S.Fischer Verlag |
Die afrikanische Familie Sai lebt in den USA. Der Vater
ist ein angesehener Chirurg, die Mutter hat ihre Karriere der Familie geopfert,
der erste Sohn wird ebenfalls Arzt, die Zwillinge werden Künstler und
Jurastudentin, das Nesthäkchen, studiert ebenfalls.
Nach einer Notoperation stirbt eine Patientin, was zur
Kündigung führt. Der Vater kommt damit nicht zurecht und fährt trotzdem jeden Tag
zur Arbeit, bis er eines Tages die
Familie verlässt und nach Ghana, in sein Heimatland, zurückkehrt. Er lässt die
Familie allein und hat, bis auf einen viel zu kurzen Besuch seines Sohnes Olu,
keinen Kontakt mehr. Es vergehen sechzehn Jahre bis er plötzlich an
Herzversagen stirbt.
Die Mutter bringt sich und die vier Kinder allein durch.
Sie schickt die Zwillinge nach Nigeria zu ihrem Bruder, der reich genug ist, um
sie auf eine internationale Schule zu schicken. Doch bald kehren die Zwillinge
mit einem Geheimnis zurück. Die jüngste Tochter ist noch zu Hause, der älteste
Sohn studiert. Nach und nach löst sich der Familienverband auf.
Fola, die Mutter, eine Nigerianerin, verlässt die nun
erwachsenen Kinder und kehrt ebenfalls nach Ghana zurück, wo sie ein Haus
geerbt hat.
Die Nachricht vom Tod des Vaters bringt die Familie
wieder zusammen. Der erste Sohn, Olu, wird
von seiner Mutter über den Tod des Vaters informiert. Er ruft seine Schwester
Taiwo an, die wiederum mit ihrer jüngeren Schwester Sadie, ihren
Zwillingsbruder Kehinde aufsucht. Zusammen, Olu mit seiner Frau Ling, reisen
sie zur Beerdigung des Vaters nach Ghana.
Rückblicke der Eltern und der erwachsenen Kinder
beschreiben die Kindheit, Schul- und Studienzeit und erste Erfahrungen und
Gefühle. Sie fühlen sich nicht mehr zusammengehörig als der Vater die Familie
verlässt, jeder meint, er sei ein Außenseiter und sie sind aufeinander
eifersüchtig. Das ändert sich erst mit dem Tod des Vaters, der alle
Familienmitglieder in Ghana vereint und es zu Aussprachen kommt. In Ghana entdecken
sie, dass die Dinge nicht einfach so geschehen, sondern mit der Vergangenheit
der Eltern zusammenhängen und finden sie zur Familie zurück.
Autorin:
Taiye Selasi ist in London geboren und in Massachusetts
aufgewachsen. Sie arbeitet als Fotografin und Schriftstellerin. Ihre Eltern stammen
aus Ghana und sind beide Ärzte und Bürgerrechtler. Sie veröffentlichte die
Erzählung „The Sex Lives of African Girls“ in der Literaturzeitschrift „Granta“.
„Diese Dinge geschehen nicht einfach so“ ist ihr erster Roman.
Die Autorin hat das Wort „Afropolitan“ geprägt, für
Afrikaner, die in „der Welt“ zu Hause sind, wie viele Afrikaner, die ihren Heimatkontinent
verlassen (müssen) und in Europa oder USA und Kanada leben. Diese Afrikaner, Weltbürger,
können sich vielleicht eher mit der Geschichte in dem Roman identifizieren.
Fazit:
Der Roman ist nicht leicht zu lesen, man muss sich konzentrieren
und bleibt ein Außenstehender, der
nicht in die Geschichte „eintaucht“.
Die großen Abschnitte sind in „Abschied“, „Aufruhr“ und „Aufbruch“
unterteilt und die Kapitel ergeben sich durch die Beschreibung aus Sicht der
einzelnen Charaktere.
Die Beschreibungen sind streckenweise sehr in die Länge
gezogen, wodurch der Leser geneigt ist, etliche Sätze zu überspringen. Störend
wirken auch die vielen aneinandergereihten Aufzählungen und Satzteile in
Klammern. Im ersten Abschnitt kommen noch die mit a),b), usw. gekennzeichneten
Aufzählungen dazu, die den Lesefluss unterbrechen. Wenig wörtliche Rede,
sondern eher die rückblickenden Gedanken der Charaktere, kennzeichnen diesen
Roman.
Nach der starken Präsenz der Autorin in Presse und Fernsehen,
hätte man vom Inhalt des Romans mehr erwartet. So hat das Buch bei mir (obwohl
mit Afrika eng verbunden und die Situation der Figuren sehr gut nachvollziehend)
einen differenzierten Eindruck hinterlassen.
Taiye Selasi
Diese Dinge geschehen nicht einfach so
400 Seiten, Hardcover mit Umschlag
1.Auflage 2013
Preis: Euro 21,99
S.Fischer Verlage, Frankfurt