Mittwoch, 20. Februar 2013

Rezension: Unterwegs mit der alten Dame in Afrika

 KLAUS-STEFAN  STIEFELHAGEN

UNTERWEGS  MIT  DER  ALTEN  DAME  IN  AFRIKA           

Fünfeinhalb Monate Zeit hat Klaus-Stefan Stiefelhagen, um von Ulm nach Kapstadt zu fahren. Trotz des gemütlichen Reisens mit seinem Motorrad, das er „die alte Dame“ nennt, und mit ausreichend Zeit für die Besichtigung von Naturschönheiten, Safaris, Ballonfahrt und Unvorhergesehenes, hat er nach viereinhalb Monaten sein Ziel erreicht. Dadurch liest sich auch seine Reisebeschreibung entspannend, manchmal aufregend und immer anregend, doch nie hektisch. Keine Klischees oder Voreingenommenheit trüben seinen Blick auf die Länder und der Leser reist mit…


Durch neun ostafrikanische Länder zum Ziel

Ägypten kennt Klaus-Stefan Stiefelhagen bereits von früheren Reisen, doch seine neuesten Erlebnisse haben seine Begeisterung für dieses Land abgeschwächt. Händler versuchen mit allen Tricks Touristen hereinzulegen. Er wird nicht nur einmal mit dem Spruch „Sorry, no change“ um sein Wechselgeld betrogen. Freundlichkeit bei den Händlern sollte mit Vorsicht quittiert werden, so seine Erfahrung.

Mit der Fähre setzt der Autor von Assuan über den Nasser-See nach Nordsudan über und lernt einen zweiten deutschen Motorradfahrer kennen, mit dem er einen Teil der Strecke gemeinsam zurücklegt. In Meroe beeindrucken die vielen Pyramiden der Würdenträger von Kusch. In der Hauptstadt Karthoum trennen sich die beiden wieder, Klaus-Stefan Stiefelhagen braucht nach einem Unfall, bei dem die alte Dame auf seinen Knöchel gefallen ist, ein Hotel und ein Krankenhaus, seine Bekanntschaft ist mit dem Campingplatz zufrieden.

Schnell ist der Nordsudan durchquert und die Wüstenhitze in der Sahara wird durch den Aufstieg auf das äthiopische Hochland abgekühlt. Die Fahrt mit dem Motorrad macht Spaß, doch in Äthiopien nutzen nicht nur Autos, sondern Eselkarren, Fußgänger, spielende Kinder, Kühe, Hühner, Herden und Hirten die Asphaltstraße und regieren gerade nicht so, wie der Autor vermutet, der dadurch in gefährliche Situationen gerät.

Am Lake Tana in Bahar Dar urlauben die „Reichen und Schönen“ Äthiopiens, die sich ebenso wie Klaus-Stefan Stiefelhagen die alten christlichen Klöster auf den Inseln des Sees anschauen, die ihn sehr beeindrucken.
In Addis Abeba überrascht ein italienisches Restaurant mit leckerem Essen, die kurze italienische Eroberung 1935 hat kulinarische Spuren hinterlassen.

Manchmal ist es allerdings besser, das Motorrad gegen einen LKW einzutauschen, der Mann und Maschine von der äthiopisch-kenyanischen Grenze nach Isiolo ins Landesinnere bringt, denn der Pistenzustand ist nach heftigen Regenfällen viel zu gefährlich, nicht nur wenn man verletzt ist.

Beinah hätte der Autor das Schild übersehen, doch er fährt nochmal zurück und stellt sich genau unter das Schild auf die imaginäre Linie des Äquators, den er soeben überschritten hat. Und noch etwas hat sich nun geändert. Ab Kenya wird links gefahren.
In Nairobi werden Mensch und Maschine einem „Gesundheitscheck“ unterzogen und dann geht es weiter mit Safari, Ballonfahrt und in Richtung Tansania. Die Insel Sansibar beeindruckt mit der „Spice-Tour“ auf der Gewürzinsel. Hier lernt der Autor die Bäume und Früchte kennen, die später als Pulver oder getrocknet unsere Speisen würzen.

Malawi und der Malawisee gehören noch zu den Geheimtipps afrikanischer Länder und Individualisten, wie der Eigentümer eines Hotels, das mit maritimen Bauelementen verziert ist, haben sich hier niedergelassen. Schnell wird Sambia durchquert und nach der Besichtigung der  Victoriafälle erreicht Klaus-Stefan Stiefelhagen Botswana, wo ihn eine Fahrt im Mokoro-Einbaumboot im Okavango-Delta und eine abenteuerliche Walking-Safari sehr beeindrucken.

In Südafrika angekommen, führt der Weg den Autor zuerst zu dem befreundeten Ehepaar, das eine Lodge betreibt und der Auslöser dieser Reise war und dann nach Kapstadt, wo die Reise endet.

Das Buch enthält Kartenausschnitte mit der eingezeichneten Route und gibt einen groben Eindruck der im folgenden Kapitel beschriebenen Länder. Im Innenteil des Rückumschlags zeigt eine farbige Afrikakarte die gesamte Route. Einige Farbbilder im Umschlag und zahlreiche schwarz-weiß Bilder im Innenteil unterstreichen den Text.
Am Ende des Buches werden gute Tipps zur Reisevorbereitung gegeben, die auch für Reisende, die nicht mit einem Motorrad sondern per Auto unterwegs sein wollen, hilfreich sind. Durch gute Vorbereitung, ausreichend finanzielle Mittel und Zeit können unangenehme Situationen vermieden werden.

Fazit:
Das Buch enthält Beschreibungen der Landschaften, Sehenswürdigkeiten, Bekanntschaften unterwegs und Notizen zur Geschichte. Die Eindrücke und Begegnungen sind so lebendig geschrieben als würde man in diesem Augenblick hinter dem Autor auf dem Motorrad sitzen und mitfahren.
Klaus-Stefan Stiefelhagen lässt sich genug Zeit, um die Reise zu genießen. Es werden „keine Kilometer gemacht“, Hotelübernachtungen werden heruntergekommenen Campingplätzen vorgezogen und das Motorrad auch einmal stehen gelassen. Es ist auch gut zu lesen, dass Sicherheit vor Abenteuerlust geht. Der Autor zeigt Verständnis für die Lage der Bewohner und ist offen und verständnisvoll.
Das unterscheidet dieses Buch sehr positiv von anderen Beschreibungen über Reisen durch Afrika, die nur darauf aus sind, Klischees zu bestätigen und sich selbst als Held darzustellen.
Auf jeden Fall lesens- und empfehlenswert für einen Afrika-Urlaub auf zwei oder vier Rädern.

Autor:
Klaus-Stefan Stiefelhagen, geb. 1963 in Ulm, studierte Literaturwissenschaften und Geographie. Seine Jugend verbrachte er in Italien. Als Live-Musiker ist er seit 1987 unterwegs und spielt in verschiedenen Formationen.


Klaus-Stefan Stiefelhagen
Unterwegs mit der alten Dame in Afrika
Softcover mit Farb- und Schwarz-Weiß-Bildern und Karten
180 Seiten
1. Auflage 2012
Horlemann Verlag

nur noch als gelesenes Buch erhältlich.