Montag, 22. April 2013

Rezension: Diese Dinge geschehen nicht einfach so

S.Fischer Verlag
TAIYE  SELASI

DIESE  DINGE  GESCHEHEN  NICHT  EINFACH  SO 

Die afrikanische Familie Sai lebt in den USA. Der Vater ist ein angesehener Chirurg, die Mutter hat ihre Karriere der Familie geopfert, der erste Sohn wird ebenfalls Arzt, die Zwillinge werden Künstler und Jurastudentin, das Nesthäkchen, studiert ebenfalls.

Nach einer Notoperation stirbt eine Patientin, was zur Kündigung führt. Der Vater kommt damit nicht zurecht und fährt trotzdem jeden Tag zur Arbeit, bis er eines Tages  die Familie verlässt und nach Ghana, in sein Heimatland, zurückkehrt. Er lässt die Familie allein und hat, bis auf einen viel zu kurzen Besuch seines Sohnes Olu, keinen Kontakt mehr. Es vergehen sechzehn Jahre bis er plötzlich an Herzversagen stirbt.

Die Mutter bringt sich und die vier Kinder allein durch. Sie schickt die Zwillinge nach Nigeria zu ihrem Bruder, der reich genug ist, um sie auf eine internationale Schule zu schicken. Doch bald kehren die Zwillinge mit einem Geheimnis zurück. Die jüngste Tochter ist noch zu Hause, der älteste Sohn studiert. Nach und nach löst sich der Familienverband auf.

Fola, die Mutter, eine Nigerianerin, verlässt die nun erwachsenen Kinder und kehrt ebenfalls nach Ghana zurück, wo sie ein Haus geerbt hat.

Die Nachricht vom Tod des Vaters bringt die Familie wieder zusammen.  Der erste Sohn, Olu, wird von seiner Mutter über den Tod des Vaters informiert. Er ruft seine Schwester Taiwo an, die wiederum mit ihrer jüngeren Schwester Sadie, ihren Zwillingsbruder Kehinde aufsucht. Zusammen, Olu mit seiner Frau Ling, reisen sie zur Beerdigung des Vaters nach Ghana.

Rückblicke der Eltern und der erwachsenen Kinder beschreiben die Kindheit, Schul- und Studienzeit und erste Erfahrungen und Gefühle. Sie fühlen sich nicht mehr zusammengehörig als der Vater die Familie verlässt, jeder meint, er sei ein Außenseiter und sie sind aufeinander eifersüchtig. Das ändert sich erst mit dem Tod des Vaters, der alle Familienmitglieder in Ghana vereint und es zu Aussprachen kommt. In Ghana entdecken sie, dass die Dinge nicht einfach so geschehen, sondern mit der Vergangenheit der Eltern zusammenhängen und finden sie zur Familie zurück.

Autorin:
Taiye Selasi ist in London geboren und in Massachusetts aufgewachsen. Sie arbeitet als Fotografin und Schriftstellerin. Ihre Eltern stammen aus Ghana und sind beide Ärzte und Bürgerrechtler. Sie veröffentlichte die Erzählung „The Sex Lives of African Girls“ in der Literaturzeitschrift „Granta“. „Diese Dinge geschehen nicht einfach so“ ist ihr erster Roman.

Die Autorin hat das Wort „Afropolitan“ geprägt, für Afrikaner, die in „der Welt“ zu Hause sind, wie viele Afrikaner, die ihren Heimatkontinent verlassen (müssen) und in Europa oder USA und Kanada leben. Diese Afrikaner, Weltbürger, können sich vielleicht eher mit der Geschichte in dem Roman identifizieren.

Fazit:
Der Roman ist nicht leicht zu lesen, man muss sich konzentrieren und bleibt ein Außenstehender, der
nicht in die Geschichte „eintaucht“.

Die großen Abschnitte sind in „Abschied“, „Aufruhr“ und „Aufbruch“ unterteilt und die Kapitel ergeben sich durch die Beschreibung aus Sicht der einzelnen Charaktere.
Die Beschreibungen sind streckenweise sehr in die Länge gezogen, wodurch der Leser geneigt ist, etliche Sätze zu überspringen. Störend wirken auch die vielen aneinandergereihten Aufzählungen und Satzteile in Klammern. Im ersten Abschnitt kommen noch die mit a),b), usw. gekennzeichneten Aufzählungen dazu, die den Lesefluss unterbrechen. Wenig wörtliche Rede, sondern eher die rückblickenden Gedanken der Charaktere, kennzeichnen diesen Roman.

Nach der starken Präsenz der Autorin in Presse und Fernsehen, hätte man vom Inhalt des Romans mehr erwartet. So hat das Buch bei mir (obwohl mit Afrika eng verbunden und die Situation der Figuren sehr gut nachvollziehend) einen differenzierten Eindruck hinterlassen.

Taiye Selasi
Diese Dinge geschehen nicht einfach so
400 Seiten, Hardcover mit Umschlag
1.Auflage 2013
Preis: Euro 21,99
S.Fischer Verlage, Frankfurt