Montag, 29. Februar 2016

Rezension: Syrien verstehen

Syrien verstehen
Rezension


GERHARD  SCHWEIZTER


SYRIEN  VERSTEHEN  - Geschichte, Gesellschaft, Religion   
  
Wie kann man sich heute ein Bild von der verworrenen Lage in Syrien machen? Indem man das Buch von Gerhard Schweizer liest.

Treffend beschreibt der Kulturwissenschaftler die Geschichte und Entwicklung des Landes bis heute. Schon zur Römerzeit war Syrien ein Großraum mit vielen verschiedenen Gruppen und Klans. Das Aramäische, die Sprache von Jesus, wurde fast überall verstanden und gesprochen.
Gerhard Schweizer wandert mit uns durch die Geschichte dieses alten Kulturraums, der heute in seine Einzelteile zerlegt wird. Dass der Westen, allen voran Frankreich und Großbritannien, dann USA und Russland einen großen Anteil an der schrecklichen Lage von heute hat, wird anschaulich erklärt.

Das Besondere an Syrien ist, dass es eine Zeit gab, in der Christentum und Islam in Eintracht gelebt werden konnten. So gesehen hat dies der Autor in Aleppo an der Portalfassade eines alten Handelshauses. Über zwei benachbarten Fenstern entdeckt er die Symbole von Minarett und Kreuz, die Gebetsräume für Muslime und Christen liegen direkt nebeneinander. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Aleppo von Wesiren beider Religionen gemeinsam verwaltet, obwohl von Aleppo aus die Abwehr der Muslime gegen die Kreuzritter im 13. Jahrhundert begann. Angeblich ist Aleppo auch einer der ältesten besiedelten Orte der Menschheit, an der bereits Abraham, Ahnvater aller drei Religionen, seine Schafe weiden ließ.

In der Omayadenmoschee von Damaskus liegt das Mausoleum Johannes des Täufers. Die Moschee war zuvor eine christliche Basilika und daneben steht ein Minarett mit dem Namen Jesus (arab. Issa). Die Legende besagt, dass Jesus am Tag des Jüngsten Gerichts hier erscheint und das Ende der Welt verkündet.
Südlich von Damaskus in Bosra, der ehemaligen Hauptstadt der römischen Provinz Arabia, stand eine Kirche, in der der Mönch Bahira den Knaben Mohammed als zukünftige wichtige Persönlichkeit erkannt hat, die es zu schützen galt.

Schon diese Beispiele zeigen die Verknüpfung von Christentum und Islam, die in früheren Zeiten eher befruchtend als ablehnend waren.
Mehrmals reiste der Autor nach Syrien und kam ins Gespräch mit unterschiedlichsten Personen. Er unterhielt sich mit Lehrern, Handwerkern, Basarhändlern, einfachen Leuten, älteren Männern, syrisch-orthodoxen Christen, Sunniten, Schiiten oder Ägypter, die in Syrien arbeiten, viele davon mit einem ängstlichen Blick in die Runde aus Angst vor einem der fünfzehn oder mehr Geheimdienste und trauten sich kaum offen zu sprechen. Dennoch erhielt der Kulturwissenschaftler wertvolle und interessante Meinungen über das Leben in Syrien.

Die 16 Kapitel tragen die informativen Titel, wie: Syrien, ein Pulverfass?, Das Besondere an Syrien, Toleranz im Namen Allahs, Sunniten und Schiiten, Der Islam und die Frauen, Islam und modernes Denken, Das Trauma der Kreuzzüge, Toleranzkrisen des 20. Jahrhunderts, Die Ideologie der Muslimbrüder oder Auch Feindbilder wandeln sich und gliedern sich in zahlreiche Abschnitte, die das Land, seine Bewohner und die Politik beleuchten.

Autor:
Gerhard Schweizer, 1940 in Stuttgart geboren, promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft. Er ist einer der führenden Experten für die Analyse der Kulturkonflikte zwischen Abendland und Orient. Er gilt als ausgewiesener Kenner der islamischen Welt und hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten. Einem breiten Publikum wurde er vor allem durch seine Bücher über den asiatischen und arabischen Raum bekannt. Gerhard Schweizer lebt als freier Schriftsteller in Wien, wenn er nicht gerade auf Reisen recherchiert und Material für neue Reportagen und Bücher sammelt.

Fazit:
Gerhard Schweizer versteht es einmal mehr, den Leser trotz des schwierigen Themas zu fesseln. Heutige Situationen verknüpft er geschickt mit historischen Fakten. Durch seinen lebendigen Erzählstil vermittelt er trockene Geschichte überaus spannend und einprägsam. Besser kann man die politische Situation in Syrien und den Nachbarländern kaum beschreiben. Wer sich ein Bild vom jetzigen Syrien machen und gleichzeitig erfahren möchte, wie es dazu kam, sollte unbedingt auf dieses Buch zurückgreifen. Eine überzeugende Leistung. Vielen Dank.


Samstag, 27. Februar 2016

NEU: Der Fall Meursault

Kamel Douad
KAMEL  DAOUD

DER FALL MEURSAULT - Eine Gegendarstellung
Roman

Dieser Roman gibt dem namenlosen Toten aus »Der Fremde« von Camus ein Gesicht

Ein Roman aus Algerien, der um die Welt geht: in Frankreich ein Riesenbestseller, in den USA und England als literarische Sensation gefeiert, jetzt in deutscher Übersetzung. Die Geschichte des namenlosen Arabers aus Camus’ weltberühmtem Roman »Der Fremde« – erzählt von dessen Bruder.

Der alte Mann, der Nacht für Nacht in einer Bar in Oran seine Geschichte erzählt, ist der Bruder jenes Arabers, der 1942 von einem gewissen Meursault am Strand von Algier erschossen wurde – in einem der berühmtesten Romane des 20. Jahrhunderts. 70 Jahre später, mit all dem Ärger, der Angst und Frustration eines Lebens im Schatten dieses Todes, gibt der alte Mann seinem Bruder seinen Namen zurück. Der Araber aus Camus’ Roman »Der Fremde« bekommt so eine Identität und eine Geschichte. Eine Geschichte, die untrennbar mit der Algeriens verknüpft ist und doch gleichzeitig so berührend und persönlich, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein großer Roman darüber, wie die Vergangenheit unsere Gegenwart prägt, und über die ungebrochene Kraft der Literatur, eine tiefere Erkenntnis, eine verborgene Wahrheit ans Licht zu bringen.

Das Buch gilt jetzt schon als Klassiker – gleichwertig zu Camus’ Roman: »Ein großartiger Roman. In Zukunft wird man ›Der Fremde‹ und ›Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung‹ nebeneinander lesen.« Le monde des livres

Autor
Kamel Daoud, Jahrgang 1970, im algerischen Mostaganem geboren, ist Journalist beim Quotidien d‘Oran, für den er seit 12 Jahren eine der meistgelesenen politischen Kolumnen in Algerien schreibt. Er lebt in Oran. Er hat bereits einen Band mit Erzählungen veröffentlicht. »Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung« ist sein erster Roman.

Aus dem Französischen von Claus Josten


Kamel Daoud
Der Fall Meursault - eine Gegendarstellung
Titel der Originalausgabe: Meursault, contre-enquête
208 Seiten, gebunden
1.Auflage 18.02.2016
Euro 17,99 inkl. MwSt.   Buch kaufen


Freitag, 19. Februar 2016

Rezension: Das glückliche Ende - Tausendundeine Nacht

C.H.Beck
Rezenison

Claudia Ott

Tausendundeine Nacht - Das glückliche Ende       

“Es ist keine Einsamkeit so einsam wie die des Flüchtlings, welcher abgeschnitten ist von seiner Heimat und Familie.“ und „Wer klug ist, wird sich Trost verschaffen, indem er sich in der Fremde Freunde sucht und so das Unglück zu ertragen lernt.“ Bei diesen Sätzen könnte man glauben, dass sie in den letzten Monaten geschrieben wurden. Aber sie sind Teil einer längeren Geschichte mit dem Titel „Eine Leiche im Flussbett“. Darin heißt es weiter:  „Betritt der Unterdrücker einen Ort, so müssen die Bewohner eilends fort.“ Diese Zeilen sind an Aktualität kaum zu überbieten und doch sind sie Jahrhunderte alt und in der 888. Nacht Teil der neu entdeckten letzten Erzählungen von Tausendundeine Nacht - Das glückliche Ende.


Von Tieren und Menschen

„Schahrasad, du beste Erzählerin aller Zeiten! Lass uns aufregende Geschichten hören!“ Da erzählte sie von Tieren und Menschen, Aussprüche, Witze und Schwänke, „Anekdoten von schlagfertigen Blinden, Schwerhörigen und anderen Versehrten“, Streiche des Schelmen Musabbid oder „Aschabs Abenteuer mit dem geizigen Gouverneur von Medina.“ Und am Ende jeder Nacht hörte sie auf. Doch ihre Schwester Dunyasad forderte sie auf weiterzuerzählen. „…wenn ich dann noch lebe und mich der König verschont?“ bedenkt Schahrasad jedes Mal.

König Schadbacht und sein Wesir

Wir wissen, dass der König neugierig war und so erzählte Schahrasad auch „die Geschichte von König Schadbacht (glückliches Geschick) und seinem Wesir“ im zweiten Teil. Auch dies ist eine Rahmengeschichte und der Wesir sollte nach dreißig Nächten getötet werden. Doch dieser kannte jede Menge Geschichten von Händlern, Einbrechern, Kupplern und wahrer Gastfreundschaft, dem „hässlichen Mann mit der hübschen Frau“ oder den „beiden Gaunern, die sich gegenseitig betrogen“ mit „indischen Motiven und persischen Protagonisten“, die er Nacht für Nacht erzählte und so sein Schicksal hinauszögerte, bis ihm der König glaubte und das Leben schenkte. Allmählich bemerkte auch König Schahriyar, dass Schahrasad den Tod nicht verdient hat.

Sultan Baybars und die sechzehn Offiziere

Nun enthält das vorliegende Buch noch einen dritten Teil. Darin geht es um den mamelukischen Sultan Ruknaddin Baybars al-Bundukani, der tatsächlich von 1260 bis 1277 in Ägypten herrschte und seine sechzehn Offiziere, die ihm Geschichten der einfachen Leute erzählen sollten. Inhalt dieser arabischen Geschichten ist neben anderen „die Tücke der Weiber“ und genau unter diesem Titel stand das Buch jahrelang unbeachtet in der Raschit-Efendi Bibliothek in der anatolischen Kleinstadt Kayseri.

Das glückliche Ende

Im vierten Teil wird das Ende erzählt, doch es ist nicht irgendein Schluss sondern das lange vergessene glückliche Ende der Rahmengeschichte von Tausendundeiner Nacht, die im ersten Teil, den die Arabistin Dr. Claudia Ott von der arabischen Fassung von Muhsin Mahdi neu übersetzte, fehlt.
Endlich erkennt sich König Schahriyar in einer der letzten Geschichten selbst und was er getan hat. Er besinnt sich, um wieder auf den rechten Weg zu gelangen. Seine Hochzeit mit Schahrasad wird zur Doppelhochzeit, denn Dunyasad, die kleinere Schwester, heiratet den Bruder des Königs. Ruhe und Frieden kehren ein und der König gab den Chronisten den Auftrag die vielen Erzählungen aufzuschreiben und in der Schatzkammer aufzubewahren. Lange Zeit danach herrschte ein anderer gerechter König, der die Erzählungen fand, sich köstlich amüsierte und Abschriften anfertigen ließ. So gelangten die aufregenden und spannenden Geschichten aus Tausendundeiner Nacht durch die Reisenden in alle Welt.

Abenteuerliche Übertragung der Kayseri-Handschrift

Frau Dr. Ott konnte 2015 erstmals die Kayseri-Handschrift mit dem glücklichen Ende, die wahrscheinlich zwischen 1400 und 1600 entstanden ist, in Händen halten. Seit wann diese Handschrift in der 1796 gegründeten Raschit-Efendi-Bibliothek liegt, ist nicht belegt.
Die Übersetzung stürzte die Arabistin selbst in ein Abenteuer, das im Nachwort mit Unterstützung von einigen Schwarz-weiß-Bildern anschaulich und spannend beschrieben ist. Ergänzt werden die interessanten Ausführungen mit Erläuterungen zur Transkription und Aussprache, einem umfangreichen Glossar und arabischen Kalligraphien und Ornamenten.

Autorin:
Frau Dr. Claudia Ott, geb. 1968 in Tübingen ist Arabistin, Übersetzerin, Musikerin und gehört international zu den führenden Kennern von Tausendundeine Nacht. Sie hat in Tübingen studiert, in Berlin und Erlangen gelehrt und geforscht und unterrichtet jetzt an der Universität Göttingen.
Ihre deutsche Erstübersetzung der bisher ältesten Handschrift von Tausendundeine Nacht, die den Anfang und die ersten 282 Nächte enthält, wurde von der Kritik gefeiert und schnell zum Bestseller. Für diese Übersetzung erhielt Frau Ott u. a. den Johann-Friedrich-von-Cotta-Preis. Im Manesse-Verlag erschien 2012 die aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragene und umfassend kommentierte Ausgabe von Hundertundeine Nacht nach der andalusischen Handschrift des Aga Khan Museums. 


Fazit:
In der heutigen unruhigen Zeit hat man manchmal das Bedürfnis, in die „heile“ Welt der Märchen zu entfliehen. Die Erzählerin Schahrasad nimmt den Leser auf phantasievolle Reisen in den östlichen Orient bis nach Samarkand und China mit.
Nach der Neuübersetzung der ersten Nächte von Tausendundeine Nacht und der sensationellen Entdeckung einer Handschrift der davon unabhängigen 101 Nächte, konnten nun die letzten 125 Erzählungen bis zum „glücklichen Ende“ erstmals ins Deutsche übertragen werden.
Sehr interessant ist das Nachwort, das die aufregende und umfangreiche Übersetzungsarbeit beschreibt. Wieder ist es Frau Dr. Ott gelungen ein lange Zeit verborgenes Originalmanuskript zu bearbeiten, um den Freunden der „Neuen Orientalischen Bibliothek“ des C.H.Beck-Verlags einen vergnüglichen und amüsanten Lesegenuss zu bereiten.

Wer die Möglichkeit hat eine Lesung oder ein Erzählkonzert mit Frau Dr. Ott zu erleben, wird verzaubert und beschwingt den Abend genießen und sollte diese Gelegenheit einer „Live“-Erzählung der Geschichten aus Tausendundeine Nacht nicht verpassen. 



Mittwoch, 10. Februar 2016

Als Spion am Nil

DuMont

GERALD  DRIßNER

ALS  SPION  AM  NIL


4500 Kilometer ägyptische Wirklichkeit – die letzten Momente des Mubarak-Regimes und die Ära danach.


Der Autor nimmt den Leser mit auf seine Reisen mit dem Minibus in fünfzehn Dörfer und Städte Ägyptens. Die Fahrten münden mal in Pannen und nicht selten in einem Abenteuer. Er fährt in Gegenden, in denen die Revolution bis heute nicht angekommen ist, wird dort von der Polizei auf Schritt und Tritt verfolgt und immer wieder als Spion verdächtigt. (Verlagstext)



Gerald Drißner
Als Spion am Nil 
Paperback
280 Seiten
1.Auflage 2015  
Euro 14,99 inkl. MwSt.    Buch kaufen



NEU: Blaue Dahlie, Schwarzes Gold

DuMont

NEU   

DANIEL  METCALFE

BLAUE  DAHLIE,  SCHWARZES  GOLD
Eine Reise durch Angola

In Angola sind die Spuren der Kolonialgeschichte, des Sklavenhandels und des angolanischen Bürgerkriegs noch lange nicht verwischt, doch jetzt sprudeln die Ölquellen und nähren eine neue, märchenhaft reiche Elite. Metcalfe zieht als Rucksacktourist los, um jenseits der Hauptstadt Luanda und der blumigen Namen der Ölbohrplattformen die alte Seele des Landes zu suchen – das Angola der gütigen Großväter, des Kizomba-Tanzes und der kunstvollen Geistermasken. Er reist in Bussen und klapprigen Jeeps, spricht mit Stammesältesten, Minenräumern, Straßenkindern und Ölarbeitern und erfährt eine Realität voller Extreme. Seine Reise führt ihn direkt in einen explosiven Cocktail aus Korruption und Vetternwirtschaft, sprudelndem Ölgeld und schnellem Aufstieg der Neureichen – und mitten hinein in den postkolonialen Blues. (Verlagstext)

Übersetzt von Werner Löcher-Lawrence

Daniel Metcalfe
Blaue Dahlie, schwarzes Gold 
Paperback
408 Seiten
1.Auflage 2016  
Euro 14,99 inkl. MwSt.    Buch kaufen


NEU: Dschungelfieber und Wüstenkoller

DuMont
NEU   

WOLF - ULRICH  CROPP

DSCHUNGELFIEBER  UND  WÜSTENKOLLER
Abenteuer West- und Zentralafrika

Als kleiner Junge lernte Wolf-Ulrich Cropp bei seinem Großvater den “Urwalddoktor” Albert Schweitzer kennen. Seitdem träumte er davon, das von Schweitzer gegründete Hospital in Lambaréné kennenzulernen. Aus dem Traum wird schließlich eine abenteuerliche Reise durch West- und Zentralafrika. Der Autor zieht in den Dschungel und durch die Wüste, er trifft auf Pygmäen, Waldelefanten und Gorillas, begegnet Kindersoldaten und Rebellen. Er erlebt brodelnde Metropolen und unberechenbare Urnatur, und er muss gelegentlich brenzlige Situationen meistern. Ein packendes Buch: Mehr Abenteuer geht nicht! (Verlagstext)

Wolf-Ulrich Cropp
Dschungelfieber und Wüstenkoller 
Paperback
408 Seiten
1.Auflage 2016  
Euro 14,99 inkl. MwSt.    Buch kaufen


NEU: Politisches Framing

von Halem

ELISABETH  WEHLING

POLITISCHES  FRAMING
Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht

Politisches Denken ist bewusst, rational und objektiv – diese althergebrachte Vorstellung geistert bis heute über die Flure von Parteizentralen und Medienredaktionen und durch die Köpfe vieler Bürger. Doch die Kognitionsforschung hat die ›klassische Vernunft‹ längst zu Grabe getragen. Nicht Fakten bedingen unsere Meinungen, sondern Frames. Sie ziehen im Gehirn die Strippen und entscheiden, ob Informationen als wichtig erkannt oder kognitiv unter den Teppich gekehrt werden. Frames sind immer ideologisch selektiv, und sie werden über Sprache aktiviert und gefestigt – unsere öffentlichen Debatten wirken wie ein synaptischer Superkleber, der Ideen miteinander vernetzen kann, und zwar dauerhaft. In der Kognitionsforschung ist man sich daher schon lange einig: Sprache ist Politik.

Höchste Zeit also, unsere Naivität gegenüber der Macht politischer Diskurse abzulegen. Das Buch Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht legt dazu den Grundstein. In einfacher Sprache deckt es zunächst auf, wie Sprache sich auf unser Denken, unsere Wahrnehmung der Welt und unser Handeln auswirkt. Es zeigt, wo die Wirkkraft mentaler Mechanismen wie Frames und Metaphern herrührt und macht deutlich, wieso es für gesunde demokratische Diskurse unabdingbar ist, die Bewertungen von Gesellschaft und Politik durch vorherrschende Frames mit eigenen Wertvorstellungen abzugleichen – und für eine authentische Vermittlung der eigenen Weltsicht zu sorgen. Diesen Grundlagen folgt eine Analyse der augenfälligsten Frames unserer deutschsprachigen Debatten über Steuern, Sozialstaat, Gesellschaft, Sozialleistungen, Arbeit, Abtreibung, Islam, Terrorismus, Zuwanderung, Flüchtlingspolitik und Umwelt. (Verlagstext)

                
Autorin:
Elisabeth Wehling, geboren 1981 in Hamburg, studierte Soziologie, Journalistik und Linguistik in Hamburg, Rom und Berkeley. Sie promovierte in Linguistik an der University of California, Berkeley, ihr Forschungsbereich ist die politische Werte-, Sprach- und Kognitionsforschung. Seit 2013 leitet sie am International Computer Science Institute in Berkeley Forschungsprojekte zu Ideologie, Sprache und unbewusster Meinungsbildung mit Methoden der Neuro- und Verhaltensforschung sowie der kognitionslinguistischen Diskursanalyse. Elisabeth Wehling hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht und ist Koautorin von  Auf leisen Sohlen ins Gehirn (Carl-Auer, 2008) und The Little Blue Book (Simon & Schuster, 2012), zusammen mit George Lakoff. Wehling lebt in Berkeley, Kalifornien und ist in den USA und Europa als Beraterin für Politik und Wirtschaft tätig.  (Verlagstext)

Elisabeth Wehling
Politisches Framing - edition medienpraxis, Band 14
Broschur, Format 190 x 120 mm
226 Seiten
1.Auflage 2016  
Euro 21,- inkl. MwSt.    Buch kaufen


Sonntag, 7. Februar 2016

NEU: Palmyra - Requiem für eine Stadt

Palmyra

NEU:
PAUL  VEYNE

PALMYRA - Requiem für eine Stadt

Mit Khaled al-Asaad hat die Welt einen ihrer großen Archäologen verloren: Am 18. August 2015 wurde er im Alter von 81 Jahren von Schergen des IS ermordet, nachdem er 40 Jahre lang Palmyra erforscht, gepflegt und gehütet hat.

Der Baaltempel – Herzstück Palmyras, unersetzliches Denkmal römisch-mesopotamischer Kultur und eines der bedeutendsten historischen Bauwerke des gesamten Vorderen Orients – wurde von Islamisten dem Erdboden gleichgemacht.

Paul Veyne, der Doyen der französischen Antikenforschung, hat mit seinem Buch Khaled al-Asaad und Palmyra ein Denkmal gesetzt.

Der international renommierte Spezialist für römische Geschichte widmet sich mit seinem jüngsten Werk einer einzigartigen antiken Stadt – Palmyra. Diese antike Metropole mit Tempeln, Toren und Theater, mit Säulenstraßen, Nekropolen und Palmengärten, die ihr einst den Namen gaben, war die Königin der Wüste.
Je weiter man den Ausführungen Paul Veynes folgt, umso klarer wird, weshalb dieser barbarische Doppelmord an einem Menschen und einem Weltkulturerbe begangen wurde: Den Hass der Täter zog Palmyra deshalb auf sich, weil es ein gemeinsames Haus vieler Kulturen und ihrer Götter war – der Aramäer, Mesopotamier, Ägypter, Perser, Griechen, Römer und Araber. Es war ein einzigartiges Beispiel der Einheit in der Vielfalt, wofür in der geistigen Monokultur der Fundamentalisten kein Platz ist. Die Erinnerung an Palmyra, die Paul Veyne stiftet, ist eine Hymne an das Licht in einem dunklen Zeitalter. (Verlagstext)


Autor:
Paul Veyne, geb. 1930, ist einer der angesehensten Althistoriker Frankreichs; er lehrt an der Université de Provence in Aix und ist seit 1975 Professor am Collège de France in Paris.

Aus dem Französischen von Anna Leube und Wolf Heinrich Leube.

Paul Veyne
Palmyra
Leineneinband
Farbiger Tafelteil (8 Seiten)
Ca. 128 Seiten  
1.Auflage 2016
Euro ca. 17,95 inkl. MwSt.    Buch kaufen

Erscheint am 09. März 2016   vorbestellen  


Neuerscheinung: 1001 Nacht - Das glückliche Ende

1001 Nacht
Neuerscheinung

CLAUDIA  OTT

TAUSENDUNDEINE  NACHT - Das glückliche Ende

In einer kleinen Bibliothek in Zentralanatolien, die vor 250 Jahren ein Sammler alter Handschriften erbaute, liegt – versteckt in einem falsch beschrifteten Schuber – ein uraltes Manuskript des Endes von „Tausendundeine Nacht“. Diese sensationelle Entdeckung macht Claudia Ott mit ihrer Übersetzung erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Über das Ende der Rahmenerzählung von der klugen Schahrasad, die durch ihre Geschichten König Schahriyar davon abhält, sie zu töten, war bisher so gut wie nichts bekannt.

Die vollständigen arabischen Manuskripte, die erst im 19. Jahrhundert unter europäischem Einfluss entstanden sind, blenden die Rahmenerzählung fast völlig aus. Erstmals werden nun die letzten 
125 Nächte des Zyklus sowie der ausführliche Schluss in einer arabischen Fassung zugänglich, die viele Jahrhunderte älter ist.

Claudia Ott versteht es meisterhaft, die Unmittelbarkeit und Frische des arabischen Originals zu vermitteln. Frei von allen europäischen Übermalungen und Ausschmückungen entführt sie den Leser in eine zauberhafte Welt der Paläste und Basare, der weisen Wesire und verschlagenen Händler, eine Welt voller erotischer Abenteuer und böser Streiche.
„Ach, Schwester“, seufzte Dunyasad, „wie köstlich ist deine Geschichte und wie schön und süß und angenehm!“ (Verlagstext)

Nach der Handschrift der Rasit-Efendi-Bibliothek Kayseri erstmals ins Deutsche übertragen von Dr. Claudia Ott.

Mit Kalligraphien von Mustafa Emary

Autorin:
Dr. Claudia Ott, geb. 1968 in Tübingen ist Arabistin, Übersetzerin, Musikerin und gehört international zu den führenden Kennern von Tausendundeine Nacht. Sie hat in Berlin und Erlangen gelehrt und geforscht und unterrichtet jetzt an der Universität Göttingen.
Ihre deutsche Erstübersetzung der bisher ältesten Handschrift von Tausendundeine Nacht, die den Anfang und die ersten 282 Nächte enthält, wurde von der Kritik gefeiert und schnell zum Bestseller (Gesamtauflage über 100.000 Exemplare). Für diese Übersetzung erhielt Ott u. a. den Johann-Friedrich-von-Cotta-Preis. Im Manesse-Verlag erschien 2012 die aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragene und umfassend kommentierte Ausgabe von Hundertundeine Nacht nach der andalusischen Handschrift des Aga Khan Museums.  

Claudia Ott
Tausendundeine Nacht - Das glückliche Ende
Leineneinband
14 Fotografien, 1 Karte   
428 Seiten mit 7 Kalligraphien nach Texten aus der Kayseri-Handschrift
1.Auflage 2016
Euro 24,95 inkl. MwSt.    Buch kaufen



Lesungen in Deutschland:

Donnerstag, 18. Februar 2016: Celle
Ort: Buchhandlung Decius, Am Markt
Beginn: 20 Uhr

Freitag, 19. Februar 2016: Hildesheim
Ort: Buchhandlung Decius, Hoher Weg 15, 31134 Hildesheim
Beginn: 19 Uhr

Dienstag, 8. März: Nürnberg
Mit Hadi Alizadeh (Daff und Tonbak/Persische Perkussion), Yusuf Çolak (Bağlama/Anatolische Langhalslaute) und Claudia Ott (Ney/Orientalische Rohrflöte und Lesung)
Ort: Literaturhaus Nürnberg, Luitpoldstraße 6, 90402 Nürnberg
Beginn: 20 Uhr

Donnerstag, 10. März 2016: Braunschweig
Orientalisches Leseduett mit Yusuf Çolak (Bağlama/anatolische Langhalslaute) und Claudia Ott (Ney/türkische Rohrflöte und Lesung)
Ort: Buchhandlung Graff, Sack 15, 38100 Braunschweig
Beginn: 20:15 Uhr

Donnerstag, 17. März 2016 und
Samstag, 19. März 2016:
Leipziger Buchmesse

Freitag, 15. April 2016: Bad Wildungen
Orientalisches Leseduett mit Yusuf Çolak (Bağlama/anatolische Langhalslaute) und Claudia Ott (Ney/türkische Rohrflöte und Lesung)
Ort: Schloss Friedrichstein, Schloßstrasse 23, 34537 Bad Wildungen
Beginn: 17 Uhr



Weitere Termine und Informationen über Claudia Ott und ihre Bücher: www.Tausendundeine-Nacht.com 


Tausendundeine Nacht

1001 Nacht
CLAUDIA  OTT

TAUSENDUNDEINE  NACHT

Diese Neuübersetzung von Tausendundeine Nacht macht erstmals die älteste arabische Fassung der berühmten orientalischen Erzählsammlung auch deutschen Lesern zugänglich. Die Übersetzerin
Dr. Claudia Ott führt uns mit einer Frische und Ungezwungenheit durch das Labyrinth der kunstvoll verwobenen Erzählfäden, dass man meint, Schahrasad selbst zu hören.
Nicht mehr ein europäischer Orientalismus spricht durch Tausendundeine Nacht zu uns, sondern endlich der Orient selbst.

Die nächtlichen Erzählungen von Schahrasad, mit denen sie ihren königlichen Gatten verzaubert und so ihre Tötung immer wieder aufschiebt, entführen den Leser in die Welt der Basare und Karawansereien, der weisen Kalifen und verschlagenen Händler, der vornehmen Damen und klugen Ehefrauen, der mächtigen Zauberinnen, bösen Dämonen und Dschinnen. Sie berichten von erotischen Vergnügen und harten Schicksalsschlägen.

Wie kein anderes Werk ist Tausendundeine Nacht Inbegriff eines romantischen, exotischen Orientbildes. Dieses Orientbild geht allerdings nicht unmittelbar auf Tausendundeine Nacht zurück, sondern wurde seit dem 18. Jahrhundert von Europäern in die verschiedenen Übersetzungen und Sammlungen hineingetragen. Zudem wurden die Erzählungen dem europäischen Geschmack angepasst, indem die zuweilen derbe Ausdrucksweise und unverblümte Erotik des Originals durch einen biederen Märchenstil ersetzt wurden. Nachdem Muhsin Mahdi 1984 die weitaus älteste Handschrift aus dem 14./15. Jahrhundert ediert hat, ist es jedoch möglich, die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht in einer von allen Übermalungen, Ausschmückungen und Prüderien der letzten Jahrhunderte freien Form kennenzulernen.

Nach der ältesten arabischen Handschrift in der Ausgabe von Muhsin Mahdi, erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott. (Verlagstext)

Autorin:
Dr. Claudia Ott, geb. 1968 in Tübingen ist Arabistin, Übersetzerin, Musikerin und gehört international zu den führenden Kennern von Tausendundeine Nacht. Sie hat in Berlin und Erlangen gelehrt und geforscht und unterrichtet jetzt an der Universität Göttingen.
Ihre deutsche Erstübersetzung der bisher ältesten Handschrift von Tausendundeine Nacht, die den Anfang und die ersten 282 Nächte enthält, wurde von der Kritik gefeiert und schnell zum Bestseller (Gesamtauflage über 100.000 Exemplare). Für diese Übersetzung erhielt Ott u. a. den Johann-Friedrich-von-Cotta-Preis. Im Manesse-Verlag erschien 2012 die aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragene und umfassend kommentierte Ausgabe von Hundertundeine Nacht nach der andalusischen Handschrift des Aga Khan Museums.  


Claudia Ott
Tausendundeine Nacht
Leineneinband
699 Seiten
11. Auflage 2011
Euro  29,90 inkl. MwSt.   Buch kaufen


Mittwoch, 3. Februar 2016

NEU: Äthiopien - Der Mann, der den Tod auslacht

DuMont

NEU  
PHILIPP  HEDEMANN

DER  MANN, DER  DEN  TOD  AUSLACHT

Begegnungen auf meinen Reisen durch Äthiopien –ein Land zwischen Aufbruchswillen und Stillstand

„Wer nicht reist, wird immer glauben, dass seine Mutter die beste Köchin ist“, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Philipp Hedemann wollte wissen, wie andere Mütter kochen und reiste mit dem Geländewagen mehrere Tausend Kilometer durch Äthiopien. "Der Mann, der den Tod auslacht" erzählt humorvoll von abenteuerlichen Reisen und spannenden Begegnungen in Äthiopien, porträtiert unterhaltsam und informativ das geheimnisvolle und widersprüchliche Land im Osten Afrikas. 


Philipp Hedemann
Der Mann, der den Tod auslacht 
272 Seiten,  Paperback
1.Auflage
nur Euro  14,99 inkl. MwSt.   Buch kaufen

NEU: Tunesien: In einem Land, das neu beginnt

Dumont

 NEU  
GERALD  DRIßNER

IN  EINEM  LAND,  DAS  NEU  BEGINNT   
Eine Reise durch Tunesien, nach der Revolution

In Tunesien begann Ende 2010 der Arabische Frühling, und trotz Anschlägen auf Bardo-Museum und Strandgäste in Sousse hat er nirgendwo in der Region so viel zum Guten gewendet wie hier. Tunesien zeigt eine Alternative auf zu den im Krieg versinkenden Ländern drumherum. Es gibt neue Freiräume, gerade auch für Frauen. Aber der bitter notwendige wirtschaftliche Aufschwung lässt auf sich warten. Von seiner kleinen Mietwohnung in Tunis, wo er zwischen Automechanikern, Tischlern und Kioskbesitzern lebt, tourt Gerald Drißner bis in die hintersten Winkel des Landes, in Berbersiedlungen und Bergdörfer, in die Wüste und in Küstenorte, in denen Schlepper den Menschen einen lebensgefährlichen Weg nach Europa verkaufen. Die intensiven und spannenden Begegnungen mit Schmugglern, Bauern oder Revolutionären und die Gespräche in den Kaffeehäusern lassen den Leser den tunesischen Alltag hautnah erleben.

Gerald Drißner
In einem Land, das neu beginnt
344 Seiten,  Paperback
1.Auflage
nur Euro  14,99 inkl. MwSt.   Buch kaufen


Rezension - Der Schwarze Tiger


Kösel

Rezension
   
Hans Stoisser

Der schwarze Tiger   
Was wir von Afrika lernen können

Im Afrika südlich der Sahara werden auch die Armen reicher und diese Entwicklung wird in Europa nicht zur Kenntnis genommen. 
Ein aufschlussreiches Zitat: Die Krisenländer in Subsahara-Afrika „repräsentieren nur mehr 8% der Wirtschaftsleistung, sind aber wahrscheinlich für 90% der Schlagzeilen in den europäischen Medien verantwortlich.“

In den westlichen Medien wird gebetsmühlenartig das zunehmend rassistische Bild des unterentwickelten Afrikas gezeichnet, und die Angst vor Millionen Flüchtlingen, die immer nur nach Europa wollen, geschürt. Dabei wird übersehen, dass sich seit rund 30 Jahren in den meisten afrikanischen Ländern ein Wandel vollzieht.

Afrika sollte nicht nur als Ziel akademischer Selbstverwirklichung europäischer Ethnologen, „Destination exotischer Reisen“ oder Hintergrund schmachtender Filme als Kulisse dienen.
Wie bedeutend sind afrikanische Länder inzwischen für deutsche oder österreichische Unternehmen? Wieso wurde Europa von China und Indien aus den afrikanischen Märkten verdrängt? Könnte Afrika als wirtschaftlicher und kultureller Partner auf Augenhöhe interessant werden?
Hans Stoisser ist seit 30 Jahren in Afrika unterwegs und dort als Unternehmer und Managementberater tätig. Er erlebt die Entwicklung mit und fasst seine Erkenntnisse in diesem Buch zusammen, das als Ratgeber für Unternehmen dienen kann, die Afrika nicht Ländern wie China, Indien oder Brasilien überlassen wollen.

Globalisierung in Afrika

Die Globalisierung hat auch von Afrika nicht halt gemacht und dank moderner Kommunikation und Internetzugang weiß man auch in Ländern wie Mozambik, Angola, Ruanda oder Sambia, was „in der Welt los ist“. Vorbei ist die Zeit der armseligen Rundhütten und um die Feuerstellen tanzende  halbangezogene Dämonenanbeter. Moderne Städte mit Millionen von Einwohnern, die in Banken, Kanzleien und Supermärkten arbeiten unterscheiden sich kaum noch von Städten im Rest der Welt. Trotzdem versucht die deutsche bzw. europäische Entwicklungshilfe ihre Arbeit zu rechtfertigen, in dem Bilder von Hungernden und Katastrophen gezeigt werden, um zum Spenden aufzurufen, die nur dem Überleben der Entwicklungshilfeorganisationen dienen.
Inzwischen gibt es 23 aufstrebende Länder, darunter Burkina Faso, Lesotho, Ruanda, Sao Tomé und Principe, Kap Verden, Liberia, Malawi, Benin, um die unbekannteren zu nennen. Und neun Erdöl exportierende Länder, darunter neben Nigeria und Angola auch Gabun, Südsudan, Kamerun oder Äquatorialguinea, die zur wirtschaftlichen Entwicklung des Kontinents erheblich beitragen.

Wirtschaftsleistungen steigen

Die Wirtschaft setzt nicht nur auf Öl und andere Rohstoffe sondern auf „eine breite ökonomische Basis“. Anhand von Beispielen u.a. aus Ghana (S.21) zeigt der Autor die Wende von einem ausbeuterischen Regime vor dem Millionen Ghanaer auswanderten und sich die Produktion von Getreide und Kakao halbierte zu einem ausgeglichenen Haushalt durch eine „Wiederaufbau- und Sparpolitik“, bei einer Verdoppelung der Bevölkerungszahl von 12 auf 25 Millionen.
Die feudalen und kolonialen politischen Machtsysteme der 1970er und 1980er Jahre mit „Obrigkeitshörigkeit“ der Bürger und Hierarchien weichen allmählich vor neuen Generationen von Politikern, die private Unternehmen dulden bzw. fördern. Denn sie haben erkannt, „dass es ihnen selbst besser geht“, wenn die Privatwirtschaft floriert.
Der nächste Schritt zu mehr gesamtafrikanischem Selbstbewusstsein war die Befreiung Nelson Mandelas in Südafrika 1990 und der ausgebliebene befürchtete Bürgerkrieg. Das jahrelang isolierte Südafrika wird zur Wirtschaftslokomotive des südlichen Afrikas. Zahlreiche Firmen, darunter etliche deutsche Autobauer und andere Großkonzerne nutzten die Gelegenheit zum Aufbau von Filialen. Vor unbekannteren Ländern und höherem Risiko schrecken die Konzerne zurück und investieren nicht.

Negative Schlagzeilen verkaufen sich besser 

Die deutsche und europäische Presse stellen Konflikte und Kriege in den Vordergrund, negative Schlagzeilen verkaufen sich besser. Tatsächlich sind die kriegerischen Auseinandersetzungen von 30 im Jahr 1990 auf aktuell 7 zurückgegangen, was bedeutet, dass von 54 Staaten Afrikas, abzüglich der fünf nordafrikanischen, die im Buch nicht Thema sind, also in 42 Staaten weitgehend Frieden herrscht!
Auch die Anzahl der als „Demokratien bezeichneten Länder“ hat sich von drei im Jahr 1990 auf nunmehr 25 in Gesamtafrika erhöht. „Weitere 22 Länder halten mehr oder weniger perfekte, aber immerhin Wahlen ab.“
Diese kurzen Beispiele zeigen die deutlichen Veränderungen auf dem Kontinent seit der Wende 1990, die nicht nur in Deutschland und Europa sondern mit dem Zusammenbruch des Kommunismus auch Afrika erfasste. Ein neuer Blick auf Afrika mit veränderten Ideologien, Demokratie und Marktwirtschaft tut Not. Globalisierung verändert den Kontinent, der durch die Verbreitung der mobilen Kommunikationsgeräte in der Zukunft angekommen ist.
Interessanterweise hat nur eine kleine Gruppe die Chancen einer Zusammenarbeit mit dem modernen Afrika erkannt - die deutschen mittelständischen Unternehmen.

Autor:
Hans Stoisser studierte Volkswirtschaftslehre und Internationale Beziehungen. Er lebt in Wien.  

Fazit:
Ein wertvolles und überaus wichtiges Buch. Es sei allen ans Herz gelegt, die sich über „das neue moderne Afrika“ informieren möchten und die das „veröffentlichte negative und veraltete Afrikabild“ der Medien hinterfragen, die 54 Länder mit rund 900 Millionen Menschen auf dem drittgrößten Kontinent der Welt oft genug pauschal und abschätzig als „ein Land Afrika“ bezeichnen!

Im Anhang hält der Autor Checklisten für Unternehmer, Investoren und Engagierte bereit, die zur „Gestaltung der Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern auf Augenhöhe“ dienen sollen.
Literaturhinweise ergänzen die Ausführungen. Unbedingt lesenswert.