UNTERWEGS MIT DER ALTEN DAME IN AFRIKA
Fünfeinhalb Monate Zeit hat Klaus-Stefan Stiefelhagen, um
von Ulm nach Kapstadt zu fahren. Trotz des gemütlichen Reisens mit seinem
Motorrad, das er „die alte Dame“ nennt, und mit ausreichend Zeit für die
Besichtigung von Naturschönheiten, Safaris, Ballonfahrt und Unvorhergesehenes,
hat er nach viereinhalb Monaten sein Ziel erreicht. Dadurch liest sich auch seine Reisebeschreibung entspannend, manchmal
aufregend und immer anregend, doch nie hektisch. Keine Klischees oder
Voreingenommenheit trüben seinen Blick auf die Länder und der Leser reist mit…
Durch neun ostafrikanische Länder zum Ziel
Ägypten kennt Klaus-Stefan Stiefelhagen bereits von früheren Reisen, doch
seine neuesten Erlebnisse haben seine Begeisterung für dieses Land abgeschwächt.
Händler versuchen mit allen Tricks Touristen hereinzulegen. Er wird nicht nur
einmal mit dem Spruch „Sorry, no change“ um sein Wechselgeld betrogen. Freundlichkeit
bei den Händlern sollte mit Vorsicht quittiert werden, so seine Erfahrung.
Mit der Fähre setzt der Autor von Assuan über den
Nasser-See nach Nordsudan über und lernt einen zweiten deutschen Motorradfahrer
kennen, mit dem er einen Teil der Strecke gemeinsam zurücklegt. In Meroe
beeindrucken die vielen Pyramiden der Würdenträger von Kusch. In der Hauptstadt
Karthoum trennen sich die beiden wieder, Klaus-Stefan Stiefelhagen braucht nach einem Unfall,
bei dem die alte Dame auf seinen Knöchel gefallen ist, ein Hotel und ein
Krankenhaus, seine Bekanntschaft ist mit dem Campingplatz zufrieden.
Schnell ist der Nordsudan durchquert und die Wüstenhitze
in der Sahara wird durch den Aufstieg auf das äthiopische Hochland abgekühlt.
Die Fahrt mit dem Motorrad macht Spaß, doch in Äthiopien nutzen nicht nur
Autos, sondern Eselkarren, Fußgänger, spielende Kinder, Kühe, Hühner, Herden
und Hirten die Asphaltstraße und regieren gerade nicht so, wie der Autor
vermutet, der dadurch in gefährliche Situationen gerät.
Am Lake Tana in Bahar Dar urlauben die „Reichen und Schönen“
Äthiopiens, die sich ebenso wie Klaus-Stefan Stiefelhagen die alten christlichen Klöster auf
den Inseln des Sees anschauen, die ihn sehr beeindrucken.
In Addis Abeba überrascht ein italienisches Restaurant
mit leckerem Essen, die kurze italienische Eroberung 1935 hat kulinarische
Spuren hinterlassen.
Manchmal ist es allerdings besser, das Motorrad gegen
einen LKW einzutauschen, der Mann und Maschine von der äthiopisch-kenyanischen
Grenze nach Isiolo ins Landesinnere bringt, denn der Pistenzustand ist nach heftigen
Regenfällen viel zu gefährlich, nicht nur wenn man verletzt ist.
Beinah hätte der Autor das Schild übersehen, doch er
fährt nochmal zurück und stellt sich genau unter das Schild auf die imaginäre
Linie des Äquators, den er soeben überschritten hat. Und noch etwas hat sich
nun geändert. Ab Kenya wird links gefahren.
In Nairobi werden Mensch und Maschine einem „Gesundheitscheck“
unterzogen und dann geht es weiter mit Safari, Ballonfahrt und in Richtung
Tansania. Die Insel Sansibar beeindruckt mit der „Spice-Tour“ auf der
Gewürzinsel. Hier lernt der Autor die Bäume und Früchte kennen, die später als
Pulver oder getrocknet unsere Speisen würzen.
Malawi und der Malawisee gehören noch zu den Geheimtipps afrikanischer
Länder und Individualisten, wie der Eigentümer eines Hotels, das mit maritimen
Bauelementen verziert ist, haben sich hier niedergelassen. Schnell wird Sambia
durchquert und nach der Besichtigung der Victoriafälle erreicht Klaus-Stefan Stiefelhagen Botswana, wo ihn
eine Fahrt im Mokoro-Einbaumboot im Okavango-Delta und eine abenteuerliche
Walking-Safari sehr beeindrucken.
In Südafrika angekommen, führt der Weg den Autor zuerst
zu dem befreundeten Ehepaar, das eine Lodge betreibt und der Auslöser dieser
Reise war und dann nach Kapstadt, wo die Reise endet.
Das Buch enthält Kartenausschnitte mit der
eingezeichneten Route und gibt einen groben Eindruck der im folgenden Kapitel
beschriebenen Länder. Im Innenteil des Rückumschlags zeigt eine farbige
Afrikakarte die gesamte Route. Einige Farbbilder im Umschlag und zahlreiche schwarz-weiß
Bilder im Innenteil unterstreichen den Text.
Am Ende des Buches werden gute Tipps zur Reisevorbereitung
gegeben, die auch für Reisende, die nicht mit einem Motorrad sondern per Auto unterwegs
sein wollen, hilfreich sind. Durch gute Vorbereitung, ausreichend finanzielle
Mittel und Zeit können unangenehme Situationen vermieden werden.
Fazit:
Das Buch enthält Beschreibungen der Landschaften,
Sehenswürdigkeiten, Bekanntschaften unterwegs und Notizen zur Geschichte. Die
Eindrücke und Begegnungen sind so lebendig geschrieben als würde man in diesem
Augenblick hinter dem Autor auf dem Motorrad sitzen und mitfahren.
Klaus-Stefan Stiefelhagen lässt sich genug Zeit, um die
Reise zu genießen. Es werden „keine Kilometer gemacht“, Hotelübernachtungen
werden heruntergekommenen Campingplätzen vorgezogen und das Motorrad auch
einmal stehen gelassen. Es ist auch gut zu lesen, dass Sicherheit vor
Abenteuerlust geht. Der Autor zeigt Verständnis für die Lage der Bewohner und
ist offen und verständnisvoll.
Das unterscheidet dieses Buch sehr positiv von anderen
Beschreibungen über Reisen durch Afrika, die nur darauf aus sind, Klischees zu
bestätigen und sich selbst als Held darzustellen.
Auf jeden Fall lesens- und empfehlenswert für einen
Afrika-Urlaub auf zwei oder vier Rädern.
Autor:
Klaus-Stefan Stiefelhagen, geb. 1963 in Ulm, studierte
Literaturwissenschaften und Geographie. Seine Jugend verbrachte er in Italien. Als
Live-Musiker ist er seit 1987 unterwegs und spielt in verschiedenen
Formationen.
Klaus-Stefan Stiefelhagen
Unterwegs mit der alten Dame in Afrika
Softcover mit Farb- und Schwarz-Weiß-Bildern und Karten
180 Seiten
1. Auflage 2012
Horlemann Verlag
nur noch als gelesenes Buch erhältlich.