Styria |
Hans-Joachim Löwer
Mit Feuer und Schwert
Hans Joachim Löwer schildert in seinem neuen Buch „Mit
Feuer und Schwert“ die Schicksale der Christen im heutigen Nahen Osten. Man
sollte nicht vergessen, dass zu Beginn des Islam im 6. Jh. diese Gebiete von
Christen, Juden, Zoroastriern und Menschen anderen Glaubensvorstellungen
bevölkert waren und auch Araber, Jemeniten u.a. in Kirchen gingen. Leider wurde
durch den Verlauf der Geschichte die Zahl der Christen immer kleiner, von einer
deutlichen Mehrheit ist heute kaum noch etwas zu bemerken und zur Zeit nimmt
die Zerstörung von Kirchen und des christlichen Lebens dramatisch zu.
Der Autor besuchte im letzten Jahr Städte und Gemeinden
in Ägypten, Irak, Israel, Libanon, Palästina, Syrien, Türkei und erlebte
erschütternde Berichte über Christenverfolgung, zerstörte Kirchen und das
Leiden der Menschen.
In 30 Kapiteln stellt er nicht nur die Menschen sondern
auch die einzelnen christlichen Gruppen in einem Info-Kasten vor, darunter die
Kopten, Nestorianer, Rum-Orthodoxe, katholische Kopten, syrisch-orthodoxe und
syrische Christen, Maroniten u.a.
„Weshalb eine Bibliothek in Tripoli in Brand gesetzt
wird, wie Kirchen in Syrien in Trümmer sinken, wie ein aufgepeitschter Mob in
Ägypten Jagd auf Christen macht, wie ein Priester in Bagdad von Milizen
gefoltert wird, wie radikale Juden in Jerusalem auf Kirchenmänner losgehen,
weshalb Christen den Geburtsort Christi verlassen, weshalb eine Schule in
Baalbek unter Feuer genommen wird, wie christliche Assyrer ihre Zukunft im Irak
sehen, wie Christen und Muslime in Beirut aufeinander zugehen, wie Flüchtlinge
in Irak sich nach der verlorenen Heimat sehnen, wie die sich Tochter eines
Scheikhs in Baalbek gegen ihren Vater auflehnt“ sind einige Überschriften und
machen deutlich, worum es in diesem Buch geht.
Ein aktuelles Thema ist der Völkermord an den
christlichen Armeniern im Jahr 1915, zur selben Zeit wurden auch an die 300 000
Assyrer im Osmanischen Reich im Südosten der Türkei um den Van-See in Turabdin
vernichtet. Auch im Irak wurden 1933 Tausende Assyrer ermordet. Christliche
Assyrer oder auch Nestorianer gehören zu den Kirchen des Ostens. „Sie
übersetzten Werke griechischer Wissenschaftler und Philosophen ins Arabische“
und lernten später Mathematik und Astronomie von Muslimen. Ihre Blütezeit war
um 900 v. Chr. in Mesopotamien und ihre Nachkommen leben im heutigen Syrien, im
Khabur-Tal, sie sprechen die Sprache Jesus,
das Aramäische.
Der „Islamische Staat“ wütete 3 Monate lang und zerstörte
das Dorf Marbusnayeh oder auf Arabisch Tel Shamiran, mit 9 Kirchen. Die meisten
Menschen sind geflohen.
Im kurdischen Gebiet des Irak leben seit 2014 rund 3,5
Millionen Flüchtlinge - Christen, Jesiden und Muslime in Camps und
Notunterkünften. Sie flohen vor dem IS aus der Ebene von Ninive, selbst
Peschmerga und Kirchenschützer verließen ihre Heimat, in der in der biblischen
Zeit nach der Überlieferung der heilige Judas Thaddäus das Evangelium predigte.
Wie Muslime und Christen aufeinander zugehen zeigt ein
Beispiel aus dem Libanon. In Beirut trifft der Autor auf Muslime, die als
Staatsoberhaupt einen Christen akzeptieren. Hans-Joachim Löwer will hier mit Muslimen über Christen reden und
erfährt Erstaunliches.
Der schiitische Gelehrte hat ein „Religions- und
Kulturforum für Entwicklung und Dialog“ gegründet, in dem 50 Geistige und Intellektuelle,
Christen und Muslime über Freiheit, Menschenrechte, Beziehungen zwischen
Sunniten und Schiiten, Beziehungen zwischen Muslime und Christen diskutieren.
Der sunnitische Generalsekretär für den „Islamischen
Gipfel“ und das „Nationale Dialog-Komitee“ steht zwei Gremien vor, in denen religiöse
Führer des Libanon, Sunniten, Schiiten, Alawiten und Drusen, öffentlich „jeden
Zwang in religiösen Angelegenheiten“ verurteilen, Blasphemie ablehnen und
Pluralismus fordern. Andersgläubigen Gotteslästerung vorzuwerfen ist ein „Abweichen
von der Toleranz im Islam“. Der Nationale Dialog steht für die Akzeptanz von
einem Christen als Präsidenten, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist und ist
überzeugt, dass eine nationale Identität auf „Pluralität, Meinungs- und
Religionsfreiheit“ basiert und dass diese Botschaft über den ganzen Nahen Osten
verbreitet werden muss!
Fazit:
Ein äußerst wichtiges, aber auch ein erschütterndes Buch.
Hans-Joachim Löwer fuhr in die Gebiete, aus denen die Menschen zu uns kommen. Hier
kann man nachlesen und nachfühlen, um zu verstehen, was die Christen, Jesiden
und auch Muslime dazu bewogen hat, ihre Heimat, nicht nur Syrien, auch Ägypten
und andere Länder des Nahen Ostens schweren Herzens zu verlassen.
Vielleicht sieht man diese Menschen dann mit anderen
Augen als nur als „Flüchtlinge“ an.
Viele Menschen, die in ihren Ländern ausharren und nicht
fliehen, geben die Hoffnung nicht auf, dass ihre Landsleute wieder zurückkehren,
wenn der Krieg beendet ist, aber viele glauben auch, dass die Hilfe nur aus dem
Ausland kommen kann, um die Grausamkeiten zu beenden.
Dieses Buch ist ein sehr zu empfehlender Beitrag, auch
für Leute, die sich als Ehrenamtliche für die geflohenen Menschen engagieren
und vor allem für diejenigen, die die Flüchtlinge nur als Last oder ungebetene
Ausländer abtun.