Dienstag, 4. Oktober 2016

Rezension: Mogador- Roman

Mogador, rowohlt
Rezension

Martin Mosebach
Mogador  

Der Selbstmord des Bankangestellten Filter veranlasst Patrick Elff zur Flucht nach Essaouira, dem früheren Mogador an der Atlantikküste Marokkos. Dort angekommen wird er von Karim angesprochen, der ihm eine Bleibe anbietet. Bis sein Zimmer hergerichtet ist, geht er in ein Hammam. In der angenehmen Atmosphäre des warmen Dampfbads rekapituliert er seine letzten Stunden und die Kälte entweicht seinem Körper. Die Flucht nach Mogador scheint für Patrick Elff die letzte Hoffnung zu sein, er muss Monsieur Pereira treffen. Deshalb wagte er den Sprung aus dem Kommissariat, den Flug nach Casablanca und die Fahrt mit dem Bus nach Essaouira. Sein Gewissen meldet sich und er überdenkt das Verhältnis zu seiner argentinischen Frau Pilar. Im Haus der Khadija, wo er nun wohnt, gehen seltsame Dinge vor sich.

Der zweite Teil des Buches dreht sich um Khadija. Das Auf und Ab in ihrem Leben und ihr Tun werden auf über einhundert viel zu langen Seiten beschrieben. So wirkt die Geschichte allmählich langatmig und langweilig und man ist geneigt, das Buch zur Seite zu legen. Die vielen Vergleiche und Beschreibungen ziehen die Handlung unnötig in die Länge, so dass man beinah den Faden verliert.

Im dritten Teil kommt Khadijas Geschichte in der Gegenwart und somit in der Gegenwart Patricks in ihrem Haus an. Khadija reist nach Fez. Karim und Patrick sind allein im Haus. Rachida kommt herein und nimmt in der Mitte zwischen beiden Männern Platz. Karim beginnt an Rachida herumzuzerren und stachelt Patrick an sich auch mit Rachida zu vergnügen.
Nach zweiwöchigem Aufenthalt in Mogador kehrt Patrick über Marrakech nach Düsseldorf zurück. Er ist nochmal davongekommen.

Der Tenor des Buches ist das schlechte Gewissen, das die Protagonisten umtreibt. Das schlechte Gewissen führte Patrick nach Mogador und wieder nach Deutschland. Das schlechte Gewissen lässt Karim in der Nacht in sein Heimatdorf zurückkehren. Auch Khadija plagt das Gewissen, doch alle drei sind nochmal davongekommen, wie die anderen Figuren des Romans auch.

Autor:
Martin Mosebach, geboren 1951 in Frankfurt am Main, hat sich nach dem zweiten juristischen Staatsexamen 1979 in seiner Geburtsstadt als Schriftsteller niedergelassen und lebt dort noch heute. Sein erster Roman, Das Bett, kam 1983 heraus; seitdem sind zehn weitere Romane entstanden, dazu Erzählungen, Gedichte, Libretti und Essays über Kunst und Literatur, über Reisen, über religiöse, historische und politische Themen.

Fazit:
Obwohl sprachlich ausdrucksvoll, vielseitig und elegant geschrieben, ist der Roman für mich eher langatmig und nicht weiterführend in der Handlung, diese plätschert vor sich hin und alles löst sich in Wohlgefallen auf.
Der Stil des langen Beschreibens, ständig etwas vergleichend, macht müde und zieht die Handlung zu sehr in die Länge. Es gibt kaum eine Spannung, wenn sie da ist, wird sie von den vielen Gedanken des Autors und seiner Figuren wieder zerstreut.
Für Freunde des Autors Martin Mosebach sicherlich ein Lesevergnügen.