Linda Sue Park
Der lange Weg zum
Wasser
Wie schwer es ist
im Süd-Sudan an sauberes Wasser zu gelangen, beschreibt Linda Sue Park in
dieser wahren Geschichte.
Salva, der 11jährige Dinka-Junge ist gerade in der
Schule, als Schüsse den Unterricht stören. Der Lehrer schickt die Kinder mit
nachdrücklichen Worten in den Busch. Sie sollten nicht mehr nach Hause in ihre
Dörfer gehen, die von bewaffneten Männern überfallen werden.
Ab 1983 herrscht im Sudan ein Bürgerkrieg, der die
überwiegend christliche Bevölkerung im Süden von der islamischen Bevölkerung im
Norden unterdrückt und zu größter Not führt.
Salvas Dorf Loun-Ariik wird 1985 überfallen. Er flieht,
wie viele andere, aus dem südlichen Sudan. Tausende Schulkinder, Jugendliche,
Frauen mit ihren Babys, Mädchen und Männer durchqueren Savanne und Wüste, um über
den Nil nach Äthiopien in Sicherheit zu gelangen, die nicht lange währt.
Die Autorin beschreibt den steinigen Weg des 11jährigen,
der zuvor ein normales Leben mit seiner Familie führte. Sein Vater hat ein Menge
Vieh, Mangel an Lebensmitteln herrscht nicht. Doch nun lernt Salva eine andere,
grausame Seite des Lebens kennen. Der kleine Junge ist allein, von seiner
Familie getrennt, er fühlt sich einsam und verlassen. Dann trifft er einen
gleichaltrigen Freund, doch der wird von einem Löwen getötet. Sein Onkel, den Salva
zufällig wiederfindet, wird vor seinen Augen von Räubern erschossen. Salva
sieht verdurstete Männer des Flüchtlingszuges und tausende Menschen, die auf der Flucht vor äthiopischen
Soldaten erschossen oder im Fluss von Krokodilen zerfetzt werden.
Doch eines konnte ihm sein Onkel noch mit auf seinen
Lebensweg geben: immer einen Schritt nach dem anderen zu gehen - vom Baum zum
Fels, vom Fels zum Busch, vom Busch zur Sanddüne usw. An dieses Motto hält sich
Salva und es hilft ihm in Flüchtlingslagern in Äthiopien und Kenya zu überleben,
6 Jahre in Äthiopien, 5 Jahre in Kenya.
Salva ist 22 Jahre alt, als Rettung für ihn und andere
junge Männer seines Alters naht. Wird er es schaffen, sein zukünftiges Leben in
einem anderen Kontinent zu meistern?
Nya, das Nuer-Mädchen lebt 2008 mit ihrer Familie im
Südsudan, nun der 54. Staat in Afrika. Dinka- und Nuer-Menschen mögen sich
nicht.
Jeden Tag geht Nya zweimal zu Fuß zur Wasserstelle. Sie
kann nicht öfter gehen, weil der Weg zum Brunnen zu weit ist. Sie ist auch 11
Jahre alt. Mutter kümmert sich um die Kleinsten. Das Wasser ist schlammig.
Während der Trockenzeit muss Nya tief graben, um noch ein paar Schlucke für die
Familie aus dem ausgelaugten Boden zu pressen. Es reicht trotzdem nicht für
alle, ihre kleine Schwester wäre fast gestorben.
2009 ist es endlich soweit. Ein Brunnen wird gebohrt. Später
kommt eine Schule dazu, die neben dem Brunnen gebaut wird. Nya kann es kaum
fassen, denn auch sie als Mädchen darf dort zur Schule gehen und sie hat die
Zeit dafür.
Etwas abseits steht ein Mann, ein Dinka. Nya, das
Nuer-Mädchen bedankt sich bei ihm.
Autorin
Linda Sue Park
lebt mit ihrer Familie in Rochester, New York. Sie verfasst Romane,
Bilderbücher und Gedichte. Mit ihrem Roman „A Single Shard“ gewann sie die
renommierte Newbery Medal.
Fazit:
Dieses Buch erinnert an die prekäre Situation im Sudan.
Auch heute ist noch kein Frieden eingekehrt. In der Darfur-Region im Westen
leben Tausende Menschen unter unwürdigen Verhältnissen in riesigen Lagern und
sind in Europa fast vergessen.
Der Südsudan ist zwar unabhängig, aber der Norden will
sich damit nicht abfinden und der Streit um die reichen Ölvorkommen im Süden sind
noch nicht beendet und damit auch nicht die Not der Menschen, die nicht nur
unter den schweren Kriegen sondern obendrein noch mit schweren Dürreperioden unfassbar
viel Leid ertragen müssen.
Die Autorin beschreibt mit großem Einfühlungsvermögen die
Wege von Salva und Nya. Sie erinnert damit an die Lage im Sudan und Südsudan,
die von Menschenrechtsorganisationen unterstützt, aber fast aus den Schlagzeilen
geraten ist.
Ein lesenswertes Buch für Jugendliche ebenso wie für
Erwachsene, sehr zu empfehlen, auch im Hinblick auf die Flüchtlinge in Europa,
für die eine Mahlzeit mit sauberem Wasser ebenso wichtig ist, wie für die Menschen
im Sudan.