Die schwarzen Jahre |
DIE SCHWARZEN JAHRE
Die Jugend der Romanhelden endet abrupt, als sie aus
ihrem Dorf abgeholt und in Europa als Kanonenfutter gegen Nazideutschland
eingesetzt werden. Der Leser spürt, dass das Thema des Autors streckenweise
nicht Kunst, sondern Politik ist, wenn er das quälende und erniedrigende Dasein
im Schützengraben und den Weg zur Erkenntnis beschreibt: offensichtlich sind
Freiheit und Recht französisch, während Frankreich, selbst Opfer des deutschen
Imperialismus, nicht daran denkt, seine Kolonialpolitik in Nordafrika in Frage
zu stellen.
Zweifellos schreibt sich Serhane seine politischen
Enttäuschungen über die augenblickliche Entwicklung in Marokko von der Seele.
In diesem Sinne fordert er seine Landsleute auf, ihren eigenen Standpunkt neu
zu überdenken. „Logik und Effizienz gibt es nicht in unserem Wortschatz, und
auch nicht in unserem Alltag. Unsere Sache sind Angst, Resignation, Lüge,
Feigheit, Heuchelei“, schleudert der Erzähler seinem Cousin an den Kopf. Oder
in einer politischen Versammlung heißt es: „Ihr habt doch weder Kraft, noch
Solidarität, noch Entscheidungsfreude. Strohpuppen seid ihr“.
Dieser Roman zeigt, dass sich in Marokko eine ungemein
ausdrucksstarke, entschieden selbstbewusste Literatur entwickelt hat, die nicht
nur hypnotische Wirkung erzielt, sondern auch unverkennbar politische, ja
revolutionäre Züge trägt.
Abdelhak Serhane wird 1950 in Kenitra/Marokko, geboren. Während seiner Studien erwirbt er den „Docteur en Psychologie“ und den „Docteur d'état des lettres“. Der Autor ist derzeit Dozent an der Universität Toulouse und Herausgeber der Zeitschrift "Horizons maghrébins". Seine Bücher zeichnen sich aus durch harte Kritik an der marokkanischen Gesellschaft.
Roman aus dem Französischen von Stephan Egghart
Abdelhak Serhane
Die Schwarzen Jahre
Abdelhak Serhane
Die Schwarzen Jahre
192 Seiten Euro 18,00 Buch kaufen
Donata Kinzelbach Verlag, Mainz