Klett-Cotta |
Hundert Jahre nach dem 1.
Weltkrieg lässt Steffen Kopetzky in seinem Roman „Risiko“ die Geschichte
wieder aufleben.
Deutscher Djihad
Deutschland am Beginn des 1. Weltkriegs. Die Verbindung
mit dem Osmanischen Reich verleitet den Archäologen Freiherr Max von Oppenheim
zu einem Abenteuer, bei dem sich unter dem Titel „Deutscher Djihad“ die
arabischen Länder gegen England erheben sollen. Dazu wird eine geheime Expedition
nach Afghanistan organisiert. Mit dabei ist, neben Oskar Niedermayer, dem
Leiter der Mission, der Protagonist und fiktive Funkmatrose Sebastian
Stichnote, der zur Hauptfigur wird, und dessen Liebe zu Arjona und sein Auftrag
ihn vor dem kompletten Verfall in den Opiumwahn doch noch am Leben hält.
Interessante
Gestalten und das „Große Spiel“
Der Beginn des Buches lässt auf einen spannenden Verlauf
hoffen. Der Journalist der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), Adolph Zickler, scheint
ein Geheimnis mit sich herumzutragen. Der Konsulatsschreiber Amadeus Toth kann
ohne seine Bücher nicht sein und welche Rolle spielt der Waffenhändler Helphand
? Wer ist die geheimnisvolle Arjona ?
Der Prolog nimmt das Ende des Romans vorweg, der
afghanische Emir Habibullah Khan soll getötet werden. Bis es dann so weit ist,
vergehen siebenhundert Seiten, die mal mehr, mal weniger spannend sind.
Eingerahmt wird die Handlung vom „Großen Spiel“, das heute unter dem Namen
„Risiko“ bekannt ist.
Die Karawane zieht
nach Afghanistan
In Konstantinopel treffen sich die Teilnehmer der
Afghanistan-Expedition und andere zwielichtige Gestalten. Tatsächlich wurde zu
Beginn des ersten Weltkriegs die „Niedermayer-Hentig-Expedition“ durchgeführt
und Oskar Niedermayer leitete die Mission, um, gemeinsam mit Persien,
Afghanistan und Indien die Kolonialmacht England zu provozieren. Seine
Erlebnisse schildert er im 1925 erschienen Buch „Unter der Glutsonne Irans“,
aus dem Kopetzky zitiert.
Endlich, nach über dreihundert Seiten beginnt die
Karawane in Richtung Osten durch Wüsten und Berge zu ziehen. Nun driftet der
Roman in die Welt der Karl May-Romane ab und die Handlung plätschert vor sich
hin. Beschreibungen, Überfälle und Gefühlsregungen werden ausführlich in endlos
verschachtelten Sätzen wiedergegeben. Immer wieder wird Stichnote von seinen
Zahnschmerzen geplagt. Bis ihm der Zahn, in einem Weiler in Persien, endlich
gezogen wird, vergehen etliche Zeit (und Seiten) und er wird opiumsüchtig.
Die Expedition führt über Aleppo, Bagdad, Teheran, Isfahan
nach Herat in Afghanistan und endet mit etlichen Legenden der Paschtunen in
Kabul.
Fazit:
Warum der Vater des Schriftstellers Albert Camus, Lucien
Camus, ein Kellermeister im französischen Algerien so ausführlich beschrieben
wird, ist eher der Attraktivität des Namens Camus geschuldet.
Dass der Leser den britischen Spion Gilbert-Khan als
solchen relativ früh „enttarnt“ nimmt leider einige Spannung aus dem Buch.
Der Autor hat sehr viele, fast zu viele Details in dem
Buch untergebracht, wobei etliche historische und technische wirklich
interessant sind. Der Transport der Funkanlage war wohl auch für Niedermayer tatsächlich
ein großes Problem.
Alles in allem ein Abenteuerroman, der anfangs
interessant aufgebaut ist und die einzelnen Personen spannend vorstellt. Aber
je länger man liest, umso mühsamer werden die Spannungsspitzen erreicht und die
Handlung zieht sich in die Länge. Der Autor hat zehn Jahre daran gearbeitet.
Quantität an Seiten bringt nicht unbedingt Qualität mit
sich. Das betrifft nicht nur diesen Roman.
Steffen Kopetzky
Risiko
731 Seiten, Hardcover
1.Auflage 2015