Samstag, 3. November 2012

Die schwarzen Jahre

Die schwarzen Jahre
ABDELHAK  SERHANE

DIE SCHWARZEN JAHRE

Die Jugend der Romanhelden endet abrupt, als sie aus ihrem Dorf abgeholt und in Europa als Kanonenfutter gegen Nazideutschland eingesetzt werden. Der Leser spürt, dass das Thema des Autors streckenweise nicht Kunst, sondern Politik ist, wenn er das quälende und erniedrigende Dasein im Schützengraben und den Weg zur Erkenntnis beschreibt: offensichtlich sind Freiheit und Recht französisch, während Frankreich, selbst Opfer des deutschen Imperialismus, nicht daran denkt, seine Kolonialpolitik in Nordafrika in Frage zu stellen.

Zweifellos schreibt sich Serhane seine politischen Enttäuschungen über die augenblickliche Entwicklung in Marokko von der Seele. In diesem Sinne fordert er seine Landsleute auf, ihren eigenen Standpunkt neu zu überdenken. „Logik und Effizienz gibt es nicht in unserem Wortschatz, und auch nicht in unserem Alltag. Unsere Sache sind Angst, Resignation, Lüge, Feigheit, Heuchelei“, schleudert der Erzähler seinem Cousin an den Kopf. Oder in einer politischen Versammlung heißt es: „Ihr habt doch weder Kraft, noch Solidarität, noch Entscheidungsfreude. Strohpuppen seid ihr“.

Dieser Roman zeigt, dass sich in Marokko eine ungemein ausdrucksstarke, entschieden selbstbewusste Literatur entwickelt hat, die nicht nur hypnotische Wirkung erzielt, sondern auch unverkennbar politische, ja revolutionäre Züge trägt.

Abdelhak Serhane wird 1950 in Kenitra/Marokko, geboren. Während seiner Studien erwirbt er den „Docteur en Psychologie“ und den „Docteur d'état des lettres“. Der Autor ist derzeit Dozent an der Universität Toulouse und Herausgeber der Zeitschrift "Horizons maghrébins". Seine Bücher zeichnen sich aus durch harte Kritik an der marokkanischen Gesellschaft.

Roman aus dem Französischen von Stephan Egghart

Abdelhak Serhane
Die Schwarzen Jahre
192 Seiten  Euro 18,00  Buch kaufen
Donata Kinzelbach Verlag, Mainz