Donnerstag, 19. März 2015

NEUERSCHEINUNG: Wer den Wind sät

C.H.Beck
 NEUERSCHEINUNG

MICHAEL  LÜDERS

WER  DEN  WIND  SÄT
Was westliche Politik im Orient anrichtet

Wer den Wind sät, wird Sturm ernten – Michael Lüders beschreibt die westlichen Interventionen im Nahen und Mittleren Osten seit der Kolonialzeit und erklärt, was sie mit der aktuellen politischen Situation zu tun haben. Sein neues Buch liest sich wie ein Polit-Thriller – nur leider beschreibt es die Realität. Eine Geschichte erscheint in unterschiedlichem Licht, je nachdem, wo man beginnt sie zu erzählen. Und wir sind vergesslich. Das iranische Verhältnis zum Westen versteht nur, wer den von CIA und MI6 eingefädelten Sturz des demokratischen Ministerpräsidenten Mossadegh im Jahr 1953 berücksichtigt. Ohne den Irakkrieg von 2003 und die westliche Politik gegenüber Assad in Syrien lässt sich der Erfolg des „Islamischen Staates“ nicht begreifen. Wer wissen will, wie in der Region alles mit allem zusammenhängt, der greife zu diesem Schwarzbuch der westlichen Politik im Orient.

Aus dem Inhalt:
- Wind säen, Stürme ernten: Zur Einführung
- Putsch in Teheran: Der Sündenfall
- Endspiel am Hindukusch: Washington und Riad als Geburtshelfer von Al- Qaida
- «Mission accomplished»: Die Amerikaner schaffen die Grundlage  für den «Islamischen Staat»
- «Gute» und «böse» Dschihadisten: Wie der Westen vermeidet, aus seinen Fehlern zu lernen
- Im Herzen der Finsternis: Was den «Islamischen Staat» so erfolgreich macht
- «Heilige Allianz»: Die USA setzen auf Diktatoren und Feudalherrscher
- Freibrief für Israel? Der Gazakrieg 2014
- Die neue Weltunordnung: Ein Ausblick

Autor:
Michael Lüders war lange Jahre Nahost-Korrespondent der Hamburger Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und kennt alle Länder der Region aus eigener Anschauung. Als Nahostexperte ist er häufiger Gast in Hörfunk und Fernsehen. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: Tage des Zorns (2011) über die arabische Revolution und Iran – der falsche Krieg (2012).
(Verlagstext)

Michael Lüders
Wer den Wind sät
Klappenbroschur
175 Seiten mit 1 Karte
1.Auflage 10.03.2015
Euro 14,95   Buch kaufen



Mittwoch, 18. März 2015

Rezension: Karten!

Theiss, Karten!

Rezension

SIMON  GARFIELD

KARTEN!

Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen  und Berge, die es nie gab  

Wer Karten liebt, wird dieses Buch nicht so schnell aus der Hand legen und es geradezu verschlingen. Der britische Journalist Simon Garfield zeichnet den Weg der ersten Landkarten,  Stadtpläne über Reiseführer bis zu GPS und Karten im Internet nach. In 22 Kapiteln beschreibt der Autor die Geschichte der Landkarten und ihrer Kartografen. Kartenausschnitte und Karten bereichern die unterhaltsamen Texte.

On the map

Im Vorwort schreibt Dava Sobel, dass der Originaltitel „On the map“ im Englischen zwei Bedeutungen hat: erstens „sich mit der Entwicklung der Kartografie im Laufe der Geschichte und innerhalb unterschiedlicher Kulturen zu beschäftigen“ und zweitens „bekannt und etabliert zu sein“.

In der Einleitung geht es um eine Karte, die gar nicht von Kartografen gezeichnet wurde, sondern „die sich selbst erschuf“. Wie soll man sich dies vorstellen? Es ist eine Karte aus dem Jahr 2010, die etwa 500 Millionen Facebook-Nutzer auf der ganzen Welt zeigt, die gleichzeitig online waren und ihre Standorte zeichneten die Kontinente nach.

Spannende Geschichten um die Entstehung von Karten

Anaximander von Milet entwarf im 6. Jahrhundert vor Christus eine Karte auf der oben Europa zu sehen ist und darunter teilen sich Libya (Afrika) und Asia die Landmasse. Pythagoras stellte bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. fest, dass die Erde eine Kugel sein müsse. Eratosthenes zeichnete 194 v. Chr. eine Karte, die bereits die Vorläufer der Längen- und Breitengrade enthielt und durch Beobachtung und Berechnung konnte er ziemlich genau den Erdumfang von 40000 km angeben. Eine immense Leistung zu dieser Zeit ! Der „erste moderne Kartograf“ war Claudius Ptolemäus, der um 140 n. Chr. einen „beschreibenden Atlas“ schuf, mit dem später Christopher Columbus 1492 in See stach.
Seit 1595 kennen wir dank Gerardus Mercator das Wort Atlas für eine Kartensammlung in Buchform und seine berühmte Weltkarte entstand 1569, die wir noch heute benutzen, obwohl sie die Kontinente verzerrt und Teile zu groß andere zu klein darstellt.
Dann gab es Zeiten, in denen Karten oben nach Osten zeigten, anstatt nach Norden - daher der Name Orientierung - wie die um 1290 entstandene „Mappa mundi“, die beinahe verkauft wurde, um das Dach einer renovierungsbedürftigen Kathedrale in Hereford in England zu finanzieren.

Gefälschte Karten 

Eine, eigentlich simpel gezeichnete Karte mit Umrissen der Erdteile Europa, Afrika und Asien erregte in Amerika Aufsehen. Ist die Karte echt oder eine gekonnte Fälschung ? Wurde Vinland nachträglich eingezeichnet ? Simon Garfield lüftet das Geheimnis. Hartnäckig hielt sich die Behauptung, dass in Westafrika die Kong-Berge unüberwindbar seien, aber in Wirklichkeit gibt es sie gar nicht.

Schatzkarten, Landkarten, Spielkarten & Co.

„Karten faszinieren uns, weil sie Geschichten erzählen“ von Reisenden, Entdeckern, Händlern, Dieben und Betrügern. Die unterschiedlichsten Karten finden in diesem Buch Erwähnung - Schatzkarten, Stadtpläne, U-Bahnpläne, Karten in Reiseführern, Karten als Spiele und Karten im Internet. Diese Karten stehen für ein Kapitel oder eine Geschichte zu Menschen, die mit Karten etwas zu tun haben.

Kennen Sie die berühmteste Karte der Welt ? Sie wurde von Henry Beck gezeichnet. Ohne ihn wäre U-Bahn fahren nicht so einfach. Er zeichnete den ersten U-Bahn-Plan von London, der wohl Vorbild für die meisten U-Bahnpläne in der Welt ist, denn er vereinfachte die Kartendarstellung.

Einen „Baedeker“ kennt wohl jeder Reisende, der eine Studienreise plant. Auch ihm und seinem Kollegen Murray widmet der Autor ein interessantes Kapitel, nämlich die „Geschichte des Reiseführers“, natürlich mit Karten.

Auch in Kinofilmen werden immer wieder Karten gezeigt, zum Beispiel im Filmklassiker „Casablanca“ mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann zu Beginn eine Karte von Afrika, den Abenteuerfilmen von Indiana Jones oder bei den Harry-Potter-Filmen die „Karte des Rumtreibers“.
Stimmt es wirklich, dass Frauen keine Karten lesen können ? Auch auf diese Frage gibt es eine Antwort im Buch.

Autor:
Simon Garfield ist Journalist und Autor zahlreicher Sachbücher. Er schreibt u.a. für die BBC, The Independent und The Observer. Seine Wohnorte sind London oder Cornwall.

Fazit:
Ein ansprechendes Buch, nicht nur für Kartenliebhaber. Die Geschichten, die zur Entstehung einer Karte führten, sind ebenso fesselnd zu lesen. Abwechslungsreich führt der Autor durch die Geschichte der unterschiedlichsten Kartendarstellungen.
Die Sprache ist spannend und humorvoll, die Texte sind gut zu lesen. Rundherum ein gelungenes Werk und sehr empfehlenswert.



Simon Garfield
Karten!
Gebunden mit Schutzumschlag
Format 14,5 x 21,7 cm
520 Seiten mit rund 130 schwarz/weiß-Abbildungen
1. Auflage 2014
Euro 29,95   Buch bestellen


Samstag, 14. März 2015

Rezension: Die Stunde der Kurden

Styria Premiuim
Rezension

HANS  JOACHIM  LÖWER


DIE  STUNDE  DER  KURDEN  Wie sie den Nahen Osten verändern                    

 Die Stunde der Kurden, endlich ist sie gekommen. Nach einhundert Jahren Kampf und Unterdrückung haben die Kurden nun die Chance einen neuen Staat Kurdistan aufzubauen und sie tun alles dafür. Der Autor, Hans-Joachim Löwer, bereiste die autonome Region Kurdistan und sein Bericht beeindruckt. In 20 Kapiteln lässt er Frauen und Männer zu Wort kommen, die an einen unabhängigen Staat Kurdistan glauben und den Worten Taten folgen lassen.

Traum vieler Kurden

In der Geschichte von Türken, Persern und Arabern unterdrückt, flohen die Kurden in ihre Bergregionen, wo sie bedroht, vertrieben und vergast wurden. Ihre Region wurde von Großbritannien in der Türkei, Iran und Irak aufgeteilt,  ohne Rücksicht auf die Unabhängigkeitsforderungen der Kurden. Nun, nach fast 100 Jahren des Kampfes, gibt es gute Chancen für einen demokratischen Staat Kurdistan, in dem Kurden, Araber und Turkomanen ungehindert zusammen leben können. Das ist der Traum vieler, der wohl wahr werden kann. Diesen Eindruck vermittelt der Autor in seinem Buch mit Beschreibungen der Städte Erbil, Sulaimania, Halabdscha, den Bergregionen der Peschmerga und Interviews mit den Einwohnern.

Mutige Kurden

Darunter ist ein Mann, der Minen entschärft. Er hat fast 2,4 Millionen Minen ausgegraben und bei Unfällen beide Beine verloren, trotzdem macht er unverdrossen weiter.
Eine Spionin fing Gespräche des Sicherheitsdienstes und Verteidigungsministeriums ab und versorgte die Leute vom Widerstand gegen den Irak Sadam Husseins mit Medikamenten für Kranke und Verletzte. Heute ist sie Beauftragte für Frauenfragen, lokale Parteivorsitzende, Bürgermeisterin von Koya und seit 2010 Generaldirektorin einer Abteilung im Innenministerium, die sich mit Gewalt gegen Frauen, wie Misshandlungen, Ehrenmorde, Selbstverbrennungen befasst.
Peschmerga verteidigen ihr Land gegen die Terroristen des Islamischen Staates IS.
Islamische Theologen diskutieren während ihrer Ausbildung zu Imamen. Der Autor staunt über Sätze wie: „Man darf den Glauben eines anderen nicht mit Gewalt ändern….“. “Das kommt…von Unwissen und einem schmutzigen Milieu.“ Und „Wir haben halt das Pech, das wir Muslime geworden sind“, begleitet von einem kräftigen Lachen (S. 108)

Im Gefängnis wird gearbeitet

Peschmerga-Truppen verteidigen Berge, Ölfelder, Grenzen und vor allem ihr Land gegen den IS. Der Irak zerfällt in Regionen mit Kurden, Sunniten, Schiiten und Minderheiten wie Jesiden und Christen. Die Kurden haben ihre Chance auf einen eigenen Staat vor 20 Jahren ergriffen und bauen Schulen, Universitäten, Ölpipelines und Hotels.  Sogar das Gefängnis von Fort Suseh trägt zum Aufbau bei, denn die Häftlinge - Räuber, Mörder, Kidnapper, Bombenleger, Terroristen und ehemalige irakische Minister - arbeiten als Schweißer, Elektriker, Schreiner, Gärtner sogar als Imker. Dem Autor kommt der Besuch im Gefängnis wie eine Show vor, aber es ist Realität, denn bewaffnete Wachleute begleiten ihn und „haben ihre Augen überall.“ Freigelassene arbeiten als Friseure oder Restaurantbesitzer.

Giftgas sollte Kurden vernichten

Während seiner einmonatigen Reise beschreibt Hans-Joachim Löwer das Land wie es kaum in den Medien Erwähnung findet, nämlich positiv, mit Menschen, die ehrlich an ein Kurdistan glauben, das seit mehr als 20 Jahren eine autonome Region ist. 1991 ließen die USA eine Flugverbotszone einrichten, „um die Kurden vor Angriffen der Streitkräfte des Diktators Sadam Hussein zu schützen“, der Giftgas einsetzte, um die Kurden zu vernichten.

„Wir sind auf dem richtigen Weg“

Doch sie sind noch da und entschlossener als je zuvor, was Zitate, wie diese unterstreichen: „Unser Nationalismus war immer defensiv.“ (S. 15) „Wir haben nie andere Völker angegriffen, sondern immer nur uns selbst verteidigt. Aber wir lassen nicht zu, dass man uns unsere Rechte nimmt.“ „Wir sind anders als Araber…“ (S. 23) „Die Freiheit hat ihren Preis“ (S. 47) „Wir werden eine offene Gesellschaft… Wir sind auf dem richtigen Weg.“ (S.73) „In Kurdistan ist jeder willkommen, nur die nicht, die Gewalt predigen“ (S. 121).

Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass die Kurden in ihrem berechtigten Bestreben Unterstützung auch aus dem Westen erhalten. Sie selbst überwinden ihre Differenzen nun in einem Parlament und nicht mehr auf dem Schlachtfeld.


Autor:
Hans-Joachim Löwer, geb. 1948, ist Autor zahlreicher Bücher. Er war 16 Jahre Auslandsreporter des Stern und ein Jahr Redakteur für die deutschsprachige Ausgabe des National Geographic Magazins. Seine Reisen führten ihn in den Nahen Osten, nach Asien, Afrika und Lateinamerika, wo er in den 1990er Jahren Selbsthilfegruppen leitete. Rucksacktouren führten ihn 2003 nach Israel und Palästina.

Fazit:
Dieses Buch überrascht und beeindruckt. Es ist sehr gut geschrieben. Unterschiedlichste Menschen kommen zu Wort, Bilder bereichern die Berichte. Neue und unbekannte Informationen aus dem Nahen Osten, der in den Medien nur als Kriegsschauplatz dargestellt wird.
„Kurdistan ist anders“, hört der Autor immer wieder und sein Buch vermittelt ein positives Bild von einer Region, deren Menschen so viel Leid ertragen mussten.
Unbedingt lesenswert und allen empfohlen, die sich für mehr als nur Schlagzeilen interessieren.
Kompliment an Hans-Joachim Löwer für diesen couragierten Bericht.  


Hans-Joachim Löwer
Die Stunde der Kurden
Hardcover mit Schutzumschlag
Format 13,5 x 21,5 cm
208 Seiten
1.Auflage Februar 2015
Euro 24,99  Buch kaufen



Rezension: Orientbilder - Fotografien 1850 - 1910

Rezension


Orientbilder - Fotografien 1850 - 1910       

Noch bis zum 22. März 2015 werden im BildungsTURM in Konstanz Photographien von Orientbildern gezeigt, die zwischen 1850 und 1910 entstanden. In dieser Zeit begannen nicht nur die Reisenden den Orient zu entdecken sondern auch die Photographie. Waren es zuvor Maler, die Landschaften abbildeten und ihre Phantasien vom Orient auf Leinwand verewigten, so kam Mitte des 19. Jh. die Photographie als neues Instrument hinzu.

Die Ausstellung ist das Resultat einer Projektarbeit von Studenten der Universität Konstanz unter der Leitung von Bernd Stiegler und Felix Thürlemann während der Semester 2014/2015. In diesem Seminar wurde auch der informative Katalog mit aufschlussreichen Beiträgen zusammengestellt.

215 Bilder aus Ägypten, Nordafrika, Palästina und der Türkei zeigen Pyramiden, Obelisken, Landschaften, Menschen mit ihren Berufen und kunstvoll in Szene gesetzte Frauen und Männer in orientalischen Kostümen. Bilder, die der Photograph im Kopf hatte, wurden arrangiert, damit er sie zu Hause besser verkaufen konnte. Im Lauf der Zeit wurde die Phantasie ausschweifender und die Bilder freizügiger.

Bei den Photographien zeigt sich besonders deutlich, welches Bild sich der Photograph vom Orient macht und welche Szenen den Betrachter in Europa interessieren könnten. Der Photograph hat einen unmittelbaren Einfluss auf das Orientbild, den er ausnutzt. Ob dieses Bild realistisch ist oder nicht, steht weniger im Vordergrund als das Schöne, Fremdartige, Andere. Der Gegensatz vom prüden Abendland zum phantasievollen Morgenland, vom überlegenen Kolonialisten zum armen Eseltreiber oder zur exotischen Haremsdame ist gewollt und wird bewusst abgebildet. Nicht wenige Aufnahmen von Personen entstehen denn auch in Ateliers vor einem gemalten Hintergrund mit Minaretten oder Palmen und nicht als „Straßenszenen“. Die Photographen haben sich in den Ländern niedergelassen, um so „ihren“ Orient zu produzieren. Damit trugen sie wesentlich zum Klischee und der Vorstellung bei, die sich der europäische „Daheimgebliebene“ vom Orient machte.

Die Photographien von Städten zeigen ab 1875 bereits Panoramaansichten von Kairo, dem Bosporus und Istanbul.

Nach der Kolonisation der Maghrebländer Algerien, Tunesien und Marokko durch Frankreich wurde das inszenierte Orientbild auch nach Nordafrika getragen. Doch hier entstanden nicht gestellte ethnographische Bilder der unterschiedlichen Volksgruppen, die Landschaftsaufnahmen zeigen römische Aquädukte oder die riesigen Kalkablagerungen des Hammam Meskoutine mit seinen heißen Quellen, was so gar nicht an den Orient erinnert.

Nach 1900, der Tourismus und die Amateurphotographie hat bereits eingesetzt, sehen sich die Professionellen nach neuen Motiven um. Sie sehen sich nun als Künstler und schaffen ein vollends losgelöstes und imaginäres Bild vom Orient, das die Touristen während ihres kurzen Aufenthalts gar nicht zu Gesicht bekommen. Der Künstler kann zwar immer noch nicht in den Harem hineingehen, aber in den Studios entstehen nun Bilder von Akten, Odalisken vor „orientalischem“ Hintergrund mit Kamel, Wüste und Palmen, Haremsszenen, die überall entstanden sein könnten. Die Qualität der Aufnahmen wird besser, aber die Motive werden freizügig bis sexistisch, mit der Wirklichkeit im Orient haben sie nichts mehr zu tun.

Eine Ausstellung, die sich lohnt besucht zu werden. Wenn dies nicht möglich ist, zeigt der interessante Ausstellungskatalog die Aufnahmen in einer guten Zusammenstellung mit begleitendem Text, der zum Nachdenken über die Klischeevorstellungen vom Orient anregt. Ein empfehlenswertes Buch mit ergänzenden Informationen zu den Photographen.

Ausstellung in Konstanz vom 20.02. - 22.03.2015.
Danach wird sie der Kunstsammlung Jena vom 10. Dezember 2016 bis 05. März 2017 gezeigt.

BildungsTURM Konstanz
Kulturzentrum am Münster
Wessenbergstr. 43
Tel. 07531 900-907

Öffnungszeiten
Dienstag - Freitag 10 - 18 Uhr
Samstag - Sonntag 10 - 17 Uhr
Jeden Sonntag 15 Uhr Führung

10.12.2016 - 05.03.2017:
Kunstsammlung Jena
Markt 7
07743 Jena
Museen.Jena.de


Rezension: Worauf die Affen warten

Osburg Verlag
Rezension


Worauf die Affen warten    Yasmina Khadra   

Der Fall: Ein junges Mädchen, geschminkt wie für eine Hochzeit, wird brutal ermordet im Wald von Bainem in der Nähe von Algier aufgefunden. Nachdem eine Vermisstenanzeige bei der Polizei eingeht, stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um die Enkeltochter des Ministers Saad Hamerlaine handelt. Der betagte Minister hat keine Ahnung und sinkt schockiert auf seinen sündhaft teuren Sessel als Kommissarin Nora Bilal ihm das Bild der Leiche zeigt.
Hamerlaine glaubt Herr über Leben und Tod zu sein, dirigiert, denunziert und korrumpiert wie es ihm behagt. Er glaubt im Recht zu sein, nachdem er im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich bei der Front de Liberation (FLN) gekämpft hat und meint dadurch berechtigt zu sein, sich zu bereichern, wie so viele seiner Kollegen derselben Generation. Er ist ein Rboba, ein „Entscheider im Schatten“, der im Hintergrund die Fäden zieht.
Ed Dayem, Chef der meinungsmachenden algerischen Tageszeitung, versuchte sich nach Spanien abzusetzen, doch von dort wird er vom allmächtigen Minister zurückbeordert. „Immer, wenn er nach Algerien zurückkommt, fühlt er sich als Mörder, der an den Schauplatz seiner Verbrechen zurückkehrt.“ Auch er hat eine gewisse Macht als Eigentümer und Chefredakteur einer Zeitung, die für sich in Anspruch nimmt Ehen, Projekte, Karrieren zu fördern oder zu zerstören. So ist es ganz natürlich, dass Hamerlaine den Chefredakteur für seine Intrigen benutzt, ganz nach dem Motto: „Wahr ist, was die Leute für wahr halten. Jede noch so heilige Wahrheit, die nicht hieb- und stichfest ist, ist bloße Behauptung, und jede Ungeheuerlichkeit, die unwiderlegbar ist, ist absolute Wahrheit“.

Nach einigem Hin- und Herr kommen die Beamten der Polizei bei ihren Ermittlungen ganz gut voran. Doch dann wird ihnen plötzlich der Fall entzogen, kurz vor der Aufklärung des Mordes. Ein Blutbad in der Villa des Ministers stellt die Beamten vor neue Schwierigkeiten und Überlegungen. So schnell gibt die Kommissarin nicht auf und den Fall nicht ab, doch da passiert ein weiterer Mord….

Autor:
Yasmina Khadra ist das Pseudonym für den früheren Offizier Mohammed Moulessehoul, der 2000 aus der algerischen Armee austritt. Er zieht nach Frankreich, wo er heute das algerische Kulturinstitut leitet. Khadra schreibt seit den 1980er Jahren und ist mit der Figur des Kommissar Llob bekannt geworden. Seine Romane erscheinen auf Deutsch. In seinem letzten Buch beschreibt er sein Leben in: Der Schreiber von Koléa.

Fazit:
Yasmina Khadra kann es besser. Das Sprachniveau seiner Protagonisten ist sehr gewöhnlich. Die Abrechnung mit der korrupten „Regierungsmaschinerie“ von heute steht klar im Vordergrund, der Kriminalfall wird zur Nebensache. Nachdem alle Verdächtigen ausgeschaltet wurden, blieb nur noch der „kleine“ Inspektor übrig, um den Fall zu lösen. Ein Kriminalroman für echte Yasmina Khadra-Fans.


Der Autor besucht Deutschland im April und ist zu Gast in:

15.04.2015 Gütersloh, Buchhandlung Markus, 20 Uhr
16.04.2015 Düsseldorf, Institut Français, 19 Uhr
17.04.2015 Berlin, Kulturbrauerei, 19 Uhr


Mittwoch, 11. März 2015

Der Kampf ums Paradies

Zabern
Der Kampf ums Paradies

PAUL  M.  COBB

DER  KAMPF  UMS  PARADIES
Eine islamische Geschichte der Kreuzzüge

Die Geschichte der Kreuzzüge ist eine durch die christliche Brille bzw. Chronistik gefärbte Geschichte. Der renommierte Historiker Paul M. Cobb unternimmt in diesem Buch einen spannenden Perspektivwechsel.

Er schreibt diese Geschichte erstmals aus muslimischer Sicht und auf Basis arabischer Quellen. Dies ist nicht nur eine Geschichte von Kriegern und Königen und ihren Kämpfen im Heiligen Land. Sie erzählt auch von Grenzgängern und Wendehälsen, Botschaftern und Händlern, Gelehrten und Spionen. Aus der Perspektive mittelalterlicher Muslime zeigen sich die Kreuzzüge als höchst verzwicktes diplomatisches Schachspiel, als kommerzielle Chance und als Zusammenprall der Kulturen, der die muslimische Haltung gegenüber Europa und den Europäern bis zum Ausgang des Mittelalters und darüber hinaus prägte. (Verlagstext)

Übersetzt aus dem Englischen von Michael Sailer.

Autor:
Paul M. Cobb ist Professor für islamische Geschichte an der University of Pennsylvania. Islamische Sozial- und Kulturgeschichte des Mittelalters, islamische Literatur, die Beziehungen zwischen der islamischen Welt und dem Westen im Mittelalter sowie insbesondere die Geschichte der Kreuzzüge zählen zu seinen besonderen Forschungsinteressen.


Paul M. Cobb
Der Kampf ums Paradies
Hardcover mit Schutzumschlag
Format 15,5 x 23 cm
432 Seiten,  15 schwarz/weiß-Abbildungen und 10 Karten
1.Auflage 2015

Euro 29,95   Buch kaufen


Montag, 9. März 2015

30 Jahre Afrika

30 Jahre Afrika
Cargo Verlag

EDGAR  SOMMER


30  JAHRE  AFRIKA

Der "Grenzgänger" Edgar Sommer hat häufig auf Reisen und im Leben eigene Grenzen überschritten. Davon erzählt er in diesem Buch. Afrika ist immer ein völlig unberechenbarer Kontinent, der von ihm im wahrsten Sinne des Wortes erfahren wird. Er erzählt auch von den Projekten mit den Tuareg, über seine Begegnungen, von denen er meisterhafte Fotos machte. Ein tolles Buch über ein verwegenes Leben.


Edgar Sommer
30 Jahre Afrika
Format 21,6 x 21,4 cm
Hardcover gebunden
262 Seiten
Euro 26,80   Buch kaufen


Sonntag, 8. März 2015

Worauf die Affen warten

Worauf die Affen warten
Verlag Osburg 
Vorschau

YASMINA  KHADRA

WORAUF  DIE  AFFEN  WARTEN
Kriminalroman

Originaltitel:  Qu'attendent les singes

Der neue Khadra: schonungslos, abgründig, intelligent

Auf einer idyllischen Waldlichtung nahe Algier liegt verführerisch und auffällig geschminkt eine attraktive junge Frau. Brutal ermordet! Der kriminalistische Suchtrupp um Kommissarin Nora Bilal tappt lange im Dunkeln. Die Recherche, die in bewährter Khadra-Manier quer durch alle Schichten der algerischen Gesellschaft führt, von den Villen der Mächtigen, den Privatclubs und Edelrestaurants der Schickeria bis in die Elendsquartiere, ist reich an unerwarteten Wendungen. Bis zuletzt hält der Autor den Leser in Atem: rasante Schnitte, schnelle Szenenwechsel, pralle Schilderungen, zynische Kommentare, flotte Dialoge. Man sieht förmlich einen Film vor sich.

Zur großen Freude seiner Leser ist Khadra mit seinem neuesten Buch zu dem Genre zurückgekehrt, das ihn weltberühmt gemacht hat: dem politischen Krimi. Ein Buch von ungeheurer Spannung.
"Ihre Natur ist die Lüge, die Betrügerei ihr Prinzip, anderen zu schaden ihre Berufung. Und dieser Roman ihre Geschichte." (Yasmina Khadra über die Mächtigen Algeriens)  Verlagstext

Autor:
Yasmina Khadra ist der Künstlername des 1955 in Kenadsa (Algerien) geborenen Autors Mohammed Moulessehoul. 1964 tritt er in eine Kadettenschule ein und 1975 dem Vater zuliebe in die Militärakademie. 1992 wird er Kommandochef der Anti-Terror-Einheiten in der Provinz des Oranais. 2000 nimmt er seinen Abschied von der Armee und siedelt nach Frankreich über. Sein umfassendes schriftstellerisches Werk reicht bis in die Mitte der 80er Jahre zurück. Zuletzt erschienen auf Deutsch Die Landkarte der Finsternis und Die Schuld des Tages an die Nacht. Der Schreiber von Koléa erschien unter dem Titel L’écrivain erstmals 2001.Yasmina Khadra lebt heute in Paris, wo er seit November 2007 Direktor des algerischen Kulturzentrums ist.

Übersetzerin:
Regine Keil-Sagawe übersetzt aus dem Französischen. Sie studierte Romanistik und Germanistik in Bonn und Paris. Sie lebt als Kulturjournalistin und literarische Übersetzerin seit 1984 in Heidelberg, wo sie Impulse für den Kulturdialog mit dem Maghreb setzt.

Yasmina Khadra
Worauf die Affen warten
Hardcover mit Schutzumschlag
341 Seiten
1. Auflage 2015  
Euro 20,-   Buch kaufen 


Donnerstag, 5. März 2015

Tunesisch Häkeln


CENDRINE  ARMANI
TUNESISCHES  HÄKELN neu entdeckt

Ideen für Dekorationen und Accessoires

Lernen Sie die spezielle tunesische Häkeltechnik kennen. Sie ist alt, aber ganz und gar nicht aus der Mode gekommen. Einfache Technik, wundervolle Ergebnisse. Schals, Taschen, Hausschuhe, uvm. 

Anhand vieler Fotos und genauer Anleitungen zeigt Ihnen Cendrine Armani in ihrem neuen Werk fantasievolle Muster des Tunesischen Häkelns. Lassen Sie sich von 30 originellen Ideen für Dekorationen und modische Accessoires überraschen und lernen Sie die Vielfalt dieser traditionellen Häkeltechnik kennen. Dank ausführlicher Anleitungen und vieler Arbeitsschrittfotos lässt sich alles gut nacharbeiten.

Cendrine Armani
Tunesisches Häkeln neu entdeckt
64 Seiten, 22 x 29 cm, Hardcover
Euro 14,99  Buch kaufen


Samstag, 7. Februar 2015

Zum Tod von Assia Djebar

Assia Djebar - die große algerische Schriftstellerin ist von uns gegangen 
Assia Djebar (Wikipedia)

Am gestrigen Freitag, 6. Februar 2015 starb Assia Djebar in Paris. Sie gehörte zu den renommiertesten Schriftstellerinnen Algeriens. Als Fatma-Zohra Imalayèn wurde sie am 30. Juni 1936 in der algerischen Hafenstadt Cherchell geboren. Ihre Mutter entstammte einer Berberfamilie. Sie besuchte die Koranschule sowie die französische Grundschule, an der ihr Vater unterrichtete. Nach dem Abitur begann Assia Djebar 1955, als erste algerische Studentin in Paris, das Studium der Geschichte an der École Normale Supérieure de Sèvres, einer französischen Eliteuniversität.

Aus Fatma-Zohra Imalayèn wird Assia Djebar

1956 beteiligte sie sich am Streik algerischer Studenten in Paris aus Solidarität mit dem 1954 begonnenen Freiheitskampf ihrer Heimat. Während dieser Zeit arbeitete sie bereits am Manuskript ihres ersten Buches ›La Soif‹ (Durst), das sie unter dem Pseudonym Assia Djebar veröffentlichte, um ihrer Familie nicht zu schaden. 1958 ging sie mit ihrem ersten Mann, der im Widerstand kämpfte, nach Tunis und schrieb für eine politische Zeitung. Nach der Unabhängigkeit kehrte sie nach Algier zurück und trat eine Lehrtätigkeit für nordafrikanische Geschichte an der Universität an. Sie heiratete 1980 den Schriftstellerkollegen Malek Alloula, mit dem sie nach Paris übersiedelte. Während des „schwarzen Jahrzehnts“ in den 1990er Jahren kehrten sie aus politischen Gründen nicht nach Algerien zurück.

Als erste Frau aus dem Maghreb in die Academie française aufgenommen

Assia Djebar erhielt 2000 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für ihr Gesamtwerk und wurde 2005 als erste Persönlichkeit Nordafrikas in die ›Academie française‹ gewählt. Im selben Jahr wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück für Sprach- und Literaturwissenschaft verliehen. Assia Djebar lebte und lehrte in Paris und New York. Neben der schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete die Historikerin auch als Hochschullehrerin und Regisseurin. Ihre, auf Französisch geschriebenen Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt.

Schicksale von Frauen sind Hauptthemen ihrer Werke

In ihren Romanen beschäftigte sich Assia Djebar mit der algerisch-französischen Geschichte, mit Tradition und Moderne während der französischen Kolonialzeit, vor allem aber mit den Gefühlen, Wünschen und Schicksalen von algerischen Frauen und ihrem Streben nach Freiheit, Emanzipation, Widerstand gegen die patriarchalische Tradition, die sich oft nicht selbst Gehör verschaffen können.
Sie schrieb auf Französisch, bis algerische Kritiker ihr vorwarfen in der „Sprache des Feindes“ zu schreiben und sie sich in den 1970er Jahren dazu entschloss Hocharabisch zu studieren. Zunehmend beschäftigte sie sich, auch in ihren Dokumentarfilmen, mit dem Leben algerisch-berberischer Frauen.

Assia Djebars Bücher sind in Deutschland bekannt

Durch die Übersetzung ihrer Bücher wie „Weißes Algerien“, „Die Frauen von Algier“, „Weit ist mein Gefängnis“ und vielen mehr, die hauptsächlich im Unionsverlag erschienen, wurde sie in Deutschland bekannt. Ihr letztes Werk "Nirgendwo im Haus meines Vaters" (S.Fischer-Verlag) beschreibt ihre Kindheit und Jugend in Nordalgerien, wurde 2007 in Frankreich und 2009 in Deutschland veröffentlicht. Sie starb am 06. Februar 2015 in Paris,  ihr Grab wird in  Cherchell, ihrem Heimatort an der algerischen Mittelmeerküste, sein.

B.Agada



Mittwoch, 21. Januar 2015

Rezension: Araber als Teil der hellenistisch-römischen und christlichen Welt

Araber als Teil der hellenistisch-
römischen und christlichen Welt 
Rezension

AYAD  AL-ANI

Araber als Teil der hellenistisch-römischen und christlichen Welt  
Wurzeln orientalischer Betrachtung und gegenwärtiger Konflikte: von Alexander dem Großen bis zur islamischen Eroberung

  
Aktuelle Diskussionen über den Islam, Muslime und Bedrohung zeigen, wie wenig man voneinander weiß. Missverständnisse und die Angst voreinander führen bis in die Anfänge der arabischen und islamischen Geschichte zurück.

Das römische Imperium später Byzanz grenzte an die arabische Halbinsel, Syrien und Palästina gehörten dazu. Einzelne arabische Volksgruppen waren Christen, Nestorianer, Zoroastrier, Juden u.a. und viele Araber hatten hohe Posten in der römischen später byzantinischen Verwaltung inne. Auf der anderen Seite in Persien oder Indien war es genauso.

Entstehung des negativen Bildes der Araber

Professor Ayad Al-Ani untersucht in seiner Studie „auf Basis der westlichen und arabischen Sekundärliteratur“ die Entstehung des negativen Bildes der Araber in der Zeit von 331 v. Chr. (Alexanderfeldzug) bis 636 n.Chr. der Schlacht von Yarmuk, die  mit der Niederlage des byzantinischen Heeres gegen die Araber endete.

De-Arabisierung und Dekonstruktion der arabischen Geschichte

Dem Autor fällt auf, dass westliche Geschichtsschreiber die Araber als eine von vielen semitischen Gruppen auf der arabischen Halbinsel wahrnehmen, die relativ kurz vor der Ausbreitung des Islam ab 632 aus dem Dunkeln auftauchten und eine günstige Gelegenheit ausnutzten, um Byzanz und Persien zu bezwingen. Sie hätten dann nachträglich die Schrift, Dichtung und Religion „erfunden“, um eine „entsprechende geschichtliche Verankerung“ im neuen islamischen Reich zu belegen. Zudem würden westliche Wissenschaftler eine „De-Arabisierung“ und „Dekonstruktion der arabischen Geschichte“ betreiben und alle folgenden geschichtlichen und politischen Abläufe ausschließlich über die Religion des Islam erklären, wobei sie auch auf Historiker der Antike aufbauen, die die Präsenz der Araber im byzantinischen Reich und in Persien misstrauisch begegneten.

Trauma der westlichen Berichterstatter und Historiker?

Er führt diese religionsgeschichtliche Betrachtung auf ein eventuelles „Trauma“ zurück, das mit dem „Verlust des religiösen Kernlandes“ der Christen und Juden zu tun haben könnte. „Die islamischen Armeen Mohammeds“ haben bis zum 12. Jahrhundert (Kreuzzüge) die Länder des ehemaligen Römischen Imperiums erobert, was der Westen bis heute nicht verkraften könne. Deshalb werden aktuelle politische Veränderungen, wie der arabische Frühling, und mangelnde Demokratie mit religiösen bzw. religionsgeschichtlichen Ereignissen in  Zusammenhang gebracht, die allerdings 900 Jahre zurückliegen! Dass es in diesen Ländern keine Demokratie gibt, weil sie kolonisiert waren und der westliche Einfluss entwicklungshemmend für eine Demokratie war, wird nicht beachtet.

Christliche Araber, arabische Christen

Der heutige Nahe Osten, d.h. Syrien, Palästina u.a. war Teil der griechisch-hellenischen Epoche und des römischen Reiches und hier lebten und leben Beduinen (arabische Nomaden), sesshafte Araber, Kaufleute, Händler, Gelehrte, Politiker. Hier entstanden die drei monotheistischen Religionen. Araber, wie andere, waren immer Teil dieser griechisch-römischen, später byzantinischen und persischen Reiche. Insofern nahm es nicht Wunder, dass Araber hohe und höchste Posten in der Verwaltung bis zum Kaiser inne hatten und auch ihre Gewohnheiten und Religionen ausübten.

Mehr Gemeinsames als Trennendes

Als die Araber gegen Byzanz und Persien siegten, waren es vorerst arabische Siege und nicht islamische. Die Religion spielte anfangs keine Rolle, eher die Aussicht auf reiche Beute. Omayyaden integrierten Christen und diese erhielten hohe Posten in der Verwaltung wie Araber zuvor in Rom und Byzanz oder Persien. Araber ließen Kirchen bauen obwohl der Islam bereits präsent war und es gab „Gemeinsamkeiten bei der Gebetspraxis“, auch in den Gewohnheiten und der Sprache.
Erst die Abbasiden, die 750 die religionsliberalen Omayyaden ablösten, stellten den Islam, rund 130 Jahre!! nach seinem Entstehen in den Mittelpunkt ihrer Machtausübung.


Autor:
Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani studierte Wirtschaftswissenschaft und Politikwissenschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Wien. Er war Rektor und Professor an der ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin und Professor an der Hertie School of Governance in Berlin. Aktuell forscht Professor Al-Ani am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG). Prof. Al-Ani verfügt über zwanzig Jahre Erfahrung in internationalen Beratungsfirmen und war zuletzt Executive Partner bei Accenture und Managing Director des Wiener Büros.

Fazit:
Eine interessante Studie, die zeigt, wie mit einzelnen Begriffen die Betrachtung gesteuert werden kann, in dem etwas ausgelassen, verdreht oder ein anderes Wort gebraucht wird, das positiv oder abschreckend wirken soll.

Dabei läuft man allerdings Gefahr zu sehr die eine oder andere Seite zu bevorzugen, denn beim Beispiel des römischen Kaisers Septimius Severus, der im libyschen Leptis Magna 144 n. Chr. geboren wurde und neben Latein und griechisch auch punisch sprach, wird sich dieser nach einer 800jährigen phönizisch/punischen und rund 400jährigen römischen Geschichte kaum mehr als „Araber“ gesehen haben, auch wenn er eine Frau aus Syrien geheiratet hat.

Ein wichtiges Buch zur Aufklärung von Missverständnissen, Ungereimtheiten und eine Erinnerung, dass christliche Araber, Perser, Christen, Juden u.a. im Nahen Osten und auf der arabischen Halbinsel eine gemeinsame Geschichte schrieben und zusammenlebten, bevor der Islam sich als Religion etablierte und alle Religionen mehr Gemeinsames als Trennendes beinhalten.

B.Agada


Ayad Al-Ani
Araber als Teil der hellenistisch-römischen und christlichen Welt
Broschur (250 g)
182 Seiten mit 3 Karten
1.Auflage 2014
Euro 29,90  Buch kaufen





Der Islam

Der Islam Beck
HEINZ  HALM

DER  ISLAM

Geschichte und Gegenwart

Rund eine Milliarde Menschen - etwa ein Fünftel der Erdbevölkerung - bekennt sich zum Islam; fast drei Millionen Muslime leben in Deutschland. Der Islam ist allerdings kein uniformes Gebilde. Im Laufe seiner langen Geschichte hat er eine große Vielfalt von religiösen Richtungen, kultischen Praktiken und regionalen Sonderformen entwickelt. Der vorliegende Band schildert in knapper Zusammenfassung die grundlegenden historischen Entwicklungen des Islam, erklärt die zentralen Begriffe seiner Lehre und zeigt, wie der Islam der Gegenwart im Alltag funktioniert. (Verlagstext)


Autor:
Heinz Halm ist Professor em. für Islamwissenschaft an der Universität Tübingen und gilt international als einer der besten Kenner des schiitischen Islams. Von ihm liegen außerdem vor:  Die Araber (2010).  

Heinz Halm   
Der Islam
Paperback
112 Seiten mit 3 Karten und 2 Graphiken
9. aktualisierte Auflage 2014
Euro 8,95   Buch kaufen


Geschichte des Osmanischen Reiches

Geschichte des
Osman. Reiches Beck

SURAIYA  FAROQHI

GESCHICHTE  DES  OSMANISCHEN  REICHES

Suraiya Faroqhi schildert knapp, kenntnisreich und lebendig die Geschichte eines der mächtigsten Reiche des späten Mittelalters und der Neuzeit, das noch zu Ende des 19. Jahrhunderts das gesamte Gebiet der heutigen Staaten Türkei, Irak, Syrien, Libanon, Israel sowie Teile Griechenlands umfasste. Die Darstellung folgt der Chronologie der politischen Geschichte vom 14. Jahrhundert bis zur Auflösung des Reiches nach dem Ersten Weltkrieg und bezieht dabei die Geschichte von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur überall gleichwertig ein. (Verlagstext)


Autorin:
 [Prof. Dr.] Suraiya Faroqhi, geb. 1941 in Berlin, Professorin für Osmanistik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Arbeitsschwerpunkte: Osmanische Wirtschafts- und Sozialgeschichte: Städte, Alltagskultur, Frauen und Zünfte von 1450 - 1850.
Veröffentlichungen.
"Towns and Townsmen of Ottoman Anatolia" (1984)
"Pilgrims and Sultans, The Hajj under the Ottomans" (1994)
"Appoaching Ottoman History: An Introduction to the Sources" (1999)
(Stand: März 2001)  


Faroqhi, Suraiya
Geschichte des Osmanischen Reiches
Paperback
127 Seiten mit 2 Karten
6. Auflage 2014
Euro 8,95   Buch kaufen


Byzanz

Byzanz, Beck

RALPH-JOHANNES  LILIE

BYZANZ

Geschichte des oströmischen Reiches 326-1453

Die Darstellung von über tausend Jahren byzantinischer Geschichte bietet dem Leser einen kompetenten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen der Ereignisgeschichte von den Anfängen des vierten Jahrhunderts bis 1453 und verweist auf deren Kontinuitäten und Brüche. Zusammen mit einer auführlichen Zeittafel sowie einem Glossar im Anhang ist der Band eine äußerst informative Einführung in die Geschichte "Ostroms". (Verlagsinformation)


Lilie, Ralph-Johannes
Byzanz
Paperback
128 Seiten mit 2 Karten
6. aktualisierte Auflage 2014
Euro 8,95   Buch kaufen


Islamismus

Islamismus Beck


TILMAN  SEIDENSTICKER  

ISLAMISMUS

Geschichte, Vordenker, Organisationen

Spätestens seit der Iranischen Revolution von 1979 und erst recht seit dem 11. September 2001 hält der Islamismus die Welt in Atem. Tilman Seidensticker erklärt, was Muslimbrüder, Salafisten, Wahhabiten und andere Strömungen voneinander unterscheidet, auf welche Vordenker sie sich berufen und mit welchen Mitteln sie operieren, um das Ziel einer islamischen Politik und Gesellschaft zu erreichen. Ein „Muss“ für alle, die den islamischen Fundamentalismus und die Gefahr, die von ihm ausgeht, besser verstehen wollen.  (Verlagsinformationen)


Autor:
Tilman Seidensticker ist Professor für Islamwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine kommentierte Ausgabe der Geistlichen Anleitung der Attentäter vom 11. September 2001 wurde in mehrere Sprachen übersetzt.  

Tilman Seidensticker
Islamismus
Broschiert
127 Seiten
2. Auflage 2015
Euro 8,95   Buch kaufen


Empfehlung: Araber als Teil der hellenistisch-römischen und christlichen Welt

Araber als Teil der
christlichen Welt
Empfehlung

AYAD  AL-ANI

Araber als Teil der hellenistisch-römischen und christlichen Welt


Wurzeln orientalischer Betrachtung und gegenwärtiger Konflikte: von Alexander dem Großen bis zur islamischen Eroberung

Ayad Al-Ani beschreibt die Entstehung des westlichen Bildes über die Araber zu einer Zeit, als diese Teil der hellenistisch-römischen Welt waren, beginnend mit den Eroberungen Alexanders des Großen bis zum Sieg der Araber über Rom 636. Al-Ani zeichnet nach, wie stark und mannigfaltig die Araber in der hellenistisch-römischen Welt vertreten waren und wie sie gleichermaßen konsequent in der westlichen Darstellung als Außenseiter ihrer eigenen Geschichte dekonstruiert wurden. Dies ist bemerkenswert, weil gerade die hohe Anzahl arabischer Senatoren, arabischer und halbarabischer Cäsaren (Elagabal, Alexander Severus, Caracalla, Philippus Arabs) durchaus einen beachtlichen Einfluss auf die römische Lebensart, Religion und Politik hatten. Diese westliche Negativschablone wurde auch nicht dadurch gemildert, dass eine große Zahl der Araber der römischen Provinzen ab dem vierten Jahrhundert Christen waren. Im Gegenteil: Durch den späteren Verlust des christlichen Kernlandes im Zuge der arabischen Eroberung des römischen Ostens, dem Oriens, entstand ein Trauma, welches Eingang in den aktuellen »Kampf der Kulturen« findet. (Verlagstext)


Ayad Al-Ani
Araber als Teil der hellenistisch-römischen und christlichen Welt
Broschur (250 g)
182 Seiten mit 3 Karten
1.Auflage 2014
Euro 29,90    Buch kaufen


Freitag, 19. Dezember 2014

Rezension: Islamismus im Maghreb

Islamismus im Maghreb als Herausforderung für die EU-Sicherheitspolitik      
Tectum Verlag
Das Beispiel Algerien

Von Abderrahman Aresmouk

Das vorliegende Buch ist die Dissertation von Abderrahman Aresmouk an der Phillipps-Universität in Marburg 2013.

Der Autor Abderrahman Aresmouk versucht zu erklären, was hinter den Begriffen „Islamischer Fundamentalismus“, „Islamismus“ und „Politischer Islam“ steckt, was Islamismus im Maghreb bedeutet, wie dieser damit umgeht und wie es gelingen könnte durch umfangreiche Kenntnisse der „politischen, kulturellen und wissenschaftlichen“ Eigenheiten der Maghrebländer Algerien, Tunesien und Marokko eine langfristige Partnerschaft der EU bzw. Deutschland mit der Mittelmeerunion explizit mit den Maghrebländern unter Einbeziehung islamischer Werte aufzubauen.

Im ersten Kapitel beschäftigt sich der Autor mit dem Begriff „Fundamentalismus“, der zuvor den rückwärts gerichteten Protestanten des 20. Jh. in den USA zugeschrieben wurde. Der religiöse Fundamentalismus bezieht sich auf Widerstand und Kritik an der modernen Welt von heute, ist in der christlichen Welt ebenso vorhanden und wurde auf den Islam übertragen.
Bereits im Mittelalter begannen islamische Philosophen wie u.a. Ibn Rushd (Averroes) Koran und Sunna zu hinterfragen und zeitgemäß, d.h. im 12. Jh. zu interpretieren, was man Ischtihad nennt.

Das folgende Kapitel zeigt „Die polithistorischen Voraussetzungen des Maghreb“ und am Beispiel Algeriens, wie während der 132jährigen französischen Kolonialherrschaft nationales Bewusstsein der Traditionen und Religion unterdrückt wurden und sich aus der Befreiung in der nachkolonialen Zeit der islamische Fundamentalismus entwickeln konnte. Auch nach der Unabhängigkeit wird die „sozioökonomische Dominanz“ der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich als „Fortsetzung des Kolonialismus“ empfunden und diesen Eindruck nutzen die Islamisten für ihre Zwecke.

Die nachkolonialen Regierungen im Maghreb setzten zwar die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen fort, doch auf politischer Ebene wurde die Modernisierung im Westen nach dem zweiten Weltkrieg und die Demokratisierung als mit dem Islam unvereinbar zurückgewiesen. Hätte dieser Weg doch dem Festhalten an der Macht der autokratischen Herrschaftseliten entgegengestanden.
Tatsächlich fordert der „Islam die Gleichwertigkeit aller Muslime“ genauso wie das Christentum die Gleichheit der Gläubigen. Und die Revolutionen im säkularen Tunesien, in Ägypten wie im traditionalistisch islamischen Königreich Bahrain wurden von der Bevölkerung wegen der sozialen Ungerechtigkeiten ausgelöst, die sich gegen die Diktaturen ihrer Regierungen richteten und nicht aus religiösen Gründen!

Im dritten Kapitel wird die „sozioökonomische Entwicklung“ seit der Unabhängigkeit betrachtet.
In Algerien, wo erschwerend hinzukommt, dass es ein Teil von Frankreich war, setzte eine Entwicklung vom Agrar- zum Industriestaat ein und die Haupteinnahmequellen Erdöl- und Gasproduktion wurden verstaatlicht. Man konzentrierte sich auf die Schwerindustrie und vernachlässigte die Entwicklung des Mittelstandes, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Bildung und das Schulwesen.

Das vierte Kapitel zeigt die „Politisch-ideologischen Tendenzen im postkolonialen Algerien“ auf.
Der von der FLN geprägte Befreiungskrieg, der 1962 zur Unabhängigkeit führte, legitimierte in den Augen der Mitglieder jahrelang ihren Anspruch auf die politische Macht und ließ keine Demokratisierung zu. Dabei diente der „religiös gefärbte Nationalismus“ als Grundlage des Selbstverständnisses für die Einheitspartei FLN. Darüber hinaus diente die sozialistisch-kommunistische Ausrichtung nicht der Bevölkerung sondern nur der Bereicherung der Machtelite. Die Berufung auf den Islam als „einigendes Band der Nation“ war die einzige unumstrittene Gemeinsamkeit der vielfältigen algerischen Bevölkerung und die Einheitspartei beschwor damit eine „algerische Identität“ bzw. einen „algerischen Nationalismus“, der nie eintraf. Aus Enttäuschung wandten sich Teile der Bevölkerung den islamischen Bewegungen zu, die mehr und mehr soziale Aufgaben übernahmen und Hilfe anboten. Daraufhin erhielten sie mehr Einfluss, vor allem auf die Jugendlichen und konnten sich als Konkurrenz zur Einheitspartei aufschwingen, was sich in den gewonnen Wahlen 1989 zeigte.

Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem „Verhältnis der algerischen Staatsmacht gegenüber dem politischen Islam“. Hierin wird aufgezeigt, wie die Regierung der erstarkten FIS entgegentrat und wie in der Ära Bouteflika die „Repressionen mit subtileren Mitteln“ fortgesetzt werden.
Es werden Wege aufgezeigt, wie der Westen dazu beitragen könnte, eine algerische Demokratie zu etablieren und dass es mit gemäßigten Islamistischen Parteien durchaus möglich ist, demokratische Regierungsverantwortung zu erzielen, die beweisen, dass sich „Islamismus und Demokratie“ nicht gegenseitig ausschließen.

Im sechsten Kapitel wird der „Arabische Frühling 2011“ untersucht und festgestellt, dass in Algerien zwar die Bevölkerung unzufrieden ist, aber die Angst vor den Zuständen der 1990er Jahre überwiegt und es deshalb zu keinen flächendeckenden Ausschreitungen und keiner Änderung in der algerischen Politik kam.

Das siebte Kapitel „Islamismus in Algerien aus der Perspektive der EU-Sicherheitspolitik“ beschreibt in den Unterkapiteln die EU-Außenpolitik in den 1990er Jahren im Konflikt mit einer Unterstützung der Militärdiktatur und demokratischen Anspruch. Für die EU hat eine Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus Vorrang vor gutem demokratischem Regierungsstil. Die Abwehr von Flüchtlingen aus Nordafrika ist der EU wichtiger als die Hilfe beim Aufbau demokratischer Regierungsformen im Maghreb.

In seinem Fazit kommt Abderrahman Aresmouk unter anderem zum Resultat, dass es mit Hilfe der europäischen Nachbarn und einem ehrlichen Dialog mit allen Partnern, auch den gemäßigten islamistischen Parteien durchaus gelingen kann, christliche und islamische Werte zusammenzubringen. So wie es in Europa christliche Parteien gibt, muss man im Maghreb islamische Parteien akzeptieren.

Fazit
Der Vertrauensverlust der Bevölkerung in die algerische Regierung führte zur Hinwendung vor allem der frustrierten Jugend zu religiösen Gruppen, die ab 1970 bis 1980 in den Vorstädten neue Moscheen kreierten. Aus Mangel an eigenen Lehrkräften für den Arabisch- und Religionsunterricht nach der Unabhängigkeit, wurden Lehrer aus Ägypten und Saudi-Arabien angeworben, die neben der Sprache, die völlig anders war als das algerische Arabisch, auch ihre fundamentalistischen Ideologien mitbrachten, die im Maghreb zuvor unbekannt waren.
Der Autor zeigt anschaulich wie sich islamistische Parteien, Bewegungen oder Bruderschaften die Unfähigkeit der Regierungen zunutze machen und die sozialen Bedürfnisse der Bevölkerungen (Gesundheitswesen, Arbeitsplätze, Gemeinwesen) auffangen, um sie gleichzeitig für ihre Ideologien zu nutzen.
So zeichnet er minutiös am algerischen Beispiel den Weg der FIS nach, bis sie nach den Wahlen 1989 zur stärksten Partei und daraufhin verboten wurde. Erst da begannen die Spaltung und der bewaffnete Kampf, der zum Bürgerkrieg führte. Diesen Konflikt nutzte die Militärregierung für sich, um weiterhin an der Macht zu bleiben.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass korrupte Staaten, denen zuvor Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen wurden, in dem Moment zu „Freunden“ werden, wenn es den westlichen Staaten nützt, da sie ihre Waffen dorthin verkaufen können oder Erdöl bzw. Erdgas beziehen wollen.

Jede Entwicklung der Gesellschaft in den islamischen Ländern wird vom Westen als Bedrohung empfunden, aber es ist nur die geschürte Angstmache und die einseitige Wahrnehmung, die gesteuert wird. Historiker beschreiben bevorzugt die kriegerischen Auseinandersetzungen, z.B. zwischen Byzanz und dem aufsteigenden Islam oder im maurischen Spanien und stellen Islam und Christentum als Feindbilder gegenüber, wobei ein Jahrhunderte langes friedliches Zusammenleben der zivilen Bevölkerungen, gerade im Maghreb, und den gegenseitigen Befruchtungen durch Wissensaustausch und Handel kaum Erwähnung finden.

Birgit Agada


Abderrahman Aresmouk
Islamismus im Maghreb als Herausforderung für die EU-Sicherheitspolitik
Das Beispiel Algerien
Hardcover, 341 Seiten                  
1.Auflage 2014
Euro 39,95 inkl. MwSt.  Buch kaufen




Mittwoch, 19. November 2014

Rezension: Die Farben Marokkos und Namibia - Kalender

Rezension

Kalender :  Marokko und Namibia 2015

Beide Kalender werden vom Verlag Weingarten angeboten. Sie sind großformatige Wandkalender (55,5 x 45,5 cm) und ein Blatt entspricht einem Monat. Die Aufteilung ist gut gelungen, vier Fünftel des Platzes ist für die Bilder reserviert, die Monats-, Wochennamen und Feiertage sind dreisprachig Deutsch, Englisch und Französisch. Für eine gute Übersicht sorgt der freie Platz zwischen den einzelnen Wochen. Am Montag wird in Hochstellung auch die Kalenderwoche angegeben.

Die Farben Marokkos
Weingarten Verlag Kalender
Der Hintergrund bei diesem Kalender ist weiß, die Schriftfarbe dunkelgrau, der Sonntag und die Feiertage sind fett hervorgehoben.
Gezeigt werden wenig Landschaften, ein typisches Tor und Gegenstände wie Teekannen, Teppiche und Decken, was eher klischeehaft wirkt. Von weitem gesehen sind die von einer Agentur gekauften Fotografien schön bunt, doch bei näherer Betrachtung scheinen sie stark bearbeitet zu sein, um die Farben noch mehr zu betonen. Die vorherrschende Farbe auf sieben Bildern ist rotbraun. Das schöne Dunkelblau des Gebäudes im Jardin Majorelle in Marrakech (Mai) wirkt zu violett.
Sehr schön in der Aufteilung des Motivs und der Farbwiedergabe sind eigentlich nur die Kalenderblätter von November mit dem Ort Tafraout und von Dezember mit einer Innenansicht des Continentalhotels in Tanger.

Namibia
Weingarten Verlag Kalender
Norbert Becke hat die Bilder für den Landschaftskalender Namibia fotografiert. Der Hintergrund bei diesem Kalender ist schwarz, die Schriftfarbe weiß, der Sonntag und die Feiertage sind fett hervorgehoben. Gezeigt werden sehr schöne und typische Bilder, die man von Namibia erwartet. Dargestellt werden Dünen im Sossusvlei, Berglandschaften, Tiere und Bäume im Kaokoveld, am Okavangofluss, im Etoscha Nationalpark, NamibRand-Naturreservat und Namib Naukluft-Nationalpark. Der Fotograf hat sich intensiv mit dem Thema bzw. dem Land beschäftigt und das ist den Bildern anzusehen. Die Farben sind natürlich und der ganze Kalender ist gut gelungen.



Fazit:
Was bei beiden Kalendern fehlt, wie so oft bei Darstellungen aus afrikanischen Ländern, sind die Menschen, die auffallend nicht vorhanden zu sein scheinen.  
Das Thema „Farben Marokkos“ hätte man besser umsetzen können. Dazu gehören beispielsweise das Grün der Wälder, das Blau des Atlantiks, das Weiß des Schnees auf den Atlasbergen usw.


Euro 32,- inkl. MwSt. pro Kalender


B.Agada