Freitag, 19. Dezember 2014

Rezension: Islamismus im Maghreb

Islamismus im Maghreb als Herausforderung für die EU-Sicherheitspolitik      
Tectum Verlag
Das Beispiel Algerien

Von Abderrahman Aresmouk

Das vorliegende Buch ist die Dissertation von Abderrahman Aresmouk an der Phillipps-Universität in Marburg 2013.

Der Autor Abderrahman Aresmouk versucht zu erklären, was hinter den Begriffen „Islamischer Fundamentalismus“, „Islamismus“ und „Politischer Islam“ steckt, was Islamismus im Maghreb bedeutet, wie dieser damit umgeht und wie es gelingen könnte durch umfangreiche Kenntnisse der „politischen, kulturellen und wissenschaftlichen“ Eigenheiten der Maghrebländer Algerien, Tunesien und Marokko eine langfristige Partnerschaft der EU bzw. Deutschland mit der Mittelmeerunion explizit mit den Maghrebländern unter Einbeziehung islamischer Werte aufzubauen.

Im ersten Kapitel beschäftigt sich der Autor mit dem Begriff „Fundamentalismus“, der zuvor den rückwärts gerichteten Protestanten des 20. Jh. in den USA zugeschrieben wurde. Der religiöse Fundamentalismus bezieht sich auf Widerstand und Kritik an der modernen Welt von heute, ist in der christlichen Welt ebenso vorhanden und wurde auf den Islam übertragen.
Bereits im Mittelalter begannen islamische Philosophen wie u.a. Ibn Rushd (Averroes) Koran und Sunna zu hinterfragen und zeitgemäß, d.h. im 12. Jh. zu interpretieren, was man Ischtihad nennt.

Das folgende Kapitel zeigt „Die polithistorischen Voraussetzungen des Maghreb“ und am Beispiel Algeriens, wie während der 132jährigen französischen Kolonialherrschaft nationales Bewusstsein der Traditionen und Religion unterdrückt wurden und sich aus der Befreiung in der nachkolonialen Zeit der islamische Fundamentalismus entwickeln konnte. Auch nach der Unabhängigkeit wird die „sozioökonomische Dominanz“ der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich als „Fortsetzung des Kolonialismus“ empfunden und diesen Eindruck nutzen die Islamisten für ihre Zwecke.

Die nachkolonialen Regierungen im Maghreb setzten zwar die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen fort, doch auf politischer Ebene wurde die Modernisierung im Westen nach dem zweiten Weltkrieg und die Demokratisierung als mit dem Islam unvereinbar zurückgewiesen. Hätte dieser Weg doch dem Festhalten an der Macht der autokratischen Herrschaftseliten entgegengestanden.
Tatsächlich fordert der „Islam die Gleichwertigkeit aller Muslime“ genauso wie das Christentum die Gleichheit der Gläubigen. Und die Revolutionen im säkularen Tunesien, in Ägypten wie im traditionalistisch islamischen Königreich Bahrain wurden von der Bevölkerung wegen der sozialen Ungerechtigkeiten ausgelöst, die sich gegen die Diktaturen ihrer Regierungen richteten und nicht aus religiösen Gründen!

Im dritten Kapitel wird die „sozioökonomische Entwicklung“ seit der Unabhängigkeit betrachtet.
In Algerien, wo erschwerend hinzukommt, dass es ein Teil von Frankreich war, setzte eine Entwicklung vom Agrar- zum Industriestaat ein und die Haupteinnahmequellen Erdöl- und Gasproduktion wurden verstaatlicht. Man konzentrierte sich auf die Schwerindustrie und vernachlässigte die Entwicklung des Mittelstandes, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Bildung und das Schulwesen.

Das vierte Kapitel zeigt die „Politisch-ideologischen Tendenzen im postkolonialen Algerien“ auf.
Der von der FLN geprägte Befreiungskrieg, der 1962 zur Unabhängigkeit führte, legitimierte in den Augen der Mitglieder jahrelang ihren Anspruch auf die politische Macht und ließ keine Demokratisierung zu. Dabei diente der „religiös gefärbte Nationalismus“ als Grundlage des Selbstverständnisses für die Einheitspartei FLN. Darüber hinaus diente die sozialistisch-kommunistische Ausrichtung nicht der Bevölkerung sondern nur der Bereicherung der Machtelite. Die Berufung auf den Islam als „einigendes Band der Nation“ war die einzige unumstrittene Gemeinsamkeit der vielfältigen algerischen Bevölkerung und die Einheitspartei beschwor damit eine „algerische Identität“ bzw. einen „algerischen Nationalismus“, der nie eintraf. Aus Enttäuschung wandten sich Teile der Bevölkerung den islamischen Bewegungen zu, die mehr und mehr soziale Aufgaben übernahmen und Hilfe anboten. Daraufhin erhielten sie mehr Einfluss, vor allem auf die Jugendlichen und konnten sich als Konkurrenz zur Einheitspartei aufschwingen, was sich in den gewonnen Wahlen 1989 zeigte.

Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem „Verhältnis der algerischen Staatsmacht gegenüber dem politischen Islam“. Hierin wird aufgezeigt, wie die Regierung der erstarkten FIS entgegentrat und wie in der Ära Bouteflika die „Repressionen mit subtileren Mitteln“ fortgesetzt werden.
Es werden Wege aufgezeigt, wie der Westen dazu beitragen könnte, eine algerische Demokratie zu etablieren und dass es mit gemäßigten Islamistischen Parteien durchaus möglich ist, demokratische Regierungsverantwortung zu erzielen, die beweisen, dass sich „Islamismus und Demokratie“ nicht gegenseitig ausschließen.

Im sechsten Kapitel wird der „Arabische Frühling 2011“ untersucht und festgestellt, dass in Algerien zwar die Bevölkerung unzufrieden ist, aber die Angst vor den Zuständen der 1990er Jahre überwiegt und es deshalb zu keinen flächendeckenden Ausschreitungen und keiner Änderung in der algerischen Politik kam.

Das siebte Kapitel „Islamismus in Algerien aus der Perspektive der EU-Sicherheitspolitik“ beschreibt in den Unterkapiteln die EU-Außenpolitik in den 1990er Jahren im Konflikt mit einer Unterstützung der Militärdiktatur und demokratischen Anspruch. Für die EU hat eine Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus Vorrang vor gutem demokratischem Regierungsstil. Die Abwehr von Flüchtlingen aus Nordafrika ist der EU wichtiger als die Hilfe beim Aufbau demokratischer Regierungsformen im Maghreb.

In seinem Fazit kommt Abderrahman Aresmouk unter anderem zum Resultat, dass es mit Hilfe der europäischen Nachbarn und einem ehrlichen Dialog mit allen Partnern, auch den gemäßigten islamistischen Parteien durchaus gelingen kann, christliche und islamische Werte zusammenzubringen. So wie es in Europa christliche Parteien gibt, muss man im Maghreb islamische Parteien akzeptieren.

Fazit
Der Vertrauensverlust der Bevölkerung in die algerische Regierung führte zur Hinwendung vor allem der frustrierten Jugend zu religiösen Gruppen, die ab 1970 bis 1980 in den Vorstädten neue Moscheen kreierten. Aus Mangel an eigenen Lehrkräften für den Arabisch- und Religionsunterricht nach der Unabhängigkeit, wurden Lehrer aus Ägypten und Saudi-Arabien angeworben, die neben der Sprache, die völlig anders war als das algerische Arabisch, auch ihre fundamentalistischen Ideologien mitbrachten, die im Maghreb zuvor unbekannt waren.
Der Autor zeigt anschaulich wie sich islamistische Parteien, Bewegungen oder Bruderschaften die Unfähigkeit der Regierungen zunutze machen und die sozialen Bedürfnisse der Bevölkerungen (Gesundheitswesen, Arbeitsplätze, Gemeinwesen) auffangen, um sie gleichzeitig für ihre Ideologien zu nutzen.
So zeichnet er minutiös am algerischen Beispiel den Weg der FIS nach, bis sie nach den Wahlen 1989 zur stärksten Partei und daraufhin verboten wurde. Erst da begannen die Spaltung und der bewaffnete Kampf, der zum Bürgerkrieg führte. Diesen Konflikt nutzte die Militärregierung für sich, um weiterhin an der Macht zu bleiben.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass korrupte Staaten, denen zuvor Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen wurden, in dem Moment zu „Freunden“ werden, wenn es den westlichen Staaten nützt, da sie ihre Waffen dorthin verkaufen können oder Erdöl bzw. Erdgas beziehen wollen.

Jede Entwicklung der Gesellschaft in den islamischen Ländern wird vom Westen als Bedrohung empfunden, aber es ist nur die geschürte Angstmache und die einseitige Wahrnehmung, die gesteuert wird. Historiker beschreiben bevorzugt die kriegerischen Auseinandersetzungen, z.B. zwischen Byzanz und dem aufsteigenden Islam oder im maurischen Spanien und stellen Islam und Christentum als Feindbilder gegenüber, wobei ein Jahrhunderte langes friedliches Zusammenleben der zivilen Bevölkerungen, gerade im Maghreb, und den gegenseitigen Befruchtungen durch Wissensaustausch und Handel kaum Erwähnung finden.

Birgit Agada


Abderrahman Aresmouk
Islamismus im Maghreb als Herausforderung für die EU-Sicherheitspolitik
Das Beispiel Algerien
Hardcover, 341 Seiten                  
1.Auflage 2014
Euro 39,95 inkl. MwSt.  Buch kaufen




Mittwoch, 19. November 2014

Rezension: Die Farben Marokkos und Namibia - Kalender

Rezension

Kalender :  Marokko und Namibia 2015

Beide Kalender werden vom Verlag Weingarten angeboten. Sie sind großformatige Wandkalender (55,5 x 45,5 cm) und ein Blatt entspricht einem Monat. Die Aufteilung ist gut gelungen, vier Fünftel des Platzes ist für die Bilder reserviert, die Monats-, Wochennamen und Feiertage sind dreisprachig Deutsch, Englisch und Französisch. Für eine gute Übersicht sorgt der freie Platz zwischen den einzelnen Wochen. Am Montag wird in Hochstellung auch die Kalenderwoche angegeben.

Die Farben Marokkos
Weingarten Verlag Kalender
Der Hintergrund bei diesem Kalender ist weiß, die Schriftfarbe dunkelgrau, der Sonntag und die Feiertage sind fett hervorgehoben.
Gezeigt werden wenig Landschaften, ein typisches Tor und Gegenstände wie Teekannen, Teppiche und Decken, was eher klischeehaft wirkt. Von weitem gesehen sind die von einer Agentur gekauften Fotografien schön bunt, doch bei näherer Betrachtung scheinen sie stark bearbeitet zu sein, um die Farben noch mehr zu betonen. Die vorherrschende Farbe auf sieben Bildern ist rotbraun. Das schöne Dunkelblau des Gebäudes im Jardin Majorelle in Marrakech (Mai) wirkt zu violett.
Sehr schön in der Aufteilung des Motivs und der Farbwiedergabe sind eigentlich nur die Kalenderblätter von November mit dem Ort Tafraout und von Dezember mit einer Innenansicht des Continentalhotels in Tanger.

Namibia
Weingarten Verlag Kalender
Norbert Becke hat die Bilder für den Landschaftskalender Namibia fotografiert. Der Hintergrund bei diesem Kalender ist schwarz, die Schriftfarbe weiß, der Sonntag und die Feiertage sind fett hervorgehoben. Gezeigt werden sehr schöne und typische Bilder, die man von Namibia erwartet. Dargestellt werden Dünen im Sossusvlei, Berglandschaften, Tiere und Bäume im Kaokoveld, am Okavangofluss, im Etoscha Nationalpark, NamibRand-Naturreservat und Namib Naukluft-Nationalpark. Der Fotograf hat sich intensiv mit dem Thema bzw. dem Land beschäftigt und das ist den Bildern anzusehen. Die Farben sind natürlich und der ganze Kalender ist gut gelungen.



Fazit:
Was bei beiden Kalendern fehlt, wie so oft bei Darstellungen aus afrikanischen Ländern, sind die Menschen, die auffallend nicht vorhanden zu sein scheinen.  
Das Thema „Farben Marokkos“ hätte man besser umsetzen können. Dazu gehören beispielsweise das Grün der Wälder, das Blau des Atlantiks, das Weiß des Schnees auf den Atlasbergen usw.


Euro 32,- inkl. MwSt. pro Kalender


B.Agada






Rezension Eine Reise um die Welt 2015 - Kalender

Harenberg Verlag Kalender
Rezension

Eine Reise um die Welt 2015


Als erstes fällt die Verpackung auf. In einer stabilen Schachtel liegt das gute Stück. Sollte man den Kalender nicht aufheben wollen, was schade wäre, so ist diese Box auch für eigene Bilder oder andere Reisesouvenirs gut nutzbar. Das Titelbild stellt die Inselgruppe Monuriki im Pazifik dar.
Auf der Rückseite wird in fünf Punkten auf den Inhalt hingewiesen: „Paradiesische Landschaften, Fremde Kulturen, Spektakuläre Architektur, Exotische Tiere und farbenprächtige Pflanzen, Geheimnisvolle Natur.“ Der Kalender wird als „hochwertiges Geschenk“ empfohlen mit einem „Klar gegliederten Kalendarium, Jahresübersichten für 2015 und 2015, die stabile Vorrichtung zum Aufstellen mit Spiralbindung und für jeden Tag ein faszinierendes Farbfoto mit Bildlegende.“

Zum Inhalt: 365 faszinierende Fotografien verspricht der Harenberg - Verlag und er hat Recht. Die ausgesuchten Bilder sind sehr schön und schön bearbeitet. Landschaften, Menschen, Stadtansichten, Tier- und Pflanzenporträts, einsame Inseln, Innenansichten aus vielen Ländern zeigen bekannte, aber auch ungewöhnliche Ausschnitte und Perspektiven. Drei Viertel eines Kalenderblatts bedeckt das Bild, der Text steht rechts daneben und ist weiß auf schwarzem Hintergrund gedruckt.

An den Texten scheinen mehrere Autoren gearbeitet zu haben, was sich an der Beschreibung zu den Bildern gut verfolgen lässt. Viele Texte sind treffend formuliert und informativ wie zum Beispiel am 20. Oktober die Information über die grünen Meeresschildkröten, die gefährdet sind oder am 23. Mai über die Blüten des Kapernbusches, die kaum bekannt sind, deren Knospen in der Küche oft verwendet werden. Eine seltene Perspektive zeigt das Bild am 2. November vom Tafelberg in Kapstadt. Sehr treffend formuliert ist der Text vom 23. Januar mit der Beschreibung des marokkanischen Dorfes Oudad Agard bei Tafraout mit seinem markanten Berg, der wie „Napoleons Hut“ aussieht. Am 26. Juli lädt der Hinweis auf das Museum für arabische Mittelmeermusik in Sidi Bou Said in Tunesien zu einem Besuch des Palastes Ennejma Ezzahra ein, der dem Baron Rodolphe d’Erlanger (1872-1932) gehörte, der selbst Musikwissenschaftler und Orientalist war.

Doch leider wollen manche Texte so gar nicht zu den Bildern passen und es gibt auch konkrete Fehler zu bemängeln. 5. März: der Südosten Algeriens grenzt nur an Libyen und Niger, nicht an Mali, was im Südwesten an Algerien grenzt und auf diesem Bild ist das Tassili Tadrart zu sehen. 20. September: Tuareg leben nicht in vielen Ländern Afrikas, von denen es 54 gibt, sondern nur in fünf, die in der zentralen Sahara liegen, nämlich in Algerien, Libyen, Mali, Niger und Burkina Faso. Außerdem ist Djanet auch heute noch von Tuareg bewohnt und nicht „bis zum 19. Jh.“ (21. Oktober).
Unglücklich ist die Beschreibung vom 7. Oktober über die berühmten Flamingokolonien am Lake Nakuru in Kenia, gezeigt werden Bäume.
Besonders kritisch wird es am 5. Juni. Hier wird auf dem Bild eine Oscher (Calotropis procera) gezeigt und nicht die ähnlich aussehende und mit ihr verwandte Kronenblume, und es wird auf die Nützlichkeit zum Abnehmen hingewiesen. Richtig ist vielmehr, dass die abgebildete Pflanze in Teilen giftig ist und schon ein Tropfen seines Milchsaftes für die Augenschleimhäute gefährlich wird.

Fazit:
Die Texte, zumindest für Afrika kann ich es beurteilen, sind teilweise unterhaltsam, doch weniger informativ. Wer sich für schöne Bilder entscheidet, wird jeden Tag mit einem neuen Motiv aus weiter Welt belohnt. Auf dem Schreibtisch im Büro oder zu Hause aufgestellt, laden sie zum Nachdenken über das nächste Urlaubsziel ein.

Euro 22,99 inkl. MwSt.

B.Agada


Dienstag, 15. Juli 2014

Starke Stimmen der Gegenwartsliteratur in Marrakech

Wilde u Partner © La Mamounia Exterior View at Night
Starke Stimmen der Gegenwartsliteratur in Marrakech

Der marokkanische Literaturpreis „Prix Littéraire“ wird in der Hotellegende La Mamounia vergeben.

Hochkarätige Jury, spannendes Teilnehmerfeld: Die fünfte Runde des „Prix Littéraire de La Mamounia“ hat begonnen. Acht aktuelle Neuerscheinungen frankophoner Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus Marokko wurden für die Jubiläumsausgabe des Awards nominiert. Die Entscheidung fällt am 20. September 2014, wenn die mit Persönlichkeiten der Literaturszene besetzte Jury im La Mamounia tagt. Der mit umgerechnet 18.000 Euro dotierte Preis hat das Ziel, der zeitgenössischen marokkanischen Literatur ein international beachtetes Forum zu bieten. Damit unterstreicht das weltberühmte Luxushotel seinen Anspruch, die faszinierende und facettenreiche Kultur des nordafrikanischen Landes aktiv zu fördern.

Jurypräsidentin Christine Orban

Zum vierten Mal in Folge wurde die renommierte marokkanische Schriftstellerin Christine Orban mit der Jury-Präsidentschaft betraut.  Neben US-Bestsellerautor Douglas Kennedy, dem belgischen Literaturprofessor Vincent Engel sowie dem marokkanischen Journalisten und Philosophen Adil Hajjj gehört dem siebenköpfigen Gremium auch der franko-kongolesische Schriftsteller Alain Mabanckou an –  eine der stärksten Stimmen der französischen Gegenwartsliteratur. Mit Mohamed Nedali und Rachid O. sind zudem die Träger des „Prix Littéraire de La Mamounia“ aus den Jahren 2012 und 2013 Teil der Jury.

Spannende Einblicke in die marokkanische Gesellschaft

Die für den Literatur-Award nominierten Werke wurden alle zwischen Juni 2013 und Mai 2014 publiziert. Wie in den Vorjahren bieten die Bücher spannende Einblicke in die Sprachvielfalt und Themenwelt der marokkanischen Gesellschaft. Manche Geschichten reichen auch über Marokko hinaus – nach Frankreich natürlich, aber auch nach Algerien, Ruanda oder in den Kongo.  Drei der acht nominierten Werke stammen von Frauen.

Drei nominierte Werke von Frauen und fünf von Männern

Und das sind die Anwärter auf den La Mamounia Literatur-Award 2014:

             Boutaina Azami: “Au café des faits divers“
             Reem Laghrari Benmehrez: “Ordonnances & Confidences“
             Hafid Aboulahyane: “31 février”
             Mustapha Bouhaddar: “Les Tribulations d'un intérimaire”
             Naima Lahbil Tagemouati: “La liste“
             Reda Dalil: “Le Job”
             Souag Moha: “Nos Plus Beaux Jours”
             Mai Do Hamisultane: “La blanche Frau”



© La Mamounia
Hotel La Mamounia

Nach dreijährigem Facelift hat das legendäre Palasthotel der marokkanischen Königsstadt Marrakesch seinen Platz unter den begehrtesten Luxus-Adressen der Welt wieder eingenommen. Es bietet seinen Gästen 210 spektakulär schöne Zimmer, Suiten und Riads. Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2009 verbindet sich die glamouröse Geschichte des Hauses mit allen Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts zu einem einzigartigen Erlebnis von Sinnlichkeit, Emotionalität und Zauber. Wo Prinz Mamoun im 18. Jahrhundert opulente Partys feierte und Hitchcocks „Der Mann, der zu viel wusste“ entstand, tauchen die Gäste jetzt in ein modernes Märchen ein. Das verspielte Dekor, der sagenhafte Garten, ein 2.500 Quadratmeter großes Trend-Spa und ein Feinschmecker-Universum mit zwei gefeierten Zwei-Sterne-Köchen sind die Glanzlichter des Hotels.

Veranstaltungstermin: 20.09.2014
Ort: Marrakech, Hotel La Mamounia 

Weitere Informationen zum Hotel unter www.mamounia.com.  Das marokkanische Fremdenverkehrsamt informiert unter www.visitmorocco.com  über Marokko und Marrakech.





Freitag, 11. Juli 2014

Heiliger Krieg - Heiliger Profit

Heiliger Krieg Heiliger Profit
MARC ENGELHARDT

HEILIGER  KRIEG - HEILIGER  PROFIT

Afrika als neues Schlachtfeld des internationalen Terrorismus

Afrikas Terroristen machen weltweit Schlagzeilen: Im September 2013 attackierte die al-Shabaab-Miliz ein Einkaufszentrum im kenianischen Nairobi und tötete mehr als 60 Menschen.
Mali wird von al-Qaida-Zellen aus der Sahara bedroht - ein Konflikt, der auch auf die Nachbarländer ausstrahlt. Die EU warnt vor einer »Bedrohung für Europa«. Auch die Bundeswehr ist bereits vor Ort.
Woher kommen diese Terroristen, warum sind sie so erfolgreich - und wie finanzieren sie sich?

Marc Engelhardt weist nach, dass Ideologie und Religion oft zweitrangig geworden sind. Söldnertum
gehört ebenso zu den Geschäften der Terroristen wie Piraterie, Drogen- und Menschenhandel oder
Kidnapping. Eine neue Form der organisierten Kriminalität ist entstanden.

Der langjährige Afrika-Korrespondent verbindet eigene Recherchen mit Experteninterviews und
Analysen. Sein Überblick reicht vom westafrikanischen Narkostaat Guinea-Bissau über die
Boko-Haram-Bewegung in Nigeria bis zur millionenschweren Schmuggelindustrie von al-Shabaab in
Somalia. Ein fundiertes und packend geschriebenes Grundlagenwerk zum neuen Terror in Afrika. (Verlagstext)

Autor:
Marc Engelhardt, geb. 1971, war von 2004 bis 2010 in Nairobi als Afrika-Korrespondent für Radio, TV sowie zahlreiche Zeitungen tätig. Seit 2011 lebt der studierte Geograph, Meeresbiologe, Jurist und Philosoph in Genf, berichtet über die UN und analysiert Geschehnisse auf dem afrikanischen Kontinent, den er regelmäßig bereist, Verfasser zahlreicher Bücher, zuletzt »Somalia - Piraten, Warlords, Islamisten« (2012). 

Marc Engelhardt
Heiliger Krieg - Heiliger Profit
Broschur, 224 Seiten, 2 Karten
1. Auflage 2014
Preis: Euro 16,90  Buch kaufen





Samstag, 14. Juni 2014

Maurenland, Christenland - Rezension

Maurenland, Christenland
Ein Ritter, ein König, ein Poet
Rezension
MAURENLAND,  CHRISTENLAND
Ein Ritter, ein König, ein Poet: 
Drei Jahrhunderte spanische Reconquista

ISABEL  BLANCO  DEL  PINAL

Wer eine Kulturreise nach Spanien plant und sich darauf vorbereiten möchte, kommt um die Bücher von Isabel Blanco del Piñal nicht herum. Mit ihren außerordentlichen Detailkenntnissen über Land und Leute bringt sie den interessierten Leser das „goldene Zeitalter“ Spaniens, nämlich das Andalusien (Al-Andalus) des Mittelalters näher.

Das vorliegende Buch Maurenland, Christenland gibt die Lebensgeschichte 3 bedeutender Männer aus wichtigen Epochen wieder: Ritter Rodrigo Diaz de Vivar, genannt El Cid, aus dem 11. Jahrhundert, König Alfons X. aus dem 13. Jahrhundert und Dichter Miguel de Cervantes Saavedra aus dem 16./17. Jahrhundert. Alle drei lebten in Spanien in unruhigen politischen Zeiten, die sie mit ihren Taten beeinflussten bzw. unterhielten.

Der Ritter Rodrigo Diaz de Vivar

Wer kennt ihn nicht, den couragierten Ritter, der mal mit mal gegen die Mauren in den Kampf zog und durch den Hollywoodfilm aus den 1960er Jahren, „Der Cid“ mit Charlton Heston und Sophia Loren, auch in Deutschland berühmt wurde.
Das Leben von Rodrigo Diaz de Vivar beginnt 1043, als die Andalusier, die Muslime berberisch-arabischer Abstammung, fast ganz Spanien beherrschten. Zu dieser Zeit begann die Macht zu bröckeln, denn die berühmten Kalifen der Omayyadenherrschaft hatten unfähige Nachfolger, die das große Reich nicht zu regieren wussten und so zerfiel es in kleine Königreiche, die Taifas. Lebten vorher Muslime, Christen und Juden „gleichberechtigt“ unter islamischer Herrschaft neben- und miteinander, so witterten nun die nördlichen vier Königreiche Asturien-Léon-Kastilien, Aragon, Navarra und Katalonien ihre Chance auf Rückeroberung der ehemals westgotischen Gebiete.

Rodrigo Diaz de Vivar zieht von einer erfolgreichen Schlacht zur nächsten und wird dadurch immer reicher und mächtiger, doch „seinem“ König Alfons VI. bleibt er treu. Genauso oft verhandelt er aber auch mit den andalusischen Königen der Taifas und kann letztlich Valencia, sein großes Ziel für sich erobern. Mal kämpft er für die Andalusier mal gegen sie und dieses Wechselspiel brachte ihm später den umstrittenen Ruhm als „Maurenfreund“ ein, der genauso gut arabisch wie spanisch sprach und die Sitten und Traditionen auf beiden Seiten kannte.
Während auf der anderen Seite des Mittelmeers die Kreuzritter Jerusalem eroberten, starb 1099 der mutige Ritter Rodrigo, der den Titel El-Cid (arab. Sidi, respektvoller Herr) von den Andalusiern erhielt.

Das Leben des Cid wird in diesem Buch von der christlichen und maurischen Seite sowie durch die tatsächliche Geschichte und Legenden betrachtet, das bis ins 20. Jahrhundert immer wieder Thema von Theaterstücken, Filmen, Literatur war und sogar für Machtspiele der Franco-Diktatur missbraucht wurde. Bis heute Rodrigo Diaz de Vivar, genannt der Cid, zu den spanischen Nationalhelden.

Der König Alfons X.

Das 13. Jahrhundert wird mit der Persönlichkeit des Königs Alfons X. von Kastilien und Leon beschrieben. Er war einer der gebildetsten Herrscher seiner Zeit, für ihn spielen Geisteswissenschaften, fortschrittliches Denken, Toleranz und Dichtkunst eine bedeutende Rolle. Er schrieb über Astronomie, Astrologie, Mathematik und Recht, verfasste Gesetzestexte, aber auch Bücher über Würfel- und Brettspiele. Chronisten überwachte er persönlich und natürlich verschönte er, wie seine Nachfolger auch, für ihn nachteilige Passagen. Die Übersetzerschule von Toledo wurde unter seiner Herrschaft wieder weltberühmt und Christen, Muslime und Juden arbeiteten eng miteinander.
Seine dichterische Liebe galt der Heiligen Maria, für die er eigene Gedichte verfasste und von überall Geschichten und Gedichte sammelte, die in seinem Werk „Las Cantigas de Santa Maria“ (Die Loblieder der Heiligen Maria, 1277-1282) zusammengetragen und veröffentlicht wurden.

Doch neben all diesen wissenschaftlichen Tätigkeiten war Alfons X. auch noch König und als solcher „Imperator und Souverän von Gottes Gnaden“, der keine Einmischung von außen durch die Kirche duldete, was in einer Zeit, in der auf der anderen Seite des Mittelmeers die Kreuzzügler Jerusalem beherrschten und sich die Kirche überall einmischte, nicht so einfach war, denn Alfons war tolerant und offen für die andalusische und islamische Kultur.
Sein Ehrgeiz Kaiser des heiligen römischen Reiches zu werden, leerte die Staatskassen und brachten Alfons, neben anderen eher undurchsichtigen Machenschaften, zu Fall.

Der Dichter Miguel de Cervantes Saavedra

1547 wurde Miguel de Cervantes Saavedra in der Nähe von Madrid geboren. Berühmt wurde er durch seinen Roman „Don Quichotte von La Mancha“. Weniger bekannt sind seine vielen Theaterstücke und Sonetten, mit denen er versuchte seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was aber auch in dieser Zeit nicht reichte und so nahm er andere Stellen, auch am spanischen Hof an, um seine Familie ernähren zu können, was im 16. Jahrhundert ziemlich schwierig war. Die spanischen Plünderungen Südamerikas brachten zwar viel Gold und Geld in die Staatskasse Spaniens, die König Philipp II. schnell durch die Ausrüstung der Armada gegen England und vieler anderer Ausgaben wieder verlor.

Das Leben Miguel de Cervantes ist gekennzeichnet von Ungerechtigkeiten ihm gegenüber, Geldmangel, Gefängnisaufenthalte und erst spätem Ruhm als „Erfinder des modernen Romans“, der ihm allerdings keinen „Geldsegen“ brachte, im Gegenteil, der Neid seiner Dichterkollegen begleitete ihn bis an sein Lebensende.
Zu seiner Zeit spielte die Geschichte des 16./17. Jahrhunderts auf dem Mittelmeer zwischen türkischer Herrschaft zur See und auf der südlichen Mittelmeerseite und den europäischen Versuchen die Osmanen zu besiegen. Cervantes war  1571 bei der Schlacht von Lepanto dabei, als die Europäer diese Seeschlacht gegen die Osmanen gewannen und er als Gefangener nach Algier kam. Dort blieb er einige Jahre bis er freigekauft wurde und nach Spanien zurückkehrte.

Für Cervantes waren Freiheit und Gerechtigkeit von überragender Bedeutung, um beides musste er immer wieder kämpfen und erlebte doch am eigenen Leib, was Ungerechtigkeit war.
Cervantes hat sich nach Ruhm und Anerkennung gesehnt, die ihm allerdings erst nach seinem Tod 1616 zuteil wurden. Heute gibt es über 4000 Biografien über den Poeten und seine Werke und im Centro Cervantino, der Museumsbibliothek von El Toboso werden 122 Ausgaben von Don Quichotte in 56 Sprachen aufbewahrt und ausgestellt, darunter eine mit der Unterschrift von Fürst Otto von Bismarck aus dem Jahr 1853.


Fazit:
Auch in diesem Buch schreibt Isabel Blanco del Piñal keine langweiligen Geschichtsfakten sondern einfühlsame und unterhaltende Porträts wichtiger Persönlichkeiten der spanischen Geschichte zur Zeit als Mauren, Christen und Juden friedlich miteinander in Al-Andalus lebten. Sie ergreift nicht Partei und beleuchtet die Geschichte von der berberisch-arabisch-muslimischen wie auch von der spanisch-christlichen Seite.
Isabel Blanco del Piñal hat ihr Herz an Spanien bzw. Andalusien verloren und beschert uns dadurch wunderbare Bücher zur mittelalterlichen Kultur des Landes. Ihre intensiven Kenntnisse und ihre Liebe zum Land sind auf wunderbare Art eingearbeitet. Das empfehlenswerte Buch ist gut zu lesen und wird mit vielen Farbbildern nochmals aufgewertet. Fachbegriffe werden am Ende bestens erklärt.


Autorin:
Isabel Blanco del Piñal wurde 1946 in Fulda geboren und wohnt heute überwiegend in München. Sie lebte und arbeitete zunächst 5 Jahre in Frankreich, danach 17 Jahre in Spanien. Sie schreibt ebenfalls für spanische Medien und ihr umfangreicher Beitrag über den Historiker Ibn Chaldun fand große Beachtung.
„Das größte Anliegen der Autorin ist Verständnis für fremde Kulturen zu wecken und das reiche, geschichtliche und kulturelle Vermächtnis der Völker auf einfache Art nahe zu bringen. Sie ist überzeugt: „Nur wer die Vergangenheit eines Volkes, eines Landes kennt, kann seine Menschen und seine Kultur heute verstehen.“

Werden in diesem Buch drei christliche Persönlichkeiten vorgestellt, beschreibt sie in ihrem Buch „Land am Sonnenuntergang“ nicht nur die Geschichte des Landes sondern auch das Mittelalter in Marokko durch wichtige Persönlichkeiten, wie z. B. den Chronisten Ibn Khaldun und lässt Emire zu Wort kommen, die auf beiden Seiten der Straße von Gibraltar lebten.

Isabel Blanco del Piñal ist eine ausgezeichnete Beobachterin und ihre Liebe zu Andalusien und den „Spuren der alten Araber“ hat sie nun sogar bis nach Usbekistan geführt, doch das ist eine weitere Geschichte, die noch geschrieben wird…
Ihre Bücher erscheinen in ihrem Verlag RoseNoire in München.


Isabel Blanco del Piñal
Maurenland, Christenland
Hardcover, 21 x 16 cm
100 Farbbilder, 440 Seiten
Euro 19,80    Buch kaufen





Donnerstag, 1. Mai 2014

Der Schreiber von Koléa - Neuerscheinung -

Der Schreiber
von Kolea

YASMINA  KHADRA

DER  SCHREIBER  VON  KOLEA  - Roman meines Lebens

Der junge Mohammed Moulessehoul will Schriftsteller werden. Sein Vater zwingt ihn zu einer Karriere beim Militär und steckt ihn in eine Kadettenanstalt. Dort flüchtet er in die Welt der Literatur. Heimlich beginnt er zu schreiben.
Eine folgenschwere Entscheidung, denn die Bürgerkriegsarmee duldet keine Schriftsteller.

Der Roman spannt einen Bogen vom revolutionären Algerien der 1960er Jahre bis in die Gegenwart und bietet ein fesselndes zeitgeschichtliches Panorama.


Autor:
Yasmina Khadra ist der Künstlername des 1955 in Kenadsa (Algerien) geborenen Autors Mohammed Moulessehoul. Als hoher Offizier der algerischen Armee veröffentlichte Moulessehoul seine ersten Romane wegen der strengen Zensurbestimmungen unter weiblichem Pseudonym. Erst nachdem er im Jahr 2000 mit seiner Familie nach Frankreich geht, kann er das Geheimnis um seine Identität lüften. Yasmina Khadra zählt heute zu den wichtigsten literarischen Stimmen der arabischen Welt, seine Werke wurden in 37 Sprachen übersetzt. Besondere Aufmerksamkeit erlangte Kahdra jüngst durch seine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen in Algerien 2014.

Übersetzerin:
Regina Keil-Sagawe studierte Romanistik und Germanistik In Bonn und Paris. Sie lebt als Kulturjournalistin und literarische Übersetzerin sein 1984 in Heidelberg, wo sie Impulse für den Kulturdialog mit dem Maghreb setzt.

(Verlagsinformationen)

Yasmina Khadra
Der Schreiber von Koléa
Hardcover, 286 Seiten, Höhe x Breite 20,5 x 12,7 cm
1.Auflage März 2014
Preis: Euro 19,99   Buch kaufen




Freitag, 21. März 2014

Rezension: Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht
Auf dem 1. Platz der zehn besten Krimis im Mai 2014 der ZEIT

OLIVER  BOTTINI

EIN  PAAR  TAGE  LICHT     - Rezension -

2011/2012. Der „arabische Frühling“ ist in aller Munde, die EU und Deutschland schauen gespannt auf Tunesien, Ägypten und Libyen. Und Algerien ? Hier bleibt es ruhig. Der „algerische Frühling“ fand bereits in den 1990er Jahren statt. In diesem „schwarzen Jahrzehnt“, wie es die Algerier nennen, fand ein schmutziger Bürgerkrieg statt mit 200.000 zivilen Opfern und Verschwundenen, von denen man bis heute nichts weiß oder wissen will. Seither haben die Dauereinheitspartei FLN, das Militär und die Geheimdienste die Macht in ihrer Hand.
Der aktuelle algerische Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika hielt bis vor kurzem das Land einigermaßen stabil, doch nun finden im April 2014 Präsidentschaftswahlen statt und statt fairem Wahlkampf werden Geheim- und andere Dienste aktiv und schüchtern politische Gegner und die Bevölkerung ein.

Vor diesem Hintergrund spielt der Roman von Oliver Bottini, in dem Ralf Eley, Ermittler des Bundeskriminalamtes in der deutschen Botschaft Algier, einem Fall auf der Spur ist, bei dem der deutsche Rüstungsmanager und zeitweilige Vorstand der Firma Meininger Rau, Peter Richter, entführt wird. Ziemlich schnell wird die Entführung der Al Qaida du Maghreb Islamique (AQMI) zugeschrieben. Aber steckt sie wirklich dahinter oder wird sie nur vorgeschoben, weil es so viel einfacher ist, eine, in Europa und der Welt, bekannte Terrororganisation zu benennen, um von internen Machenschaften abzulenken? Eley weiß bald nicht mehr, wem er trauen kann. Spielt auch seine heimliche Geliebte Amel, die Untersuchungsrichterin, eine zwielichtige Rolle?

Bei seinen diskreten Ermittlungen stößt Ralf Eley immer wieder auf den algerischen General des Verteidigungsministeriums Soudani. Er gehört seit der ersten Stunde der Unabhängigkeit 1962 zur Macht, le pouvoir, wie man in Algerien nur sagt. Hält dieser die Fäden in der Hand?

Auch in Deutschland kommen einige Leute „ins Schwitzen“. Da ist Reinhold Wegner, Vermittler von Waffengeschäften der Firma Meininger Rau. Gerade haben die Algerier zwanzigtausend Gewehre gekauft, die ersten fünftausend sollen in einigen Tagen nach Algerien verschifft werden.
Oder Katharina Prinz, ehemalige Botschafterin in Algier, jetzt im Auswärtigen Amt tätig. Sie war immer gegen die Rüstungsexporte und versuchte Geschäfte mit Algerien zu verhindern, doch ihr Vorgesetzter beugte sich dem Druck der deutschen Behörden. Doch nun liegt er nach einem Schlaganfall im Krankenhaus und Katharina Prinz leitet die Abteilung, und ihr Weg ist frei für eine Karriere. Außerdem kennt sie Minister und Staatssekretäre bis hinauf zum Bundespräsidenten.
Wie sind sie in diesem Fall verstrickt?

Und dann ist da noch die Gruppe der Namenlosen. Zu ihr gehören die Kinder und Enkel der Opfer des schwarzen Jahrzehnts. Ihr Ziel ist die Befreiung der Bevölkerung von all diesen bedrückenden Erinnerungen und den staatlichen Unterdrückern. Doch sie brauchen Waffen zum Kampf gegen die ungleich größere Staatsmacht, um dann in Freiheit und Frieden leben zu können. Haben sie Peter Richter entführt?

Bei einem Zwischenfall in der Kabylei werden Zeugen erschossen, Ralf Eley verfolgt ein Auto, das ihn zum Versteck der Entführer leitet. Endlich findet er Peter Richter, doch in diesem Moment passiert es - Hubschrauber über ihn, dröhnender Lärm, eine Ratissage….

Autor:
Oliver Bottini, wurde 1965 in Nürnberg geboren und ist in München aufgewachsen. Heute lebt er in Berlin. Er studierte Neuere deutsche Literatur, Italianistik und Psychologie in München. Seine Romane wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Bisher hat er folgende Titel veröffentlicht: „Mord im Zeichen des Zen“, „Im Sommer der Mörder“, „Der kalte Traum“, „Im Auftrag der Väter“.


Fazit:
Ein fesselnder Roman vor einem brandaktuellen Hintergrund. Der Autor, Oliver Bottini, reiste mehrere Male nach Algier und recherchierte sehr gut. Durchaus realistisch ist die Beschreibung der heutigen politischen Zustände Algeriens und der Geschichte des „schwarzen Jahrzehnts“, des Bürgerkriegs, der von 1992 bis 2002 dauerte und vielen Tausend zivilen Algeriern das Leben kostete. Zutreffend sind auch die Darstellungen des Machtapparates inklusive aller Dienste und der Schikanen, unter denen die Bevölkerung immer wieder leiden muss. Alle Vorkommnisse der letzten Jahre werden eingearbeitet, wie die Ermordung der Mönche von Tibhirine oder Entführungen von Geschäftsleuten in der Kabylei. Bis heute wissen viele Familien nichts Genaues über die verschwundenen Väter und Großväter des Bürgerkriegs und sie werden nicht entschädigt.

Einzige Kritikpunkte sind die Hinweise auf die Tuareg, die „Reise nach Tamanrasset“ und das angebliche Treffen mit einem Tuareg-Mittelsmann. Sie spielen für den Verlauf des Romans überhaupt keine Rolle und hätten keiner Erwähnung bedurft. Die algerischen Tuareg leiden vielmehr unter den Machenschaften der AQMI und seiner Ableger Ançar ed-Dine und Mujao, die in Mali aktiv sind. Die dortigen Tuareg kämpfen um ihre Rechte, die ihnen seit 1960 abgesprochen werden. Die algerischen Tuareg sind viel eher am Tourismus interessiert und haben keine Ambitionen, Fremde zu entführen, im Gegenteil, sie haben zur Aufklärung der 2003 Entführten beigetragen.

Sehr gut sind die Erklärungen im Anhang. Zum besseren Verständnis für Leser, die bisher noch nicht so sehr mit der „Innenpolitik“ Algeriens vertraut sind, den Abkürzungen der Waffenkategorien und der deutschen Unternehmen und Behörden, die im Rüstungsgeschäft beteiligt sind, werden Begriffe erklärt, die einzelnen Personen und Orte der Handlung vorgestellt.

Ein absolut empfehlenswerter und hochspannender Kriminalroman aus dem Dumont Buchverlag, der im Februar 2014 erschienen ist. 


Oliver Bottini
Ein paar Tage Licht
Hardcover, 512 Seiten, Höhe x Breite 21,0 x 13,5 cm
1.Auflage 2014
Preis: Euro 19,99   Buch kaufen

Jenseits von "Primitive Art"

Jenseits von "Primitive Art"
STEPHANIE  MAIWALD

JENSEITS  VON  „PRIMITIVE  ART“

Zum Selbstverständnis zeitgenössischer Künstler in Nigeria

Studien zur Kulturkunde, Band 127

Wie wird die zeitgenössische Kunst Afrikas von lokalen nigerianischen Künstlern wahrgenommen? Schon vor der Unabhängigkeit Nigerias 1960 gab es eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kunstbegriff. Maler wie Ben Enwonwu oder Uche Okeke wollten durch die Zusammenführung internationaler Konzepte mit lokalen Begrifflichkeiten und Praktiken die postkoloniale Gesellschaft aktiv mitgestalten.

Die Autorin analysiert diese Entwürfe vor dem Hintergrund von Selbst- und Fremdbildern zentraler Figuren und zeichnet die Entwicklung einer Kunstszene nach, die in ihrer theoretischen Fundierung und künstlerischen Praxis bis heute zwischen einem avantgardistischen Selbstverständnis, dem lokalen Markt und den Erwartungen einer globalisierten Kunstwelt jongliert. (Verlagstext)

Autorin:
Stephanie Maiwald; Promotion in Ethnologie; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie in Frankfurt am Main

Stephanie Maiwald
Jenseits von „Primitive Art“
245 Seiten, 16 Farb- und 4 schwarz-weiß Abbildungen, Broschur
1. Auflage 2014
Preis: Euro 49,-  Buch kaufen


Arabisch für Dummies

Arabisch für Dummies
Wiley
AMINE  BOUCHENTOUF,  CLARA  SEITZ

ARABISCH  FÜR  DUMMIES

Mit diesem Buch lernen Sie Arabisch. Neben der Betonung und der Grammatik lernen Sie Redewendungen und Begriffe, mit denen Sie Alltagssituationen meistern: sich auf Arabisch vorstellen, ein Flugticket oder ein Hotelzimmer reservieren. Nebenbei lernen Sie die Kultur des Orients kennen und bekommen Tipps für das Leben in der arabischen Welt. Am Ende eines jeden Kapitels gibt es eine kleine Übung, mit der Sie Ihre erworbenen Sprachkenntnisse leicht prüfen können. Die Bonus-CD hilft Ihnen, Ihre Aussprache zu verbessern, erste Dialoge zu führen und im Restaurant zu bestellen. (Verlagstext)

Autoren:
Amine Bouchentouf kommt aus Marokko und ist arabischer Muttersprachler. Er hat bereits Lehrwerke zu Arabisch veröffentlicht.
Clara Seitz hat Politik- und Islamwissenschaft studiert und war an der Universität Kiel als Tutorin für Arabisch tätig.

Amine Bouchentouf, Clara Seitz
Arabisch für Dummies
352 Seiten, Paperback inkl. CD
2. Auflage 2014
Preis: Euro 22,99  Buch kaufen


Koran für Dummies

Koran für Dummies
Wiley
SOHAIB  SULTAN

KORAN  FÜR  DUMMIES

Der Koran ist die heilige Schrift von über einer Milliarde Muslimen auf allen Kontiinenten. Er ist die Offenbarung Allahs an den Religionsstifter Mohammed, hohe Literatur und zugleich Leitfaden für das tägliche Leben der Gläubigen, in manchen Ländern sogar Grundlage für die Rechtsprechung.
Was sagt der Koran über den Glauben, über Frauen, über die Familie, über Andersgläubige, über Verbrechen und ihre Bestrafung?

Sohaib Sultan berichtet über die Entstehung der heiligen Schrift, erläutert die Sprache des Koran und zeigt leicht verständlich unterschiedliche Interpretationen auf. Er räumt Missverständnisse über den Koran aus dem Weg und eröffnet damit Möglichkeiten zu einem besseren Verständnis des Islam.  (Verlagstext)

Autor:
Sohaib Sultan hat den Koran und Islamwissenschaft bei islamischen Gelehrten in den USA und Saudi-Arabien studiert.

Sohaib Sultan
Koran für Dummies
360 Seiten, Paperback
2. Auflage 2014
Preis: Euro 12,99  Buch kaufen


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Montag, 17. März 2014

Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht
Oliver Bottini
Auf dem 1. Platz der zehn besten Krimis im Mai 2014 der ZEIT

OLIVER  BOTTINI

EIN  PAAR  TAGE  LICHT - Neuerscheinung -

Algerien: Afrikas größtes Land, mit Reichtum gesegnet, im Innersten zerrissen. Hier wird ein deutscher Rüstungsmanager entführt, angeblich von islamistischen Terroristen, so der algerische Geheimdienst.
 Doch für BKA-Mann Ralf Eley, an der deutschen Botschaft in Algier stationiert, passen zu viele Puzzlestücke nicht zusammen. Allerdings kann er nicht ermitteln, ohne die Ausweisung zu riskieren. Also tut er es diskret, mithilfe der algerischen Untersuchungsrichterin Amel, seiner heimlichen Geliebten.
 Bald wird klar, dass es um viel mehr geht als um das Leben eines Entführten. Denn zahlreiche Spuren führen nach Deutschland, zu einem schwäbischen Waffenhersteller. Und Eley begreift: Wenn er die Wahrheit ans Licht bringen will, muss er alles aufs Spiel setzen.

 Auf virtuose Weise verwebt Oliver Bottini das Thema (deutsche) Rüstungsexporte in einem mitreißenden Kriminalroman. Präzise lotet er die Untiefen von Macht und Unterdrückung aus und führt mit eindrucksvoller Intensität vor Augen, woran das System immer kranken wird – am Mangel an Menschlichkeit. (Verlagstext)

Autor:
Oliver Bottini wurde 1965 in Nürnberg geboren und lebte heute in Berlin. Seine Romane ›Mord im Zeichen des Zen‹, ›Im Sommer der Mörder‹ und ›Der kalte Traum‹ (DuMont 2012) wurden mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. 2007 wurde Oliver Bottini für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Sein Roman ›Im Auftrag der Väter‹ stand auf der Shortlist des Münchener Tukan-Preises.

Oliver Bottini
Ein paar Tage Licht
Hardcover, 512 Seiten, Höhe x Breite 21,0 x 13,5 cm
1.Auflage 2014
Preis: Euro 19,99   Buch kaufen


Samstag, 11. Januar 2014

Rezension: Wegrennen mit Mutter

Wegrennen mit Mutter
CHRISTOPHER  MLALAZI        Rezension



WEGRENNEN  MIT  MUTTER

Der Roman zeigt eine Momentaufnahme aus dem Süden Simbabwes, das Schicksal von Rudo und ihrer Mutter, einer Shona-Frau, die mit einem Ndebele-Mann verheiratet ist.

Der schockierende Auftakt eines ungewöhnlichen Romans.

Rudo geht mit ihren Freundinnen von der Schule nach Hause. Sie hören ein Geräusch und legen ihre Ohren auf die Fahrbahn, um herauszufinden, ob ein Auto, ein Lastwagen oder der Bus von Onkel Ndobo näher kommt. Plötzlich rast der Bus heran, schießt über die Kurve hinaus und verbrennt am Baum. Noch sind die Mädchen ganz gebannt vom soeben Erlebten, da nähert sich ein Militärlastwagen und Soldaten steigen aus. Auf der offenen Ladefläche liegt ein Mann, gefesselt und mit einer Mütze über dem Kopf. Rudo kommt diese Gestalt bekannt vor.
Rudo wird von den Soldaten weggeschickt, weil sie Shona spricht. Sie läuft ein paar Meter weiter und versteckt sich im Gebüsch. Ihre Freundinnen, Ndebele, werden misshandelt. Rudo hört sie schreien, nach einer Weile hört sie nichts mehr. Sie wagt sich auf die Straße und sieht ihre Mutter auf sich zulaufen. Die Mutter ist ganz erschöpft und bricht zusammen.     
Schon die ersten Zeilen fesseln in ihrer klaren Sprache und verleiten zum Weiterlesen.  

Wegrennen mit Mutter

Wegrennen mit Mutter
CHRISTOPHER  MLALAZI

WEGRENNEN  MIT  MUTTER



Gebunden, 203 Seiten
1.Auflage 2013

Preis: Euro 16,80   Buch kaufen


Simbabwe, kurz nach der Unabhängigkeit Anfang der 1980er Jahre: Gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrer Tante und ihrem kleinen Cousin flieht die 14-jährige Rudo vor dem Gukurahundi genannten und von der jungen Regierung um Mugabe angeordneten Genozid an den Ndebele. Die vier sind die einzigen Überlebenden ....