EUROPA UND
DER NAHE OSTEN Modernisierung oder Barbarei?
Dieses Buch liefert eine gründliche Analyse der
Konfliktursachen, die für die gegenwärtige Situation des Nahen und Mittleren
Ostens ausschlaggebend sind. Der Autor untersucht die Parallelen zwischen der
"Balkanisierung" Europas im ausgehenden19. Jahrhundert und der
heutigen "Libanisierung" der arabischen Region.
Mittels aufsehenerregender historischer Dokumentation
heute weithin vergessene Ereignisse zeigt Corm, dass beide Erscheinungen einen
gemeinsamen Ausgangspunkt haben: den Niedergang und Zusammenbruch der
multi-ethnischen Herrschaftsgebilde (der Österreich-Ungarischen Monarchie, des
Osmanischen Reiches und des Zarenreiches) unter dem Druck der aufstrebenden
Nationalstaaten. Diese besondere von der Arbeit Hannah Arendts inspirierte
Vorgehensweise ermöglicht eine neue Sicht auf die Umwälzungen im Nahen und
Mittleren Osten unter dem Eindruck der europäischen Modernisierung: das
Eindringen des Wahabismus sowie Zionismus (was zur Gründung Saudi-Arabiens und
Israels führte), die sozialen Veränderungen und deren Einfluss auf die
herrschenden Eliten, die palästinensische Revolution und der Zusammenbruch des
pluralistischen Libanon.
Das Buch wendet sich entschieden gegen die Versuche, den
Schlüssel für die politischen, ethnischen und ökonomischen Probleme des Nahen
Osten auf der religiösen Ebene zu suchen. Vielmehr verweist der Autor auf die im
arabischen Raum vorhandenen politischen Potentiale, die unterstützt werden
sollen, um einen lebensfähigen Pluralismus zu etablieren, der die
extremistischen Kräfte aller Konfliktparteien in der Region neutralisiert.
Gerade darum geht es nach Auffassung George Corms bei den begonnenen
israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen, die den Anfang eines
allgemeinen Friedensprozesses im Nahen Osten darstellen könnten.
Autor:
Georges Corm ist 1940 im Libanon geboren, arbeitet als
Historiker und Ökonom. Von 1998 bis 2000 war er libanesischer Finanzminister.
Er hat in Paris studiert und lehrt heute an der St. Joseph Universität in
Beirut. Corm berät internationale Organisationen und ist Autor mehrerer Bücher
über den Nahen Osten.
Aus dem Französischen übersetzt von Jutta Lossos und Sigrid Köppen.
Georges Corm
Europa und der Nahe Osten
Broschur, 368 Seiten
1. Auflage 1994
Horlemann Verlag
nur noch als gelesenes Buch erhältlich.