar anders« vermittelt wertvolle Einsichten in das Denken und Fühlen afro-deutscher Kinder und Jugendlicher. Der Leser gewinnt einen lebendigen Eindruck vom Neben- und Miteinander in der Einwanderungsgesellschaft.

Eva Massingue
Sichtbar anders – aus dem Leben afrodeutscher Kinder und Jugendlicher
Format 20,7 x 14,5 cm
172 Seiten mit Schwarz-Weiß-Fotos
2. Auflage 2010
nur Euro 12,90 inkl. MwSt.  Buch kaufen

Donnerstag, 27. August 2015

Neuerscheinung: Fes - Stadt des Islam

Fes - Stadt des Islam

NEUERSCHEINUNG

TITUS  BURCKHARDT

FES - STADT DES  ISLAM

Die marokkanische Stadt Fes war für den Orientalisten und Kunsthistoriker Titus Burckhardt Inbegriff der idealen islamischen Stadt, in der Religion, Gesellschaft und Wirtschaft eine stimmige Einheit bilden. Indem er Fes mit seinen Moscheen und Häusern, Handwerkern und Händlern, Gelehrten und Heiligen beschreibt, bietet er dem Leser zugleich ein eindrucksvolles Panorama der islamischen Zivilisation insgesamt. Ein Meisterwerk der literarischen Kulturgeschichtsschreibung.

Eine Stadt, die sich ihre jahrhundertealte Ordnung bewahrt hat, von modernen europäischen Einflüssen unberührt, trotz des französischen Protektorats selbstbewusst in sich und der Religion ruhend – so sah Titus Burckhardt Fes, als er die Stadt in den 1930er Jahren besuchte und lange blieb. In den fünfziger Jahren kehrte er zurück, entdeckte kaum merkliche Zeichen einer Veränderung und hielt das Leben der Stadt in seinem grandiosen Buch fest. Mit seinen Einblicken in Moscheen und Privathäuser, die dem Fremden sonst verschlossen sind, mit ausführlichen Zitaten klassischer arabischer Autoren sowie mit zahlreichen historischen Fotografien ist das Buch ein einzigartiges Dokument einer islamischen Kultur, die im 20. Jahrhundert versunken ist.   

Autor:
Titus Burckhardt, 1908 –1984, geboren in Florenz als Sohn des Bildhauers Carl Burckhardt, studierte Kunstgeschichte und Orientalistik und war vor allem als Übersetzer, Zeichner und Publizist tätig. 1972 erhielt er von der UNESCO den Auftrag zur Wahrung des Stadtbildes von Fes.

Vor- und Nachwort:
Navid Kermani, geboren 1967, lebt als freier Schriftsteller in Köln. Er ist habilitierter Orientalist und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Für seine Romane, Reportagen und wissenschaftlichen Werke wurde er vielfach ausgezeichnet. Navid Kermani erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2015. 
(Verlagstext)


Titus Burckhardt
Fes - Stadt des Islam
Leinen, mit 47 Photographien und 25 Zeichnungen des Verfassers
219 Seiten
1.Auflage 21. August 2015
Euro 26,95  Buch kaufen


Mittwoch, 19. August 2015

Rezension: Boko Haram - Der Vormarsch des Terror-Kalifats

Boko Haram

Rezension

MIKE  SMITH

BOKO  HARAM - Der Vormarsch des Terror-Kalifats

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas (170 Millionen Einwohner) und durch seine reichen Erdölvorkommen eigentlich ein reiches Land. Und Nigeria ist zweigeteilt - in den reichen Süden mit christlichen und anderen Religionen und den armen Norden mit muslimischen und anderen Religionen. Die Präsidenten wechseln nach zwei Amtsperioden zwischen Nord und Süd ab, seit Mai 2015 ist wieder Muhammadu Buhari Staatspräsident, der dieses Amt bereits von 1983-1985 innehatte. Soziale, ethnische, regionale, religiöse Spannungen und eine unglaubliche Korruption bringen immer wieder Gewalt hervor und lassen Gruppen wie Boko Haram entstehen.

Der Journalist Mike Smith hat drei Jahre lang in Nigeria bei der Agentur Agence France-Press (AFP) gearbeitet und die Geschehnisse im Land verfolgt. In seinem Buch gibt er einen wichtigen Überblick über die aktuelle Situation im Land, Entwicklung und Aufstieg von Boko Haram, Armut, Korruption und „den Fluch des Öls“.

Ein wichtiges Kapitel beschreibt die Geschichte, die anschaulich die Entwicklung des Landes bis zur Gründung von Gruppen wie Boko Haram darstellt.
Etwa im 8. Jahrhundert verbreitete sich der Islam auf friedliche Weise mit den Händlern in Westafrika, ein Islam, der mit den heutigen Extremisten in keinster Weise vergleichbar war. Die Reiche Kanem und Bornu waren im Mittelalter reiche und stolze Regionen am südöstlichen Ende des Tschadsees und dominierten in Westafrika durch Handel und die Beziehungen erreichten die arabischen Länder des Nahen Ostens. Im frühen 19. Jahrhundert errichtete der Fulbe Osman dan Fodio das Kalifat von Sokoto im damaligen Haussaland.

Im Zuge der europäischen Kolonialisierung Afrikas drangen Engländer von der Küste aus immer weiter in den Norden Nigerias vor. Eisenbahnlinien und Straßen verbanden die Landesteile, Kaufleute und Händler vom Norden ließen sich im Süden nieder und anders herum brachten Leute aus dem Süden ihre Lebensweise in den Norden mit. Die verschiedenen Landesteile sollten miteinander vereint werden und so entstand ein föderaler Staat aus Norden, Westen und Osten, deren Premierminister alle zwei Amtsperioden wechselten. Im Norden blieben die traditionellen Strukturen mit der Verwaltung durch die Emire von Sokoto bis zu Unabhängigkeit 1960 erhalten. Aufgrund seiner Bevölkerungsdichte und seiner Größe erhielt der erste Premierminister aus dem Norden die meisten Sitze. Dieser nutzte die Gelegenheit und verbesserte die Lebensbedingungen für sich und die Bevölkerung im Norden, was zu Spannungen mit dem Süden führte. Als 1956 Erdöl gefunden und gefördert wurde, änderte sich die Lage und der Süden begann die Wirtschaft zu dominieren.
Nach der Unabhängigkeit kam es erneut zu ethnischen Spannungen zwischen den Völkern im Süden und dies löste den Biafrakrieg aus, der von 1967 bis 1970 dauerte. Es folgten etliche gestürzte Präsidenten und leere Staatskassen.

Über alldem steht die unglaubliche Korruption, die das Land beherrscht und Millionen von Naira in den Taschen der Politiker und ihrer Helfer verschwinden lässt, so dass ein sehr reiches Land eine sehr arme Bevölkerung hat. Im Nigerdelta beginnt der Kampf um die Gewinne aus der Erdölproduktion, Erdölpipelines werden in die Luft gesprengt, ausländische Ölarbeiter entführt. Im Norden verbreitet sich die Frustration unter den zahlreichen jugendlichen Arbeitslosen, was letztendlich zum Aufkommen von Gruppen wie Boko Haram führt, die zum Ersten die soziale Ungerechtigkeit anprangern und nachdem es keine Verbesserung gibt, den Staat angreifen. Bombenanschläge und Mord gehören nun im Norden zum Alltag. Nach dem ersten Chef von Boko Haram, Muhammed Yussuf, organisierte sich die Gruppe um Abubakr Shekau neu und noch brutalere Anschläge folgten. Uneinigkeit spaltete die Gruppe und es entstand Ansaru, die auch vor Entführungen, Selbstmordanschlägen und Gebietsbesetzungen nicht zurückschreckt.

Autor:
Der amerikanische Journalist Mike Smith hat seit 2010 den Aufstieg von Boko Haram in Nigeria für die Nachrichtenagentur AFP beobachtet und ist in zwischen in Paris tätig. Zahlreiche Artikel in großen Zeitungen und Magazinen wie „State Magazine“ oder „The Guardian“ sind von ihm erschienen.


Fazit:
Der Autor schildert in seinem Buch den Beginn und Aufstieg der Terrororganisation Boko Harram. Dabei ist das Kapitel über die Geschichte und die Entwicklung Nigerias bis heute sehr interessant und aufschlussreich. Es zeigt, wie sich Gruppierungen wie Boko Haram entwickeln konnten. Der Autor schildert den Lebensweg von Mohammed Yusuf, dem Gründer der Gruppe und seiner Nachfolger und beschreibt die Spannungen zwischen Militär, Regierung, Bürgerwehren und Boko Haram. Die zahlreichen Attentate und später die Entführungen, auch der Schülerinnen in Chibok, deren Schicksal immer noch nicht ganz geklärt ist.
Es wird in den europäischen Medien kaum berichtet, in wie weit der nigerianische Staat, die Armee und die Regierung durch Korruption und Nichtstun den Terroristen in die Hände spielt. Selbst organisierte Bürgerwehren und die Familien der entführten Schülerinnen, die die Organisation „Bring back our Girls“ gründeten, wurden zu Opfern der Regierungsverschleierungstaktik. Alleiniges Opfer ist die Bevölkerung dieses ölreichen Staates - ein Drama.
Ein spannendes und erschütterndes Buch, sehr gut zu lesen und empfehlenswert für diejenigen, die sich für die Hintergründe der Terrorgruppe Boko Haram interessieren.

Donnerstag, 13. August 2015

Rezension: AZAHRU - Wer den Weg verliert


Azahru
Wer den Weg verliert
BUCHEMPFEHLUNG

Richard Mackenrodt

AZAHRU - Wer den Weg verliert

In den 1930er Jahren fährt ein deutsches Ehepaar, er Ethnologe und sie Malerin und Tochter eines Porzellanfabrikanten in die Ténéré nach Nordniger, um für die Doktorarbeit des Mannes die bis dahin in Deutschland wenig bekannten Imajeren (Tuareg in Niger und Mali) zu studieren.

Ein Wörterbuch und zwei Babys

Sie treffen relativ schnell eine größere Gruppe, die sie als Gäste akzeptieren und damit sie sich besser verstehen, fängt der Mann an, ein Wörterbuch Tamaschek - Deutsch zu erstellen. Da Zeit für sie keine Rolle spielt, bleibt das Ehepaar so lange bei den Imajeren bis diese in die Air-Berge wandern, um ihre Salzkarawanen vorzubereiten. Die Frau des Amenokal erwartet ein Kind und einige Zeit später bringt auch die Deutsche ein Kind zur Welt, doch sie stirbt bei der Geburt.

Der zweite Weltkrieg kommt in die Sahara

Inzwischen ist in Europa der Zweite Weltkrieg ausgebrochen und so sieht der Ethnologe kaum Veranlassung, die Sahara zu verlassen und bleibt mit dem Baby im Niger. Zum Verhängnis wird für ihn ein Brief, den er seinem Schwiegervater schickt. Als dessen Neffe vom Schicksal seiner Cousine erfährt, schmiedet er Pläne, wie er die Fabrik seines Onkels erben könnte, auf die er schon so lange spekuliert. Nun war die Tochter zwar tot, aber ein Enkel und Erbe lebt. Mit allen Mitteln versucht er dies zu ändern und macht sich, inzwischen bei der SS, auf den Weg in die Sahara, um das Kind zu suchen und sich dieses Widersachers zu entledigen.

Ein brennendes Zelt und zwei Tote

Vater und Sohn Leo leben einige Jahre an der Seite der Imajeren. Eine junge Frau hilft dem Vater, der mit seinen Studien gut vorankommt. Er schreibt sehr viel über die Lebensweise der Tuareg und auch weiter an seinem Wörterbuch, bis die Imajeren eines Tages feststellen, dass es doch eigentlich Zeit für eine Hochzeit der beiden sei. Leos Vater getraut sich nicht zu fragen, nach dem seine Frau erst vor ein paar Jahren gestorben war, doch nun will er seinen Mut zusammennehmen, da passiert das Unglück. Eines Nachts werden beide am Zelt überfallen und getötet. Leo kann sich gerade noch verstecken, doch er muss die Tat mit ansehen und erleidet einen tiefen Schock. Er hört wie jemand auf Deutsch seinen Namen ruft und nach ihm sucht.  Das Zelt steht in Flammen wobei die Schriften verlorengehen. Leo stürzt aus dem brennenden Zelt und läuft in die Ténéré hinaus. Die Imajeren sehen die Flammen und rennen zum Zelt, aber sie finden den Jungen nicht.

Aus Leo wird Azahru

Der Amenokal und seine Familie nehmen Leo in die Gruppe auf und geben ihm den Namen Azahru - weißer Löwe. Er wächst bei den Imajeren auf und weiß nach seinem Schock von alldem noch nichts, bis eines Tages jemand nach freiwilligen Soldaten für den Krieg gegen Deutschland sucht und dabei zufällig den Jungen mit den blonden Haaren entdeckt. Er hört seinen deutschen Namen wieder und langsam kommen die Erinnerungen zurück.
Nun droht ihm Gefahr, denn man will ihn töten, allerdings weiß er nicht warum. Und dann erfährt Azahru, wer er wirklich ist und sein bisher unbeschwertes Leben ändert sich schlagartig. Plötzlich wird er sich seiner Fremdheit bewusst, er versteht nun, warum seine Schwester Dafinah und Lassad sich immer ablehnend verhalten haben, alle wussten es, nur er nicht. Azahru sieht sich nicht mehr als Targi, der mit der Salzkarawane unterwegs ist und der Wüste trotzt und sein Leben wird für ihn kompliziert. Er verlässt die Sahara und seine Lieben…. Wird er wiederkommen ?


Autor:
Richard Mackenrodt wurde 1963 in Stuttgart geboren und ist ein erfolgreicher Drehbuchautor und freier Schriftsteller. Azahru ist sein erster Roman, inzwischen kamen zwei weitere dazu: „Mein Leben davor“ und „Die kleine Insel am Ende der Welt“.

Fazit:
Dieser Roman ist seit langem das erste Buch der Tuaregliteratur, das wirklich gelungen ist und sehr gut geschrieben wurde.
Der Leser rutscht in die Geschichte hinein und wird ein Teil der Imajerengruppe die mit der Salzkarawane zur Oase nach Fachi zieht, Sandstürme und Regen in der Sahara auf dem Weg nach Kano im Norden Nigerias überstehen muss.
Endlich mal wieder ein großartiger Roman, viel weniger kitschig als die Bücher, die zu diesem Thema in den letzten Jahren erschienen sind. Man merkt, dass ein erfahrener Drehbuchautor die  Geschichte geschrieben hat, die Erzählstränge werden an den richtigen Stellen unterbrochen, die Spannung wird gekonnt aufrechterhalten, die Erzählsprache ist flüssig, man kann sich in die Figur des Azahru hineinversetzen und fühlt sich plötzlich mitten drin, in den Sanddünen der Ténéré.
Vielen Dank dem Autor Richard Mackenrodt für diesen sehr empfehlenswerten und gelungenen Roman, der unbedingt gelesen werden sollte.

Bis auf ein paar Kleinigkeiten (Gläser Tee statt Tassen und Tamariskennadeln statt große Blätter) und eine Abweichung, dass nämlich Imajeren- bzw. Imuharväter ihre Töchter fast mehr noch als ihre Söhne lieben, ist das Leben der Tuareg so dargestellt, wie es im Nordniger bis zum Ende der 1980er Jahre realistisch war.

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Mittwoch, 12. August 2015

Das Afrika - Lexikon

Das Afrika Lexikon 

JACOB  EMMANUEL  MABE

DAS  AFRIKA - LEXIKON

Ein Kontinent in 1000 Stichwörtern

Das vorliegende Werk ist die erste umfassende Informationsquelle über den afrikanischen Kontinent in Europa. Fachwissenschaftler informieren über Geografie und Geschichte, Politik und Wirtschaft, Länder, Gesellschaften und Kulturen, Sprachen und Literaturen, Kunst und Musik, Religionen und Philosophie. Ein unentbehrliches Nachschlagewerk.

Autor:
Jacob Emmanuel Mabe, geboren 1959 in Mandoumba/Kamerun, studierte Philosophie, Politikwissenschaft, Wissenschaftstheorie und Volkswirtschaft in München. Er promovierte in Politikwissenschaft und Philosophie. Nach Lehrtätigkeiten in Frankfurt und Aachen unterrichtet er heute an der Humboldt-Universität der FU Berlin.
(Verlagstext)

Jacob Emmanuel Mabe
Das Afrika Lexikon
kartonierte Sonderausgabe
720 Seiten
nur Euro 29,90  Buch kaufen

Jacob Emmanuel Mabe
Das Afrika Lexikon
Gebunden, 80 Abbildungen
720 Seiten
Euro 64,90  Buch kaufen


Visionäre Afrikas

Moustapha Diallo

MOUSTAPHA  DIALLO

VISIONÄRE  AFRIKAS 

Der Kontinent in ungewöhnlichen Porträts

In über 40 Portraits erzählt dieses Buch von außergewöhnlichen Menschen Afrikas. Von Frauen und Männern, die bewundert werden, geachtet und geliebt, weil sie eine Vision hatten und nicht von ihr ließen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Für ihr Dorf, ihre Region, ihr Land. Als Erfinder oder Universitätsgründer, als Widerstandskämpferin oder Popmusiker, als Umweltaktivist oder Schriftstellerin. Alle Portraits sind von Afrikanerinnen und Afrikanern geschrieben.

Unter den Autorinnen und Autoren der - mal essayistischen, mal erzählerischen Beiträge -  finden sich bekannte Namen wie Véronique Tadjo, Monique Ilboudo, Sami Tchak und Patrice Nganang, aber auch Autoren, die sich erstmals einem deutschen Lesepublikum vorstellen. Ein buntes, facettenreiches  Buch über besondere Menschen Afrikas, gesehen mit afrikanischen Augen.

Autor:
Moustapha Diallo studierte im Senegal, in Österreich, Deutschland und Frankreich. Er promovierte in Frankreich zum Thema „Wahrnehmung und Darstellung des Fremden im Werk Ingeborg Bachmanns“ und arbeitet zur Zeit an einem Habilitationsprojekt über Interkulturalität. Er arbeitete als Lehrbeauftragter am Germanistischen Institut der Uni Paderborn und als Deutschlehrer in Münster.
(Verlagstext)

Moustapha Diallo (Hrsg.)
Visionäre Afrikas
Klappenbroschur
368 Seiten
1.Auflage  
Euro 29,90  Buch kaufen

Der letzte Fürst

Ahmadou Kourouma

AHMADOU  KOUROUMA

DER  LETZTE  FÜRST

Fama Doumbouya ist der letzte Spross eines alten, ehemals reichen und stolzen Malinke-Fürstengeschlechts. Verarmt und geschlagen mit der schlimmsten Geißel des traditionellen Afrika, der Unfruchtbarkeit, lebt er mit seiner Frau Salimata in der Hauptstadt. Angewidert von den Machenschaften der korrupten Führungsschichten verteidigt er aber noch immer wütend den Geist der großen Händler und Hauptleute, die schöne Welt der alten Fürstentümer. Als sein Cousin stirbt, wird ihm noch einmal die Übernahme der Herrscherwürde angetragen.

Aus dem Französischen von Horst Lothar Teweleit

Autor:
Ahmadou Kourouma wurde 1927 in der westafrikanischen Elfenbeinküste geboren. Nach bewegten Jugendjahren - als Rädelsführer von der Schule verwiesen und in die französische Armee eingezogen und wegen politischer Aktivitäten nach Indochina strafversetzt - wurde er Versicherungsmathematiker. Als Kourouma 1963 wegen eines angeblichen politischen Komplotts verhaftet wurde, schrieb der den Roman "Der letzte Fürst", der ihn auf einen Schlag weltberühmt machte. Danach verfasste er ein Theaterstück, das ihm 20 Jahre Exil einbrachte. Für den Roman "Die Nächste des großen Jägers", der monatelang an der Spitze der französischen Bestsellerlisten stand, erhielt er drei Literaturpreise. Ahmadou Kourouma starb 2003 in Lyon.
(Verlagstext)

Ahmadou Kourouma
Der letzte Fürst
Hardcover
220 Seiten  
1.Auflage  
Euro 19,90  Buch kaufen

NEUERSCHEINUNG - Afrika - Geschichte eines bunten Kontinents

Lutz von Dijk
 LUTZ  VAN  DIJK

AFRIKA - GESCHICHTE  EINES  BUNTEN  KONTINENTS

Neu erzählt mit afrikanischen Stimmen

Afrika – mit 54 Staaten, über 1000 Sprachen und der jüngsten Bevölkerung der Welt – ist bunt und vielfältig, uralt und modern. In Europas Erzählung vom „schwarzen Kontinent“ klingt diese Vielfalt selten an. Mit erstaunlicher Hartnäckigkeit hält sie fest an der Mär von Afrikas Geschichtslosigkeit und politischer Bedeutungslosigkeit, die aktuellen Medienbilder bleiben verkürzt auf politische Schreckensszenarien und exotische Folklore.

Lutz van Dijks spannende Geschichte Afrikas – die er vor allem für junge Leserinnen und Leser geschrieben hat – will es anders und beleuchtet unzählige Facetten des Kontinents. Sie beginnt bei der Entstehung des Erdteils und den ersten Menschen, die von hier aus in alle Welt wanderten. Sie erzählt von den frühen Hochkulturen im islamischen Norden und den christlichen und traditionell-afrikanisch geprägten Kulturen im Süden, vom Leben in der Steppe und in den modernen Großstädten. Der Autor berichtet von den Jahrhunderten europäischer Kolonialisierung und der Befreiung und macht schließlich hochaktuelle Themen wie Aids und Ebola, die neue Rolle Chinas, den „arabischen Frühling“, Boko Haram, Flucht und Vertreibung verständlicher.

Die größte Stärke dieses Werks aber liegt darin, dass Afrikanerinnen und Afrikaner immer wieder selbst zu Wort kommen: Sie erzählen von ihrem Leben und ihren Hoffnungen und machen das Bild von Afrika endlich menschlich und lebendig: das nachhaltigste Mittel gegen das Klischee vom schwarzen Kontinent!

Autor:

Lutz van Dijk, 1955 in Berlin geboren, war Lehrer in Hamburg, bevor er Mitarbeiter am Anne Frank Haus in Amsterdam wurde. Er promovierte über „Oppositionelles Lehrerverhalten 1933-1945“ und hatte eine tragende Rolle in der pädagogischen Friedensarbeit der 80er Jahre. Seit 2001 lebt er als Schriftsteller und Mitbegründer der südafrikanischen Stiftung HOKISA für von HIV/Aids betroffene Kinder und Jugendliche in Kapstadt. Seine Romane und Sachbücher waren u.a. nominiert für den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis und den Deutschen Jugendliteraturpreis. 2001 erhielt Lutz van Dijk den Gustav-Heinemann-Friedenspreis, 2009 die Poetik-Ehrenprofessur der Universität von Oldenburg.

(Verlagstext)
  
Lutz van Dijk
Afrika - Geschichte eines bunten Kontinents
gebunden, durchgehend vierfarbig
rund 320 Seiten mit zahlreichen Karten und Abbildungen
1.Auflage 2015
Euro 22,00  Buch kaufen

ab 12 Jahren


Rezension: Arabische Medien

Arabische Medien
Rezension

Asiem el-Difraoui, Carola Richter

ARABISCHE  MEDIEN  

Dieses Buch gibt einen interessanten Einblick in die Medienlandschaft der unterschiedlichsten arabischen und maghrebinischen Länder. In Nordafrika und im Nahen Osten leben über 300 Millionen Menschen, damit eine vergleichbare Zahl möglicher Zeitungsleser, Fernsehzuschauer oder Internetnutzer wie in Europa, allerdings mit ungleich schwierigeren Nutzungsbedingungen.

Zum ersten Mal werden die Mediensysteme insgesamt betrachtet und „in Zusammenhang mit historischen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen gebracht und inner-regional verglichen“.

In der Einführung wird erklärt, wie das Fachbuch aufgebaut ist. Im ersten Teil werden transnationale Themen betrachtet. Dabei wird zuerst auf die Geschichte der arabischen Massenmedien von 1860 bis 1950 eingegangen. Danach setzt die Unabhängigkeit für die meisten Länder ein.

Transnationales Satellitenfernsehen wie al-Jazeera sendete Bilder, Nachrichten und Diskussionen in die ganze arabische und nordafrikanische Welt und vom Nahen Osten in europäische Haushalte. Zum ersten Mal in der arabischen Geschichte konnten Meinungen und Begebenheiten in Jordanien auch in Marokko gesehen werden.

Auswirkungen und Möglichkeiten zur Nutzung sozialer Netzwerke, sowie der politischen Rolle von Facebook oder Twitter wird ein Kapitel gewidmet. Wie sich die Mediatisierung in der arabischen Welt auf den Alltag auswirkt zeigen Beispiele, wie Facebook oder Twitter im Privaten, z.B. in Marokko zwischen Familien, die teilweise in Frankreich leben, genutzt werden.

Ein weiteres Kapitel setzt sich mit der „Darstellung von Geschlecht“ und die „Teilhabe der Geschlechter an der Medienproduktion“ auseinander. Frauen haben seit Beginn der Mediengeschichte aktiv daran teilgenommen. Es entstanden Frauenzeitschriften, die nicht nur die Mode oder Haushaltsführung zum Thema hatten, sondern auch Reiseberichte, Biographien, Nachrichten und philosophische Artikel. Später kamen Debatten über Frauenrechte und allgemeine Gesellschaftsthemen dazu. Heute sitzen Frauen und Männer gemeinsam im Studio und übermitteln, z.B. bei al-Jazeera die Nachrichten und Interviews zu aktuellen Themen. Dabei werden sie angehalten, konforme Kleidung zu tragen, das sich wiederum auf die Kleidung der Zuschauenden auswirken soll.

Im Kapitel Medien und Minderheiten werden drei Länder, die für weitere stehen, als Beispiele herausgestellt. Dabei wird die Nutzung der Medien von Kopten in Ägypten, Imazighen in Marokko und Kurden im Irak betrachtet und welche Ziele sie verfolgen, bereits erreicht haben und auf welche Schwierigkeiten sie stoßen.

Wie das Internet heute durch islamistische Medien missbraucht wird, zeigt das überaus aktuelle Thema „Vom Wahhabismus über die Muslimbrüder zum Cyber-Dschihad“.

Alle Kapitel enthalten ein zusammenfassendes Fazit und eine Literaturliste.

Im zweiten Teil werden 18 Länder im Einzelnen und ihre Besonderheiten in der Medienlandschaft vorgestellt, darunter die 6 Länder Nordafrikas (Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Sudan, Tunesien) und 12 Länder im Nahen Osten (Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien, Kuwait, Libanon, Oman, Palästina, Qatar, Saudi-Arabien, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate).

Allen Ländern wird ein historischer Rückblick vorangestellt, um dann die „Gesellschaftlichen Verhältnisse“, die „politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen“, „Ökonomischer Kontext“ und „Technologische Infrastruktur“ zu beschreiben. Ein Ausblick und Literaturhinweise stehen am Ende jeden Kapitels.

Am Ende werden alle Autoren und ihre Tätigkeiten vorgestellt.

Autoren:
Mitherausgeber Asiem el-Difraoui ist den deutschen Fernsehzuschauern als klarer Analytiker der politischen Vorkommnisse im Nahen Osten ein Begriff. Er und 21 Kollegen, darunter Daniel Gerlach, Herausgeber der Zeitschrift Zenith und Journalisten aus Jemen und Libanon, haben Politikwissenschaften, Arabistik, Orientalistik, Islamwissenschaften, Ethnologie, Soziologie, Psychologie und Medienwissenschaften studiert und sind in der  Forschung tätig.


Fazit:
Dieses sehr interessante Buch empfiehlt sich für alle, die sich über die Medien in arabischen und nordafrikanischen Ländern informieren wollen, Studenten wie Journalisten. Gerade der zweite Teil gibt gute Einblicke in die Medien der einzelnen Länder und diese tragen zum Verständnis über die politische Rolle der Zeitungen oder Fernsehsendungen bei. Durch das Satellitenfernsehen haben die Menschen in Nordafrika und im Nahen Osten die Möglichkeit sich auch europäische oder amerikanische Sender anzusehen und können sich ihre eigene Meinung über die Informationen bilden oder vice versa, wenn sich Europäer al-Djaziera o.ä. andere ansehen, zumal die europäischen Medien zunehmend einseitiger berichten. Für weiterführende Arbeiten können die, in den Kapiteln angegebenen Zeitungen, von den Interessenten über Internet aufgerufen werden und oft gibt es französische oder englische Ausgaben von Internetzeitungen.
Das Buch zeigt auf diese Weise die heutige Vernetzung der Welt über die Medien, wie sie genutzt und missbraucht wird. Man tut gut daran, sich vielfältig zu informieren und mit Hilfe der Zeitungstitel oder Namen der Fernsehsender in diesem Buch gelingt dies leichter. Man kann sich für die sicher nicht immer einfache Recherchetätigkeit bei den Autoren vielmals bedanken.