Montag, 12. November 2012

Rezension: Ein Stück Kabylei in Deutschland

Ein Stück Kabylei
in Deutschland

Im Nordosten Algeriens, nicht weit von der Hauptstadt Algier entfernt, erheben sich die Berge der Kabylei, ein Gebiet, das man mit dem Voralpenland in Bayern vergleichen könnte. Es gibt Almen, kleine Dörfer, eine abwechslungsreiche Landschaft, die bis ans Mittelmeer reicht. Auch die Menschen dort sind „hart, aber herzlich“, vom rauem Klima, Schnee im Winter und die heiße Afrikasonne im Sommer geprägt.Wie die Bayern in Deutschland, haben die Kabylen in Algerien eine eigene Sprache, das Tamazirt und eigene Traditionen, die berberisch (mazirisch) sind, die sie nach Möglichkeit bewahren möchten. Doch anders als die Bayern in Deutschland, die ihren Freistaat lieben, und sogar eigene Gesetze haben, können die Kabylen in Algerien nicht frei leben, frei ihre Sprache sprechen und ihre Traditionen lebendig halten.


Kabylen sind Berber und gehören zur Urbevölkerung der Maghrebländer Marokko mit dem größten Anteil von Berbern in der Bevölkerung, Algerien mit den Kabylen im Nordosten, den Mozabiten in Ghardaia, den Tuareg in der Sahara, die auch ihre eigene Schrift haben und anderen Berbergruppen und Tunesien mit einem kleineren Anteil von Berbern in ihren Gebirgsregionen.
Berber sind 



Berber sind Bergvölker, die Bauern Nordafrikas und viehzüchtende Nomaden, sogar die heute  ägyptische Oase Siwa war einst von Berbern besiedelt und erst seit 2002 ist Tamazirt als Zweitsprache in Algerien anerkannt, in Marokko erst seit 2011.
Da die freiheitsliebenden Berber, besonders die Kabylen in Algerien, sich auch gegen die Kolonialmacht Frankreich stellten, der Unabhängigkeitskrieg von 1954 nahm in den Gebirgsregionen der Kabylei seinen Anfang, waren unter ihnen zahllose Opfer zu beklagen.
Wenn möglich sind, auch später nach der Unabhängigkeit 1962, viele Kabylen geflohen und einige von ihnen haben sich in Deutschland niedergelassen.

Ein Kabyle, der seit über 30 Jahren in Frankfurt lebt, hat nun seine Gedanken aufgeschrieben und ein Buch verfasst, das im ersten Teil Bilder seiner Heimat zeigt, mit Sprichwörtern auf Tamazirt versehen und deutsch übersetzt bzw. mit Bildunterschriften ergänzt.
Im zweiten Teil beschreibt der Autor Akli Kabaili mit liebevollen Worten und viel Gefühl sein Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen. Er hält uns geschickt einen Spiegel vor. Mit sehr realen Beispielen schildert er den Alltag eines Mannes, der einen deutschen Reisepass hat, in Frankfurt arbeitet und Familie hat, aber seine Heimat nicht vergisst, was völlig in Ordnung ist. Er beschreibt kabylische Traditionen, die wir auch feiern, wie Ostern, Weihnachten (eine Woche später) und Karneval.
Sie werden überrascht sein, welche Ähnlichkeiten sich noch zeigen, wenn Sie das Buch von Akli Kabaili lesen. Es regt zum Nachdenken an und ist unbedingt empfehlenswert, wenn man andere Kulturen verstehen möchte und offen dafür ist.

Akli Kabaili
Ein Stück Kabylei in Deutschland
1.Auflage September 2011
132 Seiten, Softcover, Euro 18,00     Buch kaufen
Donata Kinzelbach Verlag

Rezension: Birgit Agada